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Markttrends
Ghana ist zur Deckung des Bedarfs stark auf Importe angewiesen. Der massive Ausbau der heimischen Produktion soll dies ändern. Unterstützung kommt dabei auch aus Deutschland.
15.09.2025
Von Corinna Päffgen | Accra
Ghanas Pharmasektor durchläuft derzeit einen Transformationsprozess: Strategische Investitionen und politische Reformen sollen die Importabhängigkeit verringern und den Ausbau der lokalen Produktion fördern.
Branche mit Wachstumschancen
Der Markt für Arzneimittel gehört zu den größten in Westafrika. Im Jahr 2024 betrug das Marktvolumen nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Fitch Solutions 719 Millionen US-Dollar (US$). Für die nächsten vier Jahre erwartet Fitch Solutions ein jährliches Wachstum von rund 8 Prozent, sodass das Marktvolumen im Jahr 2029 laut Prognose wertmäßig 1,1 Milliarden US$ betragen wird.
Bislang kann nur etwa ein Drittel der Inlandsnachfrage durch lokal hergestellte Pharmazeutika gedeckt werden. Eine wachsende Bevölkerung, die Zunahme von Wohlstandskrankheiten sowie der voranschreitende Ausbau von Gesundheitseinrichtungen und die Ausweitung der staatlichen Krankenversicherung (National Health Insurance Scheme - NHIS) sind einige Treiber für die steigende Nachfrage von pharmazeutischen Produkten. Hinzu kommt der technologische Fortschritt und die zunehmende Digitalisierung in Form von Telemedizin und Gesundheits-Apps, die den Zugang zu Beratung und Medikamenten insbesondere für die ländliche Bevölkerung erleichtern.
Anstieg der Gesundheitsausgaben wird erwartet
Die in Ghana getätigten Gesundheitsausgaben betrugen im Jahr 2024 rund 3,1 Milliarden US$, davon entfiel etwa 1,7 Milliarden US$ auf den Staat und 1,4 Milliarden US$ auf Private. Das entspricht Ausgaben von 88 US$ pro Kopf. Rund 24 Prozent der Ausgaben werden dabei für Medikamente aufgewendet.
betrugen die ghanaischen Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente im Jahr 2024.
Die Marktforscher von Fitch Solutions gehen davon aus, dass die Ausgaben für Gesundheit in den nächsten Jahren kontinuierlich ansteigen und sich im Jahr 2029 auf insgesamt etwa 5,4 Milliarden US$ belaufen werden, was rund 142 US$ pro Kopf entspricht. Dabei sollen sowohl die privaten Ausgaben als auch die öffentlichen Ausgaben um jeweils rund 55-60 Prozent steigen.
Vor allem die Nachfrage nach Medikamenten zur Behandlung von Malaria, Tuberkulose aber von Wohlstandskrankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes nimmt weiter zu.
Generika dominieren die Verordnungen
Der ghanaische Arzneimittelmarkt unterteilt sich in verschreibungspflichtige Medikamente und frei erhältliche Medikamente (Over the Counter; OTC). Dabei machen rund 25 Prozent OTC Medikamente wie Erkältungsmittel, Schmerzmittel, Malariamedikamente und Vitamine aus.
Die 75 Prozent verschreibungspflichtige Medikamente unterteilen sich wiederum in 16 Prozent patentierte Arzneimittel, 84 Prozent Generika (Stand 2024). Damit ist der Anteil patentierter Arzneimittel im Vergleich zum Jahr 2021 um rund fünf Prozent gestiegen.
Der hohe Anteil an Generika liegt vor allem am preislichen Unterschied zu patentierten Medikamenten. Markenfreie Generika werden hingegen selten verschrieben. Ihnen haftet der Ruf an, nicht die gleiche Wirkung wie Originalpräparate bzw. Markengenerika zu haben und zudem nicht die gleiche Sicherheit aufzuweisen. Die Bereitschaft, markenfreie Generika zu kaufen ist deshalb trotz finanzieller Vorteile eher gering.
Lokale Produktion wird gefördert
Derzeit werden in Ghana rund 30 Prozent des Arzneimittelbedarfs lokal hergestellt. Zudem werden 100 Prozent der Impfstoffe importiert. Ghana möchte den hohen Anteil importierter Arzneimittel (etwa 70 Prozent) vor allem mit Hinblick auf die Kosten und knappen Devisen reduzieren.
Mit einer Kombination von unterstützenden und protektionistischen Maßnahmen möchte die Regierung die lokale Produktion stärken. Dazu gehören bereits existierenden Importverbote sowie Importbeschränkungen für bestimmte Pharmazeutika. Zudem sind bereits bestimmte Steueranreize in Kraft, wie die Befreiung von der Umsatzsteuer. Weitergehende Anreize werden derzeit entwickelt und sollen Steuererleichterungen und finanzielle Unterstützung umfassen.
Seit langem geplant ist der Bau eines Pharma-Parks in der Dawa-Industrial Zone, der als pharmazeutisches Zentrum für die Herstellung und Verarbeitung von Arzneimitteln dienen und die Ansiedlung sowie den Aufbau lokaler Herstellerfirmen erleichtern soll. Mit dem zentralen Produktions-Hub erhofft sich die Regierung und die Apothekerkammer (Ghana National Chamber of Pharmacy) eine zunehmende Standardisierung von Herstellungsprozessen, die die Produktionsmengen erhöht und gleichzeitig zur Kostensenkung beiträgt.
Eine wichtige Rolle spielen zudem Geberinstitutionen. So kommt finanzielle Hilfe unter anderem von UNIDO (United Nation Industrial Development Organization). Zudem unterstützt UNIDO mit Projekten zur Stärkung der lokalen Produktion und hat die FDA und die Pharmaceutical Manufacturers Association bei der Entwicklung der Good Manufacturing Practice (GMP) Roadmap unterstützt.