Branchen | Indien | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen
Maschinenimporte in Indien wachsen kräftig
In Indien werden Steueränderungen die Nachfrage nach vielen Gütern steigen lassen. Das wird auch den Bedarf an Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen stärken.
01.10.2025
Von Florian Wenke | Mumbai
Indien ist ein großer Markt für Nahrungsmittel, Pharmazeutika sowie Konsumgüter des täglichen Bedarfs (Fast Moving Consumer Goods; FMCG) und Kosmetika. Allein die wachsende Bevölkerung sorgt für Nachfrage. Zuletzt waren die Konsumenten weniger als üblich in Kauflaune. Das beginnt sich zu ändern und wird positive Folgen für die genannten Produkte haben.
Steueränderungen werden für Nachfrageschub sorgen
Das Marktforschungsunternehmen NielsenIQ meldet einen Anstieg der Nachfrage nach schnelllebigen Konsumgütern von 13,9 Prozent im 2. Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Experten sehen insbesondere die Nachfrage im ländlichen Raum weiter stark. Gleichzeitig sind Zeichen einer Nachfrageerholung in städtischen Gegenden sichtbar. Einer der Gründe für die sich aufhellende Stimmung der urbanen Verbraucher ist die für Indien geringe Inflation. Im August 2025 erreichte die durchschnittliche Preissteigerung vorläufig 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Wichtiger als stabile Preise sind jedoch die Änderungen bei der Umsatzsteuer (Goods and Services Tax; GST). Diese traten am 22. September 2025 in Kraft und machen viele FMCG überwiegend günstiger. Die GST sank für nahezu alle Nahrungsmittel, aber auch für viele Pflege- und Hygieneprodukte wie etwa Seife oder Shampoo von 18 beziehungsweise 12 Prozent auf 5 Prozent. Viele Medikamente werden gleichfalls nur noch mit 5 Prozent und in Einzelfällen sogar mit 0 Prozent besteuert.
Für die meisten Kosmetikprodukte bleibt der Steuersatz hingegen unverändert bei 18 Prozent. Um den Genuss von ungesunden Lebensmitteln einzuschränken, erhebt Indien auf wenige Waren einen sogenannten Sünden- oder Luxussteuersatz von insgesamt 40 Prozent. Dieser gilt zum Beispiel für gesüßte und mit Kohlensäure versetzte Fruchtsäfte.
Überwiegend sinken die Steuersätze jedoch und die Firmen geben die Preissenkungen an die Verbraucher weiter.
Bedarf an Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen steigt weiter
Die großen Mengen an hergestellten Nahrungsmitteln im Finanzjahr 2024/2025 (1. April bis 31. März) und die guten Prognosen für die laufende Periode lassen die Nachfrage nach Maschinen zur Bearbeitung und Verpackung wachsen. Weil die Produktion von Kosmetika und Pharmaka insgesamt weiterhin auf einem beachtlichen Niveau liegt, sorgt das für einen zusätzlichen Bedarf an Maschinen für diese Produkte.
Im Jahr 2024 stieg der Einfuhrwert in diesem Bereich erneut, der Zuwachs war jedoch schwächer als in den Vorjahren. Indien führte Maschinen im Gesamtwert von rund 1,3 Milliarden US-Dollar (US$) ein. Das entspricht einer Steigerung von 3 Prozent gegenüber 2023.
Deutsche Maschinenbauer profitierten überdurchschnittlich von der Entwicklung. Insgesamt hatten deutsche Maschinen 2024 einen Importanteil von etwa 16 Prozent. Im Jahr 2024 führte Indien Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen im Wert von rund 212 Millionen US$ aus der Bundesrepublik ein. Das waren 27 Prozent mehr als im Vorjahr und unterstreicht die wachsende Rolle für Indien als Absatzmarkt deutscher Maschinen und Anlagen.
Trend zum Importwachstum hält an
Trotz solider Konjunktur wird das Jahr 2025 wohl nur Importe auf Vorjahresniveau liefern. Die weltweiten Einfuhren haben im 1. Halbjahr des Jahres rund 7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum nachgegeben. Sollte es zu den prognostizierten guten Ernten kommen, dürfte weitere Importe folgen. Die Änderungen der Umsatzsteuer werden wohl erst ab 2026 ihre Wirkung in Form steigender Importe entfalten.
Bezeichnung (HS-Position) | Importe weltweit | Veränderung | Importe aus Deutschland | Veränderung |
---|---|---|---|---|
Maschinen zum Befüllen, Verschließen, Versiegeln und Etikettieren von Flaschen, Dosen, Schachteln etc. (8422.30) | 205,4 | -7,3 | 36,4 | -42,4 |
Maschinen und Apparate zum Verpacken oder Umhüllen von Waren, einschließlich Schrumpffolienverpackungsmaschinen (8422.40) | 130,4 | -2,4 | 32,4 | -26,6 |
Melkmaschinen sowie andere milchwirtschaftliche Maschinen, Apparate und Geräte (8434) | 17,4 | 21,7 | 1,5 | -66,4 |
Maschinen, Apparate und Geräte zum Reinigen, Sortieren oder Sieben von Körner- oder Hülsenfrüchten; Maschinen, Apparate und Geräte für die Müllerei oder zum Behandeln von Getreide oder Hülsenfrüchten (8437) | 99,7 | 11,2 | 2,3 | 32,3 |
Maschinen und Apparate zum industriellen Auf- oder Zubereiten oder Herstellen von Lebensmitteln, Futtermitteln oder Getränken (8438) | 183,1 | -20,1 | 12,0 | -64,6 |
Maschinen, Apparate und Geräte zum Gewinnen oder Aufbereiten von tierischen Fetten sowie pflanzlichen Ölen oder Fetten (8479.20) | 10,1 | 19,9 | 0,5 | 1154,8 |
Gesamt | 646,2 | -7,3 | 85,0 | -42,3 |
Nahrungsmittel: Ernteprognosen sind positiv
Im Landwirtschaftsjahr 2024/2025 (1. Juli bis 30. Juni) meldete Indiens Landwirtschaft hervorragende Ernteergebnisse. Ein Grund dafür war der gute Monsun, der die Produktion von Nahrungsmitteln begünstigte. Noch handelt es sich bei den Daten um Schätzungen, allerdings dürften die finalen Werte nicht erheblich abweichen. Trotz wachsender Erntemengen für Weizen wird Indien nach Ansicht von Beobachtern das seit 2022 bestehende Exportverbot auch im laufenden Jahr nicht lockern.
Für 2025/2026 rechnen Beobachter mit steigenden Erntemengen. Die indische Regierung prognostiziert die Produktion von 355 Millionen Tonnen Getreide im laufenden Agrarjahr.
Pharma: Unsicherheit durch Zölle
Von vielen Pharmazeutika und verwandten Produkten wurden im Finanzjahr 2024/2025 wertmäßig mehr als im Finanzjahr zuvor hergestellt. Einen besonders großen Sprung von 52 Prozent machte die Produktion antiretroviraler Medikamente zur Behandlung von HIV.
Derzeit ist die Branchenentwicklung von großer Unsicherheit geprägt. Die Auswirkungen der US-Zollpolitik auf Indien haben Pharmaprodukte bisher von zusätzlichen Zöllen verschont. Eine Untersuchung der US-Regierung zu Zöllen auf Pharmaka soll Experten zufolge im März 2026 Ergebnisse liefern. Die USA sind der wichtigste Absatzmarkt für indische Pharmaexporte. Aufgrund kleiner Margen wären selbst geringe Zollerhöhungen ein Problem für indische Hersteller.
Kosmetik: Das Produktionsniveau sinkt leicht
Die Produktionsmengen von Kosmetik und Seifen lagen im Finanzjahr 2024/2025 weitgehend unter oder auf demselben Niveau wie im Finanzjahr zuvor.
Einige lokale Hersteller versuchen die US-Zollpolitik zu nutzen, indem sie ihre Waren als patriotische Alternativen bewerben. Beispielhaft ist die Zahncremewerbung von Dabur, in der die amerikanische Konkurrenz attackiert wird. Das Unternehmen steht für geschätzt 17 Prozent des Zahncrememarktes. Marktführer ist das amerikanische Unternehmen Colgate-Palmolive mit rund 43 Prozent Marktanteil. Eine große Änderung der Verbraucherpräferenzen dürfte aber nicht erfolgen.