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Zollbericht Welt WTO
Das Trade Facilitation Agreement (TFA): Ein Abkommen zur Modernisierung, Vereinfachung und Harmonisierung des internationalen Handels.
06.08.2020
Von Melanie Hoffmann
Der Warenhandel über die landeseigenen Grenzen hinweg ist mit Bürokratie, Kosten und Zeit verbunden. Kostenreduzierung und Zeitersparnisse sind deshalb wesentliche Bestrebungen der Unternehmen. Denn zu hohe Kosten durch Handelshemmnisse hindern Unternehmen daran, Handelsbeziehungen einzugehen.
Mithilfe des TFA sollen Handelserleichterungen, wie zum Beispiel die Vereinfachung von Zollabwicklungs- und Importvorschriften, geschaffen werden, um einen besseren Zugang zu ausgewählten Märkten zu garantieren. Die primären Ziele des Abkommens sind folglich: Modernisierung, Vereinfachung und Harmonisierung des internationalen Warenaustausches.
2013 beendeten die WTO-Mitglieder die Verhandlungen über das TFA, welches sodann am 22. Februar 2017 in Kraft trat.
Das Abkommen wird unverzüglich nach seinem Inkrafttreten von den Industrieländern umgesetzt. Die Entwicklungsländer und LDCs (die am wenigsten entwickelten Länder) erhalten hier eine gesonderte Behandlung, indem sie nur denjenigen materiellen Teil direkt anwenden müssen, den sie nach eigenen Angaben anwenden können.
Das TFA stellt das erste Abkommen dar, welches den Entwicklungsländern und LDCs ermöglicht, eigene Zeitpläne für die Umsetzung festzulegen. Weiterhin sollen Entwicklungsländer Hilfe erhalten, um das Vorhaben umsetzen und die Vorteile der TFA voll ausschöpfen zu können.
Bis heute haben 153 WTO-Mitglieder das Änderungsprotokoll ratifiziert und dies der WTO mitgeteilt (93,3 Prozent der WTO-Mitglieder). Mit der Ratifizierung bestätigen die Staaten das Protokoll und versprechen, den Vertrag als bindend anzusehen und diesen innerstaatlich einzuhalten. Durch die Zustimmung der Mitgliedstaaten wird das TFA in das WTO-Abkommen aufgenommen.
Die Umsetzungsquote der Verpflichtungen aller WTO-Mitglieder liegt derzeit bei 66,2 Prozent. Die großen Wirtschaftsnationen Deutschland, Russland, die USA und China haben 100 Prozent der Verpflichtungen umgesetzt.
Informieren Sie sich über die Umsetzungsaktivitäten in 2019.
Das Abkommen enthält zahlreiche Bestimmungen zur Harmonisierung und Vereinfachung des internationalen Handels:
Die Bestimmungen gliedern sich in drei Kategorien:
Mithilfe des TFA sollen Kosten des Welthandels um circa 14,3 Prozent gesenkt werden, wobei vor allem die afrikanischen Länder und die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) die größte durchschnittliche Kostensenkung erfahren werden. Neben der Kostensenkung ermöglicht das Abkommen eine schnellere Einfuhr von Waren – schätzungsweise wird der Zeitaufwand für die Einfuhr um 47 Prozent gesenkt. Für den Export wird sogar eine 91-prozentige Reduzierung des Zeitaufwandes erwartet.
Durch die Erleichterung in Form von Kosten- und Zeitsenkung werden eine Steigerung des Exportvolumens sowie ein BIP-Wachstum erwartet.
Erleichterungen des Handels kommen Unternehmen, aber auch Verbrauchern zugute. Ein Handel ohne Hemmnisse ermöglicht nicht nur, einen besseren Zugang zum Markt, sondern unterstützt zugleich die Beteiligung an globalen Wertschöpfungsketten. Länder, in denen Produkte schnell und zuverlässig im- und exportiert werden können, sind einerseits attraktive Handelspartner ausländischer Firmen und andererseits potentielle Standorte für Unternehmen, die investieren und ihren Abnehmern gute Produkte zu fairen Preisen anbieten wollen.
Vor allem KMU profitieren von den Maßnahmen zur Erleichterung des Handels, da für diese Unternehmen solche Kosten unverhältnismäßig hoch sein können und folglich das eigene Business gefährden könnten. Maßnahmen, eine transparente Informationsverbreitung, Schaffung von Kontaktstellen für die Beantwortung von Anfragen, Regelungen zur Festsetzung von Gebühren und Abgaben für die Zollabwicklung sowie die Möglichkeit, Stellung zu den Regeln im Zusammenhang mit dem Warenverkehr nehmen zu können, unterstützen Unternehmen.
Für Hersteller verderblicher Waren und High-Tech-Fertigungsprodukte sieht das Abkommen Handelserleichterungen sowie schnellere Abwicklungsprozesse an den Grenzen vor. Um einen reibungslosen Abwicklungsprozess an den Grenzen garantieren zu können, strebt das Abkommen eine engere Zusammenarbeit zwischen den Grenzbehörden an.
Das TFA geht zudem mit der Zeit und möchte durch Digitalisierung den Handel erleichtern. So sind die WTO-Mitglieder zum Beispiel dazu verpflichtet, elektronische Zahlungen und Dokumente zu akzeptieren.
Einen weiteren Vorteil für die Unternehmen wird durch die transparente Verbreitung von Informationen zu Regeln und Vorschriften ausländischer Märkte und durch die Integration von Kontaktstellen für die Beantwortung von Anfragen geschaffen.
Die Vereinfachung von Handelsverfahren wirkt sich aber nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene aus, sondern beseitigt auch Anreize für grenzbedingte Korruption und unterstützt die Integrität.