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Special | Brasilien | Start-ups

Neue Finanzierungsmöglichkeiten kommen auf

Der Rückzug von Risikokapital trifft schnell skalierende Technologie-Start-ups. In den frühen Entwicklungsstadien dürften sich die Voraussetzungen dagegen weiter verbessern.

Von Gloria Rose | São Paulo

Weltweit erreichten Venture-Capital-Investitionen im Jahr 2021 ein Rekordhoch. Brasilianische Start-ups gehörten zu den großen Gewinnern. Während sich das Volumen weltweit verdoppelte, verdreifachten sich die Investitionen in Brasilien. Ausländische Anleger insbesondere aus den USA und Japan entdeckten den Markt für sich. Im Zentrum der Aufmerksamkeit der japanischen Investmentbank SoftBank und der weltweit tätigen Unternehmerorganisation Endeavor standen FinTechs. Die meisten Investitionen tätigen jedoch nach wie vor brasilianische Fonds. Zu den bedeutendsten zählen Bossanova Investimentos, Valor Capital Group, Monashees, Anjos do Brasil, Ventiur, DOMO Invest, Canary Capital und Kaszek. 

Abbremsen nach dem Rekordjahr 2021

Die Zurückhaltung am globalen Kapitalmarkt macht sich auch in Brasilien bemerkbar. Im 1. Halbjahr 2022 gingen die Risikokapitalinvestitionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 44 Prozent zurück. Allerdings liegen die Investitionen immer noch über dem Niveau vor der Coronapandemie. Dennoch müssen einige Jungunternehmen ihre Struktur auch in Brasilien wieder verschlanken. Seit April 2022 nahmen mehr als 30 Start-ups massive Entlassungen vor. Ohne Aussicht auf eine rasche Expansion verschiebt sich der Fokus von der Suche nach Investoren auf die Kundenzufriedenheit. Für andere Start-ups wie die FinTechs VExpenses und MaisMei, das HealthTech Medictalks oder das RetailTech SalesFarm, die auf Eigenkapital (Bootstrapping) und organisches Wachstum setzen, ändert sich dahingegen wenig.

Finanzierung der Frühphasen bleibt auf Wachstumskurs

Gründer haben ohnehin einen sehr begrenzten Zugang zu Wagniskapital. Somit betrifft der Einbruch in erster Linie größere Start-ups in der Expansionsphase. Für die Orientierungs-, Planungs- und Gründungsphase verbessern sich die Bedingungen weiter, bekräftigen die Finanzexperten von Anjos do Brasil. Auch nach dem Einbruch in der Coronakrise nahmen die Business Angels relativ schnell wieder den vorherigen Rhythmus auf. Im Jahr 2021 stieg das Investitionsvolumen um 17 Prozent und die Anzahl der Investoren um 13 Prozent.

Für 2022 rechnet Anjos do Brasil mit einem zweistelligen Wachstum. Schließlich bietet der brasilianische Markt viel Spielraum. Die Business Angel-Beteiligungen in Brasilien belaufen sich bislang auf weniger als 1 Prozent des US-amerikanischen Investitionsvolumens. Wachstumsbremse ist eine steuerliche Benachteiligung gegenüber anderen Wertpapiergeschäften, die durch das neue Start-up-Gesetz von 2021 nicht behoben wurde. Zudem hinkt die Börsenaufsicht CVM mit der Ausgestaltung des neuen Rechtsrahmens hinterher. 

Förderkredite stützen die ersten Schritte

Hohe Kapitalkosten und der eingeschränkte Kreditzugang erschweren von jeher die Aktivitäten kleiner und mittelständischer Firmen in Brasilien. Oftmals starten Jungunternehmen daher mit Eigenkapital und Crowdfunding in die Orientierungsphase und wachsen mit dem Unternehmensumsatz. In vielen Ländern stehen Start-ups bessere Konditionen zur Verfügung. Diese versuchen auch brasilianische Jungunternehmen für sich zu erschließen. Dabei hilft ihnen der in den vergangenen Jahren deutlich gesunkene Wechselkurs des brasilianischen Real (R$).

Im Zuge der globalen Zinswende sind die Kosten für Bankkredite drastisch gestiegen. Umso wichtiger werden Förderkredite staatlicher Finanzinstitute wie Finep. Über den Fonds Finep Startups kann ein Jungunternehmen bis zu 280.000 US-Dollar erhalten. Weitere Förderkredite bieten die Banco do Nordeste mit dem Programm FNE Startup sowie bundesstaatliche Institute wie Desenvolve SP und Banco do Povo Paulista für den Staat São Paulo.

Teilnahme an Gründungsprogrammen

Zudem können Jungunternehmen Gründungsprogramme und -wettbewerbe wahrnehmen. Die brasilianische Entwicklungsbank BNDES engagiert sich über das Programm BNDES Garagem. Viele weitere Programme der Regierung beziehen sich auf den Bereich Agribusiness. Brasiliens Landwirtschaftsministerium informiert Gründer über den Agro Hub Brasil. Die brasilianische Zentralbank veröffentlicht Gründungswettbewerbe über LIFT Lab. Auf dem Portal Startup Point bietet die Regierung eine Übersicht über alle 35 Start-up-Programme. Immer öfter schreiben auch Unternehmen, Acceleratoren und branchenspezifische Innovationshubs Challenges aus, an denen meist auch ausländische Start-ups teilnehmen können. Voraussetzung für eine Teilnahme ist in der Regel die Gründung einer Niederlassung und die steuerliche Erfassung in Brasilien. Dazu bietet die Unternehmensberatung Integrance einen Start-up-Guide.

Darüber hinaus entwickeln immer mehr FinTechs alternative Finanzierungen für Jungunternehmen. Beispielsweise führen StartMeUp (SMU) und EqSeed Plattformen für Crowdinvesting. Trace Finance vereinfacht und vergünstigt die Kapitalbeschaffung in den USA und den Transfer nach Brasilien. Auch Start-up-Darlehen, sogenannte Venture Debts oder Venture Loans, kommen zunehmend auf.

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