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Wirtschaftsumfeld | Entwicklungsländer | Klimafinanzierung

Neue Rekorde bei der Klimafinanzierung

Multilaterale Entwicklungsbanken verleihen mehr Geld und schützen das Klima. Welches sind die wichtigsten Geldgeber und in welche Projekte investieren sie am meisten? 

Von Martin Walter | Bonn

Im Jahr 2022 fiel der Beitrag der multilateralen Entwicklungsbanken für die Klimafinanzierung so hoch aus wie noch nie. Zusammen stellten sie fast 100 Milliarden US-Dollar (US$) bereit. Mit den Mitteln finanzieren sie Vorhaben, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und damit sich der Mensch und die Umwelt an den Klimawandel anpassen können.

Und das ist nicht alles. Die Banken gaben ebenfalls bekannt, dass sie ihre Kreditvergabe in den nächsten zehn Jahren um insgesamt 300 bis 400 Milliarden US$ steigern wollen. Davon wird auch die Klimafinanzierung zusätzlich profitieren.  

Neue Zahlen zur Klimafinanzierung liegen vor

In ihrem Joint Report on Multilateral Development Banks' Climate Finance 2022 legten die multilateralen Entwicklungsbanken im Oktober 2023 ihre neuen Zahlen zur Klimafinanzierung vor. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Mittel der Banken für Klimaschutzprojekte im Jahr 2022 um fast 18 Milliarden US$ an. Das bedeutet einen Zuwachs von mehr als 20 Prozent gegenüber dem Finanzierungsvolumen im Jahr 2021.

Mit ihren Investitionen konnten die Banken weiteres Kapital aus privaten Quellen mobilisieren. Nach ihren Angaben belief sich der private Anteil auf zusätzlich 54 Milliarden US$ im Jahr 2022, nach 41 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021. 

Entwicklungs- und Schwellenländer liegen bei der Mittelvergabe vorne   

Die Banken unterscheiden bei ihren Zahlen zwischen Ländern mit hohem Einkommen, den Industrieländern, sowie den Entwicklungs- und Schwellenländern, mit niedrigen bis mittlerem Einkommen. Die ärmeren Länder erhalten dabei deutlich mehr Mittel von den Entwicklungsbanken. Im Jahr 2022 bekamen sie fast 61 Milliarden US$. Auf die Industrieländer entfielen knapp 39 Milliarden US$.

In die Vermeidung von Treibhausgasen fließt am meisten Geld

Die Klimafinanzierung unterscheidet zwischen Projekten, die den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren, der Mitigation Finance, und den Vorhaben zur Anpassung an den Klimawandel, der Adaptation Finance.

In beiden Ländergruppen überwiegt die Mitigation Finance. Mit knapp 75 Milliarden US$ finanzieren Entwicklungsbanken beispielsweise den Bau von Wind- und Solarparks, die Modernisierung von Kohlekraftwerken oder die Sanierung von Gebäuden. Mit 38 Milliarden US$ für die Entwicklungs- und Schwellenländer und knapp 36 Milliarden US$ für die Industrieländer, verteilen sich die Mittel bei der Mitigation Finance zwischen den Gruppen ungefähr gleich.

Ganz anders verteilen sich die Kredite der Entwicklungsbanken bei der Adaptation Finance. Entwicklungs- und Schwellenländer sind besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Sie erhalten deshalb mit knapp 23 Milliarden US$ rund 90 Prozent der Mittel, um sich an den Klimawandel anzupassen. Auf die Industrieländer entfallen hingegen nur 2,5 Milliarden US$. Dabei geht es um Projekte, die Schäden und Verluste durch Wetterextreme wie Überschwemmungen, Stürme, Dürren und Hitzewellen vorbeugen. Ebenfalls zählen dazu Vorhaben die vor schleichenden Veränderungen wie Temperaturanstieg, Wasserknappheit oder Anstieg des Meeresspiegels schützen.

Europa profitiert von seinen Entwicklungsbanken 

Europa verfügt mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) über zwei der größten multilateralen Entwicklungsbanken. Bei den Mitteln für die Industrieländer kommen 85 Prozent der Finanzierung, fast 33 Milliarden US$, alleine von der EIB. Als Hausbank der EU finanziert sie vor allem Vorhaben in den Mitgliedsländern. 

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Zwei Banken liegen an der Spitze beim Klimaschutz 

Nach der EIB ist die Weltbankgruppe der zweitgrößte Akteur bei der internationalen Klimafinanzierung. Sie hat im Jahr 2022 knapp 32 Milliarden US$ in Entwicklungs- und Schwellenländern und 1,4 Milliarden US$ in Industrieländern investiert. Die EIB und die Weltbank stellen zusammen 70 Prozent der Klimafinanzierung der Entwicklungsbanken bereit.

Investitionen der größten Entwicklungsbanken für den Klimaschutz
Entwicklungsbank 

Klimafinanzierung in Milliarden US$

Europäische Investitionsbank 

37,0

Weltbankgruppe  

33,1

Asiatische Entwicklungsbank 

7,1 

Inter-Amerikanische Entwicklungsbank

7,0

Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung 

6,8

Afrikanische Entwicklungsbank 

3,7

Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank 

2,4 

Quelle: Joint Report on multilateral Development Banks' Climate Finance 2022

Entwicklungsbanken erweitern ihren Spielraum für die Kreditvergabe 

In einer gemeinsamen Erklärung vom Oktober 2023 haben die Entwicklungsbanken auf eine Vielzahl aktueller Krisen hingewiesen. Sie bedauern die unzureichenden Fortschritte bei der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Die Banken sind sich ihrer Rolle bewusst und suchen nach Wegen, mehr Mittel für die Entwicklungs- und Klimafinanzierung bereitzustellen. Durch Reformen und weitere Beiträge ihrer Anteilseigner wollen sie zusätzlichen Spielraum für die Kreditvergabe in der Größenordnung von 300 bis 400 Milliarden US$ im nächsten Jahrzehnt schaffen. Prominente Vorreiter sind die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank (ADB). Die Weltbank bezifferte auf ihrer jüngsten Jahrestagung im marokkanischen Marrakesch ihren zusätzlichen Beitrag auf 157 Milliarden US$. Die ADB nannte einen Betrag von 100 Milliarden US$. 

Dazu haben die Entwicklungsbanken auch die Rückendeckung der Staats- und Regierungschefs der G20. Sie forderten auf ihrem letzten Gipfel 2023 in Neu-Delhi, die Rolle der Entwicklungsbanken zu stärken.

Chancen bei der Umsetzung von klimafreundlichen Projekten nutzen 

Bei der Umsetzung von Projekten, die Entwicklungsbanken finanzieren, werden die benötigten Bau- und Lieferleistungen international ausgeschrieben. Bei der Planung und Überwachung der Vorhaben kommen auch Beratungsunternehmen zum Zuge.

Deutsche Anbieter sind deshalb gut beraten, die Chancen bei der ansteigenden Klima- und Entwicklungsfinanzierung zu nutzen und an den Ausschreibungen teilzunehmen. Das gilt nicht nur für klimafreundliche Technologien, sondern auch für eine Vielzahl von anderen Produkten und Dienstleistungen.

Speziell kleine und mittlere Unternehmen können auch die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanzierte Exportinitiative Umwelttechnologien für ihr internationales Geschäft nutzen.

GTAI informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen im Bereich Klimaschutz.

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