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Branchen | Uganda | Wasser und Abwasser

Umweltprobleme in Uganda erfordern dringend Investitionen

Die Wasserversorgung wird speziell in den Städten ausgebaut. Auch bei der Abwasserentsorgung tut sich einiges. Für deutsche Firmen ergeben sich Geschäftschancen. 

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Der ugandische Staat wird mit Unterstützung der internationalen Gebergemeinschaft in den kommenden Jahren weiter umfangreich in den Ausbau der Wasserversorgung investieren. Auch in die städtische Abwasserentsorgung fließen aufgrund der zunehmenden Umweltverschmutzung verstärkt Gelder. Motor für den steigenden Wasserbedarf ist die schnell wachsende Bevölkerung von jährlich etwa 1,2 Millionen Menschen sowie die Urbanisierung, welche den Netzausbau interessant macht.

Nachholbedarf bei Wasser und Abwasser ist riesig

Aktuell sind sowohl die Wasserversorgung als auch die Abwasserentsorgung nur unzureichend ausgebaut und organisiert. Auch die gegenwärtigen und geplanten Aktivitäten, die überwiegend mit Beteiligung von Gebern durchgeführt werden, dürften kaum ausreichen, um die Versorgungsengpässe beziehungsweise die zunehmenden Umweltprobleme deutlich zu reduzieren. Dennoch konnten insbesondere bei der städtischen Wasserversorgung in den vergangenen Jahren Fortschritte erzielt werden. Beim Aufbau einer städtischen Abwasserentsorgung steht Uganda hingegen ganz am Anfang.

Die gesamtwirtschaftlichen Aussichten sind für die Jahre 2023 bis 2025 sektorübergreifend positiv. Das liegt auch an der Entscheidung von TotalEnergies und CNOOC Anfang 2022, Öl im Albertsee zu fördern. Durch die aus Umwelt- und Klimaschutzgründen umstrittene Investition fließen mehrere Milliarden US-Dollar nach Uganda. Aufgrund der hohen Kapitalzuflüsse dürfte das Umfeld für staatliche Investitionen insgesamt gut sein, auch im Bereich der Wasser- und Abwasserentsorgung.

Deutsche Firmen liefern Technik und Beratung

Für deutsche Unternehmen bestehen diverse Beteiligungschancen in den Bereichen Wasser und Abwasser, zum Beispiel bei der Zulieferung verschiedener technischer Komponenten oder Beratungsdienstleistungen von Ingenieurdienstleistern. Viele Zulieferer operieren über lokale Handelsvertreter, häufig auch vom regionalen Hub in Nairobi (Kenia) aus. Wichtig ist eine eigene lokale Präsenz vor Ort hingegen für Ingenieurberater, die an Infrastrukturausschreibungen partizipieren. Hier spielt der enge Kontakt zu den auftraggebenden Behörden und Geberorganisationen eine zentrale Rolle. Mehr Informationen zu den Vor- und Nachteilen einer Ansiedlung bietet der Bericht zum Investitionsklima in Uganda.

Einen Schwerpunkt der Aktivitäten bildet der Ausbau des Wasserversorgungsnetzes in der Millionenstadt Kampala sowie in den sogenannten Sekundärstädten wie Mbale, Gulu, Arua, Jinja, Mbarara, Fort Portal und Kabale. Für Gulu, die zweitgrößte Stadt Ugandas, wird eine Versorgungspipeline vom Nil kommend verlegt, weil die Grundwasserversorgung nicht mehr ausreicht. Im Nordwesten Ugandas (West Nile), wo Flüchtlingscamps mit etwa 750.000 Menschen aus dem Sudan und der Demokratischen Republik Kongo entstanden sind, wird mit Geberhilfe in die Wasserversorgung sowie die Fäkalentsorgung investiert.

Abwasseraufbereitungsanlagen fehlt es an Klärschlamm

Das Thema Abwasserentsorgung wird immer wichtiger im Großraum Kampala/Entebbe. Dort wird derart viel Abwasser in den Viktoriasee abgeleitet, dass die nahe gelegene Murchison-Bucht bereits eine massive Verschmutzung aufweist. Eine erst vor einigen Jahren eingeweihte Abwasseraufbereitungsanlage arbeitet unterhalb der Kapazitätsgrenze, weil sie nicht mit genügend Klärschlamm versorgt wird. Den Großpipelines fehlen bislang die Haushaltsanschlüsse. Diese sollen nun installiert werden, jedoch ist unklar, wer welchen Kostenanteil trägt. Fäkalschlammanlagen werden erstmals auch in den Sekundärstädten im Rahmen des Ausbaus der Wasserversorgungsnetze "mitgebaut". Dies könnte dort den Beginn des Aufbaus einer organisierten Abwasserentsorgung markieren.

Ausgewählte Wasserprojekte in Uganda

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. Euro)

Projektstand

Anmerkung/Ansprechpartner

South Western Towns Water & Sanitation (SWTWS)”South-Western-Cluster”

170

in der Durchführung

Finanzierung: African Development Bank (AfDB) und Agence Française de Développement (AFD); Ausbau der Wasserinfrastruktur in Mbarara und Masaka; Bau von Wasserwerken mit Druckleitung sowie Netzausbau in Masaka-Town

Kampala Sanitation Program (Phase I)

68

geplant ab 2023

Finanzierung: AfDB; städtische Abwasserentsorgung

West Nile Infrastructure Development Plan

k.A.

in Planung

Finanzierung: KfW; Aufbau einer Wasserver-/Abwasserentsorgung; mehrere Finanzierungspakete dürften frühestens 2023 kommen

Ausbau der Wasserversorgung in Kampala

60

in der Durchführung

Finanzierung: AFD, EU und KfW; Bau einer Pipeline vom Victoria-See in die Stadt und einer Wasseraufbereitungsanlage

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Ausschreibungen laufen meist über Staatsunternehmen

Unter den Geberorganisationen, die in den Bereichen Wasser und Abwasser aktiv sind, befindet sich auch die KfW. Ebenfalls aktiv sind die Weltbank, die African Development Bank (AfDB), die EU und die Agence Française de Développement (AFD). Die Ausschreibungen laufen überwiegend über das staatliche Unternehmen National Water & Sewerage Corporation (NWSC). Die NWSC gilt unter Branchenkennern als vergleichsweise gut gemanagtes Staatsunternehmen. Wohl auch deshalb sieht die Regierung wenig Notwendigkeit, das private Engagement im Wassersektor zu steigern. Private Lizenzen für Wasserversorgungsnetze werden kaum vergeben.

Doch auch von privater Seite dürfte es zu Investitionen im Wassersektor kommen. Denn der Bedarf nach Lösungen im Rahmen des Ölprojektes dürfte ansteigen. So werden jetzt schon Siedlungen für Tausende von Ölarbeitern in der Region um die Stadt Hoima geplant, die eine entsprechende Wasserinfrastruktur benötigen. Darüber hinaus fragen Betreiber von Farmen für Zuckerrohr, Kaffee, Reis, Mais und Hortikultur Bewässerungsanlagen nach. Auch der Staat investiert regelmäßig in derartige Anlagen für die Kleinbauern.

Import erfolgt oft über Mombasa

Fast alle Ausrüstungen für Wasserprojekte müssen importiert werden. Üblicherweise erfolgt der Warentransport nach Uganda über den kenianischen Hafen Mombasa oder den Flughafen in Entebbe. In Mombasa kann bereits die zolltechnische Registrierung der Ware durch die Uganda Revenue Authority (URA) erfolgen, da Uganda und Kenia der Zollunion East African Community (EAC) angehören. Die endgültige Verzollung findet später in den Zollfreilagern in Kampala statt.

Bei Liefergeschäften sowohl mit dem Staat als auch mit privaten Kunden wird als Zahlungsbedingung von Lieferanten gerne ein Akkreditiv eingesetzt. Viele staatliche Stellen lehnen dies ab und zahlen den vollen Betrag erst nach Lieferung, was das Risiko birgt, dass der Zulieferer seinem Geld hinterherlaufen muss. Attraktiver sind geberfinanzierte Ausschreibungen, bei denen der Geber direkt an den Lieferanten bezahlt, wie zum Beispiel bei der AfDB.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Uganda

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Ostafrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum "Energie und Umwelt"

Global Business Network (GBN) in Uganda

Institution der GIZ mit Büro in Kampala; Beratung deutscher Unternehmen u.a. bei Geberprojekten

Ministry of Water & Environment (MWE)

für den Wassersektor zuständiges Ministerium

National Water and  Sewerage Corporation  (NWSC)

staatlicher Wasserver- und Abwasserentsorger

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