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Branchenanalyse | Algerien | Bauwirtschaft

Algerien treibt Projekte im Hoch- und Tiefbau voran

Der Bausektor gehört seit Jahren zu den Wachstumsträgern Algeriens. Marktchancen ergeben sich vor allem für Unternehmen, die bereit sind, lokal zu produzieren. (Stand: Februar 2025)

Von Verena Matschoß | Tunis

Ausblick der Bauwirtschaft in Algerien

Bewertung:

 

  • Bei guter Haushaltslage weiterhin hohe staatliche Investitionen im Bausektor.
  • Zahlreiche große Infrastrukturprojekte in der Umsetzung, mit zeitlichen Verzögerungen ist aber zu rechnen.
  • Marktumfeld bleibt für deutsche Unternehmen herausfordernd, große Konkurrenz aus China und der Türkei.
  • Starke staatliche Lokalisierungsbestrebungen in der Baustoffindustrie.

 

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Februar 2025

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnungen schafft eine hohe Nachfrage. Zudem gibt es einen kontinuierlichen Bedarf am Aus- und Neubau von öffentlichen Einrichtungen. 

    Algeriens Bausektor trägt mit einem Anteil von rund 12 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) wesentlich zum Wohlstand des Landes bei. Die algerische Regierung geht für das Jahr 2025 von einem realen Wachstum der Bauwirtschaft um rund 4 Prozent aus. Auch für die folgenden Jahre sind die Aussichten positiv, sofern der Regierung weiterhin hohe Einnahmen zur Verfügung stehen. 

    Der Staat ist mit Abstand der größte Auftraggeber im Wohnungsbau. Im Finanzgesetz 2025 ist für den Wohnungsbau ein Budget von rund 2,5 Milliarden Euro eingeplant. Das entspricht fast 65 Prozent des Budgets des Ministeriums für Wohnungsbau, Stadtplanung und Städte.

    Bevölkerungswachstum treibt die Nachfrage

    Angetrieben wird die Konjunktur in Algerien vom hohen Bevölkerungswachstum. Während 2024 über 46 Millionen Menschen im Land lebten, dürften es in zehn Jahren bereits über 50 Millionen sein. Alleine die Versorgung mit Wohnraum stellt eine enorme Herausforderung dar, ebenso besteht aber großer Bedarf an Krankenhäusern, Bildungseinrichtungen und öffentlichen Gebäuden wie Einkaufszentren, Stadien oder Moscheen. Trotz der hohen wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung kam es im Bausektor immer wieder zu Verzögerungen und Projektstopps.

    Nach offiziellen Angaben wurden im Rahmen öffentlicher Wohnungsbauprogramme zwischen 2020 und 2024 insgesamt 1,7 Millionen neue Wohneinheiten übergeben. Laut Pressemeldungen wurden hierfür rund 34 Milliarden Euro investiert. Bis 2029 sollen zwei Millionen Wohnungen hinzukommen. Ein Schwerpunkt des Hochbaus sind die sogenannten Neuen Städte. Im Rahmen dieser ambitionierten Stadtprojekte ist der Bau von fünf Städten geplant, die unter anderem die angespannte Wohnungssituation in den Großstädten mindern sollen. Im Januar 2025 erklärte der zuständige Minister, Mohamed Tarek Belaribi, dass fast 206 Millionen Euro für 47 Studien- und Umsetzungsvorhaben im Rahmen der Neuen Städte vorgesehen seien.

     

    Dem Centre for Affordable Housing Finance in Africa (CAHF) zufolge lagen die Zinsen für Wohnungskredite ohne Zinszuschuss im Jahr 2023 zwischen 5,75 und 6,25 Prozent. Personen, deren Einkommen das Zwölffache des Mindestlohns nicht überschreitet, können - je nach Einkommenshöhe -  bei Hypothekendarlehen von vergünstigten Raten zwischen 1 und 3 Prozent profitieren. 

    Neue Tranche des Mietkaufprogramms gestartet

    Der algerische Staat unterstützt die Bevölkerung mit verschiedenen Wohnungsbauprogrammen. Derzeit befindet sich eine neue Tranche des staatlichen Mietkaufprogramms (AADL-3) in der Umsetzung, worüber in einer ersten Phase 200.000 neue Wohnungen geschaffen werden sollen. Anfang Januar 2025 unterzeichnete die Banque Nationale de l'Habitat (BNH) mit anderen sechs öffentlichen Banken hierfür eine Finanzierungsvereinbarung. Bei dem Bau der Wohnungen wird darauf geachtet, dass vor allem lokal hergestellte Baustoffe eingesetzt werden.

    Mehr Ausgaben für den Gesundheitssektor

    Als klassischer Rentierstaat muss Algerien auch die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung möglichst gut sicherstellen. Zwar gab es hier seit den 1990er Jahren enorme Fortschritte, das Bevölkerungswachstum stellt jedoch eine Herausforderung dar. Laut Finanzgesetz steht für das Jahr 2025 für das Gesundheitsministerium ein Budget von umgerechnet über 7 Milliarden Euro zur Verfügung, ein Anstieg von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Rund 10 Prozent der Summe sollen für Investitionen vorgesehen sein. Innerhalb der vier letzten Jahre wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums 60 neue Krankenhäuser eröffnet. Ein Schwerpunkt für die nächsten Jahre liegt auf dem Ausbau der medizinischen Infrastruktur im Süden des Landes. 

    800 Tourismusprojekte in der Umsetzung

    Der aktuell kaum entwickelte Tourismussektor könnte in den kommenden Jahren deutlich zulegen. Im Jahr 2023 kamen nur rund 3,3 Millionen Touristen (darunter rund 1 Million Auslandsalgerier) ins Land - im benachbarten Marokko waren es über 14 Millionen und im kleinen Tunesien knapp 9 Millionen. Das ambitionierte Ziel der Regierung bis 2030 ist, 12 Millionen Touristen, vor allem aus Europa, anzuziehen. 

    Hierfür muss allerdings deutlich in den Bau von touristischer Infrastruktur investiert werden. Nach Angaben des Tourismusministeriums wurden 2.200 Tourismusprojekte genehmigt, wovon sich 800 im Bau befinden. Derzeit verfügt Algerien über 1.650 Hotels und hotelähnliche Einrichtungen mit 152.000 Betten. Nach Wünschen des Tourismusministeriums soll die Anzahl der Betten bis 2030 verdoppelt werden. Jährlich sollen 50 bis 60 Projekte fertiggestellt werden, mit einer Bettenkapazität von 6.000. 

    Klimaschutz nimmt langsam an Bedeutung zu

    Eine zunehmende Rolle spielt der Klimaschutz für Algerien, auch wenn das Land hier noch vergleichsweise am Anfang steht. Bis zum Jahr 2030 will Algerien mindestens 10 Prozent seines Energieverbrauchs einsparen. Fast die Hälfte des Energieverbrauchs geht auf das Konto des Wohnungssektors. 

    Im September 2024 ging die digitale Plattform des neuen Nationalen Energiemanagementprogramms (PNME) online, über das Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen staatliche Unterstützung für Energieeffizienzmaßnahmen beantragen können. Dazu gehören die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden, der Übergang zu sauberer Mobilität, die Entwicklung einer kohlenstoffarmen Industrie sowie die Förderung nachhaltiger Kommunen. Umgesetzt wird das Programm von der Nationalen Agentur für die Förderung und Rationalisierung des Energieverbrauchs (APRUE). Im Jahr 2024 sollen sich die staatlichen Beihilfen auf umgerechnet rund 21 Millionen Euro belaufen haben. 

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Für deutsche Unternehmen ist Algeriens Bausektor ein Nischenmarkt. Chancen gibt es im Bereich der Energieeffizienz.

    Auf dem algerischen Baumarkt sind nur wenige deutsche Unternehmen aktiv. Der Marktzugang ist besonders für kleine und mittelständische Unternehmen schwierig, da die Auftragsvergabe nicht immer transparent ist, es zu Verzögerungen kommen kann und die Zahlungsmodalitäten teilweise kompliziert sind. Auch nach Vertragsabschluss kann es zu Änderungen wesentlicher Rahmenbedingungen, wie Einfuhrgenehmigungen kommen. 

    Große Unternehmen mit staatlicher Unterstützung, vor allem aus China und der Türkei, sind hier anders aufgestellt und haben oft größere Ressourcen, um langwierige Prozesse und sich ändernde Rahmenbedingungen aufzufangen. Für Zulieferunternehmen oder Unterauftragnehmer können diese Generalunternehmer potenzielle Kunden sein.

    Große Konkurrenz bei Planungsdienstleistungen

    Für deutsche Beratungs- und Planungsunternehmen ist Algerien aufgrund der Konkurrenzsituation ein schwieriger Markt. Grundsätzlich gibt es aber einen wachsenden Bedarf an Beratungsleistungen. Das betrifft vor allem anspruchsvolle Ingenieursleistungen für den Bau von Großprojekten in klimatisch herausfordernden Umgebungen (vor allem heißes Wüstenklima und Gebirge). Zudem sind die Themenbereiche Energieeffizienz und ressourcenschonendes Bauen stärker gefragt. 

    Lokale Baustoffindustrie expandiert

    Die algerische Baustoffindustrie expandierte in den vergangenen Jahren, getragen von staatlicher Unterstützung. Die Baustoffe Zement, Ziegel, Marmor, Granit, Rundstahl und Keramik sind hier vor allem zu nennen. In einigen Segmenten wird inzwischen ein Überschuss produziert, der in den Export geht. Der Trend dürfte angesichts anhaltender Tendenzen zur Selbstversorgung und dem Aufbau von Exportindustrien sowie der gut gefüllten Staatskasse noch anhalten. Bei den staatlichen Wohnungsbauprogrammen wird viel Wert auf den Einsatz lokaler Baustoffe gelegt. 

    Deutsche Unternehmen, die vor Ort produzieren, können von dem Trend zu Lokalisierung profitieren. Ein Beispiel ist das fränkische Unternehmen Knauf, das seit 1974 in der Wilaya Oran Gips produziert. Im Jahr 2009 kam die Produktion von Gipsplatten hinzu und seit 2011 werden auch Metallprofile in Algerien hergestellt. Knauf legt einen Fokus auf die Versorgung des wachsenden lokalen Marktes, Überkapazitäten werden aber auch in andere Länder Afrikas exportiert. 

    Algerien legt Wert auf Energieeffizienz

    Knauf arbeitet mit mehreren Vertriebszentren zusammen, die die Produkte des Unternehmens anbieten. Obwohl der Markt in einigen Segmenten bereits gesättigt ist, sieht Iskander El Hadi, Geschäftsführer von Knauf Algérie, Chancen für deutsche Unternehmen bei der Herstellung von Dämmmaterialen, wie Glas- oder Steinwolle. Diese Rohprodukte müssen derzeit noch nach Algerien importiert werden. 

    Bei den neuen Wohnungsbauprogrammen legt der algerische Staat viel Wert auf Energieeffizienz. Hier ergeben sich gute Marktchancen für deutsche Unternehmen, die im Bereich der thermischen Isolierung unterwegs sind. 

    Iskander El Hadi Geschäftsführer Knauf Algérie

    Um die lokale Industrie zu schützen, greift die algerische Regierung auch auf Einfuhrverbote zurück. So trat am 1. Oktober 2024 laut Berufsverband der Banken und Finanzinstitute ABEF ein Verbot für die Einfuhr von bestimmten Stahlerzeugnissen in Kraft. 

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Hochbau: Projekte

    Im Hochbau liegt der Schwerpunkt der algerischen Regierung auf dem Bau von Wohnraum und sozialer Infrastruktur. 

    In der Hauptstadt Algier befinden sich derzeit vier Krankenhäuser im Bau. Im 1. Halbjahr 2025 soll das 120-Betten-Krankenhaus in Aïn Benian fertiggestellt werden. Umgesetzt wird das Projekt von der staatlichen Firma Cosider. In der Gemeinde Baraki gehen die Bauarbeiten für ein Krankenhaus mit 120 Betten ebenso voran. Bei den beiden anderen Projekten handelt es sich um ein Allgemeinkrankenhaus mit 120 Betten und um eine Entbindungsstation mit 60 Betten in Réghaia. 

    Mehrere Universitätskliniken werden gebaut

    Eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung in den Regionen des Landes nehmen Universitätskliniken (CHU) ein. Die Umsetzung des Vorzeigeprojekts des Universitätsklinikums mit 500 Betten in der Wilaya Tizi Ouzou, dessen Inbetriebnahme für 2026 geplant war, könnte sich allerdings weiter verzögern. Stand November 2024 hat das Unternehmen Cosider noch nicht mit den Bauarbeiten begonnen. Das Projekt eines großen Universitätsklinikums in Constantine mit 500 Betten befindet sich in der Studienphase. Die Umsetzung des Projekts hat sich mehrfach verzögert, nun soll die Studienphase fast abgeschlossen sein. Weitere Universitätskliniken sind in verschiedenen Regionen geplant.

    Im Jahr 2026 soll auch das algerisch-katarische Krankenhausprojekt in der Gemeinde Boukhelifa fertiggestellt werden. Das Budget für dieses 300-Betten-Krankenhaus liegt bei rund 280 Millionen Euro. Die Finanzierung wird zu 60 Prozent aus Katar und zu 40 Prozent aus Algerien gestemmt. Im August 2024 begannen die vorbereitenden Arbeiten.

    Tourismuszentren in der Planung

    Die algerische Regierung plant Tourismuszentren in verschiedenen Regionen des Landes zu schaffen. Dabei soll ein Fokus auf dem Süden Algeriens liegen, der ein großes Potenzial im Hinblick auf den Abenteuertourismus bietet. Eine Machbarkeits- und Entwicklungsstudie soll hierfür im Jahr 2026 beginnen, die Ergebnisse werden 2027 erwartet. Außerdem sollen Tourismusprojekte wiederaufgenommen werden, die in der Vergangenheit gestoppt wurden. Aussagen der Ministerin für Tourismus und Handwerk, Houria Meddahi, zufolge sollen 90 Tourismusprojekte im Jahr 2025 in Betrieb genommen werden.

    Der Bau eines neuen Messegeländes in Algier schreitet voran und die erste Phase soll bis Ende Mai 2025 abgeschlossen sein. Die erste Phase umfasst die Hauptausstellungshalle sowie ein Konferenzzentrum mit einer Kapazität von 500 Plätzen sowie einen Tagungsraum mit 200 Plätzen. Die zweite und die dritte Phase des Projekts sollen Ende 2025 starten, die Fertigstellung wird für 2027 erwartet. 

    Stadionbau wird wieder verfolgt

    Nach Jahren des Stillstands sollen in Algerien auch Projekte im Bereich der Sportinfrastruktur wieder aufgenommen werden. Nach Aussagen des zuständigen Ministers soll es sich insbesondere um Vorhaben in Aïn Defla, Relizane, Mostaganem und Boumerdès handeln. 

    In Ain Defla könnten damit der Bau eines Stadions mit 10.000 Sitzplätzen in der Hauptstadt der Wilaya und ein weiteres Stadion mit mehr als 5.000 Sitzplätzen in Djendel wieder auf der Agenda stehen. 

    Am 25. Juni 2024 beauftragte die Direktion für öffentliche Einrichtungen der Wilaya von Béchar die algerische Tochtergesellschaft des türkischen Baukonzerns Dekinsan mit dem Bau eines Olympiaparks in Béchar. Es wird ein Stadion mit 25.000 Sitzplätzen, ein halbolympisches Hallenbad und ein Leichtathletikstadion umfassen. 

    Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und Wirtschaftsbau AlgeriensIn Millionen US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger
    "Neue Stadt" Hassi Messaoud

    4.500

    im BauEtablissement de la Ville Nouvelle de Hassi Messaoud
    Forum El-Djazair (mixed use)

    540

    im BauSociéte Algéro-Emiratie de Promotion Immobilère EMIRAL
    Krankenhaus in Blida

    250

    EntwurfMinistère de la Santé, de la Population et de la Réforme Hospitalière
    Deutsch-katarisch-algerisches Krankenhaus

    100

    im BauMinistère de la Santé, de la Population et de la Réforme Hospitalière
    Universitätskrankenhaus Tizi-Ouzou

    73

    im BauMinistère de la Santé, de la Population et de la Réforme Hospitalière
    Rehabilitierung eines Tourismuskomplexes in Tipaza

    26

    VorstudieMinistère du Tourisme et de l'Artisanat
    Quelle: MEED Projects 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Der Ausbau der Schienen- und Straßennetze soll auch dem besseren Export von Bergbauprodukten dienen. Erneuerbare Energien und Wasserstoff stehen auf der Agenda.

    Im Infrastrukturbereich liegen die Prioritäten Algeriens derzeit auf dem Schienenverkehr, dem Ausbau der Rohstoffförderung und der Meerwasserentsalzung. Für den Bereich öffentliche Arbeiten und Basisinfrastruktur sind im Finanzgesetz 2025 insgesamt rund 5 Milliarden Euro vorgesehen, davon 3 Milliarden Euro für die Eisenbahninfrastruktur und 1,4 Milliarden Euro für den Bau von Straßen und Autobahnen. 

    Fokus liegt auf Ausbau des Schienennetzes

    Das Schienennetz soll von aktuell rund 4.722 Kilometern auf 15.000 Kilometer bis 2035 erweitert werden. Hierdurch wird der schlechter angebundene Süden mit dem dichteren Schienennetz im Norden verbunden. Mit einer verbesserten Infrastruktur könnten ebenso die Vorkommen an Eisenerz und Phosphat verstärkt erschlossen werden und zur Weiterverarbeitung beziehungsweise zum Export abtransportiert werden. Zwei Bergbaulinien stehen deshalb im Fokus des Ausbauprogramms.

    Die algerische Staatsbahn (SNTF) will bis 2040 die Anzahl der auf der Schiene transportierten Personen und Güter signifikant erhöhen. So sollen 100 Millionen Passagiere befördert werden, gegenüber aktuell 32 Millionen. Die Staatsbahn schätzt den Finanzbedarf auf rund 3,3 Milliarden Euro. In einem ersten Schritt sollen 400 Waggons und 600 Lokomotiven angeschafft werden. Neben dem Fernverkehr wird auch der öffentliche Nahverkehr weiter ausgebaut. Ein Fokus liegt dabei auf der Hauptstadt Algier. 

    Straßenverbindungen zu den Häfen

    Ambitionierte Pläne zur Schaffung neuer Handelsrouten setzt Algerien langsam, aber stetig um. Nach 17 Jahren Arbeit wurde die Ost-West-Autobahn im August 2023 fertiggestellt und es werden Zubringer zu den Mittelmeerhäfen gebaut. Mittelfristig dürfte die Instandhaltung des 141.500 Kilometer umfassenden Straßennetzes den Straßenbau bestimmen. Allein die Hälfte der Gemeindestraßen wird als sanierungsbedürftig eingestuft. Die Verzögerung bei der Umsetzung von größeren Straßenbauvorhaben sind teilweise erheblich.

    Häfen sollen Exporte ankurbeln

    Der Ausbau der Handelsrouten schließt auch die maritime Infrastruktur ein. In der nationalen Hafenstrategie setzt sich Algerien das Ziel, die Hafenkapazitäten bis 2035 zu verdoppeln. Prioritäre Projekte sind dabei der Ausbau des Hafens von Annaba und des Hafens von Djen Djen. Durch die Erweiterung der Häfen sollen auch die Exportkapazitäten Algeriens gesteigert werden.

    Der Minister für Infrastruktur und öffentliche Arbeiten, Lakhdar Rakhroukh, erklärte im August 2024, dass die Investitionen in die maritime Infrastruktur des Landes in den kommenden zehn Jahren 10 Milliarden Euro übersteigen werden. 

    Meerwasserentsalzung wird ausgebaut

    Algerien ist stark vom Klimawandel betroffen. Das Land leidet unter Wassermangel und die Sicherung der Wasserressourcen ist zunehmend Priorität auf der politischen Agenda. Ein wichtiger Baustein ist dabei der Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen. Ende 2024 waren 14 Großanlagen in Betrieb, die etwa 18 Prozent der Wasserversorgung abdeckten. 

    Vier neue Meerwasserentsalzungsanlagen wurden im Jahr 2025 eingeweiht, eine weitere steht kurz vor der Inbetriebnahme. Damit könnte der Anteil von entsalztem Meerwasser auf 42 Prozent des Wasserverbrauchs steigen. Bis 2030 ist der Bau von weiteren sieben Anlagen geplant. Die algerische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030 rund 60 Prozent des Trinkwasserbedarfs aus Meerwasserentsalzungsanlagen zu decken. Dafür will der algerische Staat gut 5 Milliarden Euro ausgegeben.

    Ausbau der Energieinfrastruktur anvisiert

    Im Energiesektor kommt der Ausbau erneuerbarer Energien voran. Die im Jahr 2024 vergebenen Solarprojekte über 3 Gigawatt werden nun umgesetzt. Am 7. Januar 2025 hat Sonelgaz drei Solarausschreibungen mit einer Kapazität von 520 Megawatt wiederholt, die ursprünglich ein Konsortium aus der algerischen Cosider und der italienischen Fimer gewonnen hatte. Pressemeldungen zufolge könnte Ende 2025 bis Anfang 2026 eine weitere Großausschreibung folgen.

    Zudem positioniert sich Algerien als wichtiger Player bei der Produktion von grünem Wasserstoff. Der Wasserstoffexport soll vor allem über den SoutH2 Corridor erfolgen, der Algerien und Tunesien mit Italien, Österreich und Deutschland verbinden soll. Am 21. Januar 2025 unterzeichneten in Rom die fünf Staaten eine Absichtserklärung zur Entwicklung dieses Wasserstoffkorridors.

    Dennoch geht auch der Ausbau der konventionellen Energieerzeugung voran. Der Öl- und Gasriese Sonatrach will von 2024 bis 2028 rund 50 Milliarden US$ in seine Projekte investieren. Dafür hat Sonatrach in den vergangenen Jahren zahlreiche Abbau- und Lieferverträge mit internationalen Firmen geschlossen. 

    Nationales Rechenzentrum entsteht mit Huawei

    Das algerische Hohe Kommissariat für Digitalisierung hat im April 2024 mit dem chinesischen Telekommunikationsunternehmen Huawei ein Abkommen für den Bau eines nationalen Rechenzentrums unterzeichnet. Dieses soll dazu beitragen, die Digitalisierung im öffentlichen Sektor voranzutreiben. 

    Im Juli 2024 haben Sonelgaz und Sonatrach mit dem italienischen Unternehmen ENI eine Absichtserklärung zur Durchführung von Machbarkeitsstudien für ein Unterseestromkabel zwischen Algerien und Italien unterzeichnet. 

    Neues Gesetz in der Abfallwirtschaft verabschiedet

    Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl nimmt auch die Abfallmenge in Algerien zu. Es wird erwartet, dass bis 2035 diese auf 73 Millionen Tonnen steigt. Am 23. Januar 2025 hat der Rat der Nation (Oberhaus des algerischen Parlaments) einen Gesetzentwurf zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes 01-19 über die Abfallbewirtschaftung, -kontrolle und - entsorgung verabschiedet. Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft wie die erweiterte Herstellerverantwortung wurden in das Gesetz aufgenommen. 

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    China dominiert den Tiefbau in Algerien. Bei Geschäften mit dem Staatssektor sind finanzielle und zeitliche Ressourcen entscheidend.

    Algerien hat seine Infrastruktur in den vergangenen Jahren vor allem mit chinesischer Expertise entwickelt. Auch wenn die Regierung anstrebt, diese Dominanz zu brechen, sind die Absatzchancen für deutsche Unternehmen überschaubar. Zudem verstärkt Algerien seine Lokalisierungsbemühungen und bei öffentlichen Ausschreibungen wird darauf geachtet, dass ein bestimmter Teil der Ausrüstung aus lokaler Fertigung stammt. 

    Lokale Firmen im Vorteil

    Dies birgt aber durchaus Chancen für Firmen, die im Land produzieren. Ein Beispiel ist das Unternehmen Liebherr, das in der Nähe von Constantine im Norden Algeriens Erdbewegungsmaschinen herstellt. Da dies in einem Joint Venture mit einer Mehrheitsbeteiligung des Staatsunternehmens Entreprise Nationale des Materiels de Travaux Publics (ENMTP) geschieht, kann das Gemeinschaftsunternehmen auch Direktaufträge vom algerischen Staat erhalten. Bei der nationalen Produktion von Erdbewegungsmaschinen hat Somatel Liebherr kaum Wettbewerber. 

    Wichtige Kunden sind der Öl- und Gaskonzern Sonatrach oder die Cosider-Gruppe, die mit ihren Tochterunternehmen in zahlreichen Bausparten aktiv ist. Olaf Vohwinkel, Geschäftsführer der Liebherr Industrieanlagen AG, sieht die Marktentwicklung gerade positiv: "Im vergangenen Jahr konnten wir unsere Aufträge um rund 30 Prozent steigern und dieser Trend setzt sich auch 2025 fort." 

    Bei Projekten, die mit chinesischen Unternehmen umgesetzt werden, ist ein Zugang für europäische Technik ungleich schwieriger, da neben der Finanzierung meist auch die Ausrüstungen und die Mitarbeiter aus dem Reich der Mitte kommen. Gute Chancen haben deutsche Anbieter bei Machbarkeits-, Umweltverträglichkeitsstudien und Planungsdienstleistungen, auch wenn die Konkurrenz hier groß ist.

    Einige europäische Großkonzerne im Bereich der Bahntechnik wie Alstom oder Siemens sind mit Tochtergesellschaften oder Joint Ventures in Algerien präsent. ESTEL Rail Automation, ein Gemeinschaftsunternehmen von Siemens mit der algerischen Staatsbahn SNTF, hat sich auf die Bereiche Signaltechnik, Automatisierung und Telekommunikation spezialisiert. Im Joint Venture CITAL montiert die algerische Ferrovial in Partnerschaft mit der französischen Alstom CITADIS-Straßenbahnen.

    Siemens Energy ist in zahlreichen Bereichen aktiv

    Im Energiebereich ist das deutsche Unternehmen Siemens Energy stark vertreten. Neben den klassischen Sparten wie der Lieferung von Gasturbinen für Kraftwerke, der industriellen Energieversorgung oder der Stromübertragung und -verteilung reicht das Engagement bis zu erneuerbaren Energien und der Wasserstoffproduktion. Etwa ein Fünftel der algerischen Kraftwerke sind mit Siemensturbinen ausgestattet. 

    Zudem sichern die Produkte und Lösungen von Siemens Energy die Energieversorgung in Anlagen zur Meerwasserentsalzung und Trinkwasseraufbereitung. Im Industriebereich sind Lösungen von Siemens beispielsweise in Zement- und Stahlfabriken sowie im Mobilitätssektor gefragt. Mohamed Amine Rabehi von Siemens Energy sieht eine steigende Nachfrage für deutsche Produkte und Lösungen im Bereich der Elektrifizierung und Energieversorgung. Dies unterstreicht auch eine Absichtserklärung, die im Februar 2025 der Geschäftsführer von Siemens Energy, Christian Bruch, mit dem Geschäftsführer des algerischen Energieversorgers Sonelgaz, Mourad Adjal, unterzeichnet hat. 

    Die algerischen Partner haben Vertrauen in deutsche Technologie. Siemens war das erste internationale Unternehmen, das nach der Unabhängigkeit Algeriens in das Land kam. Seitdem hat Siemens einen großen Beitrag zur Entwicklung der lebenswichtigen Infrastruktur des Landes geleistet und wird dies auch in den kommenden Jahren tun.

    Mohamed Amine Rabehi Siemens Energy, Algerien

    Ein neues Betätigungsfeld für Siemens könnte der Ausbau von Rechenzentren sein. Aufgrund der niedrigen Energiekosten sieht Nacim Kaid-Slimane von Siemens Algérie großes Potenzial im Land. "Wir von Siemens könnten hier die Stromversorgung und die intelligente Steuerung der Klimatisierung übernehmen", sagt Kaid-Slimane.

    Zahlreiche Erneuerbare-Energie-Projekte mit chinesischen Firmen

    Im neuen Geschäftsfeld der erneuerbaren Energien gibt es eine starke chinesische Dominanz. Bei den beiden großen Solarausschreibungen über insgesamt 3 Gigawatt gingen 60 Prozent der Leistung an chinesische Auftragnehmer. Das spricht dafür, dass Zulieferprodukte und Dienstleistungen auch bevorzugt aus China, dem mit Abstand führendem Hersteller von Solarmodulen, bezogen werden. 

    Die Ambitionen Algeriens, neben Erdgas in Zukunft auch grünen Wasserstoff nach Europa zu liefern, verbessern die Aussichten, deutsche Expertise in Algerien einzusetzen. Auch auf oberster politischer Ebene spielt das Thema eine wichtige Rolle: Beim Besuch des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck in Algier im Februar 2024 wurde eine bilaterale Wasserstoff-Taskforce gegründet. Die KfW Entwicklungsbank hat eine finanzielle Unterstützung für eine Wasserstoff-Referenzanlage zugesagt. 

    Finanzielle und zeitliche Ressourcen sind entscheidend

    Deutsche Unternehmen sollten in Algerien über ausreichend finanzielle und zeitliche Ressourcen verfügen, da sich gerade bei Großprojekten die Umsetzung verzögern kann und mit Zahlungsverzögerungen gerechnet werden muss. Laut AHK Algerien ist eine lokale Präsenz vor Ort entscheidend für den erfolgreichen Abschluss und die Entwicklung von Geschäften in Algerien.

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Tiefbau: Projekte

    Für die Industrialisierungspolitik Algeriens ist eine gute Infrastruktur entscheidend. So konzentriert sich viel auf den Abtransport und den Export von Bergbauprodukten.

    Zwei Bergbaulinien stehen im Fokus des Schienenbaus. Die östliche Bergbaulinie verbindet die Phosphatminen Bled El Hadba und Djebel Onk im Osten mit dem Mittelmeerhafen Annaba im Norden. Parallel zu der Strecke soll eine zweite Bahnlinie gebaut werden, um rund 10 Millionen Tonnen Rohphosphat pro Jahr aus den Bergwerken zur Weiterverarbeitung ins nördliche Oued Keberit transportieren zu können.

    Die westliche Bergbaulinie verbindet auf 1.650 Kilometern das Eisenerzvorkommen Gara Djebilet im Westen, in der Nähe der marokkanischen Grenze, mit dem Hafen Arzew in der Küstenstadt Oran im Norden. Ein Abschnitt über 950 Kilometer befindet sich derzeit im Bau. Im Jahr 2026 soll das erste Erz am Hafen von Arzew ankommen.

    Beide Projekte werden zum Großteil in Partnerschaft mit chinesischen Unternehmen umgesetzt, die sowohl bei den Bergbauvorhaben als auch beim Schienenbau involviert sind. Für den Energiebedarf der Mine in Gara Djebilet ist der Bau eines Solarkraftwerks mit einer Kapazität von 200 Megawatt vorgesehen. Laut Pressemeldungen ist die chinesische Gruppe CGC für die Bauarbeiten ausgewählt worden.

    Nach Aussagen des Ministers für öffentliche Arbeiten und Basisinfrastruktur, Lakhdar Rakhroukh, werden die Bauarbeiten an der Eisenbahnstrecke Algier-Tamanrasset im Laufe des Jahres 2025 beginnen. Die Bahnstrecke wird als besonders wichtig für die Verbindung der Wilayas im Norden und im Süden gesehen und soll bis zur algerisch-nigrischen Grenze führen.  

    Zwei U-Bahn-Erweiterungen in Algier

    Bei der U-Bahn in Algier werden derzeit zwei Erweiterungen im Süden und Osten der Stadt umgesetzt mit einer Gesamtlänge von rund 14 Kilometern. Die Tiefbauarbeiten sind abgeschlossen, nun müssen die integralen Systeme installiert und Ausrüstungen angeschafft werden. Für die integralen Systeme beim Erweiterungsprojekt Ain Naâdja-Baraki hat Hill International, ein amerikanisches Unternehmen, den Zuschlag als Konsortiumsführer erhalten. Im Jahr 2026 sollen die beiden Erweiterungen in Betrieb gehen. Auf algerischer Seite ist die Entreprise Métro d'Alger (EMA) für den Ausbau der Metro verantwortlich.

    Angedacht ist außerdem eine große Erweiterung ab der Haltestelle Place des Martyrs im Westen mit einer Gesamtlänge von 25 Kilometern. Das Projekt befindet sich aktuell in der Studienphase. Die Pläne für eine Monorail in Algier werden konkreter: Am 10. Februar 2025 kündigte der Geschäftsführer für Landtransport, Rachid Ouzane, einen baldigen Start der Arbeiten an der 67 Kilometer langen Strecke an. Innerhalb von drei Jahren soll das Projekt umgesetzt werden. 

    Häfen werden an die Ost-West-Autobahn angebunden

    Ein prioritäres Projekt im Hafenbau ist der Hafen Djen Djen in Jijel. Der Kai soll um 3.000 Meter verlängert werden und künftig sollen über den Hafen 5 Millionen Container und 26 Millionen Tonnen Waren pro Jahr umgeschlagen werden. Mit der Erweiterung der Häfen Djen Djen und Annaba sollen in Zukunft auch größere Schiffe abgefertigt werden können. Der Ausbau des Hafens von Annaba wird von einem chinesisch-algerischen Konsortium durchgeführt. Ziel ist, die Exporte von Phosphat auf über 6 Millionen Tonnen zu steigern. 

    Im Straßenbau gibt es zahlreiche Projekte um die Häfen besser an das Verkehrsnetz anzubinden, zum Beispiel die Verbindung des Hafens Djen Djen zur Ost-West-Autobahn bei El Eulma. Ein erstes Teilstück zur Anbindung des Hafens von Oran an die Autobahn wurde im August 2024 in Betrieb genommen. Weitere Großprojekte im Straßenbau sind die Verdopplung der Fahrbahnen der RN79 in Mila, Vorhaben zur Verkehrsentlastung in Oran und die Sanierung der RN160 in Médéa.

    Beim Bau eines Flughafens im Südosten Algeriens, in der Wilaya Beni Abbès, könnte es langsam vorangehen. Der Verkehrsdirektor der Wilaya kündigte den bevorstehenden Start einer technischen Studie an. 

    Meerwasserentsalzung mit deutscher Expertise

    Algerien plant einen massiven Ausbau der Meerwasserentsalzung. Bisher muss die Technik dafür importiert werden. Die Algérie Energy Company (AEC), eine Tochtergesellschaft von Sontrach, hat Pressemeldungen zufolge Anfang des Jahres 2024 für die Herstellung von Umkehrosmosemembranen eine Absichtserklärung mit der deutschen PEL-Gruppe getroffen. Dadurch sollen die Einfuhren reduziert und die lokale Industrie gestärkt werden. 

    Ausgewählte Großprojekte im Tiefbau/Infrastrukturbau AlgeriensIn Millionen US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Projektträger

    Trans-Sahara-Gaspipeline

    13.000

    StudieSONATRACH /  Nigerian National Petroleum Corporation
    Erweiterung von Ölraffinerie Skikda

    8.185

    AusschreibungSONATRACH
    Sieben Meerwasserentsalzungsanlagen (Phase 2)

    3.000

    StudieAlgerian Energy Company
    Bergbaulinien Ost und West (Schienenbau)

    2.276

    im BauAgence Nationale d'Etudes et de Suivi de la Réalisation des Investissements Ferroviaires (ANESRIF)
    Unterseekabel Algerien-Italien

    1.500

    StudieENI - SONATRACH - Sonelgaz
    Hochspannungs-Stromleitung Hassi Rmel- Timimoune 

    1.500

    StudieSonelgaz
    Erweiterung Straßenbahn Oran um 29,6 km

    1.130

    StudieMetro El Djazair
    Elektrifizierung der Bahnlinie Oued Lelat-Redjem

    1.100

    StudieANESRIF
    Erweiterung Häfen: Annaba und Arzew

    983

    im BauMinistère des Travaux Publics et des Infrastructures de Base - Entreprise Portuaire d'Arzew
    Solarkraftwerke 520 MW/Touggourt, Tamacine und Kenadsa

    348

    AusschreibungSonelgaz
    Quelle: MEED Projects 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    In der algerischen Bauwirtschaft ist die Konkurrenz aus China und der Türkei groß. Eine lokale Präsenz ist für den Geschäftserfolg entscheidend. 

    Das größte algerische Bauunternehmen ist die staatliche Cosider Group. Mit mehreren Tochterunternehmen deckt Cosider fast alle Baubereiche ab. Hier lohnt es sich durchaus für deutsche Unternehmen einen Zugang zu suchen. Die Bauwirtschaft in Algerien ist sehr wettbewerbsintensiv. Beim Infrastrukturausbau und bei größeren Projekten, wie der großen Moschee oder dem Flughafen der Hauptstadt, kommen die Auftragnehmer vor allem aus China. Sie können häufig Finanzierungsangebote vorlegen, sind kostengünstig und setzen die Projekte zügig um. 

    Zwar können deutsche Unternehmen bei solchen Projekten auch als Unterauftragnehmer oder Zulieferer in Frage kommen, meistens bringen die chinesischen Unternehmen aber ihre Technik und Mitarbeiter mit. Im Hochbau kommen die größten Wettbewerber aus der Türkei. 

    Zu den in Algerien aktiven chinesischen Unternehmen zählen unter anderen China State Construction Engineering Corporation (CSCEC), China Geo-Engineering Company, China Railway Construction Company (CRCC), China Harbour Engineering Company (CHEC), China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) und Sinohydro. Einige türkische Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren Projekte an Land ziehen, wie Mapa, Atlas, Alarko oder Ozgun. Aus Ägypten ist Arab Contractors im Wohnungsbau aktiv, aus Südkorea Daewoo, Hyundai und Samsung.

    Deutsche Firmen sind vor allem jetzt gefragt

    Deutsche Firmen haben in Algerien grundsätzlich einen sehr guten Ruf. Die politischen Unstimmigkeiten mit anderen europäischen Ländern, wie Spanien oder derzeit Frankreich, wirken sich Marktkennern zufolge auch auf die wirtschaftlichen Beziehungen aus. Dies könnte sich für deutsche Hersteller zu einem Vorteil gegenüber der Konkurrenz aus diesen Ländern entwickeln.

    Algerien schätzt Unternehmen, die das Risiko auf sich nehmen und eine lokale Produktion starten. Denn deutsche Qualität ist immer noch sehr geschätzt, aber reine Importgeschäfte versucht der Staat zu vermeiden.

    Iskander El Hadi Geschäftsführer Knauf Algérie

    Davon kann ein Unternehmen allerdings fast nur profitieren, wenn es eine lokale Präsenz in Algerien hat. Die Politik der Importsubstitution hat dazu geführt, dass reine Importgeschäfte kaum noch möglich sind. Einen klaren Vorteil hat ein Unternehmen gegenüber seiner Konkurrenz, wenn es über ein Servicenetz verfügt und die nötigen Ersatzteile über einen längeren Zeitraum vorhalten kann. Die Entreprise Nationale des Materiels de Travaux Publics (ENMTP), die als Vertriebsgesellschaft die Produkte von Somatel Liebherr anbietet, hat dies erkannt und an vier Standorten in Algerien Servicezentralen aufgebaut. Von Unternehmen wird zudem ein gewisses soziales Engagement erwartet, was Kooperationen mit Universitäten, Schulungsangebote oder die Förderung von Jungunternehmen angeht. 

    Der algerische Staat legt zunehmend Wert auf Service-Dienstleistungen und auf die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Das findet sich auch in den öffentlichen Ausschreibungen wieder. Es gewinnt nicht mehr nur der Anbieter mit dem günstigsten, sondern der mit dem besten Angebot bezüglich Verfügbarkeit und Service.

    Olaf Vohwinkel Geschäftsführer, Liebherr-Industrieanlagen AG

    Planungsunsicherheiten bei Projekten teils schwierig

    Die wesentlichen Hindernisse für kleinere und mittelständische Unternehmen sind sich ändernde Rahmenbedingungen im Projektverlauf, nachträgliche Änderungen von vertraglichen Vereinbarungen, langwierige Zoll- und Genehmigungsprozesse und die generelle Intransparenz bei der Auftragsvergabe. Grundsätzlich legt die algerische Regierung, die der wichtigste Auftraggeber im Bausektor ist, Wert auf lokale Wertschöpfung.

    Öffentliche Ausschreibungen werden in Zeitungen oder auf speziellen Ausschreibungsseiten veröffentlicht. Um deutschen Unternehmen den Zugang zu Projekten zu erleichtern, hat die AHK Algerien eine Ausschreibungsdatenbank inklusive Ausschreibungsservice ins Leben gerufen. 

    Die Deutsch-Algerische Industrie- und Handelskammer bietet eine neue Ausschreibungsdatenbank für Algerien an. Die Plattform ist dreisprachig (deutsch, französisch, englisch) und enthält Bau-, Liefer- sowie Dienstleistungsaufträge in unterschiedlichen Branchen. 

    Bei Bedarf können deutsche Unternehmen von der AHK Algerien weiterführende Unterstützung beim Ausschreibungsprozess erhalten. 

    Eine langfristige Planung mit zeitlichen und finanziellen Reserven ist entscheidend, um zum Geschäftserfolg zu kommen, genauso wie lokale oder zumindest im Markt erfahrene Partner.

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen

    AHK Algerien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Agence Nationale d’Etudes et de Suivi des réalisations des Investissements Ferroviaires (ANESRIF)Agentur für Investitionen im Bahnsektor
    Agence Nationale pour la Promotion et la Rationalisation de l'Utilisation de l'Energie (APRUE)Agentur zur Energieeinsparung

    Agence Nationale des Barrages et Transferts (ANBT)

    Nationale Agentur für Wasserbau
    Cosider GroupeStaatskonzern im Bereich Bauwesen und öffentliche Arbeiten
    Ministère de l'Habitat, de l’Urbanisme et de la Ville (MHUV)Ministerium für Wohnungsbau, Stadtplanung und Städte
    Ministère des Travaux Publics et des Infrastructures de Base (MTPB)Ministerium für öffentliche Arbeiten und Basisinfrastruktur
    Société Nationale de l’Electricité et du Gaz (SONELGAZ)Staatliches Energieunternehmen
    BATIMATEC ExpoMesse für Baustoffe und Bautechnologien, Algier (Turnus: jährlich im Mai)
    SITP Salon International des Travaux PublicsInternationale Fachmesse für öffentliche Arbeiten und Bauwesen, Algier (November 2025; Turnus: jährlich)
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