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Branche kompakt | Vereinigtes Königreich | Automobilsektor

Elektromobiler Wandel im Vereinigten Königreich mit Nachdruck

Während sich E-Autos auf der Insel besser denn je verkaufen, stehen Hersteller im Land unter Druck. Nicht alle sind für die Zukunft gerüstet. Nun schiebt auch der Staat kräftig an.

Von Marc Lehnfeld | London

  • Marktchancen

    Der elektromobile Wandel wird bei den Neuregistrierungen immer sichtbarer. Der Staat will aber mit zwei Maßnahmen das Tempo erhöhen und stößt damit bei Herstellern auf Widerstände.

    Pkw-Nachfrage steigt 2023 deutlich

    Der britische Automarkt zieht im Jahr 2023 wieder deutlich an. Der Branchenverband The Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT) erwartet in diesem Jahr mit 1,847 Millionen Pkw-Neuregistrierungen einen Anstieg um 14,4 Prozent gegenüber dem von weltweiten Lieferengpässen geprägten, schwachen Vorjahr. Bewahrheitet sich die Prognose, lägen die Neuwagenverkäufe trotzdem noch rund ein Fünftel unter dem Vor-Corona-Hoch von über 2,3 Millionen Registrierungen.

    In den ersten sieben Monaten 2023 übertreffen die Neuregistrierungen gar die Prognose mit einem Wachstum von fast 20 Prozent. Volkswagen baut seine Marktführerschaft gegenüber Ford nicht nur aus, sondern wächst mit 40 Prozent doppelt so schnell wie der Gesamtmarkt. Immer sichtbarer wird die elektromobile Trendwende. Die Nachfrage nach Vollelektrofahrzeugen steigt um 38 Prozent, während Diesel-Pkw-Zulassungen um 17 Prozent fallen. Etwas hinter dem Markt wachsen Benziner-Neuzulassungen noch um 13 Prozent.

    Absatz von Kfz im Vereinigten Königreich (Stückzahl)

    2020

    2021

    2022

    Pkw

    1.631.064

    1.647.181

    1.614.063

    Kleintransporter bis 3,5t

    292.657

    355.380

    282.139

    Lkw 

    39.918

    43.151

    45.503

    davon Lkw unter 6,0t

    6.757

    5.988

    4.787

    davon Lkw ab 6,0t 

    32.918

    37.163

    40.716

    Busse 

    3.996

    3.467

    3.411

    Quelle: The Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT) 2023, 2022, 2021

    Staat will Verkauf von Verbrennungsmotoren verbieten

    Der britische Pkw-Markt wandelt sich nicht nur aus der veränderten Nachfrage. Auch der Staat erhöht den Druck auf die Hersteller, vor allem durch zwei Maßnahmen. Der Verkauf von Pkw mit konventionellem Verbrennungsmotor soll schon ab 2030 verboten werden und ab 2035 sollen auch Hybridfahrzeuge nicht mehr verkauft werden. Das Verbot ist zwar gesetzlich noch nicht verankert. Premierminister Rishi Sunak bekräftigte aber an der bereits vor einigen Jahren getroffenen Entscheidung festzuhalten, nachdem eine Gruppe konservativer Unterhausabgeordneter im Juli 2023 Bedenken gegen die Pläne hervorbrachte.

    circa 1,1 Millionen

    Elektro-Pkw fahren bereits auf britischen Straßen. Das sind etwa 3,1 Prozent aller Pkw.

    Zusätzlich flankiert die Regierung das Verbrenner-Aus mit bindenden Verkaufsquoten für Elektroautos zu koppeln. Im geplanten "Zero Emission Vehicle (ZEV) Mandate" sollen schon ab 2024 Hersteller verpflichtet werden, mindestens 22 Prozent ihrer Verkäufe mit Elektrofahrzeugen zu erreichen. Diese Quote soll dann jährlich bis auf 100 Prozent im Jahr 2035 angehoben werden. Wer die Vorgabe nicht erfüllt, zahlt eine Strafe von 15.000 Pfund beziehungsweise etwa 17.250 Euro pro Fahrzeug. Obwohl das ZEV-Mandat schon im nächsten Jahr gelten soll, wurde es noch nicht beschlossen. Die Ende Mai abgeschlossene öffentliche Anhörung des Verkehrsministeriums zeigt aber bereits die Planungsrichtung der Regierung.

    Noch keine Top 10-Marke erfüllt ZEV-Mandat

    Zahlreiche Hersteller kritisieren das ZEV-Mandat und warnen vor dem Verlust der Attraktivität des Automobilstandorts. Unter den zehn populärsten Marken 2022 überstieg noch keine die 22-Prozent-Quote. Im Schnitt erreichen sie erst knapp 13 Prozent. Am nächsten liegt BMW mit einem Anteil von 19,5 Prozent, gefolgt von Hyundai (17,9 Prozent) und Mercedes (17,7 Prozent). Angesichts der rasant wachsenden Nachfrage nach Elektro-Pkw und deutlich sinkender Verbrennerregistrierungen haben sie gute Chancen das ZEV-Mandat zu erfüllen.

    Die Lage bei den Herstellern auf der Insel selbst ist extrem gespalten. Der größte Hersteller Nissan erreicht erst 13,4 Prozent, bei Jaguar Land Rover (JLR) befindet sich Jaguar mit 37,5 Prozent zwar auf einem sicheren Pfad, aber die größere Marke Land Rover hängt mit gar keinem Vollelektromodell deutlich hinterher. Bei Mini machen die emissionsfreien Pkw 16,1 Prozent aus, Toyota und Bentley fallen wiederum fast komplett aus.

    Britische Pkw-Neuzulassungen 2022 nach den zehn absatzstärksten Marken (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

    Hersteller

    Neuzulassungen

    Veränderung gegenüber der Vorperiode

    Marktanteil

    Anteil emissionsfreier Pkw

    *⁾

    Volkswagen

    131.850

    -10,8

    8,2

    14,5

    Ford

    126.826

    9,1

    7,9

    3,5

    Audi

    110.144

    -6,6

    6,8

    12,0

    BMW

    108.624

    -6,8

    6,7

    19,5

    Toyota

    102.181

    1,3

    6,3

    0,4

    Kia

    100.191

    10,3

    6,2

    16,4

    Vauxhall

    83.691

    -8,5

    5,2

    13,5

    Mercedes-Benz

    80.910

    -17,4

    5,0

    17,7

    Hyundai

    80.419

    15,4

    5,0

    17,9

    Nissan

    76.711

    12,0

    4,8

    13,4

    Deutsche Marken hervorgehoben; * Berechnung von Germany Trade & Invest auf der Basis von Daten der britischen Zulassungsbehörde DVLA für das Jahr 2022.Quelle: The Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT) 2023

    Der Entwurf zum ZEV-Mandat sieht allerdings auch einige Erleichterungen vor. So sollen die Hersteller beispielsweise ihre Registrierungen, die die ZEV-Quote über- oder unterschreiten, mit den Folgejahren verrechnen können. Vergleichbar mit dem Emissionshandel sollen Pkw-Produzenten außerdem die Möglichkeit haben ihr "Guthaben" an andere Hersteller weiterzugeben. Sich über originär guthabenreiche Vollelektrohersteller wie Tesla oder Polestar zur Vermeidung von Strafen eine mandatskonforme Bilanz zu erkaufen, dürfte hingegen allen Herstellern grauen.

    Von der Range Anxiety zur Charging Anxiety

    Problematisch sieht der britische Automobilverband SMMT nicht nur das ZEV-Mandat, sondern auch die langsame Entwicklung der Ladeinfrastruktur im Land. Die "Charge Anxiety“ habe die "Range Anxiety“ bereits abgelöst. Bei Kunden ist also die Angst, keine Ladesäule zu finden, größer als die mittlerweile deutlich aufgeholte Reichweite der Batterie selbst.

    Mithilfe staatlicher Förderungen will die Regierung den Aufbau von rund 6.000 Schnellladepunkten bis 2035 an allen englischen Autobahnen und den wichtigsten Hauptstraßen antreiben. Der mit umgerechnet über 1 Milliarde Euro ausgestattete Rapid Charging Fund zündet allerdings bisher noch nicht. Das Zwischenziel von mindestens sechs Schnelladepunkten an jeder englischen Raststätte zum Ende diesen Jahres wird das Land nach Einschätzung von RAC verfehlen.

    Von Marc Lehnfeld | London

  • Branchenstruktur

    Die neue Rolle außerhalb der EU stellt den Produktionsstandort vor extreme Anpassungsschwierigkeiten im elektromobilen Wandel. Eine Gigafactory-Ankündigung lässt die Branche aufatmen.

    Automobilstandort vor Lackmustest

    Das Vereinigte Königreich ist laut OICA der sechstgrößte Produktionsstandort für Pkw in Europa und weltweit auf Rang 15. Die Insel ist vor allem ein Produktionshub, dessen vorläufiger Produktionshöhepunkt von rund 1,7 Millionen hergestellten Autos 2016 in immer weitere Ferne rückt. So ist das Volumen nicht nur im Coronajahr um fast 30 Prozent auf 921.000 Autos zurückgefallen, sondern bis Ende 2022 weiter auf nur noch 775.000 Pkw abgesackt. Für den Rückgang sorgen die allgemeinen Lieferkettenengpässe, vor allem die Chip-Krise, über die die Branche weltweit klagt. Aber auch die zollbürokratiereichere Position außerhalb des europäischen Binnenmarkts sowie das Ende der Honda-Produktion in Swindon und das Aus der Astra-Herstellung in Ellesmere Port sorgen für eine geringere Produktion von Fahrzeugen.

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    Schließlich werden acht von zehn Pkw exportiert, davon knapp 58 Prozent in die Europäische Union. Die Nachfragetransformation vom Verbrenner zum Elektroauto setzen die britische Industrie kräftig unter Druck. Diese wird zusätzlich getrieben durch die geplanten Verkaufsverbote für Pkw mit konventionellem Verbrennungsmotor im Vereinigten Königreich ab 2030 und in der EU ab 2035. Schließlich hinkt die Entwicklung von Gigafactories auf der Insel der EU hinterher.

    Hinzu kommt eine Verschärfung der Ursprungsregeln für den britisch-europäischen Elektrofahrzeughandel: Ab 2024 darf bei Batteriepacks der maximale Anteil von Drittlandswaren 40 Prozent des Ex-Works-Preises (statt wie bisher 70 Prozent) beziehungsweise wie Batteriezellen 50 Prozent (statt 70 Prozent) nicht übersteigen. Ohne eigene Gigafactories können britische Hersteller ihre Elektroautos also nur noch dann zollfrei in die EU exportieren, wenn sie die Batterien aus der Union beziehen. Das wäre ein extremer Wettbewerbsnachteil der Insel. Deshalb schlägt einerseits der britische Automobilverband SMMT Alarm, aber auch das deutsche Branchensprachrohr VDA sieht die deutschen Exporteure für die Anhebung nicht bereit.

    Nissan und JLR bauen eigene Gigafactories

    Der elektromobile Wandel der britischen Autofabriken läuft in zwei Geschwindigkeiten. Von den fünf größeren Herstellern im Land haben sich bisher nur die zwei größten Hersteller zu Gigafactory-Projekten im Königreich bekannt. Am weitesten ist die Entwicklung beim größten Hersteller Nissan. Eine entsprechende Produktionsanlage des chinesischen Partners Envision AESC für 11 Gigawattstunden pro Jahr ab 2024 ist seit Ende 2022 in Bau und wird das benachbarte Nissan-Werk in Sunderland beliefern. Envision und Nissan investieren damit rund 1,2 Milliarden Euro im Vereinigten Königreich. Im Juni 2023 gab Nissan außerdem bekannt, die elektrische Version des Modells Leaf ab 2026 in Sunderland zu bauen. Noch Anfang des Jahres kritisierte das Unternehmen die hohe Kostenbasis am britischen Standort und forderte staatliche Unterstützung.

    Größte Pkw-Hersteller im Vereinigten Königreich

    Hersteller

    Pkw-Produktion (2022, Stück)

    Gesamtproduktion

    775.014

    Nissan

    238.329

    Jaguar Land Rover

    202.788

    MINI

    186.222

    Toyota *⁾

    105.590

    Bentley

    15.639

    * inklusive Suzuki.Quelle: SMMT (Motor Industry Facts) 2023

    Der indische Jaguar Land Rover (JLR) Eigentümer Tata zog Ende Juli 2023 mit der Ankündigung einer 40 Gigawattstunden starken Produktion nach. Sie wird die Tata-Tochter Agratas umgerechnet knapp 5 Milliarden Euro kosten, während der britische Staat das Projekt mit knapp 600 Millionen Euro subventioniert. Produktionsstart soll 2026 erfolgen. Beide Marken des Konzerns, Jaguar und Land Rover, sind Spätzünder bei der Elektromobilität. Jaguars erstes Elektroauto, der SUV I-PACE, wird erst nächstes Jahr in den Markt eingeführt, bei Land Rover dauert es bis Ende 2024. JLR bekennt sich allerdings zu seinem traditionellen Standort auf der Insel. Über 17 Milliarden Euro investiert das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren in die Umrüstung seiner Produktionsanlagen, stärkt damit den Standort Halewood und den Elektromotorbau im Electric Propulsion Manufacturing Centre in Wolverhampton.

    Flaute bei anderen Gigafactory-Projekten

    Andere Gigafactory-Projekte im Königreich laufen schleppend. Laut Faraday Institute benötigt die nationale Industrie eine jährliche Produktionskapazität von 100 Gigawattstunden Batterien im Jahr 2030, um die Vorkrisenvolumen von 1,6 Millionen produzierten Pkw zu bedienen.

    Der einstige Vorreiter Britishvolt hatte eine ursprünglich geplante Batterieproduktionskapazität von 300.000 Stück pro Jahr. Mit etwa 4,4 Milliarden Euro Investitionsvolumen war das Projekt die größte geplante Gigafactory des Landes, fiel aber in die Insolvenz und Medienberichten zufolge kommt der australische Aufkäufer Recharge seiner letzten Schlusszahlung für die Übernahme nicht nach. Das mit 1 Gigawattstunde deutlich kleinere Gigafactory-Projekt des Konkurrenten AMTE Power im schottischen Dundee konnte Ende Juli nur knapp einer drohenden Insolvenz entgehen.

    Die als aussichtsreicher Kandidat für die JLR-Beschaffung gehandelte West Midlands Gigafactory mit einer möglichen Kapazität von 60 Gigawattstunden existiert bisher nur auf dem Papier. Nach der Tata-Entscheidung für die eigene Anlage in Somerset zeigen sich die Projektverantwortlichen zuversichtlich. Mögliche Batteriekunden bleiben hingegen unbekannt.

    Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie im Vereinigten Königreich

    Akteur

    Investitionssumme (in Mio. Euro)

    Projektstand

    Vorhaben/Anmerkungen

    Tata Group (indischer Mischkonzern), London

    4.600

    in Planung. Geplanter Produktionsstart: 2026

    Bau einer neuen Batteriezellen-Gigafabrik in Somerset. Geplante Kapazität: 40 Gigawattstunden. Tata Group wird die zukünftigen batterieelektrischen Modelle ihrer Tochtergesellschaft Jaguar Land Rover beliefern, mit dem Potenzial, auch andere Automobilhersteller in Großbritannien und Europa zu beliefern.

    Envision AESC; International Advanced Manufacturing Park (IAMG), in Sunderland, Nordostengland

    522

    Bauarbeiten begannen im Dezember 2022

    Bau einer neuen Batteriefertigungsanlage für den Automobilsektor. Geplante Kapazität: 12 Gigawattstunden.

    Tees Valley Lithium Ltd; Wilton International Chemicals Park                                                                                   

    290

    geplante Fertigstellung: 2025

    Bau neuer Lithiumhydroxid-Aufbereitungsanlage für EV-Batterien.

    Ford; Halewood, Merseyside und Produktionsentwicklungszentrum in Dunton, Essex

    174

    in Planung

    Ford plant rund 145 Mio. Euro in Elektrofahrzeug-Antriebsstränge im Werk Halewood zu investieren. Rund 28 Mio. sollen in das Produktentwicklungszentrum in Dunton, Essex investiert werden.

    Gordon Murray Group; Windlesham, Surrey

    58

    geplante Fertigstellung: 2024

    Bau eines neuen globalen Hauptquartiers sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtung.

    Hydrogen Vehicle Systems Ltd; Glasgow

    35

    in Planung

    Entwicklung einer mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebenen LKW-Kabine und Sattelzugmaschine. Das Projekt wird mit rund 17 Mio. Euro von der britischen Regierung unterstützt.

    Toyota (GB) Plc

    13

    in Planung

    Entwicklung und Pilotproduktion eines mit Wasserstoff-Brennzellen betriebenen Hilux-Pickup Trucks. Das Projekt wird mit rund 6 Mio. Euro von der britischen Regierung unterstützt.

    Quelle: Pressemitteilungen; Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

    BMW stärkt Mini-Standort Oxford mit 700 Millionen Euro

    Unter den vier Volumenherstellern im Königreich überwiegen nun die Bekenntnisse zum Standort Insel. Dazu gehört auch die kürzlich bekannt gewordenen Entscheidung des BMW-Konzerns umgerechnet rund 700 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion in Oxford zu investieren. Ab 2026 werden die Vollelektro-Modelle MINI Cooper, in der Dreitürer-Version, und der MINI Aceman das Produktionsportfolio des Standorts erweitern. Ab 2030 sollen in Oxford dann nur noch Vollelektro-Pkw produziert werden. Im Zuge der angekündigten Verkaufsverbote für Verbrenner im Königreich und in der EU hat sich BMW damit langfristig bekannt.

    Unklar ist die Lage beim viertgrößten Hersteller Toyota, die am Standort Derbyshire einzig den Hybrid-Corolla produzieren, und noch keine Entscheidung für die vollelektrifizierte Zukunft getroffen haben. Das Unternehmen produziert sein einziges Vollelektro-Modell, den bZ4X, weder im Königreich noch in der EU. Damit bleibt das Risiko, dass der japanische Hersteller seine Pkw-Produktion auf der Insel einstellen könnte, bestehen. Möglich ist aber ein Richtungswechsel. Das Unternehmen sicherte sich im Dezember 2022 staatliche Zuschüsse von fast 13 Millionen Euro, um am gleichen Standort Wasserstoff-betriebene Pickup-Trucks zu bauen. Einen ähnlichen Weg ging Stellantis am Standort Ellesmere Port mit dem Wechsel von der Pkw-Produktion zur Fertigung eines elektrischen Transporters. 


    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile ins Vereinigte Königreich (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

    2022 1) 

     1. Halbjahr 2023 

    Veränderung 1.Halbjahr 2022/2023

    aus Deutschland 1.  Halbjahr 2023

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    1.565,3

    840,5

    7,4

    124,5

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    11.463,1

    6.449,4 

    12,0

    1.700,8

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    1.142,3

    676,0

    22,7

    43,9

    SITC 713.2 Motoren

    1.222,4

    868,0

    47,4

    241,7

    Summe

    15.393,1

    8.834,0

    15,0

    2.110,9

    1 Wechselkurs der Europäischen Zentralbank 2022: 1 Euro = 0,85276 Britische Pfund-Sterling (£); durchschnittlicher Wechselkurs 1. Halbjahr 2023: 1 Euro = 0,87661(£); Veränderung auf Basis der Landeswährung; SITC-WarenverzeichnisQuelle: UK Trade Info (HM Revenue & Customs) 2023

    Von Marc Lehnfeld | London

  • Rahmenbedingungen

    Ab 2024 gelten Verschärfungen bei den im Freihandelsabkommen vereinbarten Ursprungsregeln.

    Zollgrenze und Freihandelsabkommen

    Seit 1. Januar 2021 sind Zollförmlichkeiten im Warenverkehr zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich zu beachten. Aus innergemeinschaftlichen Lieferungen wurden Ausfuhren aus der EU, respektive Einfuhren im Vereinigten Königreich. Der neue britische Zolltarif UK Global Tariff sieht für Kfz Einfuhrzölle in Höhe von 10 Prozent vor.

    Zollfreie Einfuhren sind im Rahmen des Handels- und Kooperationsabkommens (TCA) zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich möglich. Das TCA gewährt Zollfreiheit für alle Waren. Voraussetzung ist, dass die im Abkommen festgelegten Ursprungsregeln erfüllt sind. Für Elektrofahrzeuge gibt es großzügigere Ursprungsregeln. Sie gelten zeitlich befristet bis Dezember 2026; 2024 tritt eine erste Verschärfung in Kraft (siehe auch unter "Marktchancen Automobil- und Kfz-Teile-Produktion "). Die Ursprungsregeln für Kfz und Kfz-Teile können in der Datenbank WuP-Online der deutschen Zollverwaltung recherchiert werden. 

    Die Verhicle Certification Agency ist die zuständige britische Typgenehmigungsbehörde für Kfz. Sie ist für die Zertifizierung nach dem britischen Typgenehmigungssystem verantwortlich. Bestehende EU-Typgenehmigungen, die von Behörden eines EU-Mitgliedstaates (EU27) ausgestellt wurden, werden in GB nicht mehr automatisch akzeptiert. Inhaber von EU-27-Typgenehmigungen müssen eine vorläufige GB-Genehmigung beantragen. Ab 2023 läuft die Umstellung auf ein neues britisches Typgenehmigungssystem.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Marc Lehnfeld | London

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