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Quebec City und Old Port Aerial View, Quebec, Kanada | © Getty Images/rmnunes

Special Kanada Wege aus der Coronakrise

Blick nach vorn: Kanada lässt Corona schrittweise hinter sich

Nach einem drastischen Konjunktureinbruch 2020 und schwächer als erwarteter Erholung im Folgejahr hofft Kanada die Auswirkungen der Pandemie 2022 endgültig hinter sich zu lassen.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Kanadas Wirtschaft blieb im 3. Quartal trotz Aufwärtstrend hinter den Erwartungen zurück. Lieferkettenstörungen sowie eine Dürre im Westen des Landes bremsen die Erholung. (Stand: 30. November 2021)

    Trotz eines Aufwärtstrends seit Beginn der Coronakrise im 2. Quartal 2020, verläuft die Erholung des kanadischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) schleppender als zu Jahresbeginn erwartet. Die Prognosen für das BIP-Wachstum wurden von den Geschäftsbanken und der Zentralbank über das Jahr verteilt immer wieder nach unten korrigiert. Heute erwarten die meisten Ökonomen noch einen BIP-Anstieg von 5 Prozent zum Vorjahr. Dafür müsste das 4. Quartal allerdings explosives Wachstum zeigen, wofür es aktuell mit anhaltenden Lieferkettenstörungen und verhaltenen Unternehmensinvestitionen keine Anzeichen gibt.

    Wirtschaft läuft noch nicht wieder rund

    Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung im 2. Quartal 2021 lagen die Hoffnung auf einen kräftigen Aufschwung im 3. Quartal. Dieser wird sich ersten Hochrechnungen von der nationalen Statistikbehörde Statistics Canada zufolge nicht bewahrheiten. Die vorläufigen Daten deuten auf nur verhaltenes reales Wachstum zum Vorquartal um 0,5 Prozent hin.

    Dabei konnte der Dienstleistungssektor nach langer Talfahrt etwas zulegen, während die Güterproduktion stagnierte. Im Bergbau und im Öl- und Gassektor geht es zwar genauso bergauf wie im Großhandel und im Transportsektor (vor allem Luftfahrt, Schienenverkehr). Jedoch wurden diese Gewinne aufgewogen durch die Verluste im verarbeitenden Gewerbe (vor allem bei Transportausrüstungen) sowie einem Rückgang im Einzelhandel.

    Starke Hitze schwächt Landwirtschaft

    Die Wirtschaftsleistung im Sektor Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei fiel im Juli und August zwei Monate in Folge um jeweils knapp 6 Prozent - der stärkste Rückgang seit 1997. Große Hitzewellen und anschließende Dürre haben starke Auswirkungen auf den Pflanzenbau. Die Nutzpflanzenproduktion sank im August um 11 Prozent (13 Prozent im Juli) und auch die Forstwirtschaft brach stark ein, da vor allem Waldbrände in British Columbia und Ontario die Holzgewinnung einschränkten.

    Vollständige Erholung frühestens 2022 erwartet

    Die kanadische Zentralbank (BoC) revidierte ihre Wachstumsprognosen zuletzt deutlich nach unten, da sowohl akute Lieferkettenstörungen als auch die schwächer als erwartete Auslandsnachfrage die Konjunktur beeinflussen, so die BoC. Erschwerend hinzu kommt ein zunehmender Fachkräftemangel bei vielen Unternehmen bei einer gleichzeitig erhöhten Arbeitslosenquote.

    Engpässe in der Beschaffung von Vorleistungsgütern und daraus folgende Produktionsrückgänge, steigende Kosten und sinkende Margen in einigen Branchen des verarbeitenden Gewerbes in Verbund mit einer höheren Gesamtnachfrage sorgen für deutliche Preisanstiege für Konsumenten. Dies könnte einerseits den Konsum in Kanada - trotz erhöhter Sparquoten - zukünftig bremsen. Und andererseits dazu führen, dass Unternehmen noch später als erwartet Investitionen in den Kapazitätsausbau nachholen.   

    Die BoC bleibt für 2022 und 2023 dennoch optimistisch. Gut 4 Prozent BIP-Wachstum für 2022 und knapp 4 Prozent für 2023 seien möglich. Gleichwohl bräuchte die kanadische Wirtschaft weiterhin fiskalpolitische und geldpolitische Unterstützung.

    Die Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe steigt indes und hat in einigen Branchen bereits das Vorkrisenlevel erreicht. Investitionen dürften in den Jahren 2022 und 2023 deutlich steigen - vor allem in jenen Bereichen, die in der Pandemie an Bedeutung gewinnen, wie Informationstechnologien, Digitalisierung, Logistik und Lagerei.

    Die Inflation scheint entgegen der ursprünglichen Annahme der Zentralbank kein vorübergehendes Phänomen und der Verbraucherpreisindex (CPI) dürfte auch in den kommenden Jahren über 3,5 Prozent liegen. Dieser bildet für viele Haushalte allerdings nicht die ganze Realität ab, denn der CPI verzerrt die höheren Kosten für Mieten und reduzierte kürzlich die Gewichtung von Energiekosten. Beide Komponenten steigen aktuell und dürften auch in den nächsten Jahren überproportional zulegen, und damit bei einigen Haushalten verfügbares Einkommen reduzieren.  

    Letzte Infektionswellen gut abgefedert

    Die gewonnene Resilienz der kanadischen Wirtschaft gegenüber den Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus stimmt viele Analysten positiv. Die dritte und vierte Welle bremsten die wirtschaftliche Erholung nur leicht: Andere Faktoren wie Lieferkettenstörungen und Arbeitskräftemangel wiegen schwerer.

    Die unter Industrieländern führende Impfquote der Kanadier sowie der konservative Umgang mit der Pandemie könnten dazu beitragen, dass Kanada von weiteren Lockdowns bei zukünftigen Infektionswellen verschont bleibt.

    Unsicherheit im Öl- und Gassektor

    Der von der Coronakrise hart getroffene kanadische Öl- und Gassektor erholt sich unter steigenden Rohstoffpreisen, der anziehenden US-Konjunktur und der langsamen Rückkehr des Transportsektors. Dennoch sind die Pläne für Kapitalinvestitionen in der Branche aktuell noch verhalten. Es bestehen Unsicherheiten über den zukünftigen Bedarf an fossilen Brennstoffen - auch wenn dieser möglicherweise unterschätzt wird - und den seit Jahren schleppenden Ausbau von Transportkapazitäten für Erdöl.

    Rettungsschirm von Zentralbank und Regierung langsam eingeholt 

    Der Leitzins der Bank of Canada steht seit März 2020 auf einem historischen Tief von 0,25 Prozent. Die Zentralbank beginnt die in der Krise gefahrene expansive Geldpolitik schrittweise zu reduzieren. Das ist ein klares Zeichen für genügend Liquidität im Finanzsystem, die insgesamt soliden Wachstumsaussichten und den steigenden Inflationsdruck. Erste Leitzinserhöhungen sind für April 2022 angekündigt.

    Die kanadische Regierung stellt seit März 2020 umfangreiche Unterstützung für Unternehmen und Individuen bereit. Einige Programme sind Ende Oktober ausgelaufen. Andere werden reduziert, branchenabhängig weitergeführt und genauer auf die Bedürfnisse zugeschnitten. Eine Zusammenfassung der konkreten Maßnahmen der Regierung in der Coronakrise finden Sie hier.

    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr

    Kanada lockert die Einreisebeschränkungen für Ausländer zunehmend. Die Testpflicht für vollständig geimpfte Reisende soll fallen.

    Einreisebeschränkungen für vollständig geimpfte Ausländer weiter gelockert

    Vollständig geimpfte Ausländer dürfen seit März 2022 nach Kanada einreisen, wenn sie einen negativen Antigentest nachweisen. Damit beendet Kanada die bisher geltende PCR-Testpflicht für Reisende. Der Antigentest darf vor dem Abflugzeitpunkt nicht älter als 24 Stunden sein. Weiter muss der Test von einer offiziellen Stelle (Testzentrum, Apotheke, Arztpraxis) durchgeführt und bescheinigt werden.

    Ab dem 1. April 2022 soll die Testpflicht für vollständig geimpfte Reisende vor dem Abflug gänzlich beendet werden.

    Personen, die nicht als vollständig geimpft gelten, dürfen nur unter Ausnahmebestimmungen nach Kanada einreisen. Urlaubs- und Geschäftsreisen zählen nicht zu den Ausnahmen. Als vollständig geimpft gelten aktuell Personen mit zwei Impfdosen (Ausnahme: Johnson & Johnson Vakzin). Zu den von Kanada anerkannten Impfstoffen gehören:

    • Pfizer-BioNTech 
    • Moderna
    • AstraZeneca/COVISHIELD 
    • Janssen/Johnson & Johnson
    • Sinovac (CoronaVac, PiCoVacc)
    • Sinopharm BIBP (BBIBP-CorV)
    • Novavax (NVX-COV2373, Nuvaxovid, Covovax)
    • Bharat Biotech (Covaxin, BBV152 A, B, C)

    Ein Mix der Impfstoffe wird anerkannt. Aktuell sind vollständig geimpfte Staatsangehörige aller Länder zur Einreise berechtigt.

    Wer sich als vollständig geimpft qualifiziert hat, für den gilt bei der Einreise:

    • einen negativen Antigen- oder PCR-Test vorweisen,
    • die ArriveCAN App nutzen,
    • sich einem Ankunftstest unterziehen, falls vom Grenzschutz ausgewählt,
    • befreit von einer Quarantäne,
    • kein Coronatest am 8. Tag nach der Einreise notwendig.

    Reisen in die USA auch für nicht essentielle Zwecke wieder möglich 

    Bereits seit dem 8. November 2021 ist auch die Landgrenze zu den USA wieder offen für Reisende aus Kanada. Im Gegensatz zu Flugreisenden müssen Autofahrer oder Passagiere auf Fähren beim Grenzübertritt in die USA keinen negativen Coronatest vorweisen, lediglich den Beleg für eine vollständige Impfung gegen das Coronavirus.

    Kanada verlangt unabhängig vom Einreiseweg über Land, Luft oder Wasser den negativen Testbeleg.

    Der Transit durch Kanada ist auch ohne Impfung möglich. Wenn Reisende den Gesundheitscheck bestehen und über gültige Reisedokumente verfügen, benötigen sie weder Impfnachweis noch negative Coronatests. Allerdings sind sie verpflichtet, innerhalb von 24 Stunden den Ankunftsflughafen in Kanada - ohne Inlandstransfers - wieder zu verlassen. In Montreal (YUL), Calgary (YYC) und Vancouver (YVR) sind zudem keine Aufenthalte über Nacht gestattet.

    Reisen innerhalb des Landes teilweise nur mit vollständiger Impfung gestattet

    Nationale Reisen sind eingeschränkt möglich. Seit dem 30. Oktober 2021 müssen alle Passagiere von in Kanada startenden Flugreisen, Zugreisen mit VIA Rail und Rocky-Mountaineer-Zügen sowie Kreuzfahrtpassagiere vollständig geimpft sein. Die Impfvorschrift gilt für alle Reisenden, die 12 Jahre und älter sind. Ausnahmen gelten nur für Reisen in Notfällen und Nichtgeimpfte mit medizinisch begründeten Vorerkrankungen.

    Kanadische Provinzen bestimmen selbst über Coronaregelungen

    Die Infektionszahlen in Kanada sinken seit dem Höhepunkt der Omikronwelle im Januar 2022 stetig. Aktuell ist die Infektionslage unter Kontrolle und im öffentlichen Raum fallen zunehmend die Einschränkungen. Beispielsweise ist oder wird die Maskenpflicht in Schulen und im öffentlichen Raum in vielen Provinzen beendet.

    Kanada weist unter den führenden Industrienationen (G7) die höchste Impfquote auf. Derzeit sind 85 Prozent der Bevölkerung (5 Jahre und älter) vollständig geimpft. Aktuell ist in vielen Regionen Kanadas fast wieder Normalbetrieb zu beobachten. Die Provinzen und Kommunen bestimmen selbst über die jeweiligen Regeln im öffentlichen Raum.

    Aktuelle Informationen zu Reisebeschränkungen
    • Einen guten Überblick über die jeweiligen Covid-19-Regeln der Provinzen bietet die Tageszeitung Globe and Mail auf ihrer Internetseite
    • Zu beachten sind die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes.
    • Bitte beachten Sie die Hinweise für die Einreise nach Deutschland.

    Von Daniel Lenkeit | Toronto

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