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Branchen | Dänemark | Architekturdienstleistungen

Kleiner Markt mit vielen Spielern

Der Abschwung in der Baubranche schmälert das Betätigungsfeld für Architekten. Dänische Firmen suchen Partner, um ihr Auslandsgeschäft zu stärken.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Die dänische Architekturwelt durchlebt zurzeit eine Wende. Die grüne Agenda der Regierung verändert, wie gebaut wird. "Neu ist nicht mehr gut - man könnte sogar fragen, ob es noch den gleichen ästhetischen Wert hat", sagt Dorte Sibast, Leiterin der Entwicklungsabteilung beim Architektenverband Arkitektforening.

Entsprechend legte die Regierung 2020 ein Gebäuderenovierungsprogramm mit einem Budget von etwa 4 Milliarden Euro bis 2026 auf. Damit beschleunigt sie den Trend zum Modernisieren, Umfunktionieren und Revitalisieren. Dieser kommt in der realen Welt allerdings oft an seine Grenzen. "Das Baurecht und -Anforderungen stehen in gewisser Weise dem Trend entgegen", erklärt Lars Emil Kragh, stellvertretender Direktor des dänischen Verbandes der Architekturbüros Danske Ark.

Betätigungsfelder für Architekten bieten sich aufgrund der strikten rechtlichen Vorgaben weiterhin im Neu- und Bestandsbau. "Wir sind in einer volatilen Situation. In 2022 stiegen die Umsätze der Architekturfirmen noch gegenüber dem Vorjahr. Für dieses Jahr wird ein leichter Rückgang prognostiziert", warnt Kragh. Im Gewerbebau sei die Lage weiterhin gut, denn der Bedarf an Büros ist noch immer vorhanden. Der Trend hin zum Homeoffice hat sich nur bedingt etablieren können.

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Der Bau neuer Gebäude wird durch den Einfluss der Coronapandemie auf den Einzelhandel gehemmt. Der E-Commerce boomt seitdem und es müssen weniger Ladenflächen gebaut werden. Dem Wohnungsbau machen hingegen hohe Zinsen und gestiegene Baukosten zu schaffen. "Die Auftragsvergaben der Bauträger sind zusammengebrochen - vor allem im Kopenhagener Einzugsgebiet sowie in Aarhus", sagt Kragh. Im Einfamilien- und Doppelhaussegment ist die Lage nicht ganz so schlimm. Der Abschwung vertiefte sich im 1. Quartal 2023 aber weiter, wie aus Daten des dänischen Statistikamtes DST hervorgeht.

Konsolidieren und Kooperieren

Die Architekturwelt verändert sich auf mehreren Ebenen. Der Trend zur Unternehmenskonsolidierung ist vor allem bei den großen und mittelgroßen Studios sichtbar. Erst Anfang 2023 integrierte das Nordic Office of Architecture die Studios Rubow Arkitekter sowie Norconsult Arkitektur und schuf laut eigenen Angaben "den Marktführer für Wohn-, Gesundheits-, Flughafen- und Bildungsprojekte im Norden". Mittelgroße Unternehmen wie No.57 und BK Nord bündeln derweil ihre Kräfte, um ihr Dienstleistungsportfolio und Kapazitätspotenzial auszubauen.

"Kleinere Spieler wollen sich alleine durchschlagen und setzen dabei auf Kooperationen", erklärt Kragh. Schon wegen der Marktgröße sind enge Netzwerke ein fester Bestandteil der dänischen Geschäftswelt. In der Architektur werden sie auch dadurch begünstigt, dass es im Land nur zwei maßgebliche Ausbildungsstätten gibt: die Aarhus School of Architecture sowie die Königliche Dänische Kunstakademie in Kopenhagen. "Jeder kennt jeden" heißt es einstimmig in der Branche. Das macht nicht nur die Zusammenarbeit einfacher. Wenn ein Studio nicht genug Aufträge bekommt, helfen die Eigentümer oft ihren schlecht ausgelasteten Mitarbeitern, einen neuen Job bei einem anderen Unternehmen zu finden.

Ein Netzwerk ist Trumpf

Kleine Architekturbüros müssen ein etabliertes Netzwerk haben, um erfolgreich Kunden zu gewinnen. Private Investoren - ob klein oder groß - suchen Auftragnehmer und vergeben Aufträge vor allem über Kontakte. Auch öffentliche Vorhaben, die unter der Ausschreibungsschwelle liegen, werden laut Experten oft Dienstleistern direkt angeboten. Ausgeschriebene Projekte setzen derweil eine Mindestmitarbeiterzahl oder eine Mindestumsatzgröße des Bieters voraus. Kleinere Firmen können dies meist nicht aufbringen und benötigen dazu Partner.

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Viele Aufträge der öffentlichen Hand bleiben großen Unternehmen vorbehalten. Kommunen vergeben oftmals mehrjährige Rahmenverträge, die entweder die gesamte Gebäudeplanung für drei bis vier Jahre oder gar Planung und Bau für diesen Zeitraum umfassen. Es zählen somit nicht nur Kapazitäten, sondern auch der Umfang der angebotenen Dienstleistungen. Hier bieten sich jedoch vereinzelt Chancen für kleinere Unterauftragnehmer.

Um die öffentlichen Auftraggeber zu sensibilisieren, startete die Dreyers Foundation zusammen mit der Architektenvereinigung das Projekt START. Die 35 ausgewählten jungen Designstudios sollen an konkrete Aufgaben in Kommunen vermittelt werden. "Ziel ist es, neue Kooperationen zu erleichtern sowie das Talent und die Fähigkeiten neu gegründeter Designstudios, die noch über wenige Referenzen und Erfahrung verfügen, aufzuzeigen", erklärt Sibast.

Einseitige Internationalisierung

Die dänische Architekturbranche expandiert international, um sich den Marktbedingungen anzupassen. Laut dem dänischen Statistikamt DST sind die Auslandsumsätze dänischer Architekturfirmen zwischen 2013 und 2021 fast viermal schneller gewachsen als die im Inland. "Der dänische Markt ist klein und hart umkämpft. Man kann nur Geld verdienen, wenn man hochproduktiv ist. Die dafür notwendige Mentalität hilft natürlich auch im Ausland", erklärt Kragh. Zudem sind Kreativität und die Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen, wichtige Eigenschaften, die während der Ausbildung gefördert werden und in eine Kooperation eingebracht werden können.

Einen Partner braucht es in Dänemark: Jemanden, der die dänische Gesetzgebung verinnerlicht hat und die hauptsächlich in der Landessprache gehaltenen Abläufe mitgestalten kann. Selbst ein Global Player wie Zaha Hadid Architects entschied 2022 den Architekturwettbewerb für ein neues Stadion in Aarhus nur in Zusammenarbeit mit den lokalen Unternehmen Sweco und Tredje Natur. Obwohl dänische Architekturstudios zahlreiche Mitarbeiter aus aller Welt beschäftigen, kommen sie mit ausländischen Architekturbüros eher auf Drittmärkten zusammen.

Geplant wird fast ausschließlich digital

Das Building Information Modeling (BIM) ist in Dänemark gängige Praxis. Öffentliche Auftraggeber setzen es voraus. Laut dem Baumaterialienhersteller Xella werden auf 90 Prozent aller Baustellen in Dänemark keine Papierpläne mehr verwendet. Von der Planung über den Entwurf bis hin zum Bau und Betrieb - alles läuft am (mobilen) Bildschirm. "Es geht nicht nur um die Konstruktion, der virtuelle Zwilling kann auch Informationen über Energieverbrauch, Wartung und vieles mehr enthalten. Das 3D-Modell macht diese Daten für uns vorstellbar", sagt Rasmus Jensen, Xella's Digital Transformation Manager.

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