Wirtschaftsausblick | Burundi
Aufbruchstimmung hält an
Burundis Wirtschaft dürfte im Jahr 2023 stärker wachsen als in den Vorjahren. Durch den Aufschwung steigen auch die Geschäftsmöglichkeiten.
26.06.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Wirtschaftsentwicklung: Wachstum könnte 2024 die 4-Prozent-Marke erreichen
Die gestiegene politische Stabilität wirkt sich positiv auf die Wirtschaft Burundis aus. Die Economist Intelligence Unit (EIU) prognostiziert für 2023 ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,2 Prozent; für 2024 etwa 4,0 Prozent. Das ist immer noch zu wenig, um die Lebensverhältnisse der sehr armen Bevölkerung Burundis spürbar zu verbessern, aber eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren.
Devisenknappheit behindert die Wirtschaft. Im Mai 2023 hat die burundische Zentralbank die Währung Burundi Franc (BIF) deutlich abgewertet auf etwa 2.800 BIF je US-Dollar (US$). Das chronische Leistungsbilanzdefizit könnte durch den Export von Mineralien reduziert werden, von denen Burundi jede Menge hat. Die großen Minen sind jedoch seit Jahren geschlossen, weil es Uneinigkeit zwischen Regierung und Minengesellschaften über den staatlichen Mindestanteil gibt. Ein neues Bergbaugesetz könnte Mitte 2023 beschlossen werden und für Klärung sorgen.
Optimismus ist vorhanden, angesichts der zuletzt gestiegenen Stabilität unter dem seit 2021 regierenden Präsidenten Évariste Ndayishimiye. Dieser präsentiert sich als "Aufräumer", agiert jedoch auch gegen politische Widersacher. Dennoch dürften internationale Geberorganisationen künftig vermehrt Zuschüsse für Burundi gewähren. Die EU plant, sich stärker zu engagieren. Mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) besteht im Juni 2023 weitgehend Einigung über einen Kredit in Höhe von 271,6 Millionen US$.
Auch die Einbindung Burundis in die Region Ostafrika hat sich verbessert, dank zuletzt stabiler politischer Beziehungen zu Ruanda und dem Beitritt der Demokratischen Republik Kongo zur Zollunion East African Community (EAC; hier ist auch Burundi Mitglied). Mögliche wirtschaftliche Vorteile aus der verbesserten regionalen Integration dürften eher langfristig entstehen. Mehr zu den wirtschaftlichen Vor- und Nachteilen Burundis liefert die aktuelle GTAI-SWOT-Analyse.
Indikator | 2022 | 2023 | Vergleichsdaten Deutschland 2022 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 2,0 | 3,2 | 3.867 |
BIP pro Kopf (US$) | 309 | 249 | 46.149 |
Bevölkerung (Mio.) | 12,9 | 13,3 | 84,3 |
Wechselkurs (Durchschnitt, 1 US$ = ... Burundi-Franc (F.Bu.)) | 2.034,0 | 2.097,0 | -- |
Investitionen: Energie, Transport und Wasser stehen im Fokus
Zunehmen dürften in den nächsten Jahren staatliche Investitionen im Infrastrukturbereich mit Zuschüssen von internationalen Geberorganisationen. Dabei liegt der Fokus voraussichtlich auf der Stromversorgung sowie auf der Modernisierung der heruntergekommenen Netze für Wasser und Abwasser in Bujumbura.
Für private Investoren bleibt Burundi ein schwieriger Markt. Allein die Devisenknappheit macht für lokale Unternehmen größere Anschaffungen, beispielsweise von Maschinen, schwierig. Auslandsinvestoren interessierten sich zuletzt kaum für Burundi: zu schlecht sind die Investitionsbedingungen. Allerdings könnten den Bergbau Investitionen erwarten. Potenzial haben auch der Tourismus und die Nahrungsmittelproduktion. Unterstützt werden sollen Auslandsinvestoren von der neu geschaffenen Investitionsbehörde Agence de Développement du Burundi (ADB).
Projektbezeichnung | Investitionssumme (in Mio. US-Dollar) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
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Tanzania-Burundi Standard-Gauge-Railway (287-km-lange Bahntrasse von West-Tansania nach Gitega) | 900 | Geplant; Anfang 2022 unterzeichneten die Regierungen von Burundi und Tansania ein Memorandum of Understanding | |
Ruzizi III Hydropower Plant (147 MW) | 650 | Geplante Fertigstellung 2026 | Ruzizi III Energy Limited (REL) Neben Ruanda sind Burundi und die DR Kongo am Projekt beteiligt |
Jiji-Mulembwe Hydropower (49,5 MW) | 270,4 | Im Bau seit 2019; ständige Verzögerungen; Fertigstellung unklar | Water and Electricity Generation and Distribution Corporation (REGIDESO) |
Ausbau und Modernisierung des Hafens von Bujumbura | 84,8 | Im Bau; Geplante Fertigstellung 2025 | Maritime Port & Railway Authority (AMPF-Burundi) |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Burundi, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Konsum: Importabhängigkeit bei Verbrauchsgütern wiegt derzeit schwer
Der Konsum in Burundi liegt am Boden, denn die Inflation setzt der Bevölkerung zu. Aller Voraussicht nach verharrt sie 2023 mit etwa 18 Prozent auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr. Lokal hergestellte Nahrungsmittel sind teurer geworden, weil die Preise für importierten Treibstoff und Dünger deutlich gestiegen sind. Gleiches gilt für importierte Nahrungsmittel, insbesondere Weizen und Speiseöl.
Mittelfristig besteht die Notwendigkeit, die lokale Nahrungsmittelherstellung deutlich auszuweiten. Hierfür müsste sich jedoch das Investitionsklima deutlich verbessern. Die Bevölkerung wächst um jährlich etwa 400.000 Menschen, damit steigt der Bedarf insbesondere an Grundnahrungsmitteln. Um nicht noch abhängiger von Importen zu werden, wären für Burundi eine lokale Weiterverarbeitung der Agrarprodukte und die vermehrte Herstellung von Konsumgütern wichtig.
Außenhandel: Binnenlage macht Warentransport kompliziert und teuer
Burundi zählt für deutsche Unternehmen zu den kleinen Absatzmärkten in Subsahara-Afrika. Fast alle für Burundi bestimmte Waren werden über den Hafen von Daressalam (Tansania) geliefert, wo die Schiffe derzeit bis zu zwei Wochen vor Anker liegen, bevor sie entladen werden. Dann werden sie per Lkw über etwa 1.500 Kilometer bis nach Bujumbura transportiert.
Die deutschen Exporte stiegen zuletzt: Das Statistische Bundesamt meldet für 2022 einen Exportwert von 13,1 Millionen Euro. Das sind etwa 36 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das Umfeld bleibt gleichwohl schwierig, aufgrund der Devisenknappheit und der hohen Transportkosten. Burundis wichtigste Exportgüter sind Kaffee und Tee. Großes Potenzial besteht bei der Ausfuhr von Mineralien wie Nickel und Seltenen Erden.
2022 | 2023* | Veränderung 2023/22* | ||
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Importe (fob) | 1.118,7 | 1.136,2 | 1,6 | |
Exporte (fob) | 145,6 | 152,3 | 4,6 |