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Branche kompakt | Singapur | Medizintechnik

Singapurs Patienten bekommen neueste Medizintechnik

Singapurs Medizintechniksektor ist modern und die Nachfrage stark dank Innovation, Demographie und einer hohen Kaufkraft. Der Zugang zum Markt ist klar und verlässlich geregelt.
 

Von Alexander Hirschle | Singapur

 

 

  • Singapurs Medizintechniksektor wächst überdurchschnittlich.
  • Starkes Ökosystem im Bereich Medizintechnik.
  • Die Regierung investiert massiv in den Gesundheitssektor.
  • Die Nachfrage nach High-End-Technik, die deutsche Anbieter bedienen, ist hoch.

     

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Oktober 2025

  • Markttrends

    Singapurs Medizintechnikbranche verzeichnet ein starkes Wachstum, besonders gefragt sind digitale Diagnostik, Robotik und KI-basierte Lösungen.

    Singapurs Medizintechniksektor zählt zu den attraktivsten in Asien und durchlief schon in den vergangenen Jahren eine sehr dynamische Entwicklung. Auch künftig soll das Wachstum in wichtigen Segmenten der Branche deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegen. Die Gesundheitsbranche gilt als eine der wichtigsten Prioritäten der singapurischen Regierung und wird entsprechend durch lokale Behörden wie EDB (Economic Developmment Board) oder A-Star (Agency for Science, Technology and Research) gefördert. Prognosen gehen von einem stabilen Wachstum bis mindestens 2030 aus. Besonders gefragt sind bildgebende Verfahren, Robotik und digitale Diagnostik.

    Rang 1

    belegt Singapur im Ranking der höchsten Nettovermögen pro Kopf in Asien.

    Demographie und Wohlstand verändern Krankheitsbilder

    Das Marktwachstum wird darüber hinaus von der demographischen Entwicklung angekurbelt. Singapur verfügt über eine der niedrigsten Geburtenraten rund um den Globus, bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung auf mittlerweile 84 Jahre im Schnitt. Bis 2030 wird ein Viertel der Singapurer über 65 Jahre alt sein. Gepaart mit einem zunehmenden Wohlstand und veränderten Lebensgewohnheiten führt dies zu komplexeren und chronischen Krankheiten vor allem im höheren Alter. Dies steigert die Nachfrage nach Monitoring-Systemen, Reha-Technik und digitalen Gesundheitslösungen. 

    Zudem ist Singapur eine sehr wettbewerbsorientierte Gesellschaft mit hohem Konkurrenzdruck und starkem Stresspotenzial. Die Ernährungsgewohnheiten passen sich dem schnelllebigen Lebensstil an, weshalb Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzbeschwerden und Krebs nicht nur bei älteren, sondern zunehmend bei jüngeren Menschen auftreten. Entsprechend steigt der Bedarf an Diagnostik, Therapiegeräten und telemedizinischer Betreuung.

    Ebenso gewinnt das Thema psychische Gesundheit ("Mental Health") zunehmend an Bedeutung, immer mehr Menschen in Singapur leiden unter Krankheiten wie Angststörungen oder Depressionen. Die durchschnittlichen Aufenthaltszeiten der Patienten in den Hospitälern verlängern sich. Die Regierung plant daher in den kommenden Jahren die Erweiterung und Modernisierung zahlreicher Krankenhäuser und anderer medizinischer Einrichtungen.

    Öffentliche Ausgaben werden stark ausgeweitet

    Diese Entwicklungen spiegeln sich in den massiv steigenden Ausgaben für die medizinische Versorgung der Bevölkerung wider. Im Haushalt für 2025 sieht die Regierung Ausgaben von mehr als 16 Milliarden US-Dollar (US$) für den Gesundheitsbereich vor, der damit an zweiter Stelle nach Verteidigung liegt. Noch 2010 lag der Vergleichswert bei nur 2,5 Milliarden US$, was einer Vervielfachung um den Faktor sechs in 15 Jahren entspricht. Ein Großteil der Ausgaben fließt in die Modernisierung und Erweiterung von Krankenhäusern und Pflegezentren sowie in Subventionen, um die Ausgaben für die Bevölkerung erschwinglich zu halten.

    Innovation kurbelt den Sektor an

    Der Sektor wird in Singapur stark von technologischen Innovationen getragen. Die Regierung investiert massiv in Forschung und Entwicklung. Medizintechnik ist dabei ein priorisierter Sektor. Singapur entwickelt sich zunehmend zu einem internationalen Forschungsstandort für Healthtech-Innovationen, mit zahlreichen ausländischen Unternehmen, die dort F&E-Zentren eröffnen. Ein besonderer Fokus in Singapur ruht auf dem Bereich "Biosciences" mit dem Forschungs- und Entwicklungshub "Biopolis" als einem wichtigen Zentrum der Aktivitäten. 

    Ein wichtiger Wachstumstreiber in Singapur ist die Nutzung neuer und digitaler Technologien. Künstliche Intelligenz wird von den Branchenfirmen immer stärker eingesetzt. Dem Markt für E-Health-Anwendungen wird zwischen 2023 und 2026 eine Verdoppelung auf fast 1 Milliarde Euro prognostiziert. Denn die Bevölkerung in Singapur ist offen für digitale Gesundheitslösungen. Apps und Gesundheitsportale werden intensiv genutzt und der Bereich Telemedizin ausgebaut. 

    Singapur ist eine reiche und prestigeorientierte Gesellschaft. Daher wächst der Markt für Luxusgüter über dem volkswirtschaftlichen Schnitt. Doch wie in ganz Asien steigt bei vielen wohlhabenden Konsumenten die Erkenntnis, dass ein langes und gesundes Leben den größten Mehrwert für das irdische Dasein mit sich bringt, weshalb die Ausgaben für gesundheitsbewusste und -fördernde Produkte und Dienstleistungen zunehmen. Gesundheit und Wellness sind "das neue Luxusgut" unter reichen Asiaten, was sich positiv auf die Nachfrage nach Medizintechnik auswirken kann.

    Medizintourismus wächst stark

    Auch im Bereich Medizintourismus können sich Geschäftschancen ergeben. Singapur zählt als attraktive Urlaubsdestination und gilt als Premiumstandort für medizinische Versorgung in Asien. Zwar kommt Singapur mit geschätzten rund 260 Millionen US$ Umsatz pro Jahr durch Medizintourismus nicht an die Anziehungskraft regionaler Schwergewichte wie Thailand (circa 2 Milliarden US$) heran. Dennoch gelten die Krankenhäuser des Stadtstaates mit ihrer Effizienz, Preistransparenz, den hohen Standards und hervorragender technologischer Ausrüstung sowie gut ausgebildetem Personal als hochattraktiv bei zahlungskräftiger Kundschaft. Consultants prognostizieren daher jährliche Umsatzzuwächse von fast 20 Prozent bis 2032 in diesem Segment.

    Die Löwenstadt bietet eine hohe Kaufkraft: Im Allianz Global Wealth Report 2024 liegt Singapur auf Platz 1 in Asien, was die Nettovermögen pro Einwohner betrifft – und auf Rang 4 im weltweiten Vergleich. Daher finden auch hochpreisige Produkte Absatzchancen im Markt. Der Wettbewerb ist intensiv, aber differenziert. Neben globalen Konzernen wie Medtronic oder BD sind lokale Start-ups aktiv. Deutsche Anbieter punkten mit Qualität, Präzision und Innovationskraft – besonders im High-End-Segment. 

    Gute Absatzchancen gibt es im Rahmen der Modernisierung und Erweiterung öffentlicher Krankenhäuser und zur Unterstützung von Forschungsaktivitäten wie etwa über digitale Gesundheitssysteme, klinische Geräte und Robotik für Chirurgie, Diagnostik und Patientenüberwachung, bei KI-Tools für Diagnostik, Bildgebung und prädiktive Analytik sowie bei Labor- und Testausstattungen.

  • Branchenstruktur

    Singapur investiert gezielt in Medizintechnik, Präzisionsmedizin und KI. Trotz lokaler Fertigung gibt es eine hohe Importabhängigkeit in einigen Bereichen.

    Singapur bietet ein attraktives Umfeld für Hightech- und digitale Medizintechnikerzeugnisse. Die Regierung plant langfristig mit Initiativen wie "Healthier SG" eine stärkere Ausrichtung auf Prävention und digitale Gesundheitslösungen, wie Behördenvertreter im Gespräch mit GTAI betonten. Darüber hinaus existiert mit der National Precision Medicine Strategy eine staatlich koordinierte Initiative, die die Gesundheitsversorgung in Singapur durch personalisierte Medizin verbessern soll. Ziel ist es, Singapur als führenden Standort für Präzisionsmedizin in Asien zu etablieren.

    Öffentliche Krankenhäuser stellen in Singapur rund 80Prozent aller Krankenhausbetten, während der Privatsektor etwa 20Prozent ausmacht. Die Nachfrage nach medizinischer Ausrüstung kommt sowohl von öffentlichen als auch privaten Krankenhäusern und Kliniken. Das Gesundheitsministerium ist mit einem Anteil von fast 75Prozent der größte Abnehmer im Land. Singapurs Krankenhäuser und Kliniken sind technologisch auf höchstem Niveau. Öffentliche Einrichtungen setzen auf Smart Ward-Konzepte mit virtueller Pflege, KI-gestützter Diagnostik und vernetzten Monitoring-Systemen. 

    Das durchschnittliche Alter der Medizintechnik liegt deutlich unter dem international üblichen Schnitt. Viele Geräte werden alle fünf bis sieben Jahre ersetzt oder modernisiert. Besonders in Bereichen wie Bildgebung, Intensivmedizin und Labortechnik ist die Ausstattung hochmodern. 

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Singapur

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (2024 in Mio.)

    5,8

    Bevölkerungswachstum (2024 in % p.a.)

    0,7

    Altersstruktur der Bevölkerung (2024)

     

      Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

    11,2

      Anteil der über 65-Jährigen (in %)

    13,7

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2024 in Jahren)

    83,5

    Durchschnittseinkommen (2025 in US$)

    92,900 

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2022 in US$)

    4,320 

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2022 in %)

    4,9 

    Ärzte/100.000 Einwohner (2023)

    283 

    Zahnärzte/100.000 Einwohner (2023)

    45 

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2023), davon

    604 

      privat

    104 

      öffentlich

    500 

    Quelle: SingStat 2025, World Health Organisation 2025, International Monetary Fund 2025, United Nations 2025

    Starke internationale Ausrichtung

    Im Jahr 2024 erreichte die Branche einen Produktionswert von rund 13 Milliarden US-Dollar. Die Produktionsstandards sind hoch, und Singapur gilt als globaler Qualitätsführer. Über 60Prozent der Produkte werden exportiert, was die internationale Ausrichtung unterstreicht. Nach Einschätzung von Branchenvertretern bietet das Ökosystem im Bereich Medizintechnik für internationale Unternehmen eine sehr gute Mischung aus Firmen mit Fokus auf Produktion oder mit Schwerpunkt Forschung und Entwicklung sowie aus privaten Firmen, Universitäten und Regierungsbehörden. 

    Der Standort ermöglicht großes Kooperationspotenzial mit Versicherungsgesellschaften, Gesundheitsdienstleistern, Medizintechnikfirmen und akademischen Institutionen. Firmenvertreter sehen bei Medizintechnik noch Potenzial zur Ausweitung der Produktion von Geräten im Stadtstaat.

    Fokus auf Biomedizin

    Nach EDB-Angaben ist Singapur einer der führenden Hubs für Biomedizin in Asien mit 60 Fabriken, 30 Forschungszentren und 80 regionalen Zentralen. Trotz der hohen Betriebskosten in Singapur kann die Produktion in diesem Bereich aufgrund der zahlreichen Standortvorteile wie Effizienz und umfassender Förderung rentabel sein. Darüber hinaus bietet der Stadtstaat eine hervorragende Zulieferbasis in anderen angeschlossenen Segmenten wie etwa rund 2.700 Unternehmen in den Bereichen Precision Engineering und Electronic Manufacturing Services (EMS), die als Lieferanten oder Partner für Medizintechnikfirmen infrage kommen. 

    Die lokale Industrie ist modern und stark technologiegetrieben. Viele Unternehmen verfügen über eigene F&E-Abteilungen und setzen auf robotergestützte Fertigung, KI-gestützte Diagnostik und vernetzte Geräte. Branchenfirmen in Singapur haben umfangreichen Zugriff auf Ressourcen im Bereich künstlicher Intelligenz (KI). Die Regierung fördert gezielt KI-Initiativen, etwa durch die National AI Strategy 2.0. 

    Trotz einer starken lokalen Produktion ist Singapur in vielen Bereichen auf Importe angewiesen. Hochwertige Komponenten, Softwarelösungen und spezialisierte Geräte werden oft aus dem Ausland bezogen werden. Besonders wichtig sind ausländische Lieferanten in Segmenten wie bildgebende Systeme (zum Beispiel MRT, CT), Robotik und chirurgische Assistenzsysteme, Diagnostikgeräte und Labortechnik sowie KI-basierte Softwarelösungen für Analyse und Monitoring. Die wichtigsten Partnerländer sind die USA, Deutschland, Japan und die Schweiz.

    Importe ausgewählter Medizinprodukte nach Singapur und Anteil aus DeutschlandIn Millionen US-Dollar, Anteil in Prozent
    SITC 

    Import (2023)

    Anteil Import aus Deutschland

    774.1Elektrodiagnoseapparate und -geräte

    703,9 

    2,8

    774.2Röntgenapparate etc.

    440,0 

    25,2

    741.83 Sterilisierapparate

    15,7 

    19,4

    872.1Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

    26,3 

    1,1

    872.21Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

    444,2 

    6,1

    872.25Ophthalmologische Instrumente

    92,2 

    7,6

    872.29Andere Instrumente, Apparate und Geräte

    1.047,4 

    2,7

    872.3Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

    413,5 

    1,6

    872.4Medizinmöbel etc.

    68,8 

    1,4

    899.6Orthopädietechnik, Prothesen etc.

    1.086,1 

    9,9

    Quelle: UN Comtrade (2025)

    Forschung und Innovation als wichtige Pfeiler

    Forschung ist ein zentraler Pfeiler der MedTech-Strategie Singapurs. Die Löwenstadt bietet ein exzellentes Umfeld für klinische Studien, KI-gestützte Produktentwicklung und regulatorische Tests. Zahlreiche internationale Unternehmen betreiben hier regionale F&E-Zentren und nutzen die Nähe zu lokale Universitäten für Kooperationen. Regierungsvertreter hoffen, dass künftig noch mehr Firmen im Bereich F+E angezogen werden. 

    Vor allem Forschungsaktivitäten im Bereich Biomedizin sollen künftig weiter vorangetrieben werden. Regierungsorganisationen sehen Singapur in Vorträgen hier erst am "Anfang der Reise" und erhoffen sich künftig mehr Kapitalzuflüsse etwa über Angel Investors. Auch bei Start-ups liegt der Stadtstaat international ganz vorne und Singapur gilt gemäß verschiedenen Rankings als einer der attraktivsten und am schnellsten wachsenden Standorte weltweit.

    Singapur fungiert dabei als Drehscheibe für den asiatisch-pazifischen Raum und wird daher von vielen Firmen als Hub für die ganze Region gewählt. Viele globale Hersteller betreiben hier ihre regionalen Hauptquartiere und nutzen lokale Zulieferer für Endmontage und Vertrieb. In Südostasien wird in den kommenden Jahren mit einer steigenden Nachfrage im Gesundheitssektor gerechnet. Hohes Wirtschaftswachstum, alternde Bevölkerungen und steigende Mittelschichten dürften die Nachfrage nach Medizintechnik in der Region ankurbeln. 

    Internationale Firmen nutzen Singapur als Standort

    Auch deutsche Branchenfirmen nutzen Singapur als regionalen Brückenkopf. Als ein großes Highlight der bilateralen Branchenbeziehungen eröffnete der deutsche Hersteller von Herzschrittmachern (CRT) und Defibrillatoren (ICD) Biotronik im Dezember 2023 seinen neuen "Asia Pacific Manufacturing and Research Hub" in der Löwenstadt. Interessant könnte für deutsche Medizintechnikfirmen auch die 2025 lancierte Sonderwirtschaftszone "JS-SEZ" in Johor werden. Ein zentraler Schwerpunkt liegt dabei auf der Förderung von Investitionen in Bereichen wie Biotechnologie und Medizintourismus. So kündigte die Thomson Medical Group Ende August 2025 das Megaprojekt "Johor Bay" mit einem Investitionsvolumen von fast 4 Milliarden US$ an. 

     

    Von Alexander Hirschle | Singapur

  • Rahmenbedingungen

    Singapur bietet klare Regularien und ein verlässliches Umfeld für Medizintechnik. Der Marktzugang erfolgt meist über Distributoren mit Zusatzservices wie Schulung und Support.

    Internationale Firmenvertreter loben den Standort Singapur für seine "einzigartige Konzentration" von wissenschaftlichen Einrichtungen, Inkubatoren, hochqualifizierten Beschäftigten und dem vorhersehbaren wirtschaftlichen und regulatorischen Umfeld. Ebenso werden die starke Unterstützung von Seiten des EDB bei Investitionsprojekten sowie die schnelle Umsetzung der Vorhaben in Singapur hervorgehoben.  

    Singapur verfügt über ein hochentwickeltes Gesundheitssystem mit universeller Grundversorgung für alle Bürger. Die Finanzierung basiert auf dem Prinzip der Eigenverantwortung und einem mehrschichtigen Modell. MediShield Life ist dabei der Basis-Krankenversicherungsplan, der hohe Krankenhauskosten und teure ambulante Behandlungen abdeckt.

    Versicherte tragen die Prämien selbst, den Selbstbehalt, die Zuzahlungen sowie alle Kosten, die die Deckungsgrenzen übersteigen. MediShield Life wird durch staatliche Subventionen und ein verpflichtendes medizinisches Sparkonto namens MediSave ergänzt. Zusätzlich können Einzelpersonen eine ergänzende private Krankenversicherung abschließen oder über ihren Arbeitgeber versichert werden. 

    Einfuhr und Regularien klar definiert

    Der Großteil der Branchenerzeugnisse wird über Distributoren eingeführt. Diese bieten neben dem Vertrieb der Produkte häufig andere Dienstleistungen an - zum Beispiel bei komplexeren Produkten Training für Krankenhauspersonal oder Anwender. Bei Importen aus Deutschland kann das Freihandelsabkommen (FTA) mit der Europäischen Union (EU) genutzt werden, das zahlreiche medizintechnische Produkte umfasst. 

    Medizinprodukte unterliegen dem Health Products Act sowie den Health Products (Medical Devices) Regulations. Die Health Sciences Authority (HSA) ist die Hauptregulierungsbehörde in Singapur, die für die Sicherheit, Qualität und Überwachung von Medizinprodukten und digitalen Gesundheitslösungen verantwortlich ist. Sie ist international engagiert im International Medical Device Regulators Forum (IMDRF). Nahezu sämtliche Produkte des Sektors sind reguliert. 

    Die regulatorischen Anforderungen sind hoch, aber transparent. Die Health Sciences Authority (HSA) gilt als streng, jedoch effizient. Branchenexperten wie Christopher Schwarz, Senior Director Business Development bei der Firma Arvato, stufen die HSA als gut organisiert und strukturiert ein. Auch andere deutsche Branchenfirmen sprechen davon, dass die Einfuhrprocedere im Regelfall "problemos" seien.

    Die regulatorischen Anforderungen an digitale Gesundheitslösungen richten sich nach internationalen Standards. Hersteller können ihre Zulassungen aus dem Ausland nutzen, um eine Zulassung in Singapur zu erhalten. Da medizinische Geräte häufig Batterien, Ladegeräte oder Chemikalien enthalten, wird zum Teil auch eine Lizenz für den Import von Gefahrengütern (Dangerous Goods) benötigt. Dies ist aber nach Auskunft von Logistikexperten relativ problemlos, solange die Güter in den Geräten verbaut sind.

    ASEAN bei Standards noch nicht einheitlich

    Singapur wird von Branchenfirmen auch als Brückenkopf für den Export nach ASEAN genutzt. Innerhalb der Wirtschaftsgemeinschaft soll die Medical Device Directive (AMDD) zur Harmonisierung des regulatorischen Rahmens für Medizinprodukte in der Region dienen. Bislang haben von den zehn ASEAN-Mitgliedstaaten nur Singapur, Malaysia und Indonesien die Richtlinie vollständig umgesetzt. 

    Nach Einschätzung von Unternehmensvertretern hinkt ASEAN bei der Standardisierung im medizintechnischen Bereich hinterher. Singapur gilt gemäß Christopher Schwarz als Benchmark und Vorbild im regionalen Vergleich, die dortigen Regularien werden daher oft auch in ASEAN genutzt oder bei einigen Produkten sogar im globalen Kontext. Andere Branchenexperten weisen im GTAI-Gespräch darauf hin, dass bei einem Vertrieb innerhalb ASEANs aufgrund stark unterschiedlicher Gesellschaften, Kulturen und Religionen zum Teil auch unterschiedliche Marketingstrategien eingesetzt werden müssen.

    Chancen für deutsche Anbieter

    Der öffentliche Sektor ist kostenbewusst, was Preisdruck erzeugt. Dennoch besteht in Singapur aufgrund der hohen Kaufkraft eine hohe Zahlungsbereitschaft für Qualität und Innovation. Besonders gefragt sind nachhaltige, langlebige und wartungsarme Produkte. Kooperationen mit lokalen Forschungseinrichtungen und Start-ups können den Marktzugang erleichtern.

    Die wichtigsten Kunden für Medizintechnik sind öffentliche Krankenhäuser, private Klinikketten, Forschungseinrichtungen sowie spezialisierte Arztpraxen. Der Einkauf erfolgt teils zentral über staatliche Stellen wie die Health Sciences Authority (HSA), teils dezentral über Klinikverbünde oder private Betreiber. Auch Start-ups und Innovationszentren sind zunehmend Abnehmer spezialisierter MedTech-Lösungen. 

    Deutsche Anbieter haben nach Auskunft von Branchenkennern gute Chancen, insbesondere bei High-End-Produkten wie chirurgischen Instrumenten, Laboreinrichtungen, Dialyse- und Beatmungsgeräten, bildgebenden Systemen und KI-gestützter Diagnostik. Single-Use-Produkte wie Handschuhe, Bandagen, Spritzen oder Katheter werden eher in OEM-Fertigung in anderen ASEAN-Staaten oder in China hergestellt.

    In Singapur finden als zentrale Drehscheibe in Asien zahlreiche Messen und Kongresse im Gesundheitsbereich statt. Unter anderem wird die Messe Berlin im Juli 2026 erstmalig die "Smart Health Asia" ausrichten. Im Fokus sollen digitale Innovationen und Kooperationen stehen. Erwartet werden 250 Aussteller, 6.000 Teilnehmende und 300 hochrangige Einkäufer aus ganz Asien. Die "Medical Fair Asia" findet vom 9. bis 11. September 2026 statt und wird von Messe Düsseldorf Asia im zweijährigen Rhythmus organisiert. Bei der letzten Ausgabe 2024 fanden sich fast 14.000 Personen aus 60 Ländern zu der Veranstaltung ein. Darüber hinaus führt die deutsch-singapurische AHK (SGC) regelmäßig Delegationsreisen zum Thema Medizintechnik nach Deutschland sowie für deutsche Firmen nach Singapur durch.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Alexander Hirschle | Singapur

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Singapur

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative GesundheitswirtschaftDie Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    Health Sciences Authority (HSA) 

    Regulierungsbehörde für Medizinprodukte in Singapur 
    Ministry of Health (MOH) Legt Richtlinien fest und überwacht Gesundheitsprodukte durch Gesetze (Health Products Act); arbeitet mit der HSA zusammen

    Asia Pacific Medical Technology Association (APACMed)

    Vertritt Hersteller und Lieferanten von medizinischen Geräten im asiatisch-pazifischen Raum

    Fachmessen

    Singapore MedTech Directory

    Verzeichnis von Medtech-Unternehmen: Hersteller, Lieferanten, Komponenten-/Ingenieurbüros, Forschungs-/Unterstützungsdienste

     

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