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Branche kompakt | Ägypten | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Ägyptens Pharmabranche setzt auf Quantität statt Qualität

Ägyptens wachsende Bevölkerung treibt das Wachstum der Pharmabranche. Jedoch verhindern geringe Kaufkraft und regulatorische Zwänge den Zugang für innovativen Arzneimittel. 

Von Sherif Rohayem, Marcus Knupp | Kairo, Berlin

Ausblick der Pharmaindustrie in Ägypten

 

  • Nur wenige Ägypter sind bisher krankenversichert. Ein Großteil der Arzneimittelkäufe wird selbst bezahlt.
  • Die geringe Kaufkraft begrenzt das Marktvolumen.
  • Wegen der starken Kursverluste der ägyptischen Landeswährung sinken Pharma-Umsätze auf US-Dollar-Basis.
  • Lokale Pharmahersteller produzieren hauptsächlich preiswerte Generika.

Anmerkung: Einschätzung der Autoren für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli 2025

  • Markttrends

    Bevölkerungszunahme treibt das Wachstum des ägyptischen Marktes für Pharmazeutika.

    Mit circa 116 Millionen Menschen ist Ägypten das bevölkerungsreichste Land im Nahen Osten und Nordafrika. Jährlich wächst die Einwohnerzahl um rund 1,7 Prozent. Aufgrund dieser Demographie zählt der Markt für Pharmazeutika zu den größten und dynamischsten in der Region. 

    Stete Urbanisierung fördert Zivilisationskrankheiten   

    Immer mehr Ägypter zieht es in die Städte. Damit verbunden ist ein Lebenswandel, der Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit und Bluthochdruck befördert. Parallel zum Bevölkerungswachstum steigt daher die Prävalenz von Atemwegserkrankungen sowie Herz-Kreislauferkrankungen. Als ungesund kann auch die ägyptische Küche gelten. Obwohl das nordafrikanische Land ein Mittelmeeranrainer ist, ist die lokale Küche alles andere als mediterran. Das tägliche Brot besteht aus Weizenmehl, die zum Frühstück obligatorischen Bratlinge sind zwar vegetarisch, dafür aber frittiert, die gestampften Saubohnen schwimmen in Speiseöl, das kein Olivenöl ist. Internationale Hersteller von Softdrinks fügen ihren Getränken deutlich mehr Zucker hinzu als das etwa auf dem deutschen Markt der Fall ist. Ein gesunder Lebenswandel ist allenfalls in der oberen Mittelschicht ein Wert. Das mangelnde Gesundheitsbewusstsein ist ein Grund für den gegenwärtig sowie absehbar geringen Absatz nicht verschreibungspflichtiger Medikamente.  

    Preisdeckel übernimmt Rolle der Krankenversicherung

    Ein weiterer Grund für das vergleichsweise niedrige Absatzpotential von Arzneimitteln insgesamt ist die geringe Pro-Kopf-Kaufkraft der Ägypter. Das nordafrikanische Land ist ein sogenanntes Middle-Income-Country und rangiert innerhalb dieser Kategorie im unteren Bereich. Die ohnehin begrenzte Kaufkraft der Verbraucher hat einen weiteren Rückschlag erlitten: Nach der Coronapandemie, dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den darauffolgenden Abwertungen der ägyptischen Landeswährung stieg die Inflation zeitweise auf über 30 Prozent.

    36 US$

    betrugen die ägyptischen Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente im Jahr 2024.

    Der Umsatz von Medikamenten (auch verschreibungspflichtigen) hängt unmittelbar mit der Kaufkraft der Bevölkerung zusammen. Denn in Ermangelung einer flächendeckenden Krankenversicherung zahlen Ägypter medizinische Leistungen wie Medikamente in der Regel aus der eigenen Tasche (out-of-pocket). Weil diese Taschen nicht besonders tief sind, sind die Umsätze pro Kopf entsprechend niedrig. Um trotz der geringen Kaufkraft die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, deckelt die Regierung die Preise für Arzneimittel - sozusagen als Ausgleich für die fehlende Krankenversicherung. Wegen dieser erzwungenen Niedrigpreise ist Ägypten ein unattraktiver Absatzmarkt für die Produzenten hochwertiger und neuer Wirkstoffe. Diese Preispolitik wird sich absehbar nicht ändern, beziehungsweise sind Änderungen allenfalls langfristig zu erwarten. 

    Universale Krankenversicherung in Planung - allerdings erst ab 2032

    Auch wenn die Inflation mittlerweile wieder etwas gesunken ist, bleiben die Lebenshaltungskosten hoch - ebenso der Bedarf an erschwinglicher Medizin. Die Analysten von Fitch Solutions prognostizierten 2024, dass der jährliche Pro-Kopf-Umsatz von Pharmazeutika erst im Jahr 2028 leicht auf 41 US$ steigen wird. Ein deutliches Zeichen für die extrem niedrige Kaufkraft ist, dass der ägyptische Pharmamarkt trotz des starken Bevölkerungswachstums zunächst schrumpft. So prognostiziert die Economist Intelligence Unit einen Rückgang der Pharmaumsätze von 4,9 Milliarden US$ im Jahr 2023 auf rund 4,0 Milliarden US$ im laufenden Jahr 2025. Damit wird die Talsole aber der Erwartung nach erreicht sein und sich der Umsatz bis 2029 sukzessive auf 4,7 Milliarden US$ erholen. Zwar führt die Regierung derzeit eine universale Krankenversicherung ein, die den Markt verändern dürfte. Flächendeckend wird es diese aber erst ab 2032 geben. Bis dahin bleibt Ägypten ein Markt für günstige Massenprodukte.

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    Ägyptens Bevölkerung ist sehr jung, was für die Produzenten von Pharmazeutika zunächst keine gute Nachricht ist. Dennoch werden mit steigendem Wohlstand die Lebenserwartungen steigen, damit auch die Lukrativität Ägyptens als Pharmamarkt. Weiteres Potential folgt aus dem Umstand, dass der ägyptische Markt noch ungesättigt ist. Ein Vertreter eines deutschen Pharmakonzerns, der anonym bleiben möchte, erklärt, dass ein Großteil moderner Wirkstoffe auf dem ägyptischen Markt bislang gar nicht verfügbar sei. Ägypten sei daher ein Markt, auf dem sich noch erhebliches Potenzial zur Wertschöpfung biete.

     

    Ausgewählte Investitionsprojekte der pharmazeutischen Industrie in ÄgyptenInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    Akteur/ProjektInvestitionssummeProjektstandAnmerkungen
    ACDIMA/ Produktion von Insulin

    k.A.

    MoUKooperation mit BioCubaFarma (Kuba) geplant durch Arab Company for Drug Industries and Medical Appliances (ACDIMA, staatlich)
    EIPICO, ACDIMA/ Produktion von 28 pharmazeutischen Wirkstoffen

    165

    UmsetzungBau eines Werks in Ain Sokhna bis 2026; Arab Company for Pharmaceutical Raw Materials, Joint-Venture von Egyptian International Pharmaceutical Industries Company /EIPICO, staatlich) und ACDIMA (s.o.)
    Arab Otsuka Neutraceuticals/ Produktion von Ergänzungsmitteln

    k.A.

    UmsetzungBau eines Werks in 10th of Ramadan City durch Otsuka (Japan)
    Future Pharmaceutical Company/ Produktion vorgefüllter Ampullen, Spritzen etc.

    51

    UmsetzungErweiterung der Produktion in Badr City
    Eva Pharma/ Produktion von Impfstoffen

    k.A.

    MoUHerstellung von mRNA-Impfstoffen, Kooperation mit DNA Script (Frankreich) und Quatoom Bioscienes (Belgien), Baustart 2026
    Quelle: American Chamber of Commerce in Egypt; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Von Sherif Rohayem, Marcus Knupp | Kairo, Berlin

  • Branchenstruktur

    Generika dominieren den ägyptischen Arzneimittelmarkt.

    Regional zählt Ägypten zu den größten Produzenten von Pharmazeutika. Es gibt insgesamt 179 offizielle Produktionsstätten, davon stehen 90 Prozent im Privateigentum, 5 Prozent sind Betriebsstätten staatlicher Akteure, während die verbleibenden 5 Prozent im staatlich-privaten Eigentum stehen.

    Viele multinationale Unternehmen haben sich in Ägypten niedergelassen, unter anderem GlaxoSmithKline, Novartis, Pfizer und Sanofi. Bayer aus Deutschland ist mit einer Lizenzproduktion vertreten. Die ausländischen Firmen kommen nach Angaben der Economist Intelligence Unit (EIU) auf einen Anteil von 65 Prozent der lokalen Arzneimittelumsätze. Davon entfallen 30 Prozent auf die eigene Produktion vor Ort und 35 Prozent auf die Auftragsfertigung bei lokalen Unternehmen. 

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    Deutschland unter den wichtigsten Lieferanten

    Trotz einer wachsenden heimischen Pharmaindustrie bleibt Ägypten Nettoimporteur von Arzneimitteln. Im Jahr 2024 standen Ausfuhren im Wert von 447 Millionen US$ Importen von 3,5 Milliarden US$ gegenüber. Die Länder der Europäischen Union (EU) machten dabei 56 Prozent der ägyptischen Pharmaimporte aus. Insbesondere decken sie einen Großteil des Bedarfs an patentgeschützten Medikamenten. Deutschland belegte 2024 knapp hinter der Schweiz den zweiten Platz unter den wichtigsten Pharma-Lieferanten Ägyptens.

    Der zweite Platz Deutschlands ist zwar ein respektables Ergebnis, relativiert sich jedoch angesichts der gesamten deutschen Pharmaexporte im Wert von über 122 Milliarden US$. Die Ausfuhren nach Ägypten beliefen sich 2024 lediglich auf 545 Millionen US$ und machen damit nur einen kleinen Anteil aus. Für deutsche Pharmaunternehmen könnten jedoch die langfristigen Perspektiven entscheidend sein. Ob Ägypten für deutsche Hersteller als Absatzmarkt interessanter wird, hängt von der Entwicklung der Gesundheitsausgaben ab insbesondere davon, ob die Wende von einer Selbstzahlerfinanzierung zu einem Erstattungssystem gelingt. 

    Lokale Unternehmen müssen Wirkstoffe für Generika importieren

    Abgesehen von den Importen und den ausländischen Unternehmen vor Ort verfügt Ägypten auch über eine gewachsene Industrie lokaler Pharmahersteller. Die Betriebe vor Ort produzieren hauptsächlich Generika. Allerdings ist auch hier der Spielraum eingeschränkt, denn lokale Hersteller sind in hohem Maße auf importierte Wirkstoffe angewiesen. Rund 95 Prozent beziehen sie aus dem Ausland, größtenteils aus Indien und China. 

    Diese Importabhängigkeit hat Pharmahersteller in Ägypten in der jüngsten Vergangenheit vor große Schwierigkeiten gestellt. Einerseits stiegen die Importkosten, weil der Wechselkurs des ägyptischen Pfund zum US$ seit 2022 um 70 Prozent gesunken ist. Auf der anderen Seite konnten die Unternehmen aufgrund der strikten Preispolitik für Arzneimittel die gestiegenen Kosten infolge der Abwertungen kaum an die Verbraucher weitergeben.

    Verschreibungspflichtige Generika dominieren Markt

    Infolge der geringen Kaufkraft und dem niedrigen Niveau der öffentlichen Gesundheitsausgaben sind die Ägypter gezwungen, ihren Arzneimittelkonsum auf das Wesentliche zu beschränken. Entsprechend spielen nicht-verschreibungspflichtige Medikamente eine Nebenrolle in Ägypten. Über 85 Prozent der Marktanteile entfallen auf verschreibungspflichtige Arzneimittel mit steigender Tendenz. Im Jahr 2023 beliefen sich die Umsätze verschreibungspflichtiger Medikamente auf 3,8 Milliarden US$. 

    Innerhalb der verschreibungspflichtigen Medikamente kommen solche mit Patentschutz auf einen Marktanteil von circa 17 Prozent. Dieser geringe Marktanteil hat mehrere Gründe: Zunächst verhindern die geringen Ausgaben für Forschung und Entwicklung, dass moderne Arzneimittel vor Ort entwickelt und produziert werden. Der lückenhafte Patentschutz macht Ägypten außerdem zu einem riskanten Markt. Dies steht im Zusammenhang mit der unzureichenden Durchsetzung des Patentrechts durch die Behörden, wodurch Arzneimittelfälschungen begünstigt werden. Schließlich schränkt die Preispolitik die Gewinne von Pharmaunternehmen so stark ein, dass sich der Absatz innovativer Medizin nur wenig rentiert. 

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    Lizenzproduktion ist gängiges Modell

    Unter diesen Rahmenbedingungen haben Generika die besten Voraussetzungen. Eine wachsende Rolle spielen auch hier ausländische Firmen. Sie blicken auf den lokalen Markt ebenso wie die lokale Kompetenz für die Herstellung von Generika. Über Lizenzvereinbarungen beauftragen Pharmakonzerne lokale, zumeist staatliche, Unternehmen mit der Herstellung ihrer Arzneimittel. Diese Industrie-Partnerschaften fördert die Regierung mit dem Ziel, die lokale Wertschöpfung zu stärken und Ägypten als zentralen Pharmaproduzenten für Afrika und den Nahen Osten zu etablieren. 

    Ein Beispiel für eine derartige Kooperation bietet Roche, das keine eigene Produktionsstätte in Ägypten betreibt. Stattdessen hat das Pharmaunternehmen aus der Schweiz mit der Egyptian International Pharmaceutical Industries einen Lizenzvertrag zur Fertigung seiner Medikamente geschlossen. Das lokale Unternehmen Eva Pharma hat Ende 2024 die Produktion von Insulin begonnen und arbeitet dabei mit dem US-amerikanischen Unternehmen Eli Lilly zusammen. Das Insulin soll sowohl auf dem ägyptischen Markt als auch im Export abgesetzt werden. Im Februar 2025 unterzeichnete das Unternehmen ein Memorandum of Understanding mit den Firmen DNAscript aus Frankreich und Quantoom Biosciences aus Belgien zu Produktion von mRNA-Impfstoffen in Ägypten.

     

    Viele internationale Pharmakonzerne produzieren vor OrtWichtige Branchenunternehmen in Ägypten

    Unternehmen

    Sparte

    Anmerkungen

    Amoun PharmaceuticalsVerschiedene Arzneimittel2021 durch ADQ (VAE) übernommen
    Egyptian International Pharmaceutical Industries Company (EIPICO)Arzneimittel und WirkstoffeGroßes Staatliches Unternehmen, Beteiligung des Public Investment Fund (Saudi-Arabien)
    GlaxoSmithKline (GSK)Verschiedene Arzneimittel und ImpfstoffeEigene Produktionsstätte
    NovartisVerschreibungspflichtige und nicht-verschreibungspflichtige MedikamenteEigene Produktionsstätte
    SanofiVerschiedene ArzneimittelEigene Produktionsstätte
    PfizerVerschiedene Arzneimittel und ImpfstoffeEigene Produktionsstätte
    BayerVerschiedene ArzneimittelProduktion durch lokalen Auftragsfertiger
    Roche Arzneimittel und DiagnostikaProduktion durch lokalen Auftragsfertiger
    AstraZeneca EgyptVerschiedene ArzneimittelEigene Produktionsstätte
    Quelle: American Chamber of Commerce in Egypt; EIU; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Wenige Großhändler beherrschen einen Großteil des Marktes

    Rund zwei Drittel des ägyptischen Handels mit Arzneimitteln laufen über die drei größten Großhändler. Nach Angaben des Informationsportals Enterprise entfielen 2024 auf Ibnsina Pharma 30,8 Prozent des Handels, auf Pharma Overseas 22 Prozent und auf die Egyptian Pharma Trading Company 12 Prozent.

     

    Von Sherif Rohayem, Marcus Knupp | Kairo, Berlin

  • Rahmenbedingungen

    Erschwingliche Arzneimittel für die Bevölkerung und ein lückenhafter Patentschutz für die einheimischen Hersteller von Generika.

    Bei der Festlegung der Rahmenbedingungen des Pharmamarktes orientiert sich die Regierung an zwei Fixpunkten. Zum einen die Erschwinglichkeit von Arzneimittel und zum anderen der Schutz der heimischen Industrie.

    Förderung der lokalen Fertigung

    Die ägyptische Regierung will den Standort für die Produktion von Arzneimitteln sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht stärken. Lokal hergestellte Wirkstoffe sollen Importe ersetzen. Die Hoffnung fällt beispielsweise auf die Ansiedlung indischer Unternehmen. Ein wachsendes Volumen von Arzneimittelexporten soll Ägypten dabei für die Lieferanten von Vorprodukten attraktiver machen. Ein im August 2024 angekündigtes Programm vergünstigter Kredite kann Unternehmen bei der Lokalisierung unterstützen. Mit dem Bau strategischer Logistikzentren für medizinische Produkte in Kairo, Alexandria, Dakahlia, Qena, Minya und Ismailia unterstützt die Regierung die Ansiedlung.

    Es engagieren sich aber auch staatliche Arzneimittelhersteller wie die Arab Company for Drug Industries and Medical Appliances (ACDIMA), die mit der kubanischen Unternehmensgruppe BioCubaFarma zusammenarbeiten will. Unter anderem ist geplant, in Ägypten hergestelltes Insulin zu exportieren. Die ebenfalls staatliche Egyptian International Pharmaceutical Industries Company (EIPICO) will ab 2026 in der Ain Sokhna Industriezone am Roten Meer 28 verschiedene Wirkstoffe herstellen und dort 165 Millionen US$ investieren. Diese Beispiele deuten die bestehende Zweigleisigkeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor an, die in Ägypten in etlichen Bereichen besteht.

    Preisdeckel setzt dem Angebot Grenzen

    Wer das erste Mal in einer Apotheke in Ägypten ein Medikament kauft, wundert sich sehr über die niedrigen Preise. Aus deutscher Sicht sind diese Preise besorgniserregend niedrig. Der Grund dafür liegt aber nicht an der schlechten Qualität der Arzneimittel, sondern an staatlich festgesetzten Preisen, an die Hersteller gebunden sind. Die Finanzierung des ägyptischen Gesundheitssystems läuft zu weiten Teilen auf Selbstzahlerbasis. Ägypter bezahlen circa 85 Prozent ihrer Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche. Die Regierung kommt ihren BürgerInnen entgegen, indem sie Preisobergrenzen für Arzneimittel festsetzt. Das setzt die Pharmahersteller unter Druck, da sie gestiegene Produktionskosten nicht oder nur sehr eingeschränkt weitergeben können.

    Gegenwärtig existiert eine staatliche Krankenversicherung für öffentlich Bedienstete, die nur 6 Prozent der Bevölkerung nutzt. Diese Krankenversicherung, die seit 1960 besteht, soll durch eine neue universelle Krankenversicherung ersetzt werden. Im Jahr 2019 führte die Regierung die universelle Krankenversicherung erstmals in der Hafenstadt Port Said ein, danach folgten Luxor, Ismailia, Assuan und Süd-Sinai. Bis zum Jahr 2032 soll die neue Krankenversicherung im ganzen Land eingeführt sein. Die neue Krankenversicherung wird als "universell" bezeichnet, weil sie für alle Ägypter verpflichtend sein wird. Finanziert wird die universelle Krankenversicherung über Beitragszahlungen. Der Arbeitgeberanteil beträgt 4 Prozent, während der Arbeitnehmeranteil zwischen 1 und 5 Prozent rangiert. Japan und die Weltbank unterstützen die neue Krankenversicherung mit Krediten in Höhe von 1,3 Milliarden US$.

    Kooperation der Zulassungsstellen öffnet regionale Märkte

    Die zentrale Zulassungsstelle für Arzneimittel in Ägypten, die Egyptian Drug Authority (EDA), verfolgt eine Strategie der regionalen Harmonisierung durch die gegenseitige Anerkennung von Medikamenten und Impfstoffen. Seit 2023 wurden solche Vereinbarungen mit Südafrika, Sambia und Simbabwe getroffen.

    Die EDA ist auch verantwortlich für die Festsetzung der Preise für Arzneimittel. Infolge der Abwertungen des ägyptischen Pfundes bis zur Freigabe des Wechselkurses im März 2024 wurden mehrfach Anpassungen vorgenommen. In der Bilanz des Jahres 2024 hat sich daher in ägyptischen Pfund berechnet der Gesamtabsatz nominal um 42 Prozent erhöht, wie das Informationsportal Enterprise im Februar 2025 meldete. Die Zahl der Packungen hat sich demnach allerdings im selben Zeitraum um 3 Prozent auf etwa 4 Milliarden verringert. Auch in Devisen (US$) berechnet war der Absatz rückläufig.

    Schwacher Patentschutz begünstigt Hersteller von Generika

    Der staatlich erzwungene Preisdeckel auf Arzneimittel ist ein Problem für innovative Medikamente. Diese fehlen in Ägypten zum Teil, da die Verkaufspreise unter dem kostendeckenden Niveau liegen. Der Markteintritt einiger patentgeschützter Präparate erfolgt dann erst verzögert, wenn nach Ablauf des Schutzes der Vertrieb wirkstoffidentischer Alternativen (Generika) möglich wird. Analysen der EIU weisen allerdings darauf hin, dass Ägypten bereits mehrfach von dem Recht Gebrauch gemacht hat, die Vergabe von Lizenzen zur Produktion von patentgeschützten Arzneien an lokale Hersteller zu erzwingen, um eine günstige Versorgung zu gewährleisten.

     

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Sherif Rohayem, Marcus Knupp | Kairo, Berlin

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Ägypten

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative GesundheitswirtschaftDie Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    Ministry of Health and Population

    Ägyptisches Gesundheitsministerium
    Egyptian Drug AuthorityZulassungsstelle für Arzneimittel

    Pharmaconex

    Jährliche Fachmesse in Kairo

     

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