Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Belgien | Bauwirtschaft

Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

Der belgische Gebäudebestand hat mit den höchsten Energieverbrauch in der EU. Daher stehen in den kommenden Jahren viele Sanierungen an.

Von Torsten Pauly | Berlin

Energetischer Modernisierungsbedarf ist groß

Belgiens ausgeprägter Altbaubestand bringt einen sehr hohen Energieverbrauch mit sich. So musste ein belgischer Haushalt 2019 etwa 43,5 Prozent mehr Energie zum Heizen aufwenden als im Schnitt der Europäischen Union (EU). Eine schlechtere Bilanz hatten nur Finnland, Luxemburg, Österreich und Estland. Auch Belgiens Handel und öffentliche Dienstleister haben 2019 pro Kopf 37,5 Prozent mehr Energie als im EU-Schnitt verbraucht. Damit lag Belgien zusammen mit den Niederlanden auf dem drittletzten Rang in der EU.

Um dies zu ändern, müssen Neubauten in Belgien annähernd Nullenergiestandard haben. Die Fachbegriffe lauten hierfür in Flandern Bijna energieneutral (BEN), in Wallonien Quasi-zero energy (Q-Zen) und in der Hauptstadtregion Brüssel Nearly-zero energy building (NZEB). Die Vorgaben hierfür sind in allen Landesteilen die gleichen.

Unterschiedliche regionale Standards für Förderungen

Für Fragen der Energieeffizienz sind in Belgien grundsätzlich die autonomen Regionen zuständig. Diese bieten Förderungen, um den Verbrauch von Altbauten zu verbessern. Bauunternehmen müssen dabei beachten, dass die für eine Unterstützung erforderlichen Dämmstandards je nach Maßnahme von Region zu Region variieren können. Oftmals besteht Flandern dabei auf einer noch etwas höheren Isolierleistung als Wallonien und die Hauptstadtregion Brüssel.

Insgesamt hat sich Belgien sehr ehrgeizige Ziele zur Senkung seines Energieverbrauchs gesetzt. So sieht der 2020 verabschiedete Nationale Energie- und Klimaplan vor, dass der jährliche Energieverbrauch zum Wohnen 2050 im Schnitt 85 Kilowattstunden pro Quadratmeter beträgt. Dies wäre eine sehr große Einsparung, denn zuletzt lag dieser Wert bei 390 Kilowattstunden in Flandern (2019) und 434 Kilowattstunden in Wallonien (2017).

Städte wollen weniger Flächen versiegeln

In Belgien lebten 2019 etwa 377 Menschen auf einem Quadratkilometer zusammen, mehr waren es in der EU nur auf Malta und in den Niederlanden. Diese sehr hohe Siedlungsdichte hat in den letzten Jahrzehnten zu einer starken Versiegelung von Naturböden geführt. Diese Verbauung wollen Kommunen und immer mehr private Investoren zurückfahren. Dadurch eröffnen sich hierin erfahrenen deutschen Planern und Baufirmen gute Geschäftschancen.

Viele belgische Städte wandeln ehemalige Industrie- und Hafengebiete in neue, von Parks und Wasserflächen durchzogene Stadtteile zum Leben und Arbeiten um. Entsprechende mehrjährige Programme laufen unter anderem in Gent, Mechelen und Maasmechelen. Im Trend liegen auch neue nachhaltige Wohngebiete mit viel Natur, etwa im westflämischen Lisse. Zudem achten private Investoren bei Neubauprojekten verstärkt auf die Erhaltung alten Baumbestands und auf Ausgleichsmaßnahmen wie begrünte Dächer.

Nachhaltige Baustoffe liegen im Trend

Eine breite Renaissance hat in Belgien der Holzbau erfahren. Nicht nur Wohngebäude und Bildungseinrichtungen, sondern auch Supermärkte, Industriehallen, Büros, eine Polizeiwache oder Tankstellenkonstruktionen sind in den letzten Jahren in Holzbau entstanden. Laut dem Internetportal Hout Info Bois sind - je nach Jahr - bis zu zwölf Prozent aller neuen Einfamilienhäuser ein Holzbau. Bei Renovierungen, Aus- und Aufbauten ist der Holzbauanteil mit 2,5 Prozent (2020) deutlich geringer. Das Material bietet sich dafür jedoch wegen seiner Leichtigkeit und Anpassungsfähigkeit an. Ein Kubikmeter Holz wiegt siebenmal weniger als Beton.

Generell gewinnt die Nachhaltigkeit der eingesetzten Baustoffe stark an Bedeutung. Um Materialien entsprechend zu analysieren und zu vergleichen, existiert in Belgien das Portal TOTEM (siehe Kontaktadressen). Es gibt in Belgien Überlegungen, eine solche Prüfung gesetzlich vorzuschreiben.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.