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ZypernWirtschaftsumfeld / Kaufkraft, Konsumverhalten / Außenhandel, Struktur / Investitionsklima
Wirtschaftsumfeld
Wirtschaftsausblick | Zypern
Die zyprische Wirtschaft wird sich 2021 voraussichtlich leicht erholen. Bauprojekte und der Tourismus kurbeln die Konjunktur an.
06.01.2021
Von Michaela Balis | Nikosia
Der Ausbruch der Coronakrise hat Zypern vom Wachstumspfad verdrängt, den das Mittelmeerland seit seiner Erholung von der Finanzkrise 2013 eingeschlagen hatte. Im Jahr 2020 ist die zyprische Wirtschaft um etwa 6,2 Prozent geschrumpft, laut Herbstprognose der EU-Kommission. Im ersten Halbjahr ging das zyprische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,6 Prozent zurück.
Für das Jahr 2021 rechnen die Analysten der EU mit einer Zunahme des BIP um 3,7 Prozent, vorausgesetzt die Coronakrise wird überwunden. Noch zwischen 2016 und 2018 wuchs Zyperns Wirtschaft real um rund 5 Prozent pro Jahr und auch 2019 hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,1 Prozent zugelegt.
Von der Coronapandemie besonders betroffen ist der Tourismussektor, der direkt und indirekt mit rund 20 Prozent zum BIP beiträgt. Für Investoren ist die Tourismusbranche dennoch vielversprechend. Dies ergab der „EY Attractiveness Survey“, eine Studie der multinationalen Beratungsgesellschaft Ernst & Young.
Auch der Einzelhandel, die Waren- und Dienstleistungsexporte sowie der Immobiliensektor spüren die geringere Nachfrage aus dem Ausland beziehungsweise von ausländischen Reisegästen. Der Stopp bei der Vergabe zyprischer Pässe an Investoren aus Drittländern (nach einem Verdacht auf Korruption) lässt die Wachstumserwartungen im Immobiliensektor schrumpfen.
Die Pandemie bremste auch die Planungen der internationalen Erdölkonzerne Exxon Mobil-Qatar Petroleum, Chevron-Shell-Delek und Eni-Total für die Erdgaserkundung und -förderung in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Zyperns aus. Diese wurden auf das zweite Halbjahr 2021 verschoben.
Problematisch bleibt in diesem Zusammenhang der Konflikt mit der Türkei. Das Nachbarland beharrt für Bohrungen Zyperns in der AWZ auf einer Zustimmung des türkisch besetzten Nordteils der Insel. Die Lage spitzte sich zwischenzeitlich zu. Im Dezember 2020 verhängte die Europäische Union Sanktionen gegen die Türkei.
Zyperns Schuldenstand ist im Jahr 2020 voraussichtlich auf 112 Prozent des BIP gestiegen. Noch 2019 war er auf 95 Prozent gefallen. Die zyprische Regierung pumpt mit Unterstützung der Europäischen Investitionsbank mehr als 1,7 Milliarden Euro in die Wirtschaft. Zyprischen Unternehmen stehen Kredite mit Staatsgarantien, Steuerstundungen und direkte Subventionen zur Deckung ihrer Betriebskosten zur Verfügung. Auch für Landwirte gibt es Unterstützung. Die Mehrwertsteuer im Tourismus und in der Gastronomie wurde für den Zeitraum vom 1. Juli 2020 bis zum 10. Januar 2021 von 9 auf 5 Prozent gesenkt.
Indikator | 2018 | 2019 | Vergleichsdaten Deutschland 2019 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. Euro) | 21,4 | 22,2 | 3.449,1 |
BIP pro Kopf (Euro) | 24.633 | 25.270 | 41.510 |
Bevölkerung (Mio.) | 0,8 | 0,8 | 83,0 |
Die Bruttoanlageinvestitionen werden im Jahr 2021 leicht um rund 2,5 Prozent zulegen, prognostiziert die EU-Kommission in ihrer Herbstprognose. Dabei wachsen die Investitionen in Ausrüstungen voraussichtlich um 8 Prozent. Im Vorjahr 2020 waren die Bruttoanlageinvestitionen virusbedingt um etwa 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.
Aufgrund der Coronakrise und der eingebrochenen Erdölpreise verschoben das amerikanisch-katarische Konsortium ExxonMobil - Qatar Petroleum und das französisch-italienische Konsortium Total - Eni die geplanten Erdgasbohrungen auf die zweite Hälfte von 2021.
Große Bauprojekte, beispielsweise die Errichtung des Casino-Resorts in Limassol und der Bau der Marina von Ayia Napa (inklusive Luxusvillen), werden nach einer Corona-bedingten Pause im Frühling weiter umgesetzt.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. Euro) | Projektstand | Projektträger |
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East Med Pipeline | 7.000 | Endgültige Entscheidung über die Investition im Jahr 2021 | IGI Poseidon |
EuroAsia Interconnector | 1.500 | Bauarbeiten in Gang; Fertigstellung bis Ende 2023 | Strom-Unterseeleitung zwischen Israel, Zypern und Griechenland; EU-Prioritätsvorhaben |
Neuer Hafen und Marina von Larnaca | 1.000 | Bauarbeiten werden 2021 beginnen | Zyprisches Ministerium für Transporte, Kommunikation und Projekte, E-Mail |
Integriertes Kasinoresort in Limassol | 600 | Bauarbeiten laufen; Fertigstellung bis 2021; vier Satellitenkasinos (Pafos, Nikosia, Ayia Napa, Larnaka) und ein vorläufiges Kasino in Limassol geöffnet | Integrated Casino Resorts Cyprus Limited, Herr Chimmy Leung, Executive Director, Corporate Communications, E-Mail: Herr Kypros Hadjiathanasiou, Managing Communication Consultant, E-Mail |
CyprusGas2EU | 290 | Fertigstellung bis 2021 | Bau einer schwimmenden Speicher- und Wiederverdampfungsanlage |
Neuer Handelshafen in Vassiliko | 250 | Ausschreibung wird vorbereitet; Fertigstellung bis 2023 | |
Marina Ayia Napa | 250 | Fertigstellung bis 2023 |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite, Rubrik „Ausschreibungen“ und „Entwicklungsprojekte“
Informationen zu EU-Binnenmarktausschreibungen bietet GTAI auf ihrer Internetseite an.
Für 2021 prognostiziert die EU-Kommission eine Zunahme des privaten Konsums um 2,8 Prozent. Im Vorjahr 2020 war der private Verbrauch unter dem Druck der Coronapandemie um rund 4 Prozent zurückgegangen, meldete die EU-Kommission in ihrer Herbstprognose.
Die Ausgaben des Staates legten aufgrund der Hilfspakete zur Sicherung der Arbeitsplätze und der Gehälter sowie aufgrund der Investitionen im Gesundheitswesen um fast 17 Prozent zu. Die Hilfspakete wurden in einzelnen Branchen, beispielsweise Tourismus, bis Ende März 2021 verlängert.
Nichtsdestotrotz sind Entlassungen und Gehaltskürzungen im privaten Sektor mittelfristig nicht auszuschließen. Das zyprische Finanzministerium erwartete einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 8,0 Prozent im Jahr 2020.
Die zyprischen Importe von Waren und Dienstleistungen werden im Jahr 2021 um 7,0 Prozent steigen, laut EU-Prognose. Zuvor waren sie 2020 um 11,5 Prozent gesunken. Die Exporte werden 2021 um 7,2 Prozent zulegen, nach einem Rückgang um rund 18 Prozent im Jahr 2020.
In den ersten neun Monaten 2020 gingen die gesamten Importe Zyperns um rund 20 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum zurück. Knapp 15 Prozent der zyprischen Einfuhren entfielen auf Erdölprodukte, denn das Land ist für die Stromerzeugung stark von Ölimporten abhängig. Aufgrund der geringeren Nachfrage und der niedrigeren Preise brachen diese jedoch im Wert um mehr als ein Drittel ein. Die Kfz-Importe lagen etwa ein Fünftel unter dem Vorjahr. Etwa 13 Prozent der zyprischen Kfz stammten aus Deutschland.
Griechenland war in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 mit einem Anteil von 18,3 Prozent wichtigster Handelspartner Zyperns, gefolgt vom Vereinigten Königreich und der VR China. Deutschland lag an fünfter Stelle.
2018 | 2019 | Veränderung 2019/2018 | |
---|---|---|---|
Importe | 9.166,4 | 8.151,3 | -11,1 |
Exporte | 4.251,7 | 3.079,0 | -27,6 |
Handelsbilanzsaldo | -4.914,7 | -5.072,3 | - |