Flandern, Wallonien und die Hauptstadtregion Brüssel haben jeweils eigene Strukturen und Ziele für die Kreislaufwirtschaft.
Grundsätzlich setzt die Gesetzgebung zur Abfallbehandlung in Belgien die Richtlinien der Europäischen Union (EU) um. Allerdings obliegt die konkrete Ausgestaltung den drei Regionen. Diese sind das niederländischsprachige Flandern, das frankophone Wallonien und die bilinguale Hauptstadtregion Brüssel. Daher unterscheiden sich die Marktbedingungen bis hin zu den Amtssprachen in Belgien stark.
Zuständig sind in Flandern die Agentur OVAM, in Wallonien die Direktion für Abfallinfrastruktur, -behandlung und -politik und in Brüssel die Institution Bruxelles Environnement/Leefmilieu Brussels. Die konkrete kommunale Abfallentsorgung obliegt wiederum den Städten und Gemeinden, die sich zur Erledigung dieser Aufgabe meist in Verbänden zusammenschließen.
Auch belgische Hersteller und Händler müssen ihre Verpackungen oder Altgeräte zurücknehmen. Hierzu haben die Unternehmen landesweite Organisationen geschaffen. Die wichtigsten sind Fost Plus für den Haushaltsmüll, Valipac für industrielle Rückstände und Recupel für den Elektro- und Elektronikschrott.
Flandern recycelt am meisten, Brüssel am wenigsten
Wegen der unterschiedlichen Bevölkerung und Wirtschaftskraft variiert das Abfallaufkommen regional stark und die Kreislaufwirtschaft ist verschieden ausgestaltet. So hat Flandern 2017 insgesamt 65,6 Prozent seines Kommunalmülls recycelt oder kompostiert. In Wallonien betrug dieser Anteil 52,9 Prozent und in Brüssel 34,1 Prozent.
Auch bei der Größe der Abfallbehandlungsanlagen gibt es große Unterschiede. So fielen in Brüssel 2016 in drei Recycling- und Kompostierungsanlagen im Mittel 48.700 Tonnen Abfall an. In Wallonien haben Wertstoffhöfe im selben Jahr im Schnitt 17.200 Tonnen Müll verarbeitet. Die flämischen Anlagen waren 2016 mit einem Reststoffaufkommen von je 4.100 Tonnen noch sehr viel kleiner. Allerdings wurden in Flandern zwischen 2014 und 2016 bereits 14 Anlagen geschlossen.
Gleiches gilt für die Energiegewinnung. Im Jahr 2016 wurden in der einzigen Brüsseler Anlage 308.300 Tonnen Abfall verbrannt. Im gleichen Jahr lag das durchschnittliche Aufkommen in einem Kraftwerk in Wallonien bei 26.500 Tonnen und in Flandern bei 4.500 Tonnen Müll. Von 2014 bis 2016 wurden 31 flämische Anlagen stillgelegt.
Recycling, Kompostierung und energetische Verbrennung in Belgien
| Belgien | Flandern | Wallonien | Brüssel |
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Recyclingquote des Haushaltmülls (2017 in %) | 34,1 | 44,3 | 40,0 | 29,5 |
Kompostierungsquote des Haushaltmülls (2017 in %) | 19,8 | 21,3 | 12,9 | 4,6 |
Anteil des energetisch verbrannten Haushaltsmülls (2017 in %) | 42,0 | 30,3 | 43,4 | 65,9 |
Recycling-, Kompostierungsanlagen (Anzahl 2016) | 572 | 509 | 60 | 3 |
Anlagen zur energetischen Müllverbrennung (Anzahl 2016) | 250 | 217 | 32 | 1 |
Quellen: Statbel 2020; Statistiiek Vlaanderen 2020; IWEPS 2020; Bruxelles-Propreté 2020; Eurostat 2020
Europäische Investitionsbank unterstützt Projekte
Die belgischen Regionen setzen sich unterschiedliche Ziele in der Kreislaufwirtschaft. Flandern will seine Recyclingquote bis 2022 auf 50 Prozent steigern. Brüssel will seine Kompostierungsrate von 2017 bis 2023 verdoppeln und 2025 insgesamt 55 Prozent seines Haushaltsmülls wiederverwerten. Wallonien will 2025 etwa 38 Prozent seiner Kommunalabfälle kompostieren und das Gesamtaufkommen bis dahin um 5,6 Prozent reduzieren.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) und die belgische Provinz Wallonisch-Brabant haben 2018 das Programm „Walloon Brabant Sustainable Infrastructure INBV“ aufgelegt. Dieses hat ein Investitionsvolumen von 180 Millionen Euro und ermöglicht auch Maßnahmen in der Abfallwirtschaft. In der Ausarbeitung befindet sich zudem ein EIB-Kredit für eine Müllverbrennungsanlage in Antwerpen. Das Kraftwerk soll jährlich 200.000 Tonnen Abfall in Strom und Wärmeenergie umwandeln.