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Rahmenbedingungen und Marktzugang

Die Beschaffung könnte zunehmend zentral koordiniert erfolgen, auch wenn die öffentlichen Abnehmer letztlich die Regionen sind. 

Von Oliver Döhne | Mailand

Die öffentlichen Stellen setzen bei der Beschaffung verstärkt auf nachgewiesenen Nutzwert und Funktionalität. Auch könnte es im Rahmen des Recovery Plans, trotz der Zuständigkeit der Regionen, zu einer gewissen Rückentwicklung zu mehr zentraler Beschaffung geben. Hier kommt der staatlichen Beschaffungsorganisation Consip eine besondere Rolle zu. In Zusammenarbeit mit Forschungslaboren, Ärzten und Verbänden stellt Consip dabei den Lebenszyklusnutzen und eine Anwendung nahe am tatsächlichen Bedarf in den Mittelpunkt der Beschaffungspläne. Dazu werden vermehrt vorab klinische Tests durchgeführt, Empfehlungen ausgesprochen und Rahmenverträge entworfen. Zudem steigt die Möglichkeit für Gesundheitsdienstleister (Krankenhäuser, lokale Gesundheitsagenturen etc.), teures Equipment nur zu mieten.

Öffentliche Beschaffungsportale

Die Beschaffungskompetenz im öffentlichen Gesundheitssystem liegt grundsätzlich bei den Regionen, Provinzen und Gemeinden/Städten, die jeweils über eigene Beschaffungsorganisationen (centro di committenza) verfügen, wie beispielsweise ARIA in der Lombardei oder Azienda Zero in Venetien. In letzter Zeit nutzen die Regionen aber auch verstärkt die zentrale e-Procurement-Plattform MePA (Mercato Elettronico) der staatlichen Beschaffungsagentur Consip, wo sich Lieferanten registrieren, einen genauen Produkt- und Preiskatalog einstellen können und zu Ausschreibungen eingeladen werden können. Außerdem stellt Consip eine vereinfachte e-Procurement-Plattform (Sistema Dinamico, SD) bereit, auf der einzelne staatliche Stellen autonom Beschaffungen verhandeln können und keine vollständigen Kataloge eingestellt werden müssen. Zudem beschafft der öffentliche Sektor über Rahmenverträge (Accordo Quadro) und Rahmenvereinbarung (Convenzione).

Besonders die Rahmenverträge gewinnen an Bedeutung, bei denen die regionalen Gesundheitsbehörden auch Anbietern, die nicht den günstigsten Preis geboten haben, den Zuschlag geben können. Solche schloss Consip zum Beispiel bei der Beschaffung für den Pay-per-use-Nutzung von Computertomografen und Magnetresonanzgeräten ab, bei denen regionale Gesundheitsdienstleister zudem einen finanziellen Anreiz erhalten und die bereits für die Hälfte der Aufträge zum Zug kamen. Auch für Implantate, Herzschrittmacher, implantierte Defibrillatoren, Loop Recorder und koronaren Stents liefen zahlreiche Beschaffungen über solche Rahmenverträge. Für die unterschiedlichen Beschaffungsprozesse steht eine englischsprachige Erklärung bereit. 

Deutsche Unternehmen können in der Regel unbeschränkt an öffentlichen Beschaffungsmaßnahmen teilnehmen. Für neue Produkte ist eine Registrierung beim Gesundheitsministerium nötig. Für die korrekte Registrierung von Produkten und in den Beschaffungsdatenbanken empfiehlt es sich, die Unterstützung lokaler Dienstleister hinzuzuziehen. Hier informiert und unterstützt unter anderem die AHK Italien. Darüber hinaus empfiehlt sich in jedem Fall eine dauerhafte eigene Präsenz oder eine Kooperation mit lokalen, markterfahrenen Akteuren. 

Wenig lokale Konkurrenz

Italien kauft vergleichsweise viel medizintechnische Ausrüstung und Medikamente im Ausland. Die lokalen Pharmahersteller sind auf den Auslandsmarkt fokussiert und produzieren oft im Auftrag Dritter größere Mengen. Der Inlandsmarkt ist größtenteils ausländischen Anbietern überlassen. In der Medizintechnik haben sich die einheimischen Hersteller auf einige Segmente spezialisiert, zum Beispiel kardiologische Geräte, Dialyse-Ausrüstung, Sterilisierungsequipment, Herzschrittmacher, Krankenhausmöbel, Dentalgeräte, Zahnprothesen, Brillengläser und Kontrastmittel für die Bilddiagnose. Zwei Drittel des Inlandsbedarfs an Medizintechnik kommt jedoch aus dem Ausland, zum Beispiel aus den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Belgien und den USA.

Lokal produziert Italien unter anderem gefragte Produkte aus dem Ausland, zum Beispiel Heimpflege-Ausrüstung, ferngesteuerte Monitoringsysteme, medizinische Laser, Endoskope, Bilddiagnosegeräte, Ausrüstungen für nicht-invasive und mikrochirurgische Eingriffe, Spritzen, Katheter, Kanülen, Anästhesie-Ausrüstungen, EKGs, Stimulatoren und Defibrillatoren, Beatmungsgeräte/Apparate für Sauerstoff-/Ozontherapie, ophthalmologische Ausrüstungen, Herzschrittmacher, Ausrüstungen für Telemedizin sowie orthopädische Prothesen.

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