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Bank für Wiederaufbau und Entwicklung fördert Resilienz

Wie kann die EBRD die Resilienz ihrer Zielregionen in Krisen stärken? Besonders im Ukrainekrieg ist die Bank gefragt. Das waren zentrale Themen ihrer Jahrestagung.

Von Hélène Pestel | Bonn

Mitte Mai 2023 tagten die Gouverneure der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in Samarkand, Usbekistan, unter dem Motto „Investing in Resilience“. Auf der Jahrestagung zog die Bank die Bilanz des Jahres 2022 und gab einen Ausblick auf zukünftige Planungen.

Die EBRD ist in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, Zentralasien, im Kaukasus sowie im südlichen und östlichen Mittelmeerraum aktiv. In Zukunft will die Entwicklungsbank auch in Subsahara-Afrika tätig werden.

Die Länder dieser Regionen sind mehrfachen Krisen ausgesetzt: die Pandemie, der Ukrainekrieg und die damit verbundene Energie- und Ernährungskrise sowie die Inflation haben alle EBRD-Länder betroffen. Die Bank muss diesen Herausforderungen begegnen und die Resilienz der Volkswirtschaften stärken.

Investitionen auf Rekordniveau

Die EBRD verzeichnete 2022 ein außergewöhnliches Jahr. Ihre Investitionen erreichten einen neuen Rekord: Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro an. Das ist auch mehr als die 11 Milliarden Euro, die die Bank 2020 als Reaktion auf die Coronakrise bereitgestellt hatte. Im Laufe des Jahres 2022 bewilligte die Bank 431 Projekte in 35 Ländern.

Im Kriegskontext war der Energiebereich von besonderer Bedeutung. Die Bank investierte 2 Milliarden Euro im Jahr 2022, um die Energieversorgung in der Ukraine aber auch in anderen betroffenen Ländern aufrechtzuerhalten und auszubauen. In manchen Einsatzländern der Bank war auch die Ernährungssicherheit aufgrund des Konflikts gefährdet. Die Bank reagierte mit Investitionen in die Agrarwirtschaft in Höhe von 0,8 Milliarden Euro. Sie finanzierte Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vom Anbau und Verarbeitung bis hin zu Logistik und Vertrieb. Weitere wichtige Sektoren im Portfolio der EBRD sind das Transportwesen, der Produktionssektor und die kommunale Infrastruktur mit einem Investitionsvolumen von jeweils 0,9 Milliarden Euro im Jahr 2022.

EBRD bestätigt ihr Engagement in der Ukraine und für grüne Transformation

Der Ukrainekrieg war zentrales Thema der Jahrestagung. Die Teilnehmenden diskutierten über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges und den weiteren Bedarf an finanzieller Unterstützung für die Ukraine.

Die Bank bekräftigt die Notwendigkeit, die Ukraine sowohl in Kriegszeiten als auch perspektivisch im Wiederaufbau nach Kriegsende finanziell zu unterstützen. Bis Ende 2022 stellte die EBRD 1,7 Milliarden Euro bereit, um kritische Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Diesen Betrag will die Bank bis Ende 2023 auf insgesamt 3 Milliarden Euro aufstocken. Die Gouverneure wollen den Wiederaufbau der Ukraine auch nach 2023 erheblich unterstützen. Dafür streben sie eine Kapitalerhöhung von 3 bis 5 Milliarden Euro an.

Das Portfolio der Bank wird grüner

Auch wenn ihr Fokus ganz klar auf der Ukraine liegt, hat die EBRD ihre strategischen Ziele nicht aus dem Auge verloren. Eine wichtige Priorität der Bank seit 2020 ist die Förderung eines emissionsarmen Wirtschaftswachstums. Der Angriff auf die Ukraine machte deutlich, wie das Thema Energiesicherheit und die grüne Agenda der Bank zusammenhängen. Die Notwendigkeit, die Energieproduktion durch den Ausbau erneuerbarer Energie zu diversifizieren und zu dekarbonisieren, wurde noch dringender.

Im Jahr 2022 stiegen die Investitionen der Bank für die Green-Economy-Transformation auf 6,4 Milliarden Euro an. So gingen 50 Prozent ihres Investitionsvolumens an Maßnahmen zur Minderung und Anpassung an den Klimawandel sowie an andere Umweltschutzmaßnahmen. Auch das Ziel, ihre Finanzströme auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens abzustimmen, hat die EBRD 2022 erreicht.

Die EBRD-Regionen sind vom Klimawandel betroffen. Das Jahr 2022 war von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen in Zentralasien, Waldbränden im östlichen Mittelmeerraum oder Dürren in Nordafrika geprägt. Die Bank hat einen Aktionsplan zur Anpassung an den Klimawandel erstellt. Sie will die Klimaresilienz in ihren Aktivitäten stärker berücksichtigen.

Entwicklungsbank fördert erneuerbare Energie in Usbekistan

Als Gastland der diesjährigen Jahrestagung zog Usbekistan besondere Aufmerksamkeit auf sich. In den letzten sechs Jahren hat die EBRD über 3 Milliarden Euro in Usbekistan investiert. Auch in Usbekistan erreichte die Bank 2022 einen neuen Investitionsrekord mit Finanzierungen in Höhe von 0,8 Milliarden Euro. Das macht Usbekistan zum größten Empfängerland der EBRD in Zentralasien.

Die EBRD investiert in vielfältige Branchen in Usbekistan, zum Beispiel in die Wasserwirtschaft, in das Abfallmanagement und in die Herstellung von Arzneimitteln.

Erneuerbare Energien sind ebenfalls ein wichtiger Sektor für die Bank im bevölkerungsreichsten Land Zentralasiens. Die Bank unterstützt das Land dabei, seinen Energiesektor zu modernisieren und zu dekarbonisieren. Sie konnte bereits 2.700 Megawatt an erneuerbaren Energien im Land finanzieren. Die Bank unterstützt zum Beispiel große Solar- und Windprojekte in Usbekistan.

EBRD-Vorhaben bieten öffentliche Aufträge

Die Mittel der Bank gehen in ihren Zielländern überwiegend an private Unternehmen: Im Jahr 2022 betrug der Privatsektor-Anteil 74 Prozent des Investitionsvolumens der EBRD. Über die Finanzierung der Bank entstehen aber auch öffentliche Aufträge durch die Kreditnehmerländer. Bankkunden können beispielsweise auch lokale Ministerien, staatliche Unternehmen oder auch Gebietskörperschaften sein. Diese schreiben Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft in internationalen Wettbewerbsverfahren aus.

Laut EBRD entstanden 2022 circa 280 Verträge mit Unternehmen in Höhe von insgesamt 3,2 Milliarden Euro. Schätzungen der Bank zufolge werden Bankkunden aus dem öffentlichen Sektor rund 1700 Verträge für einen Gesamtbetrag von knapp 15 Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren abschließen.

Germany Trade & Invest (GTAI) informiert tagesaktuell über neue Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen der EBRD.

Die nächste Jahrestagung der EBRD findet vom 14. bis 16. Mai 2024 im armenischen Jerewan statt.

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