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A futuristic modern buildings in denmark | © Johny Kristensen/magann- stock.adobe.com

Dänemark | Architekturdienstleistungen

Willige Partner, schwieriger Markt

Nachhaltigkeit und die schwächelnde Baukonjunktur verändern die dänische Architekturlandschaft. Für ausländische Büros bestehen weiterhin hohe Eintrittshürden.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) kürte Kopenhagen zur Weltarchitekturhauptstadt 2023. Als Inspiration lohnt sich der Blick auf Deutschlands nördlichen Nachbarn auf jeden Fall - es gibt viel zu lernen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Baustil. Doch kann Dänemark deutschen Firmen auch mehr Aufträge bringen?

  • Kleiner Markt mit vielen Spielern

    Der Abschwung in der Baubranche schmälert das Betätigungsfeld für Architekten. Dänische Firmen suchen Partner, um ihr Auslandsgeschäft zu stärken.

    Die dänische Architekturwelt durchlebt zurzeit eine Wende. Die grüne Agenda der Regierung verändert, wie gebaut wird. "Neu ist nicht mehr gut - man könnte sogar fragen, ob es noch den gleichen ästhetischen Wert hat", sagt Dorte Sibast, Leiterin der Entwicklungsabteilung beim Architektenverband Arkitektforening.

    Entsprechend legte die Regierung 2020 ein Gebäuderenovierungsprogramm mit einem Budget von etwa 4 Milliarden Euro bis 2026 auf. Damit beschleunigt sie den Trend zum Modernisieren, Umfunktionieren und Revitalisieren. Dieser kommt in der realen Welt allerdings oft an seine Grenzen. "Das Baurecht und -Anforderungen stehen in gewisser Weise dem Trend entgegen", erklärt Lars Emil Kragh, stellvertretender Direktor des dänischen Verbandes der Architekturbüros Danske Ark.

    Betätigungsfelder für Architekten bieten sich aufgrund der strikten rechtlichen Vorgaben weiterhin im Neu- und Bestandsbau. "Wir sind in einer volatilen Situation. In 2022 stiegen die Umsätze der Architekturfirmen noch gegenüber dem Vorjahr. Für dieses Jahr wird ein leichter Rückgang prognostiziert", warnt Kragh. Im Gewerbebau sei die Lage weiterhin gut, denn der Bedarf an Büros ist noch immer vorhanden. Der Trend hin zum Homeoffice hat sich nur bedingt etablieren können.

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    Der Bau neuer Gebäude wird durch den Einfluss der Coronapandemie auf den Einzelhandel gehemmt. Der E-Commerce boomt seitdem und es müssen weniger Ladenflächen gebaut werden. Dem Wohnungsbau machen hingegen hohe Zinsen und gestiegene Baukosten zu schaffen. "Die Auftragsvergaben der Bauträger sind zusammengebrochen - vor allem im Kopenhagener Einzugsgebiet sowie in Aarhus", sagt Kragh. Im Einfamilien- und Doppelhaussegment ist die Lage nicht ganz so schlimm. Der Abschwung vertiefte sich im 1. Quartal 2023 aber weiter, wie aus Daten des dänischen Statistikamtes DST hervorgeht.

    Konsolidieren und Kooperieren

    Die Architekturwelt verändert sich auf mehreren Ebenen. Der Trend zur Unternehmenskonsolidierung ist vor allem bei den großen und mittelgroßen Studios sichtbar. Erst Anfang 2023 integrierte das Nordic Office of Architecture die Studios Rubow Arkitekter sowie Norconsult Arkitektur und schuf laut eigenen Angaben "den Marktführer für Wohn-, Gesundheits-, Flughafen- und Bildungsprojekte im Norden". Mittelgroße Unternehmen wie No.57 und BK Nord bündeln derweil ihre Kräfte, um ihr Dienstleistungsportfolio und Kapazitätspotenzial auszubauen.

    "Kleinere Spieler wollen sich alleine durchschlagen und setzen dabei auf Kooperationen", erklärt Kragh. Schon wegen der Marktgröße sind enge Netzwerke ein fester Bestandteil der dänischen Geschäftswelt. In der Architektur werden sie auch dadurch begünstigt, dass es im Land nur zwei maßgebliche Ausbildungsstätten gibt: die Aarhus School of Architecture sowie die Königliche Dänische Kunstakademie in Kopenhagen. "Jeder kennt jeden" heißt es einstimmig in der Branche. Das macht nicht nur die Zusammenarbeit einfacher. Wenn ein Studio nicht genug Aufträge bekommt, helfen die Eigentümer oft ihren schlecht ausgelasteten Mitarbeitern, einen neuen Job bei einem anderen Unternehmen zu finden.

    Ein Netzwerk ist Trumpf

    Kleine Architekturbüros müssen ein etabliertes Netzwerk haben, um erfolgreich Kunden zu gewinnen. Private Investoren - ob klein oder groß - suchen Auftragnehmer und vergeben Aufträge vor allem über Kontakte. Auch öffentliche Vorhaben, die unter der Ausschreibungsschwelle liegen, werden laut Experten oft Dienstleistern direkt angeboten. Ausgeschriebene Projekte setzen derweil eine Mindestmitarbeiterzahl oder eine Mindestumsatzgröße des Bieters voraus. Kleinere Firmen können dies meist nicht aufbringen und benötigen dazu Partner.

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    Viele Aufträge der öffentlichen Hand bleiben großen Unternehmen vorbehalten. Kommunen vergeben oftmals mehrjährige Rahmenverträge, die entweder die gesamte Gebäudeplanung für drei bis vier Jahre oder gar Planung und Bau für diesen Zeitraum umfassen. Es zählen somit nicht nur Kapazitäten, sondern auch der Umfang der angebotenen Dienstleistungen. Hier bieten sich jedoch vereinzelt Chancen für kleinere Unterauftragnehmer.

    Um die öffentlichen Auftraggeber zu sensibilisieren, startete die Dreyers Foundation zusammen mit der Architektenvereinigung das Projekt START. Die 35 ausgewählten jungen Designstudios sollen an konkrete Aufgaben in Kommunen vermittelt werden. "Ziel ist es, neue Kooperationen zu erleichtern sowie das Talent und die Fähigkeiten neu gegründeter Designstudios, die noch über wenige Referenzen und Erfahrung verfügen, aufzuzeigen", erklärt Sibast.

    Einseitige Internationalisierung

    Die dänische Architekturbranche expandiert international, um sich den Marktbedingungen anzupassen. Laut dem dänischen Statistikamt DST sind die Auslandsumsätze dänischer Architekturfirmen zwischen 2013 und 2021 fast viermal schneller gewachsen als die im Inland. "Der dänische Markt ist klein und hart umkämpft. Man kann nur Geld verdienen, wenn man hochproduktiv ist. Die dafür notwendige Mentalität hilft natürlich auch im Ausland", erklärt Kragh. Zudem sind Kreativität und die Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen, wichtige Eigenschaften, die während der Ausbildung gefördert werden und in eine Kooperation eingebracht werden können.

    Einen Partner braucht es in Dänemark: Jemanden, der die dänische Gesetzgebung verinnerlicht hat und die hauptsächlich in der Landessprache gehaltenen Abläufe mitgestalten kann. Selbst ein Global Player wie Zaha Hadid Architects entschied 2022 den Architekturwettbewerb für ein neues Stadion in Aarhus nur in Zusammenarbeit mit den lokalen Unternehmen Sweco und Tredje Natur. Obwohl dänische Architekturstudios zahlreiche Mitarbeiter aus aller Welt beschäftigen, kommen sie mit ausländischen Architekturbüros eher auf Drittmärkten zusammen.

    Geplant wird fast ausschließlich digital

    Das Building Information Modeling (BIM) ist in Dänemark gängige Praxis. Öffentliche Auftraggeber setzen es voraus. Laut dem Baumaterialienhersteller Xella werden auf 90 Prozent aller Baustellen in Dänemark keine Papierpläne mehr verwendet. Von der Planung über den Entwurf bis hin zum Bau und Betrieb - alles läuft am (mobilen) Bildschirm. "Es geht nicht nur um die Konstruktion, der virtuelle Zwilling kann auch Informationen über Energieverbrauch, Wartung und vieles mehr enthalten. Das 3D-Modell macht diese Daten für uns vorstellbar", sagt Rasmus Jensen, Xella's Digital Transformation Manager.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Große Hürden für ausländische Architekten

    Der dänische Markt für Architekturdienstleistungen bietet Vielfalt, aber nur wenig Chancen für ausländische Akteure. Besonders Nischenprojekte sind gefragt.

    Thomas Ringhof, Wuttke & Ringhof Dies ist ein eingebettetes Bild | © Wuttke & Ringhof

    Großflächige Revitalisierungsprojekte, neu aufgeschüttete Inseln mit nahezu unbegrenzten Kreativitätsspielraum und prestigeträchtige öffentliche Bauten - auf den ersten Blick erscheint Dänemark wie ein Architekten-Nirvana mit vielfältigen Betätigungsmöglichkeiten.

    Doch der Markt bevorzugt große Unternehmen und die Bau- und Sprachpraxis stellen hohe Anforderungen an ausländische Baukünstler. Im Interview mit Germany Trade & Invest (GTAI) spricht Thomas Ringhof über die Herausforderungen und Realitäten des dänischen Marktes für Architekturdienstleistungen. Mit seinem Architekturbüro Wuttke & Ringhof Architekten ist er 2007 von Berlin nach Kopenhagen umgezogen.

    Herr Ringhof, auch wenn Ihr Portfolio Projekte in Dänemark und Deutschland umfasst, finden sich größere Realisierungen wie das preisgekrönte Inklusionshotel in Eutin vor allem in Ihrer alten Heimat. Woran liegt das?

    Durch seine Organisation ist der dänische Markt für ausländische Architekturbüros schwer zu erschließen. Mir fällt auch keines ein, das hier derzeit im größeren Umfang tätig wäre.

    Vor allem kleinen Büros bieten sich kaum Möglichkeiten in den wichtigen öffentlichen Markt einzusteigen. Offene Architekturwettbewerbe sind sehr selten. Kommunen und Gemeinden schreiben solche überhaupt nicht aus. Zwar werden auch in Deutschland offene Wettbewerbe mit einem Kostenrahmen bis 2 oder 3,5 Millionen Euro immer seltener. Aber es gibt diese für kleinere Studios interessanten Möglichkeiten beispielsweise im Bildungs- oder Kulturbau immer noch.

    In Dänemark werden solche Projekte hingegen oft von mehrjährigen Rahmenverträgen abgedeckt. Eine Kommune sucht einen Dienstleister für drei oder vier Jahre aus, der alle Bauprojekte in dem Zeitraum entweder plant oder gar plant und ausführt. Um diese Rahmenverträge - genau wie die noch vereinzelt separat ausgeschriebenen Einzelprojekte - können nur große Unternehmen buhlen: Die Teilnahmekriterien setzen hohe Mindestanforderungen bezüglich Umsatz oder Mitarbeiterzahl.

    Ihr Restaurierungsprojekt neben der Frederikskirche in der Kopenhagener Innenstadt oder der unweit gelegene Dachterrassenausbau in Østerbro lassen erahnen, dass es einfacher ist, mit privaten Investoren ins Geschäft zu kommen?

    Diese Projekte zeigen vor allem, dass der Bedarf in Nischen, wie Instandsetzung und Denkmalpflege, am größten ist. Und ja, private Aufträge sind für kleine Architekturbüros theoretisch einfacher zu gewinnen. Nur sind die Prozeduren einerseits weniger transparent als öffentliche Ausschreibungen. Andererseits sind sie ohne entsprechendes Netzwerk nur schwer auszumachen. Deswegen ist zumindest ein Partner vor Ort unabdinglich. Der hilft dann auch bei der Kommunikation: Wie in allen Ländern werden auch in Dänemark Bauprojekte bevorzugt in Landessprache abgewickelt.

    Ein Einfallstor können auch Generalunternehmer darstellen, die zumindest teilweise einzelne Projektphasen an Unterauftragnehmer vergeben, beispielsweise an Planer, Ingenieure oder Architekten. Allerdings kommen auch hier Netzwerke zum Tragen.

    Wenn wir schon bei Planern, Ingenieuren und Architekten sind: Unterscheidet sich die Arbeitsteilung stark von der in Deutschland?

    Dem dänischen Ausbildungssystem geschuldet ist die Rolle von Architekten hierzulande anders, "kleiner", als in Deutschland. Während des Architekturgrundstudiums liegt der Fokus fast gänzlich auf künstlerischen und kreativen Aspekten. Das in Deutschland zusätzlich vermittelte Ingenieur- und Materialwissen fehlt. Anders als in Deutschland, wo Architekten die Federführung bis hin zur Bauüberwachung übernehmen, steht diese Rolle in Dänemark deswegen eher den Ingenieuren zu.

    Wäre ein dänisches Ingenieurbüro ein geeigneter Partner, um auf dem Markt Fuß zu fassen?

    Leider nur in der Theorie, da es kaum noch unabhängige Ingenieure in Dänemark gibt. Die meisten arbeiten bei den großen Planungsberatern wie Ramboll, Cowi oder Sweco. Oder direkt bei Bauunternehmen, die oft selbst über große Architektur- und Ingenieursplanungsabteilungen verfügen.

    Kommt ein ausländischer Architekt überhaupt alleine mit der dänischen Baurealität zurecht?

    Für deutsche Dienstleister sollte zumindest das Baurecht keine allzu großen Fragen aufwerfen. Es ist dem deutschen sehr ähnlich. Allerdings sind die Vorschriften in Dänemark weniger klar gegliedert.

    Größere Unterschiede ergeben sich in der Baupraxis. Abgesehen von der bereits erwähnten Sprachfrage ist der Planungs- und Bauprozess in Dänemark sehr stark digitalisiert. Das BIM (Building Information Modeling) gehört zum Alltag. Gearbeitet wird "papierlos", ausschließlich an Bildschirmen. Bei öffentlichen Aufträgen sind digitale 3D-Modelle bereits seit etwa 15 Jahren Pflicht.

    Zudem gibt es weitreichende Vorgaben bezüglich der Nachhaltigkeit. Das bezieht sich vor allem auf die rechtlich festgeschriebenen Obergrenzen der Umweltbelastung durch eingesetzte Materialien, die anhand der LCA (Lebenszyklusanalyse) kontinuierlich verschärft werden. Daraus folgt beispielsweise, dass das bisherige Grundbaumaterial, der Beton, zumindest teilweise ersetzt werden muss. Das wiederum führt zu Experimenten mit einem immer breiteren Einsatz von Holz oder anderen alternativen und recycelten Baustoffen.

    Sind dänische Auftraggeber nachhaltigkeitsbegeistert oder setzen sie nur widerwillig die rechtlichen Vorgaben um?

    Die Nachhaltigkeit spiegelt sich zunehmend auch in den Anforderungen der Auftraggeber wieder. Zusammen mit der generellen Offenheit der Dänen für Innovationen bietet dies mehr Möglichkeiten, Alleinstellungsmerkmale in das eigene Projekt einzuarbeiten.

    Allerdings hat der Kostenfaktor - der auch hierzulande immer mitentscheidend war - durch die Inflation und den Wirtschaftsabschwung noch an Gewicht gewonnen. Dabei war schon vorher bei kleineren Aufträgen das Preisniveau für Architekturdienstleistungen niedriger als in Deutschland.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Dienstleistungserbringung ist an zahlreiche Formalitäten gebunden

    Die Dienstleistungserbringung in Dänemark ist mit einigen Formalitäten verbunden - vor allem im Baubereich. Die Planungsvorgaben können lokal teils stark variieren.

    Dänemark hat die EU-Dienstleistungsrichtlinie primär durch das Gesetz zu Dienstleistungen im Binnenmarkt (Lov om tjenesteydelser i det indre marked) umgesetzt. Seither wurden weitere Rechtsvorschriften an die Vorgaben der Richtlinie angepasst. Eine Übersicht der dänischen Umsetzungsakte bietet das europäische Gesetzgebungsportal EUR-Lex.

    Der in der Richtlinie geforderte einheitliche Ansprechpartner ist die Danish Business Authority. Sie bietet Unternehmen, die in Dänemark vorübergehend eine Wirtschaftstätigkeit ausüben oder sich im Land niederlassen wollen, Informationen zu geltenden Vorschriften und Registrierungspflichten sowie Einzelheiten zu staatlichen Behörden und Arbeitsmarktorganisationen.

    Registrierung ist Pflicht

    Nicht in Dänemark niedergelassene Dienstleister, die nur zeitweise Dienstleistungen im Land ausführen, müssen sich vorab in das Register für ausländische Dienstleister (Registret for Udenlandske Tjenesteydere - RUT) eintragen lassen. Informationen zum RUT-Register stehen auch in deutscher Sprache zur Verfügung. Einen Leitfaden zur RUT-Registrierung stellt die Deutsch-Dänische Handelskammer (AHK) zur Verfügung.

    Neben der einmaligen Unternehmensregistrierung muss grundsätzlich jede in Dänemark zu erbringende Dienstleistung gemeldet werden (RUT-Meldung). Die im Rahmen der Meldung getätigten Angaben sind teilweise öffentlich einsehbar: Hierzu zählen insbesondere der Name des Unternehmens, die Geschäftsadresse sowie das Datum des Beginns und der Beendigung der Dienstleistungserbringung. Zudem sind Änderungen spätestens am nachfolgenden Arbeitstag mitzuteilen; andernfalls drohen hohe Geldstrafen. Die Registrierungspflicht gilt unabhängig davon, ob in Dänemark Umsatzsteuer zu entrichten ist oder nicht. Darüber hinaus müssen ausländische Dienstleister eine Kontaktperson für dänische Behörden aus dem Kreis derjenigen Mitarbeitenden bestimmen, die die Dienstleistung in Dänemark erbringen, § 7a Arbeitnehmerentsendegesetz (Lov om udstationering af lønmodtagere m.v.).

    Entsendung

    Die Tätigkeit als Architekt fällt in Dänemark nicht unter die reglementierten Berufe. Deutsche Dienstleister benötigen keine gesonderte Anerkennung der Berufsqualifikation. Nichtdestotrotz müssen die geltenden Regeln für die Arbeitnehmerentsendung beachtet werden. Im Baubereich ergeben sich zusätzliche Auflagen, beispielsweise bei Versicherungen, Arbeitssicherheit oder der Einhaltung geltender Tarifverträge. Auch hierzu bietet die AHK Dänemark einen Leitfaden.

    Sollte kein lokaler Partner für die Durchführung des Auftrags zur Verfügung stehen, stellt sich zumindest die Frage nach lokalen Arbeitskräften - Bauprojekte werden grundsätzlich auf Dänisch abgewickelt und Netzwerke können eine große Rolle spielen. Das dänische Arbeitsrecht macht durch seine Flexibilität sowohl die Einstellung als auch die Beendigung eines Arbeitsvertrages vergleichsweise einfach.

    Ausländische Unternehmen, die Mitarbeitende nach Dänemark entsenden, werden durch die dortigen Gewerkschaften bezüglich des Abschlusses eines Tarifvertrags kontaktiert. Dies kann entweder über individuelle Absprachen mit der Gewerkschaft selbst oder durch die Mitgliedschaft bei einem Arbeitgeberverband, deren Tarifvertrag übernommen wird, erreicht werden. Das Entscheidende dabei ist jedoch, dass der Basislohn für entsandte und lokale Angestellte gleich sein muss.

    Verträge nach Muster

    Im Baubereich geschlossene Verträge orientieren sich in Dänemark häufig an den Allgemeinen Arbeits- und Lieferbedingungen im Bau und Baugewerbe (AB 18), den Allgemeinen Bedingungen für die Beratung und Unterstützung im Bau- und Tiefbaugewerbe (ABR 18) beziehungsweise den Allgemeinen Geschäfts- und Lieferbedingungen im Bau- und Tiefbaugewerbe (AB 92). Diese regeln unter anderem:

    Sie können ferner gesetzlich nicht vorgeschriebene Pflichten einführen, wie den Abschluss einer Haftpflichtversicherung (AB 92, § 8). Die Standardbedingungen müssen ausdrücklich vereinbart werden. Die Abbedingung einzelner Klauseln ist möglich.

    Bau- und Planungsrecht

    Ist der Auftrag sicher, müssen bei der Planung zahlreiche Vorgaben berücksichtigt werden. Wie Praktiker bescheinigen, gestaltet sich die Suche nach den notwendigen Vorgaben dabei schwieriger als in Deutschland - sie sind oft nicht zusammenhängend erfasst und müssen an mehreren Stellen ausfindig gemacht werden.

    Für die technischen Aspekte ist in erster Linie die Durchführungsverordnung zu den Bauvorschriften (BR 18) zu beachten. Diese stellt die Agentur für Arbeitsumfeld auch in einer - allerdings inoffiziellen - englischsprachigen Version zur Verfügung. Ferner sollten die Kommunalpläne, die vor allem die Prioritäten der Gemeinden bei der Flächennutzung festhalten, sowie die als ihre Erweiterung ausgelegten lokalen Bauleitpläne beachtet werden. Ein lokaler Plan kann beispielsweise bestimmen, wofür ein Gebiet und die darauf befindlichen Gebäude genutzt werden sollen, wo und wie neugebaut werden darf, welche Gebäude erhalten bleiben müssen oder wie unbebaute Flächen angeordnet werden sollen.

    Ein in den letzten Jahren zunehmender Trend ist die Entwicklung von sogenannten Architekturstrategien auf Kommunalebene - von der Hauptstadt bis zur 60.000 Einwohner-großen Stadt Kolding. Deren Umfang kann unterschiedlich sein, dreht sich aber meist um Qualität, Nachhaltigkeit, Räume für neue Wohnkonzepte und Verdichtung. Begleitet teilweise durch luftige Ansprüche, wie es beispielsweise bei der Kommune Odense heißt: "Architektur bildet den Rahmen unseres Lebens und beeinflusst uns alle – bewusst und unbewusst. Bei [unserer] Architekturstrategie geht es daher um viel mehr als nur um die Architektur selbst. Es geht um alles, was Architektur in unserem Leben und Alltag für uns tun kann".

    Von Michał Woźniak, Nadine Bauer | Stockholm, Bonn

  • Marktchancen in der Bauwirtschaft

    Nach langjähriger Hausse steht der Baubranche in Dänemark eine Konsolidierung bevor. Einige Unterbereiche bieten dennoch Potenzial - vor allem für spezialisierte Auftragnehmer.

    Wohnungsbau mittelfristig im Abwärtstrend

    Kurz vor Ausbruch der Pandemie verzeichnete die dänische Baubranche Rekordwerte bei Aktivitäten und Umsätzen. Dank Hilfsmaßnahmen der Regierung - wie dem 4 Milliarden Euro großen Renovierungsfonds - tat Corona dem Treiben keinen Abbruch. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine setzte dem Trend aber ein Ende.

    Dem Wohnungsbau machen vor allem die Inflation sowie Vorzieheffekte zu schaffen. Die günstigen Kredite der Vor- und Pandemiejahre, die bereits angesprochene Förderung sowie die umfangreichen Homeoffice-Verordnungen haben den Markt in den vergangenen Jahren beschleunigt und dazu geführt, dass ein Teil der üblichen Immobiliennachfrage vorweggenommen wurde.

    Die Inflation führte hingegen zu Zinssteigerungen: Alleine in der 2. Jahreshälfte 2022 stieg der Leitzinssatz der dänischen Nationalbank von -0,4 Prozent auf 1,9 Prozent. Im Februar 2023 folgte eine weitere Anhebung auf 2,25 Prozent. Dabei bescheinigt Eurostat Dänemark den fünfthöchsten Schuldenstand der Europäischen Union. Im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt lag die Verschuldung des Privatsektors mit über 240 Prozent beim nahezu Doppelten des deutschen Wertes.

    Entsprechend beschleunigte der sich seit Mitte 2021 abzeichnende, leichte Negativtrend bei der Bauaktivität Anfang 2022 deutlich. Im Dezember des Jahres lag die Summe der sich im Bau befindlichen Wohnfläche nahezu 40 Prozent unter dem Wert des gleichen Monats 2021. Die Anzahl der beantragten Wohn-Quadratmeter ging zeitgleich um über 32 Prozent zurück. Besonders sichtbar ist die Zurückhaltung bei Einfamilienhäusern: Der Eingang von Baugenehmigungsanträgen lag in der 2. Jahreshälfte 2022 etwa 39 Prozent unter dem Wert der vorangegangenen sechs Monate.

    Bei Mehrfamilienhäusern betrug der Rückgang 33 Prozent. Laut Branchenexperten wirken sich hier nicht nur Zinserhöhungen, sondern vor allem die gestiegenen Preise von Baumaterialien und Arbeit aus. Der Nationale Baufonds, von dessen Sozialwohnungsbau bisher etwa 1 Million Dänen profitiert haben, setzt nämlich preisliche Obergrenzen für die Baukosten fest. Wegen der Preisentwicklung sind diese zur Zeit aber kaum einzuhalten.

    Langfristige Prognosen lassen keine schnelle Trendumkehr erwarten. Ab Anfang 2024 sollen neue Regelungen bezüglich der Immobiliensteuer greifen, die vor allem in größeren Städten und Ballungsräumen für höhere Wohnkosten sorgen dürften, da sie die Steuerobergrenze abschaffen. Für "Bestandseinwohner" wird der Aufschlag rabattiert, für ab den 1. Januar 2024 Neueingezogene nicht. Laut Prognosen des Branchenverbandes DI Byggeri werden die Umsätze im Wohnungsneubau jeweils im Vergleich zum Vorjahr 2023 um 19 Prozent und 2024 um weitere 16 Prozent sinken.

    In etwa konstant bleiben soll hingegen der Eingang von Renovierungsaufträgen. Hintergrund sind laut Experten die ambitionierten Klimaziele und das Förderprogramm der Regierung.

    Entwicklung der Baubranche in Dänemark (in Milliarden Euro) 1)

    2020

    2021

    20222)

    20232),3)

    20242),3)

    Neubau

    12,9

    14,6

    14,9

    12,6

    11,7

       Wohnungsbau

    6,6

    7,5

    7,5

    6,1

    5,1

       Gewerbebau

    3,2

    3,6

    3,7

    3,3

    3,4

       Öffentlicher Bau

    3,1

    3,5

    3,7

    3,2

    3,2

    Renovierungen

    11,5

    12,9

    14,1

    13,9

    13,9

       Wohnungsbau

    4,7

    5,5

    6,0

    5,8

    5,8

       Gewerbebau

    0,8

    0,8

    0,9

    0,9

    0,9

       Öffentlicher Bau

    0,6

    0,6

    0,7

    0,5

    0,6

       Gebäudeinstandsetzung

    5,3

    6,1

    6,6

    6,7

    6,7

    Professionelle Bautätigkeit insgesamt

    24,4

    27,5

    29,0

    26,4

    25,6

    Do-it-yourself, Schwarzarbeit

    5,2

    5,5

    6,0

    6,2

    6,3

    Sonstige Bauproduktion (einschließlich Export)

    3,9

    4,0

    4,3

    4,4

    4,5

    1 Umrechnung anhand des jeweiligen Jahresdurchschnittskurses der Europäischen Zentralbank (EZB); 2 Prognose; 3 Umrechnung anhand des Jahresdurchschnittskurses der EZB 2022.Quelle: Branchenverband DI Byggerie 2022; EZB 2023

    Im Gewerbebau soll es 2024 wieder aufwärts gehen

    Ein - allerdings vorübergehender - Negativtrend wird auch im Gewerbebau erwartet. Laut Prognosen des dänischen Wirtschaftsrats sollen Firmeninvestitionen sowohl 2023 als auch im Folgejahr sichtbar zurückgehen - um jeweils etwa 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Laut Befragungen des dänischen Statistikamtes DST ist die Stimmung im Handel auf einem ähnlichen Niveau wie zu Beginn der Coronapandemie. In der Industrie ist sie nur unwesentlich besser. Einzig bei den Dienstleistern halten sich Schwarzseher und Optimisten die Waage.

    Aus der Investitionsumfrage von DST geht hervor, dass in der verarbeitenden Industrie 2023 nur Kapitalgüterhersteller mehr in den Kapazitätsausbau investieren wollen als im Vorjahr. Die positive Entwicklung betrifft hauptsächlich Produzenten von Chemie, Elektronik und Elektrotechnik. Trotz der laut Bauverband sinkenden Leerstände bei Werkhallen und Lager wird in diesem Bereich für 2023 ein Rückgang der Neubauaktivitäten um über 10 Prozent erwartet. Bereits 2024 soll allerdings eine leichte Erholung einsetzen. Für Aufwind sollte zudem der öffentliche Sektor sorgen. So wurde beispielsweise die Etablierung neuer Kleinkrankenhäuser bereits beschlossen, der Bedarf nach Pflegeheimen bleibt groß. Auch die Energiewirtschaft modernisiert und baut kontinuierlich aus.

    Tiefbau sorgt für Lichtblick

    Für unverändert gute Geschäftschancen dürfte der Tiefbau sorgen. Zwar wird nach einem starken Zuwachs 2022 in diesem Jahr lediglich mit einer stabilen bis nur leicht steigenden Auftragslage gerechnet. Im Jahr 2024 könnte sich das Wachstum aber auf 4 Prozent beschleunigen.

    Angetrieben wird die Entwicklung in erster Linie durch die Energiewirtschaft. Im Rahmen der grünen Wende und Bemühungen um mehr Versorgungssicherheit steht hier neben der Windkraft vor allem die Fernwärme im Fokus. Daneben sollen in diesem und nächsten Jahr jeweils knapp 1,2 Milliarden Euro in den Ausbau der digitalen Infrastruktur fließen. Zusätzlich sieht der im Mai 2022 beschlossene Ausbauplan für Transportinfrastruktur die Realisierung von Projekten im Gesamtwert von etwa 14 Milliarden Euro bis 2035 vor. Knapp die Hälfte der Mittel soll in die Straßeninfrastruktur, weitere 6 Milliarden Euro in die Schiene investiert werden.

    Ausgewählte Großprojekte in Dänemark (Investitionssumme in Millionen Euro)

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Projektträger

    Lynetteholm - 275 Hektar große, künstliche Halbinsel; Kopenhagen

    10.700

    Baubeginn 2022; mehrere Etappen; geplante Fertigstellung 2070

    By & Havn

    Energiepark, Kommune Ringköping-Skjern

    8.000

    Fertigstellung bis 2030

    GreenGo Energy

    Fehmarnbelt Tunnel - 19 Kilometer langer Autobahn- und Bahn-Unterwassertunnel

    7.400

    Baubeginn 2020; geplante Fertigstellung 2029

    Femern

    Storstømsbroen - Anschlussbrücke für Fehmarnbelt Tunnel

    551

    Baubeginn 2018; geplante Fertigstellung 2025 (Straße)  bis 2027 (Zugverbindung)

    SBJV

    Vejdirektoratet

    Ausbau des Fernwärmenetzes

    336

    Ausschreibung lief bis Mitte Februar 2023; Aufgeteilt auf drei Teilprojekte mit Laufzeiten zwischen 34 und 47 Monaten

    Vestforbræending

    Mindet 6 - Bürohaus, Aarhus

    130

    Baubeginn 2022; geplante Fertigstellung 2025

    Olav de Linde

    Containerterminal im Kopenhagener Nordhavn

    107

    Baubeginn 2022; geplante Fertigstellung 2024

    By & Havn

    Biogasanlage, Stignaes

    67

    Inbetriebnahme 2025

    E.ON

    Erneuerung Stromnetzinfrastruktur, Mittel- und Westjütland

    n.n.

    Geplanter Baustart März 2024; Laufzeit 4 Jahre

    Energinet

    Pfand-Wiederaufbereitungsanlage, Fredericia


    n.n.

    Geplante Fertigstellung Ende 2025

    Dansk Retursystem

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Handwerker stehen hoch im Kurs

    Trotz der insgesamt negativen Entwicklung in der Baubranche bietet Dänemark gute Chancen für deutsche Handwerker. Vor allem in Spezialgebieten bringt die einheimische Konkurrenz nicht immer das benötigte Know-how und Erfahrung mit. Zwar hat der Fachkräftemangel laut DST seinen Zenit überschritten, wird aber von jedem vierten Bauunternehmen noch beklagt. Im Tief- sowie im Heizungs- und Sanitärbau beträgt der Anteil über 40 Prozent. Vor dem Geschäftsweg gen Norden lohnt sich ein Blick in die rechtlichen und administrativen Besonderheiten.

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    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Der Wille ist da, der rechtlichen Rahmen wurde verschärft - die Effizienz steht weit oben auf der Prioritätenliste im Bauwesen. Nachhaltige Materialien sind aber oft zu teuer.

    Ab 2023 gelten verbindliche Ausstoßziele

    Die Umweltbelastung durch Gebäude ist in Dänemark in den letzten 30 Jahren überdurchschnittlich stark zurückgegangen: Haben sich die Gesamtemissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2) zwischen 1990 und 2020 laut der Europäischen Energieagentur landesweit in etwa halbiert, sanken sie im Gebäudesektor um zwei Drittel. Mit knapp 2,4 Megatonnen machten sie etwa 5 Prozent aller CO2-Emissionen aus. Ein wichtiger Grund dafür ist der sich verändernde Energiemix - der Anteil fossiler Rohstoffe ist zwischen 1990 und 2021 laut der Energieagentur ebenfalls um zwei Drittel gesunken. An der Bausubstanz selbst könnte aber noch nachgebessert werden. Hier hat das im Rahmen der Corona-Konjunkturhilfen eingeführte Förderprogramm laut Experten einen Knoten gelöst.

    Für möglichst umweltschonende Neubauten sollen derweil neue Vorschriften sorgen. Ab 1. Januar 2023 muss eine Nachhaltigkeitsberechnung zum Nachweis, ob und wie Regeln und Richtlinien berücksichtigt werden, vorgelegt werden (Klimaberegning; Bauvorschriften BR18; §297 und §298). Auch Emissionsziele für Neubauten wurden etabliert - berechnet als CO2-Ausstoß je Quadratmeter in der Lebenszyklusanalyse (life cycle assessment; LCA).

    Ab 2023 gelten sie verbindlich nur für Gebäude mit einer Fläche von über 1.000 Quadratmetern (qm). Die Obergrenze beträgt 12 kg CO2-Äquivalent je qm. Laut der parteiübergreifenden Vereinbarung soll alle zwei Jahre nachgeschärft werden. So soll das Limit 2025 nicht nur auf alle Neubauten ausgeweitet, sondern auch "nach neuesten Erkenntnissen und Daten" herabgesetzt werden. Angepeilt sind dann laut dem Dokument 10,5 kg CO2-Äquivalent je qm. Vier Jahre später könnten es bereits 7,5 kg sein.

    Dänemark legt Strategie für nachhaltiges Bauen auf

    Passend dazu wurde auch eine Strategie für nachhaltiges Bauen vorgelegt. Diese definiert fünf Hauptbereiche, um eine bessere Umweltbilanz zu erreichen:

    1. "Mehr klimafreundliche Gebäude und Bauten", inklusive der Berücksichtigung von Emissionen bei Ausschreibungen und der Weiterentwicklung von Designwerkzeugen im Sinne der Lebenszykluskalkulation.
    2. "Langlebige, hochwertige Gebäude", unter anderem durch mehr Recycling von Baumaterialien und einen besseren Beurteilungsrahmen ihrer Umwelteinflüsse.
    3. "Ressourceneffiziente Gebäude" dank unter anderem weniger Bauabfälle und besserer Konditionen für Spezialtransporte von Fertigmodulen.
    4. "Energieeffiziente, gesunde Gebäude", die durch Förderung von Renovierungsmaßnahmen erreicht werden sollen.
    5. "Digital unterstütztes Bauen", für das der öffentliche Wohnungsbau als Vorreiter fungieren soll.

    Vor allem bei der Digitalisierung braucht sich das Land nicht zu verstecken. Bei der Planung kommt laut Praktikern kein Papier mehr zum Einsatz - alles läuft über Computer und Tablets. Baumaschinen, vor allem im Straßenbau, werden zunehmend digital gesteuert, gekoppelt an Satellitennavigation und digitale Karten. Immer öfter wird auch mit digitalen Zwillingen oder 3D-gestützer Bauplanung experimentiert. Erste Pilotvorhaben betreffen auch den Einsatz von Robotertechnik, ob in Modulfabriken oder als Exoskelette zur Unterstützung der Bauarbeiter. Allerdings dürften noch Jahre vergehen, bis vor allem die letztgenannten breiteren Einsatz finden.

    Energieeffizienz bei Neubauten ist hoch 

    Bereits alltäglich sind Effizienzmaßnahmen. In der Planung statischer Strukturen setzen Ingenieure auf die Grammstrategie, die der japanische Autobauer Mazda in der Automobilentwicklung perfektionierte. Selbst das kleinste, nicht sicherheitsrelevante Weglassen an einem Bauelement führt in der Projektgesamtheit zu großen Material- und somit Emissionseinsparungen. Bei der Materialwahl gewinnen Lebenszyklusanalysen an Bedeutung. Durch Lieferengpässe zusätzlich beschleunigt wurden ebenfalls Bemühungen bezüglich Recycling und Upcycling von Materialien. Die deutsche Firma Züblin hat bereits 2018 beim Bau des Sydhavn Recyclingcenters über 2.500 Tonnen Altmaterial von einem abgerissenen Industrieschornstein verwendet, um 40 Prozent der benötigten Zementmaße zu produzieren.

    Der Rechtsrahmen sieht seit 2018 Vorgaben bezüglich Isolierung (§257 und §258) und Effizienz (§259 bis §296) vor. Laut Marktexperten ist die Energieeffizienz bei Neubauten bereits heute so hoch, dass nur noch wenig Verbesserungspotenzial mit traditionellen Ansätzen realisierbar ist. Umso wichtiger ist es, dass noch vor der Einführung der Ausstoßziele eine Verschiebung der Gewichtung vom Preis Richtung Nachhaltigkeit wahrnehmbar war - sowohl bei öffentlichen, wie privaten Auftraggebern.

    Nachhaltige Bauprojekte in Dänemark (Investitionssumme in Millionen Euro)

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Jernbanebyen - Revitalisierungsprojekt ehemaliger Bahngebiete mit nachhaltiger Bebauung, Kopenhagen

    n.n.

    Baustart 2024

    DSB, NREP, Industriens Pension, Novo Holdings

    Rådhusgrunden - Revitalisierungsprojekt mit nachhaltigem Wohnungsbau, Herlev

    n.n.

    Geplanter Start der Arbeit am Bebauungsplan im 2. Hj. 2023

    Bauherr: Kommune Herlev

    Architekt: NREP

    Marmormolen - Bürogebäude aus Holz, Kopenhagen

    134

    Baustart März 2022

    Bauherr: AP Ejendomme

    Bauunternehmen: Pihl-Konsortium

    WoodHub - Bürogebäude aus Holz, Odense

    87

    Baustart Januar 2022

    NCC

    Niedrigemissions-Lagerkomplex, Fredericia

    83

    Baustart 2023

    Bauherr: ADP, PFA

    Bauunternehmen: DX Flexhal

    Nyt Stadion - Bau eines Fußballstadions aus Holz und recyceltem Beton, Aarhus

    79

    Bewerbungen für Teilnahme am Bieterdialog einzureichen bis 25. 04.23; Vertragsunterschrift im Juni 2023

    Auftraggeber: Aarhus Kommune

    TRÆ - Bürohaus aus Holz, Aarhus

    50

    Baustart 2023

    Bauherr: PFA

    Bauunternehmen: CLT Denmark

    21Ø - Büro- und Wohnkomplex mit DGNB-Zertifikat Gold, Kopenhagen

    n.n.

    Geplanter Baustart 1. Hj. 2023

    Bauherr: ATP Ejendomme

    Bauunternehmen: Raundahl & Moesby

    Nærheden - modularer Niedrigemissions-Büro- und Wohnkomplex, Hedehusene

    n.n.

    Start der Produktion der Module in Sommer 2023; Fertigstellung 2024

    Home.Earth

    Bauunternehmen: Scandi Byg


    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Nachhaltigkeit noch zu teuer

    Die Aufschläge bieten aber nicht genügend Spielraum, damit sich nachhaltige Produkte auf breiter Front durchsetzen können. Die im letzten Jahr stark gestiegenen Materialkosten sowie die wachsenden Personalkosten erschweren den Durchbruch zusätzlich. Selbst die besonders umweltbewussten dänischen Pensionskassen agieren vorsichtig und realisieren eher kleinere Vorzeigeprojekte, als dass sie auf einen breiten Einsatz pochen. Die Preissensibilität erlaubt nur geringste Aufschläge gegenüber der "nicht-nachhaltigen" Alternative.

    Viele kleine Fördertöpfe

    Ein ganzheitliches, auf den Bausektor abzielendes Großprogramm für Förderung gibt es zwar nicht und ist aus heutiger Sicht in naher Zukunft nicht zu erwarten. Dafür bestehen aber mehrere kleinere Initiativen. Bei der Entwicklung innovativer Technologien und Lösungen bietet sich Unterstützung aus dem EUDP-Programm an. Unternehmen können für Energieeffizienzmaßnahmen bis zu 50 Prozent der Kosten von der Energieagentur erstattet bekommen. An gleicher Stelle gibt es Informationen zur Steuerbefreiung beim Verkauf überschüssiger Wärme. Noch bis zum Sommer will die Agentur auch Details zum 32 Millionen Euro großen Fördertopf für die Installation von Wärmepumpen für Privatpersonen bekannt geben. Das knapp 12 Millionen Euro große Programm für Energiesanierung soll danach folgen.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Exportinformationen für die deutsche Außenwirtschaft

    AHK Dänemark

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Portal 21

    Informationsangebot zu Dienstleistungen in Europa

    Netzwerk Architekturexport

    Unterstützt deutsche Architekten auf ihrem Weg zu neuen Märkten und bei der Partnersuche im Ausland. Bietet Wissenswertes über das Planen und Bauen im Ausland.

    Dänische Bauagentur

    Verantwortlich für öffentliche Bauten, deren Unterhalt und Ausbau

    Amt für Raumordnung und ländliche Entwicklung

    Zuständig unter anderem für Entwicklung der Landkreise und Inselgemeinden, Raumplanung, Digitalisierung der Raumplanung, Ferienhausbau

    Green Building Council Denmark

    Mitgliederorganisation zur Förderung nachhaltigen Bauens

    Arkitektforeningen

    Dänischer Architektenverband

    Danske Ark

    Verband von Architekturbüros und -Dienstleistern

    Bygherre Foreningen

    Dänischer Bauherrenverband

    Udbud.dk

    Datenbank öffentlicher Ausschreibungen

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