Brasilien ist der größte Gesundheitsmarkt Lateinamerikas und steht vor der Herausforderung, in den kommenden Jahren kontinuierlich in den Sektor zu investieren.
Haupttreiber sind der demografische Wandel sowie der fortschreitende Digitalisierungsprozess, der insbesondere in strukturschwachen Regionen den Zugang zur Versorgung verbessern soll.
Derzeit gibt Brasilien knapp 10 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Gesundheit aus. Laut einer Studie der Branchenvereinigung ABIIS wuchs der brasilianische Markt für Medizintechnik und In-vitro-Diagnostik zwischen 2018 und 2023 um 57,9 Prozent – ein durchschnittliches Jahreswachstum von 11,6 Prozent. Mit einem Marktvolumen von über 15,4 Milliarden US-Dollar (US$), von dem rund 43,5 Prozent auf Importe entfallen, ergeben sich aussichtsreiche Geschäftschancen für ausländische Anbieter. Nach Einschätzung vom Marktforscher Fitch Solutions dürfte der brasilianische Markt für Medizintechnik bis 2029 weiter an Dynamik gewinnen und mit jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich 7,2 Prozent in Lokalwährung und 3 Prozent in US$ expandieren.
2,5
%
des Weltmarktes macht der brasilianische Markt für Medizinprodukte aus.
Quelle: ABIIS
Breiter öffentlicher und privater Gesundheitsmarkt
Die Nachfrage nach Medizintechnik in Brasilien verteilt sich auf verschiedene Sektoren. Rund 60 Prozent des Gesamtbedarfs entfallen auf private Krankenhäuser und Kliniken, darunter große Krankenhausketten und gemeinnützige Einrichtungen. Diese setzen auf leistungsfähige Geräte, digitale Lösungen und umfassenden Wartungsservice.
Der öffentliche Sektor wird maßgeblich durch das staatliche Gesundheitssystem SUS (Sistema Único de Saúde) geprägt, das auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene organisiert ist. Beschaffungen erfolgen überwiegend über Ausschreibungen, etwa für Universitätskliniken, kommunale Krankenhäuser und traditionelle Wohlfahrtseinrichtungen. In diesem Bereich stehen Preis-Leistungs-Verhältnis und Wartungsfreundlichkeit häufig über technologischer Spitzenausstattung.
Laut einer von der Branchenvereinigung ABIIS in Auftrag gegebenen Studie aus dem Jahr 2023 gibt es in Brasilien über 1.600 Hersteller medizintechnischer Produkte sowie rund 13.000 Vertriebsunternehmen in diesem Bereich.
Rasche Alterung als Markttreiber
Der demografische Wandel in Brasilien wird in den kommenden Jahrzehnten zu deutlich steigenden Gesundheitsausgaben führen – und damit auch zu neuen Absatzchancen für internationale Anbieter. Nach Angaben des Branchenverbands Abimo zählt Brasilien bereits heute zu den Ländern mit der schnellsten Alterung der Bevölkerung weltweit. Zwischen 2000 und 2023 hat sich der Anteil älterer Menschen fast verdoppelt. Bis 2070 soll die Zahl der über 65-Jährigen auf rund 75,3 Millionen steigen – das entspricht 38 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das Durchschnittsalter wird von derzeit 34,8 Jahren (2023) auf 51,2 Jahre steigen.
"Das öffentliche Gesundheitssystem SUS hat mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Es muss sich auf eine deutlich höhere Nachfrage nach geriatrischen Behandlungen einstellen, von häufigeren Arztbesuchen und Diagnosen bis hin zu Rehabilitationsmaßnahmen und Palliativpflege", schreibt Paulo Henrique Fraccaro, Präsident der Abimo, in einer Analyse auf der Website von CNN Brasil.
Auch die Medizintechnikindustrie ist gefordert: gefragt sind künftig erschwinglichere und altersgerechte Produkte, etwa höhenverstellbare Krankenhausbetten, ergonomisch gestaltete Rollstühle, Telemonitoring-Technologien und digitale Mobilitäts- und Diagnosesysteme.
Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in BrasilienInvestitionssumme in Millionen US-DollarProjekt | Investitionssumme | Projektstand | Geplante Fertigstellung |
|---|
Ausbau des Krankenhausnetzwerks Rede D’Or (5.400 neue Betten) | 1.379 | Ausführungsphase | 2028 |
Expansion des Gesundheitsanbieters Hapvida (10 neue Krankenhäuser) | 370 | Ausführungsphase | 2026 |
Instituto Tecnológico de Medicina Inteligente (ITMI-Brasil), Referenzzentrum für digitale Medizin | 320 | Bewertung | Nicht verfügbar |
Universitätskrankenhaus der Bundesuniversität Cariri (UFCA) | 48 | Ausführungsphase | Nicht verfügbar |
Neues Universitätskrankenhaus Júlio Müller | 38 | Ausführungsphase | 2025 |
Krankenhaus und Entbindungsklinik der Stadt São José dos Pinhais | 31 | Ausführungsphase | 2028 |
Kompetenzzentrum für RNA-Technologien | 11 | Ausschreibung | Nicht verfügbar |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025
Von Dennis Barbosa
|
São Paulo