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Branchen | China | Druck- und Papiermaschinen

Importe von Druck- und Papiermaschinen gehen zurück

China hat 2022 voraussichtlich um ein Fünftel bis ein Viertel weniger Druck- und Papiermaschinen aus dem Ausland bezogen. Auch langfristig trüben sich die Absatzaussichten ein.

Von Roland Rohde | Hongkong

Die chinesische Druck- und Papierindustrie ist nach dem Rekordjahr 2021 in eine Krise gerutscht. Die Hauptursache hierfür liegt in der strikten Null-Covid-Politik. Selbst bei kleinsten Ausbrüchen führen die Behörden massive Beschränkungen ein. Ständig und überall kann es zu einem Lockdown kommen. Das ist Gift für die Konsumkonjunktur.

In den ersten sieben Monaten 2022 stagnierte laut dem nationalen Statistikamt der Einzelhandelsumsatz. Vor der Pandemie war ein Wachstum von 8 Prozent üblich. Hinzu kommen die Auswirkungen der Immobilienkrise. Viele Haushalte sind auf dem Papier ärmer geworden und senken in Folge ihre Konsumquote.

Digitalisierung lässt in der Verlagssparte Nachfrage sinken

Darüber hinaus macht sich die weiter voranschreitende Digitalisierung der chinesischen Wirtschaft und Gesellschaft im Verlagsgeschäft bemerkbar. Die Auflagen der Zeitungen befinden sich im freien Fall. In der Buchsparte werden inzwischen rund 80 Prozent aller Veröffentlichungen online gekauft. Immerhin kommt Rückenwind von einem langfristigen Trend: Die Verbraucher kaufen zunehmend in modernen Supermärkten, in denen die Waren aufwendig verpackt sind.

Insgesamt sind die Aussichten aber eher düster. Entsprechend mau fällt die Investitionslaune aus. Zwar hat Beijing die Finanzierungsmöglichkeiten 2022 verbessert. Doch viele Mittelständler haben nur eingeschränkten Zugang zu Bankkrediten. Sie müssen ihre Anschaffungen aus dem rückläufigen Cashflow finanzieren. Das betrifft vor allem die mittelständisch geprägte Druckbranche. In der Papierindustrie, wo sehr große (und teilweise staatliche) Gesellschaften dominieren, ist das Problem wesentlich schwächer ausgeprägt.

Chinesische Papierhersteller investieren kräftig in Südostasien

Es gibt einen weiteren Sondereffekt: China hat die Einfuhr von Altpapier weitgehend verboten. Im Land selber fällt aber davon viel zu wenig an. Die einheimischen Papierhersteller investieren daher massiv in Fabriken zur Zellstoffproduktion in Südostasien. Entsprechend weniger Gelder fließen in heimische Produktionsstätten.

Chinas Einfuhren von Maschinen zur Papier- und Zellstoffproduktion waren 2021 nach Angaben des International Trade Centre (ITC) noch um 39 Prozent auf deutlich über 600 Millionen US-Dollar (US$) gestiegen. Doch zwischen Januar und August 2022 gingen sie laut chinesischer Zollstatistik um 19 Prozent zurück. Neben der geringen Investitionsfreude macht sich in diesen Zahlen auch die zunehmende Buy-China-Politik und Dual-Circulation-Strategie bemerkbar. Chinesische Anbieter sollen laut Regierungsvorgaben verstärkt einheimische Technologie kaufen.

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Finnland und Deutschland sind die größten Zulieferer von Anlagen zur Papier- und Zellstoffherstellung. Dabei ändert sich ständig, wer an erster oder zweiter Stelle der Einfuhrstatistik liegt. Stetige Wechsel bezüglich der Platzierung gibt es auch bei den anderen Lieferländern. Das liegt in der Natur der Branche begründet. Wenn ein großer Hersteller eine neue Fabrik errichtet und sich für einen bestimmten Anbieter entscheidet, sorgt dies für größere statistische Ausschläge.

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Druckmaschineneinfuhren erreichten 2021 Rekordniveau

In der Druckbranche gab es eine ähnliche Entwicklung: Gemäß ITC-Zahlen stieg die Einfuhr von Offset-Druckmaschinen 2021 um ganze 50 Prozent auf 900 Millionen US$. Für die ersten acht Monate ergab sich gemäß chinesischem Zollamt ein Rückgang von mehr als einem Viertel gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit dürften sie im Gesamtjahr auf gut 700 Millionen US$ fallen. Sie lägen damit in etwa auf dem Niveau vor der Pandemie.

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Deutschland und Japan mit 98 Prozent Lieferanteil

Bei Offset-Druckmaschinen sind chinesische Druckereien stark auf ausländische Technologie angewiesen. Einheimische Maschinenbauer können hier nicht ganz mithalten, auch wenn sie in den letzten Jahren aufgeholt haben. Deutsche Hersteller sind die mit weitem Abstand führenden Zulieferer. Japan folgt traditionell auf Rang zwei. Beide Konkurrenten brachten es 2021 auf einen Lieferanteil von 98 Prozent.

Chinas Importe von Druckmaschinen 2021 nach Lieferländern (in Millionen US-Dollar) *

Insgesamt

darunter Offset-Anlagen

Deutschland

658,5

632,6

Japan

284,7

272,3

Taiwan

33,7

0,0

USA

13,3

7,4

Italien

11,1

3,1

Schweiz

5,8

0,0

Thailand

4,0

4,0

Südkorea

3,1

0,2

Frankreich

2,9

2,9

Tschechien

1,8

1,4

*) insgesamt: HS-Positionen 8443.11 bis .19; Offset-Anlagen: HS-Positionen 8443.11 bis .13Quelle: International Trade Centre (ITC) 2022

Die geringe Investitionsfreude in der Druck- und Papierbranche dürfte nicht vorübergehender Natur sein. Sie stellt vielmehr den Auftakt für eine längere Schwächephase dar. Die Branche kann sich nicht von der allgemeinen Konjunktur abkoppeln. Zahlreiche Faktoren drücken auf Chinas Wirtschaftswachstum, insbesondere die hohe Verschuldung und die rasche Alterung der Gesellschaft.

Geringe Planbarkeit und Vertrauenskrise

Hinzu kommt, dass das Chinageschäft generell risikoreicher und schwieriger geworden ist. Das Primat der Wirtschaftspolitik, das praktisch vier Jahrzehnte gegolten hatte, existiert nicht mehr. Durch das Festhalten Beijings an der Null-Covid-Politik ist die Planbarkeit für Unternehmen stark zurückgegangen. 

Galt China jahrzehntelang als zuverlässiger Geschäftspartner, wurde während der Pandemie sehr viel Vertrauen zerstört.

Mit der Unterstützung Russlands und der Bedrohung Taiwans isoliert sich das Reich der Mitte zudem einen großen Schritt weiter von der westlichen Wertegemeinschaft. Ausländische Firmen werden sich zunehmend für ihre Chinageschäfte im Heimatmarkt rechtfertigen müssen. Bei einer Eskalation der Taiwan-Krise könnte es zudem zu einem schlagartigen Wegbrechen des chinesischen Absatzmarktes kommen.

Darüber hinaus drohen deutschen Unternehmen Marktanteilsverluste durch die Dauergrenzschließung. Seit Anfang 2020 können sie keine Installations-, Wartungs- oder Verkaufsteams mehr in die Volksrepublik schicken. Vor allem Mittelständler, die kein Personal vor Ort haben, leiden enorm. Es gibt derzeit noch keinerlei Anzeichen dafür, wann entsprechende Reisen wieder möglich sind. Vor dem Frühjahr 2023 rechnet kaum jemand mit einer nennenswerten Öffnung.

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