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Branche kompakt | Ägypten | Energiewirtschaft

Windkraft und Solarenergie stehen in Ägypten vor massivem Ausbau

Die ägyptische Regierung will den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung von derzeit circa 12 Prozent bis 2030 auf 42 Prozent erhöhen.

Von Marcus Knupp | Berlin

Ausblick der Energiewirtschaft in Ägypten

Bewertung:

 

  • Die sichere Versorgung mit Energie steht in Ägypten ganz oben auf der Prioritätenliste.
  • Dabei setzt das Land auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, aber auch die erhöhte Förderung von Öl und Gas sowie den Bau eines Kernkraftwerks.
  • Wichtige Komponente ist zusätzlich die Verdichtung des Übertragungsnetzes für Strom national wie regional.
  • Die Freigabe der Wechselkurse und umfangreiche Zuflüsse von Geldern und Investitionen aus dem Ausland haben die wirtschaftliche Lage verbessert. Die Finanzierung von Projekten kann aber eine Herausforderung bleiben.

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli 2025

  • Politische Ziele

    Die Energiepolitik hat in Ägypten ein übergeordnetes Ziel: die Versorgung für Bevölkerung und Wirtschaft sicherzustellen.

     

    Engpässe in der Versorgung mit Erdgas haben in Ägypten in der jüngeren Vergangenheit zu kurzzeitigen Stromausfällen geführt. Bislang ist der Anteil von Gaskraftwerken an der Erzeugung von Elektrizität sehr hoch. Die eigene Gasförderung hat in den letzten Jahren jedoch nicht mehr ausgereicht. Um dieses Risiko zu vermindern, zielt Ägypten die gleichmäßigere Verteilung auf mehrere Energieträger an. Gleichzeitig wird dabei der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung steigen. Dies erhöht nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern senkt gleichzeitig die Emissionen von Treibhausgasen.

    Streben nach Versorgungssicherheit zieht Umweltschutz mit

    Die Bedingungen dafür sind in Ägypten hervorragend. Das Wüstenland bietet in praktisch allen Landesteilen sehr gute Einstrahlungswerte der Sonne. Gute Voraussetzungen bestehen an vielen Standorten, etwa entlang der Küsten, auch für die Nutzung der Windenergie. Diese beiden Energieträger sollen nach Planung der ägyptischen Regierung den größten Teil der für die kommenden Jahre geplanten neuen Kapazitäten zur Stromerzeugung stellen. Stabil bleibt die Kapazität der Wasserkraft, vor allem aus dem Kraftwerk am Nasser-Stausee. Eine weitere Ergänzung der Stromwirtschaft ist das im Bau befindliche Kernkraftwerk in El Dabaa.

    Anpassung der Zielgrößen

    Im Verlauf der letzten Jahre gab es mehrfach neue Aussagen zum angestrebten Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung. So sah die Integrated Sustainable Energy Strategy (ISES) von 2014 einen Anteil der Erneuerbaren von 42 Prozent bis 2035 vor. Später wurde das Ziel auf 2030 vorgezogen. Im Frühjahr 2024 brachte der damalige Energieminister einen Anteil von 58 Prozent bis 2040 ins Spiel, den sein Nachfolger im Oktober 2024 auf 40 Prozent zurücknahm. Anlässlich der COP29-Konferenz im November 2024 hat die ägyptische Regierung dann erneut das Ziel 42 Prozent bis 2030 bestätigt. Demnach sollte der Anteil der Erneuerbaren bis 2040 auf 60 Prozent steigen. In öffentlichen Verlautbarungen seit Anfang 2025 findet sich dann der Zielwert 65 Prozent.

    Das bedingt einen massiven Ausbau des Kraftwerksparks, denn auch der Verbrauch von Elektrizität wird weiter steigen. Die Bevölkerungszunahme erhöht die Zahl der privaten Stromverbraucher. Im Verkehrssektor steigt der Bedarf durch die zukünftige Verbreitung von Elektroautos sowie den Ausbau des Eisenbahnverkehrs. Auch die angestrebte Expansion in der Industrie bringt einen Mehrbedarf an Energie mit sich. Bereits im laufenden Jahr 2025 werden mehrere neue Solar- und Windkraftwerke in Betrieb gehen. Das im Bau befindliche erste Kernkraftwerk Ägyptens könnte 2028 den ersten Strom liefern.

    Wenig Bedarf für Wärmeenergie

    Der Einsatz von Wärmeenergie zum Heizen spielt aus klimatischen Gründen in Ägypten nur eine sehr geringe Rolle. Demgegenüber ist der Betrieb von Klimaanlagen während eines Großteils des Jahres ein erheblicher Stromverbraucher. Die schrittweise Rücknahme von Subventionen des Strompreises wird die Nachfrage insbesondere der privaten Konsumenten tendenziell allerdings dämpfen.

     

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Markttrends

    Bevölkerungszunahme und Wirtschaftswachstum sind in den kommenden Jahren beständige Treiber der Energienachfrage in Ägypten.

    In den Jahren 2023 und 2024 war Ägypten mit einer sinkenden Förderung von Erdgas konfrontiert. Ein Weckruf für den traditionellen Öl- und Gasexporteur. Denn der größte Teil der Stromproduktion basiert auf Erdgas. Der Betrieb der Kraftwerke kann derzeit allerdings nur mithilfe von Gasimporten durch eine Pipeline aus Israel sowie dem Kauf von Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG) auf dem internationalen Markt aufrecht erhalten werden.

    Vom Engpaß zu Alternativen

    40

    Milliarden Euro sollen in die Produktion von grünem Wasserstoff fließen.

    Die ägyptische Regierung reagiert darauf mit einer doppelten Strategie. Zum einen mit der erhöhten Expoloration von neuen Öl- und Gasvorkommen on- und offshore, um die Förderung auch in Zukunft stabil halten zu können. Und zum anderen mit der verstärkten Hinwendung zu alternativen Energiequellen. Dabei werden mittelfristig Wind- und Solarenergie die größte Rolle spielen.

    Der Anteil der Wasserkraft, die nach Fertigstellung des Assuan-Staudamms in den 1960er Jahren einmal rund die Hälfte des Stroms erzeugt hat, liegt heute bei praktisch unveränderten Kapazitäten nur noch bei etwas über 6 Prozent. Mit Abschluss der Modernisierung der Anlagen in Assuan durch Siemens wird er wieder etwas höher liegen. Ein im ägyptischen Strommix ganz neuer Faktor wird nach seiner für 2028 geplanten Inbetriebnahme ein durch das russische Unternehmen Rosatom errichtetes Kernkraftwerk sein.

    Öl und Gas sind wichtigste Energieträger in Ägypten

    Der Blick auf den Gesamtenergieverbrauch Ägyptens zeigt noch einmal deutlicher die große Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Zusammen kommen Öl und Gas für über 90 Prozent des Verbrauchs von Primärenergie auf. Größter Verbraucher ist in Ägypten mit Abstand der Verkehr. Entsprechend hohen Stellenwert hat in der Energiepolitik die Verlagerung auf elektrische Antriebe. Im Schienenverkehr werden neue Metrolinien und Hochgeschwindigkeitstrecken zu erheblichen Veränderungen führen. Mit einem steigenden Anteil an Elektroautos soll auch im Straßenverkehr der Verbrauch von Erdölprodukten zurückgehen.

    Elektrizität hatte 2022 nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) einen Anteil von 23,6 Prozent am Gesamtenergieverbrauch. Mit der Umstellung auf mehr elektrische Antriebe im Verkehr und elektrische Energie in der Industrie wird sich dieser potenziell stark erhöhen. Die Gesamtkapazität der Kraftwerke betrug im selben Jahr 59,4 Gigawatt. Bis 2033 steigt sie nach Prognose der Economist Intelligence Unit (EIU) auf rund 82 Gigawatt. Während die Leistung der thermischen Kraftwerke in Ägypten stabil bleibt, ihr Anteil damit abnimmt, sehen die Analysten der EIU eine nahezu Vervierfachung des Anteils erneuerbarer Energien (ohne Wasserkraft) an der Stromerzeugung.

    Der Verbrauch der privaten Haushalte basiert bereits heute stärker auf Elektrizität. Aufgrund des warmen Klimas sind mit Kohle, Öl oder Gas betriebene Heizungen in Ägypten nicht notwendig. Der meiste Energieverbrauch im Haushalt entfällt deshalb auf Kochen und Klimatisierung. Auch Klimaanlagen sind ein zunehmender Faktor beim Stromverbrauch. 

    Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt

    Die wachsende Bedeutung der erneuerbaren Energien zeigt sich nicht nur in der zunehmenden Anzahl von Projekten, sondern auch in der Öffnung des Marktes im privaten Sektor. Waren es früher vor allem große Anlagen, die öffentlich ausgeschrieben wurden, so sind in der jüngsten Vergangenheit vermehrt kleine und mittelgroße Solaranlagen mit Leistungen bis zu 10 Megawatt in den Fokus gerückt, wie sie Haushalte oder Unternehmen installieren.

    Auf kommunaler Seite haben vor allem touristisch geprägte Orte das Ziel verkündet, rasch CO2-neutral zu werden. So will etwa Sharm El-Sheikh bis 2028 eine "Green City" werden. Einen integrierten Ansatz hat das von der EU unterstützte Programm Nexus of Water, Food and Energy (NWFE), in dessen Rahmen beispielsweise zwölf ineffiziente thermische Kraftwerke geschlossen werden und durch Solar- und Windkraftanlagen ersetzt werden sollen.

    Einen weiteren Anschub erhält der Ausbau von erneuerbaren Energien in Ägypten durch das Bestreben, das Land zu einem der wichtigen Standorte für die Produktion von grünem Wasserstoff zu machen. Nach entsprechenden Gesetzesänderungen zur Förderung des neuen Energieträgers Anfang 2024 hat die Regierung sieben Memoranda of Understanding für große Vorhaben zur Produktion von grünem Wasserstoff beziehungsweise grünem Ammoniak mit internationalen Unternehmen unterzeichnet. Das gesamte Investitionsvolumen bei Verwirklichung würde über 40 Milliarden US$ betragen.

    Schaffung regionaler Stromnetze

    Der Import von Elektrizität kann in Mangellagen die Einfuhr zusätzlicher Energierohstoffe zur Stromerzeugung ersetzen. Voraussetzung dafür sind leistungsfähige internationale Übertragungsleitungen. Die erste Phase der Verbindung des ägyptischen mit dem saudischen Netz mit einer Kapazität von 1.500 Megawatt geht den Planungen nach 2025 in Betrieb. In einer zweiten Phase soll die potenzielle Übertragungskapazität der 1.350 Kilometer langen Leitung zwischen den Endpunkten Medina und Tabuk in Saudi-Arabien und Badr City in Ägypten auf 3.000 Megawatt verdoppelt werden.

    Auf den Export von Elektrizität zielen die neuen Unterwasserkabel zwischen Ägypten und Griechenland. Bis 2028 sollen der Greece-Africa Power Interconnector zwischen Kreta und Ägypten sowie die Greece-Egypt Electrical Interconnection (GREGY) in Betrieb gehen. Mit Solar- und Windenergie in Ägypten erzeugte Elektrizität soll auf diesem Weg die europäischen Stromnetze erreichen. Die Kapazität der 2.013 Kilometer langen GREGY wird ebenfalls 3.000 Megawatt betragen. Traditionell gehen die Exporte von Elektrizität aus Ägypten vor allem nach Libyen und Jordanien, wohin Übertragungsleitungen mit Kapazitäten von 220 beziehungsweise 550 Megawatt existieren. Seit 2020 besteht auch eine Verbindung mit Sudan (90 Megawatt).

     

    Projekte der erneuerbaren Energien in ÄgyptenLeistung in Megawatt, Investitionsvolumen in Millionen US$

    Projektbezeichnung (Standort) 

    Leistung 

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen

    Wind Farm Upper Egypt (West Sohag)

    10.000

    Egyptian Emirati Consortium, Hassan Allam Utilities, Masdar (VAE)Planung

    10.000

    Windkraftanlagen Gulf of Suez

    5.000

    AMEA (VAE)

    Umsetzung

    600

    Schwimmende Solaranlage (Nasser-Stausee)

    3.000

    Masdar (VAE), Future of Egypt Sustainable Development Authority (FESDA)

    Planung

    k.A.

    Pumpspeicherkraftwerk (Jebel Ataqa)

    2.400

    Wiederaufleben eines früheren Projektes durch ägyptische Regierung; Vergabe an int. Partner geplantPlanung

    k.A.

    Solarkraftwerk Nagaa Hammadi

    2.000

    Masdar (VAE), FESDAPlanung

    k.A.

    Windkraftwerk Jabal El-Zeit

    1.100

    ACWA Power (Saudi-Arabien), Hassan Allam UtilitiesUmsetzung

    1.500

    Suez Wind Project (Ras Ghareb)

    1.100

    ACWA Power (Saudi-Arabien), Meridiam (Frankreich), Hassan Allam UtilitiesPlanung

    1.100

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Branchenstruktur

    Viele internationale Unternehmen engagieren sich im Ausbau der Wind- und Solarenergie in Ägypten. 

    Der wesentliche Teil der ägyptischen Elektrizitätswirtschaft liegt in den Händen der staatlichen Egyptian Electricity Holding Company (EEHC). Diese fasst juristisch selbstständig agierende Firmen unter einem gemeinsamen Dach zusammen. Dies sind sechs regionale Stromerzeugungsgesellschaften sowie neun Stromverteilungsgesellschaften. Die Egyptian Electricity Transmission Company (EETC) hat das Monopol zur Stromübertragung inne. Die Übertragungsgesellschaft wurde im April 2025 administrativ von der EEHC getrennt. Dies wird als Schritt auf dem Weg zur Marktliberalisierung auf dem Strommarkt gewertet. An dessen Ende treten die staatlichen Unternehmen in die Rolle von Marktregulatoren über.

    Staatliche Holding dominiert die Stromerzeugung

    Mit dem Strommarktgesetz 87 von 2015 erhielten private Unternehmen theoretisch die Möglichkeit, Strom direkt an Verbraucher zu liefern. Diese Regelung wurde bisher allerdings nur langsam umgesetzt. Private Stromerzeuger konnten bislang lediglich Einzelabnahmeverträge mit der EETC schließen oder in abgelegenen Gebieten kleinere Offgrid-Netze betreiben. Die Umsetzung des Gesetzes war ursprünglich für 2022 vorgesehen, wurde dann im Zuge der Coronakrise auf 2025 verschoben. Inzwischen fungiert seit 2020 die Egyptian Electric Utility and Consumer Protection Regulatory Agency (EgyptERA) als Regulierungsbehörde. 

    Starke Zunahme von KombikraftwerkenKapazitäten zur Stromerzeugung in Ägypten nach Kraftwerkstypen in Megawatt
    Kraftwerkstyp

    2011

    2016

    2023

    Gasturbine

    1.376

    7.845

    2.844

    Dampfturbine

    12.859

    14.798

    18.179

    Kombikraftwerk

    9.327

    12.527

    32.282

    Wasserkraftwerk

    2.800

    2.800

    2.832

    Solar, Wind etc.

    687

    887

    3.306

    Insgesamt

    27.049

    38.857

    59.442

    Quelle: IRENA 2024, EEHC 2024

    Engpass ist der Netzausbau

    Private Investoren und staatliche Planer haben eine Vielzahl von Projekten zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in der Pipeline. Allein die in der Tabelle im Abschnitt Markttrends aufgeführten Vorhaben umfassen zusätzliche Kapazitäten von rund 25 Gigawatt. Findet mit deren Umsetzung nicht gleichzeitig ein massiver Ausbau der Übertragungsnetze statt, dürfte es auf diesen in naher Zukunft zu erheblichen Engpässen kommen. Nach Einschätzung von Experten hat das bestehende Stromnetz in Ägypten noch Kapazität für maximal weitere 6 Gigawatt.

    Hinzu kommt, dass an die zusätzlich notwendigen Kapazitäten für Strom aus erneuerbaren Energien wegen des intermittierenden Charakters der Stromerzeugung besondere Anforderungen gestellt werden. Das stellt auch den Netzbetreiber vor neue Aufgaben. Entscheidungen dauern in der Folge lange, was den Ausbau weiter verzögert. Die Beteiligung des Privatsektors wäre eine Möglichkeit, auf zusätzliche Erfahrungen, Expertise und Investitionskapital zurückgreifen zu können. Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert eine solche stärkere Beteiligung der Privatwirtschaft im Energiesektor im Rahmen seiner Unterstützung Ägyptens. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten.

    Beispielsweise sieht das Elektrizitätsgesetz Nr. 87 von 2015 vor, die Übertragungsgesellschaft EETC in private Hände zu überführen. In der Übergangsphase hat sie den Status einer Netzbetreibergesellschaft erhalten. Die Struktur des bestehenden Übertragungsnetzes und die Ausbaugeschwindigkeit lässt sich in der nachfolgenden Tabelle ablesen.

    Zunahme der Übertragungskapazität vor allem im höchsten SpannungsbereichLänge der Leitungen in Kilometern nach Spannung in Kilovolt
    Spannung (KV)

    2018/19

    2020/21

    2022/23

    22

    21

    21

    1.024

    33

    1.692

    1.746

    1.561

    66

    20.466

    21.003

    22.112

    132

    2.485

    2.485

    2.559

    220

    18.589

    21.395

    21.912

    400-500

    5.579

    7.204

    8.335

    Zusammen

    48.832

    53.854

    57.504

    Finanzjahre 1. Juli bis 30. JuniQuelle: EEHC 2024

    Nach Angaben der EEHC hatten die sieben Verteilergesellschaften 2023 zusammen 40,7 Millionen Abnahmeverträge. Die gesamte Länge ihrer Leitungen wird mit 578.588,3 Kilometern angegeben. Davon entfallen knapp 30 Prozent auf den Großraum Kairo. Die Zahl der Transformatoren im Verteilnetz betrug demnach 221.356.

    Investoren aus der Golfregion planen Großprojekte 

    Viele der großen Projekte für die Nutzung erneuerbarer Energien in Ägypten werden derzeit von Investoren aus Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) initiiert. Zum Teil verfügen die beteiligten Projektgesellschaften wie Masdar aus den VAE selbst über einige Expertise und Erfahrung in der Umsetzung solcher Vorhaben. Zusätzlich werden aber oft auch weitere Planungsgesellschaften hinzu gezogen. Auch Technik und Anlagen müssen in vielen Fällen aus Drittländern hinzugekauft werden. Konsortien europäischer Unternehmen sind daher häufig Partner der großen Vorhaben.

    Als Bauausführende haben sich lokale Unternehmen wie Hassan Allam oder Orascom als Partner etabliert. Auch viele einfachere elektrische Komponenten können auf dem ägyptischen Markt beschafft werden. Insgesamt hat sich das Projektgeschehen im Bereich erneuerbarer Energien in den letzten Jahren deutlich beschleunigt. Für Ende 2025 erwarten Experten ein Anwachsen der Kapazitäten auf rund 10 Gigawatt und bis 2029 eine weitere Verdoppelung auf 20 Gigawatt. Parallel wird eine Zunahme der Speicherkapazitäten in Batterien auf 3,35 Gigawatt bis Ende 2026 prognostiziert. Auch hier engagieren sich Unternehmen aus den Golfstaaten wie AMEA Power aus den VAE. 

    Chinesen wollen Solarpaneelen herstellen

    Die Vielzahl der Projekte ruft auch Hersteller von Ausrüstungen auf den Plan. Hier sind vor allem chinesische Unternehmen vertreten. Elite Solar hat im Dezember 2024 mit dem Bau einer Fabrik für Solarzellen begonnen, in die 150 Millionen US$ investiert werden. Weitere Unternehmen engagieren sich in diesem Bereich, darunter China Electric Power Equipment and Technology und China Energy. Die ebenfalls chinesische Firma JA Solar plant den Aufbau einer Solarzellen- und Modulfertigung mit Unterstützung von Global South Utilities aus den VAE.

    Im Juni 2025 gab Sunrev Solar bekannt, in der China Egypt TEDA Trade Zone Komponenten für Solaranlagen bauen zu wollen. Auch Zulieferer gehören zu den Investoren, etwa Xinyi Glass. Das Unternehmen kündigte im März 2025 an, 700 Millionen US$ in eine Fabrik für Glas für Solarpaneelen in der Suezkanal-Freizone investieren zu wollen. Ziel ist zunächst der Absatz auf dem ägyptischen Markt. Im Blick haben die Investoren aber auch potenzielle weitere Märkte in der Region, darunter auch Sudan oder Libyen nach einem Ende der dortigen Bürgerkriege. 

     

    Wichtige Branchenunternehmen in Ägypten Hohe internationale Beteiligung

    Unternehmen

    Sparte

    ACWA PowerStromerzeugung, Anlagenentwicklung, Investition (Saudi-Arabien)
    AMEA PowerStromerzeugung, Anlagenentwicklung und -bau, Finanzierung (VAE)
    Hassan Allam UtilitiesEntwicklung und Bau von Energieanlagen
    Infinity PowerStromerzeugung (Erneuerbare Energien)
    MasdarStromerzeugung, Anlagenentwicklung, Investition (VAE)
    Orascom ConstructionBauunternehmen
    Power ChinaBau und Betrieb von Energieanlagen (China)
    ScatecBau und Betrieb von Energieanlagen (Norwegen)
    Siemens GamesaEntwicklung und Bau von Windkraftanlagen (Deutschland/Spanien)
    State GridStromerzeugung, Anlagenbau (China)
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

     

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Die sukzessive Liberalisierung des ägyptischen Energiemarktes vergrößert den Spielraum für privatwirtschaftliche Akteure.

    Die Zielmarken für den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Ägypten liegen nach der Integrated Sustainable Energy Strategy (ISES) bei 42 Prozent bis 2030 und 60 Prozent bis 2040. Das Ministerium für Elektrizität und Erneuerbare Energien hat zur Koordination des Ausbaus bereits 1987 die New and Renewable Energy Authority (NREA) gegründet. Das Aufgabenspektrum der NREA reicht von der Erforschung der Potenziale für erneuerbare Energien über die Definition von Standards und Beratungsdienste bis zur Umsetzung eigener Projekte, teilweise in Zusammenarbeit mit privaten Akteuren.

    Strategieplan schafft Rahmen für mehr Erneuerbare

    Die Regierung hat der NREA etwa 40.000 Quadratkilometer Land zu Verfügung gestellt, die diese vorher als besonders geeignet für die Stromerzeugung aus Solar- und Windenergie identifiziert hat. Auf diesen Flächen sollen Projekte bevorzugt umgesetzt werden. Ein weiteres Programm ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung: Nexus of Water, Food and Energy (NWFE). Der Energieteil von NWFE sieht vor allem vor, ineffiziente thermische Kraftwerke durch Solar- und Windkraftanlagen in einer Größenordnung von 10 Gigawatt Kapazität zu ersetzen. Finanzielle Unterstützung kommt von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). 

    Ausschreibungen von größeren Energieanlagen erfolgen oft über die Egyptian Electricity Holding Company (EEHC). Erfolgreiche Bieter unterzeichnen dann in der Regel einen Abnahmevertrag (Power Purchase Agreement) mit dem Netzbetreiber EETC. Solche Verträge bestehen zum Beispiel mit den Unternehmen Acwa Power (Saudi-Arabien), Masdar (VAE) und Scatec (Norwegen) und umfassten im Frühjahr 2025 circa 4,2 Gigawatt Kapazität. Einspeisevergütungen werden dabei im voraus festgelegt. Die Laufzeiten betragen 20 Jahre für Solaranlagen und 25 Jahre für Windkraftwerke.

    Mehr Aufmerksamkeit für kleine Solaranlagen

    Schrittweise wird der ägyptische Energiemarkt geöffnet. Private Unternehmen erhalten dabei mehr Möglichkeiten. Restrukturierungen bei öffentlichen Unternehmen sollen diese flexibler machen. Während die Regierung in den vergangenen Jahrzehnten vor allem auf große Anlagen gesetzt hat, finden zum Beispiel kleine und mittelgroße Solaranlagen mit einer Kapazität von bis zu 10 Megawatt nun mehr Aufmerksamkeit. Ein Faktor ist dabei, dass sich kleinere Anlagen leichter in bestehende Leitungsnetze integrieren lassen. Die vom Elektrizitätsministerium eingerichtete interaktive Plattform Egypt PV Hub soll die Kommunikation zwischen Auftraggebern, ausführenden Firmen und offiziellen Stellen verbessern und die Umsetzung von Projekten so beschleunigen.

    Weiterhin wird der Strompreis in Ägypten allerdings subventioniert. Das macht die unabhängige Marktbeteiligung privater Anbieter in der Regel unrentabel. Zudem erschwert es die Festsetzung kostendeckender Einspeisetarife, zu denen private Produzenten Elektrizität an die Stromanbieter verkaufen können. Mit der Entwicklung zu mehr Unabhängigkeit der Übertragungsgesellschaft EETC ist auf diesem Feld nun mehr Bewegung möglich.

    Direktverkauf an Industriebetriebe

    Das Ministerium für Elektrizität erleichtert schrittweise auch den direkten Verkauf von Strom an Industriebetriebe. Im Mai 2025 erhielten vier Wind- und Solarprojekte mit einer Kapazität von je 100 Megawatt hierzu eine Genehmigung. Unter einem Peer-to-Peer (P2P)-Modell entwickeln und betreiben die Anbieter ihre Kraftwerke selbstständig und verkaufen den Strom direkt an ihre Kunden. Gegenüber der EETC fällt eine Gebühr zur Nutzung des Stromnetzes an. Die ersten Kunden sind das Stahlwerk Suez, das Suezkanal-Containerterminal, die Chemiefabrik Befar, das Ezz-Stahlwerk, die Düngerfabrik Helwan und der Alamein Silicon Products Complex. In Warteschlange für weitere P2P-Projekte stehen nach Informationen des Nachrichtenportals Enterprise rund 20 Energieunternehmen.

    Im Bereich der Übertragungs- und Verteilnetze kommt die Privatisierung bislang noch nicht voran. Eine Ausnahme stellen Offgrid-Netzwerke dar, also Stromnetze in abgelegenen Gebieten, die nicht mit dem nationalen Netz verbunden sind. 

    Energetische Verwertung von Abfällen

    Um die Stromerzeugung aus Abfällen zu steigern, hat die ägyptische Regierung 2019 auch für sogenannte Waste-to-Energy-Vorhaben einen Einspeisetarif festgesetzt. Bis zu einer Kapazität von bis zu 300 Megawatt betrug dieser zunächst 1,4 EGP pro Kilowattstunde. Mit Blick auf eine neue Runde von Investitionen in die Sparte hat die Waste Management Regulatory Authority (WMRA) den Tarif 2025 auf 2,35 EGP (0,044 US$) pro Kilowattstunde erhöht. In einer ersten Runde liegen Projekte von acht Konsortien vor. Pro Jahr sollen 3,5 Millionen Tonnen Abfälle energetisch verwertet werden. Nach Informationen des Nachrichtenportals Enterprise sind im Bereich Waste-to-Energy in Ägypten derzeit 36 Unternehmen tätig, 84 weitere haben Interesse an einem Engagement angemeldet.. 

    Förderung für Wasserstoffprojekte

    Besondere Förderung erhält der Aufbau von Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff und in diesem Zusammenhang Solaranlagen, die zu mindestens 95 Prozent zum Betrieb von Wasserentsalzungsanlagen und Elektrolyseuren zur Herstellung von grünem Wasserstoff eingesetzt werden. Hierzu wurde Anfang 2024 das Gesetz Nummer 2/2024 erlassen. Wesentliche Förderelemente sind verringerte Steuern, Gebühren sowie vereinfachte Einfuhrverfahren und Berechtigungen für ausländische Fachkräfte. An die Förderung sind allerdings eine Reihe von Bedingungen geknüpft. So muss die Umsetzung der Projekte innerhalb von fünf Jahren geschehen, mindestens 70 Prozent der Finanzierung müssen aus dem Ausland kommen und mindestens 20 Prozent der Komponenten aus Ägypten. Zwingend gehört auch das Training der ägyptischen Beschäftigten dazu.

    Meldungen zufolge wurden bis 2024 insgesamt 27 Absichtserklärungen zum Bau von Wasserstoffprojekten (Memoranda of Understanding, MoU) unterzeichnet. Die Verwirklichung kommt wie anderswo auch jedoch nur schleppend voran. Die Forderung nach einer Produktion nach nur fünf Jahren erscheint daher zu eng. 

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK 

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Electricity and Renewable Energy

    Ministerium für Elektrizität und erneuerbare Energien
    Ministry of Planning, Economic Development and International CooperationMinisterium für Planung, wirtschaftliche Entwicklung und internationale Zusammenarbeit

    New and Renewable Energy Authority (NREA)

    Staatliche Koordinierungsstelle für erneuerbare Energien
    EgyptERAMarktregulierungsbehörde für Energie, auch für Preissetzung
    Egypt Electricity Holding Company (EEHC)Staatliches Dachunternehmen für die Stromerzeugung
    Egypt Electricity Transmission Company (EETC)Gesellschaft für Stromübertragung
    Regional Center for Renewable Energy and Energy Efficiency (RCREE)Zwischenstaatliche Organisation zur Förderung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz

    Egypt Energy

    Jährliche Fachmesse für Energie in Kairo, 14.-16. Oktober 2025

     

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