Branchen | Rumänien | Kfz
Hersteller und Zulieferer investieren in Elektromobilität
Die rumänische Autoindustrie ist auf Wachstumskurs. Die internationale Halbleiterkrise hat die Produktion nur leicht ausgebremst.
22.09.2021
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
In Rumänien rollten im 1. Halbjahr 2021 rund 26 Prozent mehr Autos vom Band als im Vorjahresvergleich, berichtet der Verband der Automobilhersteller ACAROM. Die größten Produzenten Ford und Dacia konnten jedoch den Einbruch der Autoproduktion um 29 Prozent im 1. Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahr nicht ganz aufholen.
Der amerikanische Autobauer Ford musste Ende April die Produktion für ein paar Tage stoppen. Dieses Mal, weil Mikrochips fehlten, die unter anderem im Modell Puma eingebaut werden. Dabei handelt es sich um einen Crossover-SUV mit Hybridantrieb, den das Unternehmen seit Herbst 2019 in Rumänien produziert und hauptsächlich nach Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien verkauft.
Ford modernisiert Werk in Craiova
In Europa werden laut einer Studie des Beratungsunternehmens Alixpartners bis 2030 etwa 42 Prozent der verkauften Autos von einem Hybridmotor oder Batterien angetrieben. Entsprechend richten Autoproduzenten und Zulieferer neue Investitionsvorhaben in Rumänien auf Elektromobilität aus. Ford kündigte im April 2021 an, bis 2025 weltweit rund 18 Milliarden Euro in die Elektromobilität zu investieren, und will ab 2030 nur noch E-Autos auf dem europäischen Markt verkaufen. In das Werk in Craiova fließen etwa 254 Millionen Euro. Damit will Ford eine Produktionslinie für ein neues leichtes Nutzfahrzeug bis 2023 aufbauen. Eine Modellversion soll ab 2024 rein elektrisch angetrieben werden. Ford wird damit der erste Autobauer in Rumänien sein, der ein vollelektrisch angetriebenes Fahrzeug produziert.
Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Rumänien
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. Euro) | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
Produktion eines neuen leichten Nutzfahrzeuges | 254 | Start: 2023 | |
Produktion von E-Batterien und Errichtung eines Forschungszentrums für Elektromobilität | 200 | Start: 2022 | |
Werk für Aluminiumgussteile in Prejmer, Kreis Brasov | 17 | Start: 2022; 130 Mitarbeiter | |
Entwicklung von Bordelektronik für Elektrofahrzeuge | k.A. | 50 Mitarbeiter sollen eingestellt werden | |
Forschungs- und Entwicklungszentrum in Timisoara | k.A. | Start: 2021; 200 Mitarbeiter bis 2022 | Porsche Engineering (Deutschland) |
Bau einer Werkstatt | k.A. | Tesla-Showroom bereits eröffnet | |
Erweiterung des ZF-Entwicklungszentrums in Timisoara | k.A. | Softwarelösungen und Antriebslösungen für Elektroautos |
Diese ehrgeizigen Ziele machen den Standort Rumänien für Zulieferer wie etwa Dräxelmaier, Eberspächer oder ZF Friedrichshafen attraktiv. Der niederbayrische Zulieferer Dräxlmaier kündigte im Juni 2021 an, in den kommenden sechs Jahren rund 200 Millionen Euro in den Standort Temeswar zu investieren und dort neben einer Batterieproduktion auch ein Forschungszentrum für E-Mobilität zu errichten. Das Unternehmen plant, rund 1.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Der Anbieter von Bordelektronik Eberspächer richtet in Cluj-Napoca ein Software-Entwicklungszentrum mit 50 Mitarbeitern ein. ZF Friedrichshafen will sein Forschungs- und Entwicklungszentrum für elektrische Antriebslösungen in Temeswar erweitern.
Nachfrage nach Kfz-Teilen aus Deutschland steigt
Die in Rumänien gegenüber 2020 gestiegene Automobilproduktion macht sich bei den Lieferungen von Kfz-Teilen aus Deutschland bemerkbar. Diese verzeichneten im Zeitraum Januar bis April 2021 einen Zuwachs um rund 32 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Etwa 44 Prozent der nach Rumänien importierten Karosserien und Stoßstangen kommen aus Deutschland. Die Importe von Zündkabelsätzen stiegen 2021 im Vergleich zum Vorjahr in den Monaten Januar bis April um fast die Hälfte. Davon bezog die rumänische Autoindustrie im Berichtszeitraum etwa 6 Prozent aus Deutschland. Auch die Lieferungen von elektronischen Bauteilen stiegen von Januar bis April 2021 um ein Fünftel gegenüber Januar bis April 2020. Davon kommen etwa 16 Prozent aus Deutschland.
Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Rumänien (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)
2020 | Januar bis April 2020 | Januar bis April 2021 | Veränderung 2021/2020 *) | davon aus Deutschland 2021 *) | |
---|---|---|---|---|---|
SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 303,64 | 105,3 | 134,5 | 20,8 | 21,4 |
SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc. | 3.413,28 | 1.055,3 | 1.391,5 | 31,9 | 607,6 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 665,74 | 190,5 | 281,7 | 47,9 | 18,9 |
SITC 713.2 Motoren | 350,21 | 111,2 | 138,4 | 24,5 | 2,5 |
Summe | 4.732,87 | 1.462,4 | 1938,8 | 32,6 | 650,4 |
Automobilsektor gehört zu den größten Arbeitgebern in Rumänien
Das Werk von Dacia befindet sich in Mioveni im Zentrum und das Werk von Craiova im Süden Rumäniens. Beide Regionen bilden gemeinsam mit der westlichen Region, als Standort vieler Zulieferer, die größten Automotive-Cluster. In der rumänischen Kfz-Branche sind etwa 430 heimische und 200 internationale Unternehmen aktiv. Sie beschäftigen rund 240.000 Mitarbeiter.
Kontaktadressen
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Verwaltungsbehörde zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Rumänien | |
Statistiken zu neuen und gebrauchten Kfz | |
Behörde für den gesetzlichen Rahmen des Abwrack-Programms | |
Zulassungsbehörde | |
Asociatia Constructorilor de Automobile din Romania | Verband der Automobilhersteller; Produktionsstatistiken |
Asociatia Producatorilor si Importatorilor de Automobile | Verband der Autohersteller und -importeure; Statistik der KFZ-Registrierungen |
Internationale Automesse Salonul Auto Bucuresti | Messegelände Romexpo, Bukarest |
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