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Wirtschaftsumfeld | Ghana

Interessanter Standort mit strukturellen Schwächen

Ghana galt bislang dank seiner politischen Stabilität als attraktiver Standort in der Region. Zuletzt waren Investoren aufgrund wachsender Unsicherheiten zurückhaltend.

Von Corinna Päffgen | Accra

Ghana ist für Deutschland wichtiger Partner in der Region. Dies gilt in wirtschaftlicher sowie in politischer Hinsicht. Eine gute Zusammenarbeit bei entwicklungspolitischen Projekten, zahlreiche Hochschulpartnerschaften, ein eigenes Partnerschaftsabkommen zwischen Ghana und Nordrhein-Westfalen sowie die Investition von Volkswagen in ein neues Werk in Tema belegen dies.

Investitionsklima hat sich verschlechtert

Ghana verfügt über eine relativ gut funktionierende Demokratie mit friedlichen Regierungswechseln und einem vergleichsweise hohen Maß an Rechtsstaatlichkeit. Das Land belegt nach dem WJP Rule of Law Index 2023 Rang 61 und ist damit auf Rang 7 im afrikanischen Vergleich. Ghana gilt noch als einer der zugänglichsten Märkte Afrikas.

Im Zuge der aktuellen Wirtschafts- und Schuldenkrise sind die Herausforderungen jedoch gewachsen. Dazu gehören die Abwertung der lokalen Währung, Konsumzurückhaltung, Korruption und Zahlungsausfälle. Für viele Unternehmen ist es zudem trotz eines großen Angebots an günstiger Arbeitskraft nicht einfach, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Beim Umgang mit Behörden klagen Unternehmen über zunehmende Schwierigkeiten mit der Steuerbehörde GRA (General Revenue Authority). 

Fraglich ist auch der weitere Umgang mit der Schuldenkrise und der Einleitung entsprechender Reformen. Im Rahmen des IWF-Hilfspakets hat sich Ghana zur Haushaltskonsolidierung und Erhöhung der Staatseinnahmen verpflichtet. Außer Steuer- und Abgabenerhöhungen ist bislang wenig passiert. Vor allem fehlt ein Konzept, um die Wirtschaft anzukurbeln, Rahmenbedingungen zu verbessern und das Vertrauen von Investoren wiederzugewinnen.

Ausländische Direktinvestitionen sind gesunken

Der Bestand ausländischer Investitionen hat seit Jahren kontinuierlich zugenommen. Betrugen diese im Jahr 2000 gerade einmal 1,5 Milliarden US-Dollar (US$), so beläuft sich der Bestand mittlerweile auf rund 42 Milliarden US$ (Stand 2022). Allerdings sind die Zuflüsse im Jahr 2022 um 39 Prozent auf 1,5 Milliarden US$ stark gesunken.

Auch im 1. Halbjahr 2023 waren Investoren zurückhaltend. So verzeichnete die ghanaische Investitionsbehörde (Ghana Investment Promotion Centre, GIPC) ausländische Investitionen in Höhe von gerade einmal 270 Millionen US$. Das Kapital stammt in erster Linie aus China, USA, den Niederlanden, Australien und Mauritius. Investiert wurde in den Bereichen Zementproduktion, Stahlbau, Konsumgüter (Kosmetik), Pharma und Bergbau.

Deutsche Unternehmen sind zurückhaltend 

Etwa 70 deutsche Unternehmen sind in Ghana vertreten. Eigene Produktionen sind bislang die Ausnahme, die meisten deutschen Unternehmen bearbeiten den Markt – auch über Ghana hinaus in der Region – über eigene Vertriebsgesellschaften. 

In den vergangenen Jahren gab es wenig deutsche Investitionen. Der Schokoladenhersteller fairafric investierte 2020 rund 2 Millionen Euro in eine eigene Fabrik und Volkswagen weihte im letzten Jahr ein neues Montagewerk in Tema ein, hier investierte der Automobilhersteller 8 Millionen US$.

 

Auswahl deutsche Investoren in Ghana (Stand: April 2023)

Unternehmen

Branche

DHLLogistik
GHACEMBaustoffe
KronesMaschinen- und Anlagenbau
LiebherrMaschinenbau
VolkswagenAutomobil
Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest; Firmenwebsites

Hemmschuh ist oft Zugang zu Finanzierung

Die Investitionstätigkeit ghanaischer Unternehmen wird durch den schweren Zugang zu Finanzierung und durch hohe Zinsen gehemmt. Der Leitzins liegt bei derzeit 29 Prozent. Dazu kommen steigende Produktionskosten, viele Produkte und Vorprodukte müssen importiert werden.

Auch die Fixkosten für Miete (40 bis 70 US$ pro Quadratmeter) und Strom sind immens, vor allem Accra ist teuer. Die Lebenshaltungskosten, insbesondere für Transport und Miete sind auch für Private stark gestiegen. Viele Arbeitnehmer müssen deshalb am Stadtrand leben und haben lange Arbeitswege.

GIPC ist Anlaufstelle für Investitionsförderung

Das staatliche Ghana Investment Promotion Centre ist zentrale Anlaufstelle für Investoren. GIPC soll dabei als "One-stop-Shop" fungieren. In der Praxis gibt es allerdings noch Herausforderungen bei der Umsetzung aufgrund unklarer Zuständigkeiten weiterer beteiligter Behörden.

Für bestimmte strategische oder umfangreiche Investitionen werden eine Reihe von Anreizen gewährt. Dazu gehört die Befreiung vom Einfuhrzoll landwirtschaftlicher und industrieller Anlagen, Maschinen und Ausrüstungen, die für Investitionszwecke eingeführt werden. Für einige prioritäre Sektoren wie Energie, Infrastruktur, Häfen sowie Informations- und Kommunikationstechnik werden zudem reduzierte Steuersätze und Steuerbefreiungen für bestimmte Zeiträume gewährt. In sogenannten Freizonen existieren ebenfalls eine Reihe von Zoll- und Steuererleichterungen. Das Freizonenprogramm ist auf die Förderung der Herstellung und Verarbeitung von Waren gerichtet, die für den Export bestimmt sind.

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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