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Special | Finnland | EU-Förderung

EU-Förderung in Finnland

Die finnische Wirtschaft hat weniger negative Auswirkungen der Coronakrise zu spüren bekommen als viele andere Länder. Die Gelder aus der Aufbaufazilität fallen daher geringer aus.

Von Niklas Becker | Helsinki

Mittelzuweisungen für Finnland 2021-2027 (Zuschüsse, in Milliarden Euro)

Förderprogramm

Betrag *

Aufbau- und Resilienzfazilität

1,8

Kohäsionspolitische Mittelzuweisung, darunter 

1,9

  Europäischer Solzialfonds Plus (ESF+)

0,6

  Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)

0,9

  Kohäsionsfonds

0

*) Alle Angaben zu laufenden PreisenQuelle: Finnisches Ministerium für Wirtschaft und Beschäftigung 2022

  • Förderung im Rahmen der Aufbau- und Resilienzfazilität

    Finnland hat seinen Wiederaufbauplan aktualisiert. Der Fokus liegt weiterhin auf Nachhaltigkeit. Die Effekte des Plans auf die heimische Wirtschaft dürften sich in Grenzen halten.

    Geringer als zunächst angenommen wird Finnlands Anteil aus der Aufbau- und Resilienzfazilität ausfallen. Das gab die Europäische Kommission im Mai 2022 bekannt. Grund hierfür ist die wirtschaftliche Entwicklung Finnlands. Die nordische Volkswirtschaft hat sich besser entwickelt als prognostiziert. Statt 2,1 Milliarden Euro stehen Finnland nun 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Darlehen hatte das Land keine beantragt. Einen starken Fokus legt Finnland auf den Bereich Nachhaltigkeit. Die Hälfte der Mittel fließt in den ökologischen Umbau des Landes, weitere 20 Prozent in die Digitalisierung. 

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    Die Mittel des Aufbauplans werden auf vier Säulen verteilt, für die jeweils spezifische Ziele und Maßnahmen genannt werden. Nach Bekanntwerden des geringen Umfangs des finnischen Plans hat die Regierung den Rotstift an verschiedenen Stellen angesetzt, um die fehlenden knapp 300 Millionen Euro einzusparen. Besonders deutlich wurde bei der 1. Säule gekürzt. So waren beispielsweise 70 Millionen Euro für den Austausch von Ölheizungen vorgesehen. Diese Mittel wurden in Gänze gestrichen. Stattdessen will die Regierung dafür nationale Mittel in Höhe von 40 Millionen Euro bereitstellen.

    Ähnlich wird bei den für den Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur für Elektroautos vorgesehen Geldern verfahren. Statt der im ursprünglichen Plan festgesetzten 20 Millionen Euro sollen nun mindestens 10 Millionen Euro nationale Gelder bereitgestellt werden. Im Rahmen der 4. Säule waren zunächst Zuschüsse in Höhe von 230 Millionen Euro zur Gewährleistung von Pflegegarantien und für den Abbau des Pflegerückstandes vorgesehen. Stattdessen sieht Finnlands Regierung dafür jetzt rund 180 Millionen Euro vor. 

    Fördermittel für die Wasserstoffwirtschaft 

    Im Rahmen der 1. Säule ist die Maßnahme Energiewende eingeplant. Zuständig für die Umsetzung ist das Ministerium für Arbeit und Wirtschaft. Investitionen in die Energieübertragung und -verteilung haben das Ziel, die Elektrifizierung mit sauberer Energie zu fördern. Darüber hinaus ist geplant, in Offshore-Windkraft sowie in großflächige Solar- und Biogasanlagen zu investieren.

    Weitere Gelder sind für den grünen und digitalen Wandel vorgesehen. Die Verwendung der Gelder obliegt den Ministerien für Wirtschaft und Umwelt. Im Fokus der Maßnahme steht ein Investitionsprogramm zur Förderung der Elektrifizierung von Industrieprozessen und zur Verminderung des CO₂-Ausstoßes durch die Industrie. Auch Wasserstoff- und Power-to-X-Lösungen sowie die Kreislaufwirtschaft einschließlich der Wiederverwendung von Batteriematerialien werden unterstützt.

    Die für die Wasserstoffwirtschaft vorgesehenen Mittel fallen allerdings niedriger aus als ursprünglich geplant. So sollten zunächst 156 Millionen Euro in Maßnahmen zur kohlenstoffarmen Herstellung von Wasserstoff sowie Möglichkeiten zur Kohlenstoffabscheidung und -rückgewinnung fließen. Laut Streichliste der Regierung sind es nun noch 136 Millionen Euro. 

    Mit der Fazilität soll Finnlands Wirtschaftsleistung steigen

    Laut der im Mai 2021 bei der Europäischen Kommission eingereichten finalen Version des finnischen Aufbau- und Resilienzplans wird das Bruttoinlandsprodukt des Landes zwischen 2021 und 2025 aufgrund der Wiederaufbaupläne der Europäischen Union kumuliert um 1,25 Prozent höher ausfallen als ohne die Mittel. Grundlage dieser Berechnungen der finnischen Regierung waren allerdings die zuvor vorgesehenen 2,1 Milliarden und nicht 1,8 Milliarden Euro. 

    In die Schätzungen sind Übertragungseffekte (Spillover-Effekte), die Fazilitäten in weiteren Ländern verursachen, eingerechnet. So wird zum Beispiel erwartet, dass das finnische Exportvolumen durch die höhere Wirtschaftsleistung in den anderen EU-Mitgliedstaaten zwischen 2021 und 2025 um rund 1 Prozent höher ausfällt als ohne das Konjunkturprogramm.

    Ziele der finnischen Aufbau- und Resilienzfazilität:
    • Reduktion von Treibhausgasen
    • Produktivitätswachstum
    • Wachstum der Forschungs- & Entwicklungsinvestitionen
    • Anhebung der Beschäftigungsquote
    • Beschleunigung des Zugangs zu Arztbehandlungen
    • Fortschritte bei der Gleichstellung


    Zentrale Koordinierung der Fördermittel

    Zuständig für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen sind verschiedene Ministerien und Institutionen. Das Finanzministerium übernimmt die Rolle des Koordinators.

    Ein zweiter wichtiger Player ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Business Finland. Sie wird verschiedene Programme für Unternehmen zur Verfügung stellen. Auch dabei steht der Bereich Green Transition im Fokus. Unter anderem ist ein sogenanntes Important Project of Common European Interest (IPCEI) für die Wasserstoffwirtschaft angedacht.

    Weitere Gelder sollen für Forschung, Entwicklung und Innovation ausgegeben werden. Auch für Spitzentechnologien will das Land Mittel bereitstellen. Hier sollen Testumgebungen für 6G gefördert werden. Zudem ist ein IPCEI auf dem Gebiet der Mikroelektronik geplant.

    Förderentscheidungen können zwischen 2021 und 2023 getroffen werden, die Projekte müssen bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Nach Auskunft von Business Finland können die Mittel aus der Fazilität - so wie andere nationale Förderungen auch - nur von Firmen in Anspruch genommen werden, die in Finnland registriert sind. In der Praxis müsse die Firma die Rechtsform Oy haben, die rechtlich mit der deutschen GmbH vergleichbar ist. Wie Business Finland gegenüber Germany Trade & Invest ergänzt, muss die Tätigkeit in Finnland den Zielen des finnischen Aufbauplans entsprechen. Eine reine Verkaufsniederlassung reicht nicht aus. 

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Förderung im Rahmen der Kohäsionspolitik

    Die EU-Fördergelder sollen Finnland dabei unterstützen, seine Klimaziele zu erreichen. Auch die Digitalisierung sowie die Qualifikationen von Arbeitnehmern werden gefördert. 

    Finnland und die Europäische Kommission haben im Mai 2022 das sogenannte Partnership Agreement für die EU-Fonds 2021-2027 unterzeichnet. Dieses ist Grundlage dafür, dass Finnland die europäischen Fördermittel abrufen kann. Zudem wird in dem Abkommen festgelegt, wofür das nordische Land diese Gelder zukünftig einsetzen wird. Die Förderperiode 2021-2027 ist bereits die fünfte, an der Finnland teilnimmt. 

    Zwar stehen Finnland keine Gelder aus dem EU-Kohäsionsfonds zu. Trotzdem erhält das Land zwischen 2021 und 2027 im Rahmen der EU-Kohäsionspolitik insgesamt fast 2 Milliarden Euro. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), dem Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) sowie dem Fonds für einen gerechten Übergang (Just Transition Fund). Hinzu kommen noch nationale Gelder in Höhe von 1,2 Milliarden Euro, sodass sich ein Gesamtbetrag von etwa 3,2 Milliarden Euro ergibt.  

    EU-Fördermittel für den grünen und digitalen Wandel

    Die europäischen Fördermittel sollen Finnland dabei unterstützen, seine Innovationsfähigkeit zu verbessern sowie den grünen und digitalen Übergang zu meistern. Sie werden dem Land auch dabei helfen, seine ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Bereits 2035 will Finnland klimaneutral sein, kurze Zeit später dann sogar CO₂-negativ. Daher plant die finnische Regierung, 40 Prozent der EU-Fördermittel für den grünen Übergang bereitzustellen. Sie werden zur Verbesserung der Energieeffizienz, für die Anpassung an den Klimawandel und für die Ressourceneffizienz eingesetzt werden.

    Finnland teilt die EU-Fördermittel auf zwei Programme auf. Rund 5,5 Millionen Euro sind für den "Åland-Strukturfonds 2021-2027" vorgesehen. Mit 1,9 Milliarden Euro ist der Großteil der Gelder jedoch für das Programm "Erneuerbares und kompetentes Finnland 2021-2027" eingeplant. Dieses soll die Wirtschaftsstruktur in den Regionen erneuern und die Forschungs- und Innovationstätigkeiten von Unternehmen fördern. Zudem will die Regierung mit dem Programm die Qualifikationen von Arbeitnehmern stärken und die Eingliederung junger Menschen und benachteiligter Personen fördern. 

    Übergreifende Prioritäten des Programms "Innovation und Qualifikation in Finnland 2021–2027":
    • Nachhaltige Entwicklung
    • Gleichstellung der Geschlechter
    • Bekämpfung von Diskriminierung
    • Digitale Entwicklung
    • Internationalisierung
    • Klimawandel
    • Innovation

    Erste Ausschreibungen bereits veröffentlicht 

    Finnlands Regierung stellt das neue Förderprogramm auf einer eigens eingerichteten Internetseite vor. Derzeit ist sie nur auf Finnisch und Schwedisch verfügbar. Eine englische Version soll folgen. Die Umsetzung des Programms begann im Frühjahr 2022. Bewilligt werden die Mittel von den Regionalverbänden (Maakuntaliitot), den Zentren für Wirtschaft, Verkehr und Umwelt (ELY-Zentren) sowie der Lebensmittelbehörde (Ruokavirasto). Alle Projektausschreibungen werden auf der Website eura2021.fi veröffentlicht.

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Kontaktadressen

    Institution

    Anmerkungen

    Vertretung der Europäischen Kommission in Finnland

    Informationen für Regierung, Behörden, Medien und andere, die Fragen zur Tätigkeit der EU haben

    HILMA, Business opportunities in the Finnish public sector

    Bekanntmachung öffentlicher Ausschreibungen

    Julkisten hankintojen neuvontayksikkö

    Beratung zur öffentlichen Beschaffung in Finnland

    Ministerium der Finanzen (Valtiovarainministeriö; VM)

    Koordiniert die Umsetzung des finnischen Wiederaufbauplans

    Ministerium für Arbeit und Wirtschaft (Työ- ja elinkeinoministeriö; TEM)

    Ist für die Verteilung von Fördermitteln in bestimmten Bereichen wie z. B. Energie zuständig

    Ministerium für Umwelt (Ympäristöministeriö, YM)

    Verteilt einen Teil der Gelder, z. B. im Bereich Gebäudeeffizienz 

    Ministerium für Verkehr und Kommunikation (Liikenne- ja viestintäministeriö, LVM)

    Setzt beispielsweise eine Maßnahme zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos um

    Business Finland

    Staatliche Wirtschaftsförderungsorganisation Finnlands; stellt einen Teil der Fördermittel für finnische Firmen zur Verfügung

    ELY-Zentren

    Regionale Zentren für Wirtschaft, Verkehr und Umwelt, die zum Teil ebenfalls in die Verteilung der Gelder involviert sind

    Ruokavirasto

    Finnische Lebensmittelbehörde, die zum Teil ebenfalls in die Verteilung der Gelder involviert ist

    Maakuntaliitot

    Finnische Regionalverbände, die zum Teil ebenfalls in die Verteilung der Gelder involviert sind

    Suomen Akatemia

    Finanzierung von Forschung und Entwicklung (auch im Rahmen der Aufbaufazilität)

    AHK Finnland

    Deutsch-Finnische Handelskammer 


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