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NorwegenWirtschafts-, Außenwirtschaftsförderung / Coronavirus
Wirtschaftsumfeld
Special Norwegen Wirtschafts-, Außenwirtschaftsförderung
Welche Maßnahmen ergreift Norwegen, um seine Exportwirtschaft wiederzubeleben?
Von Michał Woźniak | Stockholm
Die Exporte Norwegens beliefen sich im Jahr 2019 auf 92,8 Milliarden Euro. Davon gingen Waren im Wert von 73,2 Milliarden in die Europäische Union (EU).
Das mit Abstand wichtigste Abnehmerland ist das Vereinigte Königreich. Mehr als ein Fünftel der norwegischen Waren geht auf die britische Insel. Damit norwegische Unternehmen nach dem Ende der Brexit-Übergangsphase den Zugang zum britischen Markt nicht verlieren, will die norwegische Regierung bis Ende 2020 ein Freihandelsabkommen verhandeln.
Trotz der Innovations- und Diversifizierungsbemühungen dominieren Öl- und Gas die Exportwirtschaft des ressourcenreichen Landes. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hängt daher von der globalen Preis- und Nachfrageentwicklung bei Brennstoffen ab.
Die norwegische Wirtschaft wird von der Coronakrise härter getroffen als seine skandinavischen Nachbarn. Durch den Nachfragerückgang und Preisverfall auf dem Weltmarkt sind die Ausfuhren von Energierohstoffen im 1. Halbjahr 2020 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 25 Prozent eingebrochen. Insgesamt sanken die norwegischen Exporte von Januar bis Juni 2020 um 15 Prozent.
Folgende Maßnahmen und Instrumente der Außenwirtschaftsförderung setzt die norwegische Regierung aktuell ein, um ihre Exportwirtschaft wieder anzukurbeln.
Exportversicherungen | Staatliche Exportversicherungen auch für EU- und EFTA-Staaten |
Kreditgarantien | Spezielle Angebote der norwegischen Exportkredit-Agentur GIEK. Bis spätestens 1. Juli 2021 soll die GIEK mit der zweiten staatlichen Exportkreditagentur Eksportkreditt zusammengeführt werden, um die Mittel zu bündeln und die Beantragung zu vereinfachen. |
Bürgschaften | Jeweils 50 Milliarden Norwegische Kronen (nkr) für Kreditbürgschaften für KMU sowie Großunternehmen |
Kreditbereitstellung/Finanzierung | Bessere Konditionen und leichterer Zugang zu staatlicher Förderung für Start-ups, Forschung und Entwicklung (F&E) und Kommerzialisierung |
Preisnachlässe oder sonstige finanzielle Erleichterungen bei Leistungen der Außenwirtschaftsförderung (AWF) | Das Info-Angebot ist größtenteils gratis; die Beratung wird individuell bepreist; es gibt keine offizielle Information zu Corona-Rabatten |
Corona-spezifische Informationsangebote | Hauptsächlich im Zusammenhang mit neuen Förder- und Finanzierungsangeboten; Innovation Norway hat die zusätzliche Reihe "Bereit für den Restart" initiiert |
Werden bestimmte Branchen/ Industriebereiche/ Technologien besonders gefördert? | Eine neue Expertengruppe soll die Auswirkungen der Coronapandemie analysieren und mögliche Zukunftsmaßnahmen, auch im Exportbereich, vorschlagen. Ergebnisse sollen bis Anfang 2021 vorliegen. Weitere Maßnahmen, die aber nicht der direkten Exportförderung zugewiesen werden können, sind erleichterte Exportbestimmungen bei Nahrungsmitteln, mehr Investitionen in Zufahrtswege zu Fischereibetrieben (siehe auch hier), sowie zahlreiche Fördermaßnahmen für Forschung und Entwicklung. |
Welche Regionen/Länder rücken als Abnehmerländer in den Fokus? | Das norwegische Exportangebot ist relativ begrenzt. Etwa zwei Drittel der Ausfuhren bedienen entweder bereits den Großteil der Welt (Fisch geht in 144 Länder) oder einen Markt der durch ein Oligopol und Transportkosten aufgeteilt ist (Öl und Gas). Die restlichen Produkte sind entweder von hoher Qualität oder auf sehr spezielle Anforderungen ausgerichtet (kaltes Klima) und deswegen teuer und nur für eine relativ kleine Zielgruppe attraktiv. Eine breitere Neuausrichtung ist daher kaum möglich und wird zurzeit nicht verfolgt. |
Welche Regionen/Länder rücken als Produktionsstandorte und Beschaffungsquellen in den Fokus? | Bisher wurden keine Pläne bekannt gegeben. Die Diversität und Tiefe der norwegischen Industrie sind aber begrenzt. Lieferketten führen vor allem in EU-Staaten beziehungsweise ins Vereinigte Königreich. Mit den Briten wird aktuell über ein Freihandelsabkommen verhandelt, welches die Post-Brexit-Beziehungen sichern soll. |