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Branchen | Slowenien | Gesundheitswesen

Universitätsklinik in Ljubljana wird modernisiert

Drei Investitionsprojekte erhalten EU-Mittel in Höhe von insgesamt 60 Millionen Euro. Die Ausstattung mit Beatmungsgeräten gilt als zufriedenstellend. 

Von Waldemar Lichter | Ljubljana

Der Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 hatte Slowenien voll erfasst. In der Folge musste der Notstand ausgerufen werden. Im Gesundheitssektor fehlte es anfangs an Schutzausrüstung und medizintechnischer Ausstattung. Diese Probleme konnten aber bis zum Herbst 2020 weitestgehend behoben werden.

Ausgewählte Indikatoren zum Gesundheitswesen in Slowenien

Indikator

Angabe für 2019*

Bevölkerungsgröße (in Mio.)

2,08

Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre (in %)

20,2

Anzahl Ärzte pro 1.000 Einwohner

3,2 (2018)

Anzahl Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner

4,5 (2018)

Gesundheitsausgaben pro Kopf (in Euro)

1.904

* oder letztverfügbares JahrQuelle: UN World Population Prospects 2019; OECD 2020

Nach temporärer Beruhigung hatte sich die Pandemielage im Herbst 2020 wieder verschlechtert. Am 18. Oktober 2020 wurde deshalb erneut der Notstand ausgerufen - zunächst bis Mitte Mai 2021.

Für den Kampf gegen Covid-19 gut ausgestattet

Die bisherigen Erfolge bei der Bekämpfung der Coronakrise bestätigen die insgesamt gute Einstufung des slowenischen Gesundheitssektors im internationalen Vergleich. Laut dem Global Health Security Index (GHS) schneidet Slowenien im Ranking von 2019 auf dem 21. Rang recht gut ab und sogar deutlich besser als etwa Ungarn oder Italien. Der Indikator misst weltweit die Fähigkeit der Gesundheitssysteme, auf Krisen wie den Ausbruch einer Pandemie zu reagieren.

Hinsichtlich anderer Kategorien wie dem Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen fällt die Bewertung des slowenischen Gesundheitssystems indes im europäischen Vergleich weniger schmeichelhaft aus. Im Ranking des Euro Health Consumer Index (EHCI) von 2018 rangiert Slowenien auf dem 21. Platz von 35 bewerteten Ländern. Damit schneidet das Land knapp schlechter ab als Italien, aber besser als Kroatien. Zudem ist Slowenien im EHCI in den vergangenen Jahren zurückgefallen, 2015 lag es noch auf Platz 15. Einer besseren Bewertung stehen beispielsweise begrenzte Erfolge bei der Anwendung von E-Health-Lösungen und der leistungsbasierten Krankenhausfinanzierung im Wege. Probleme bereiten die langen Wartezeiten auf notwendige Behandlungen und die Schulden der Krankenhäuser.

EU-Krisenhilfen fließen in den Kapazitätsausbau

Nach Angaben des damaligen Gesundheitsministers Tomaž Gantar stand Mitte 2020 nur eine vergleichsweise geringe Zahl an Intensivbetten (257) zur Verfügung. Es fehlt zudem an medizinischen Fachkräften, die Atemgeräte fachgerecht einsetzen können. 

Erforderliche Ausbauprojekte der slowenischen Kliniken werden unter anderem aus Mitteln des EU-Kriseninstruments REACT-EU finanziert. Im Frühjahr 2021 wurden drei Investitionsprojekte in Höhe von insgesamt 60 Millionen Euro bezuschusst. Das größte Vorhaben ist die Modernisierung des Universitätsklinikzentrums Ljubljana, die 50 Millionen Euro kostet.

Aus dem EU-Krisentopf wird zudem der Ausbau der Lagerkapazitäten für Schutzausrüstungen mitfinanziert. Die Investitionskosten belaufen sich auf 10,6 Millionen Euro. Zu Beginn der Pandemie fehlte es in Slowenien vor allem an Schutzmasken der Kategorien FFP2 und FFP3. Diese wurden ausschließlich an medizinisches Personal verteilt.

Große Mengen persönlicher Schutzausrüstung für Ärzte waren aus China eingeflogen worden. Zum großen Teil handelte es sich dabei um Spenden chinesischer Firmen, die in Slowenien tätig sind. Ein Beispiel ist der Haushaltsgerätehersteller Hisense (Velenje; Übernahme von Gorenje). Ähnliches gilt für Beatmungsgeräte. Auch diese wurden in beträchtlicher Zahl aus China geliefert.

Beatmungsgeräte wurden beschafft

Die Regierung hatte den landesweiten Bedarf an Beatmungsgeräten für den Fall eines „italienischen“ Szenarios auf 400 geschätzt. Da das slowenische Gesundheitsministerium generell über kein Register der in den Krankenhäusern eingesetzten medizintechnischen Ausstattung verfügt, war die erforderliche Bestandsaufnahme schwierig.

Nach vereinzelten Informationen der Krankenhäuser verfügte das Land im März 2020 nur über 168 Geräte. Deshalb wurde neben den Kliniken auch die staatliche Agentur für Warenreserven mit der Beschaffung von Beatmungsgeräten und Schutzausstattung beauftragt. Mitte Juni 2020 standen in den Kliniken nach Angaben des Gesundheitsministeriums insgesamt 680 Beatmungsgeräte zur Verfügung, davon 439 in Intensivstationen.

Beobachter, wie etwa das journalistische Recherchenetzwerk Oštro, beanstandeten mangelnde Transparenz bei den öffentlichen Ausschreibungen zur Beschaffung von Schutzausstattung. Darüber hinaus hat der slowenische Rechnungshof in seinem jüngsten Bericht zu hohe Preise sowie die Nichteignung der beschafften Geräte kritisiert.

Inlandsproduktion von Beatmungsgeräten angestrebt

Im März 2020 hatte die Regierung einen Aufruf zur Entwicklung und Produktion von Beatmungsgeräten an slowenische Unternehmen gerichtet. In diesem Zusammenhang konnten in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikzentrum Ljubljana bis dato vier Pilotprojekte initiiert werden. Gut vorangekommen ist die Entwicklung eines Musterprodukts, das aus einer Kooperation des Herstellers von Elektromotoren Domel und der Messtechnikfirma Lotrič hervorgegangen ist. Darüber hinaus werden in Slowenien Ausrüstungen für die Behandlung von Erkrankungen der Atemwege von der Firma Medikoel (Radovljica) produziert. Medicop aus Murska Sobota bietet unter anderem Sauerstofftherapiegeräte an.

Auch eine eigene Produktion von Schutzmasken sollte im Inland aufgebaut werden. Nach dem Ausbruch der Pandemie hatten unter anderem die Automobilzulieferer Boxmark Leather und Prevent&Deloza die Maskenproduktion aufgenommen. Sie stellten sie aber nach kurzer Zeit wieder ein, da kein Bedarf mehr dafür bestand und sie nicht preisgünstig hergestellt werden konnten. Mitte Mai 2020 hat der Hersteller von Elektronikprodukten Le-tehnika in der nordwestlichen Region Gorenjska die Fertigung von CE-konformen OP-Schutzmasken aufgenommen. Der Anbieter von messtechnischen Produkten, Lotrič Metrology, betreibt das landesweit einziges Zertifizierungslabor für hochwertige Schutzmasken.

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