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Branchen | Finnland | Maschinenbau

Branchenstruktur

Finnlands Maschinenbau gehört zu den wichtigsten Branchen des Landes. Mehr als jeder zehnte im verarbeitenden Gewerbe verdiente Euro entfällt auf sie.

Von Niklas Becker | Helsinki

Zahlreiche internationale Player sind in Finnland vertreten

Mit den meisten Beschäftigten und dem zweithöchsten Umsatz gehören Finnlands Maschinenbauer zu den bedeutendsten Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe des Landes. Die finnische Maschinenbaubranche bestand 2019 nach Angaben des nationalen Statistikamts aus mehr als 1.300 Unternehmen, die fast 47.000 Mitarbeitende beschäftigten und einen Umsatz von 18,8 Milliarden Euro erzielten. Dabei spielt das Auslandsgeschäft eine wichtige Rolle. Die größten Abnehmerländer für finnische Maschinen und Anlagen liegen außerhalb der Europäischen Union (EU). Fast 60 Prozent der Ausfuhren in diesem Bereich gingen 2020 an Nicht-EU-Länder. Wichtigste Zielmärkte waren USA, Russland, China und Brasilien. 

Fast 900 der finnischen Maschinenbauer sind Kleinstbetriebe mit maximal neun Angestellten. 270 von ihnen beschäftigten zehn bis 49 und bei rund 120 sind es 50 bis 249. Großbetriebe mit mindestens 250 Beschäftigten zählt Finnlands Statistikamt 35, wobei sechs mehr als 1.000 Personen auf ihrer Gehaltsliste haben. Letztere beschäftigen jeden vierten Mitarbeitenden der Branche und sind für rund ein Drittel der Umsätze verantwortlich.

Investitionen für Maschinen und Anlagen sollen 2021 wieder ansteigen

Die finnischen Maschinenbauunternehmen haben durch die Pandemie bisher vergleichsweise geringe Verluste hinnehmen müssen und verzeichnen im 1. Quartal 2021 eine weitere Verbesserung der Auftragslage. Vor allem im zweiten Halbjahr 2021 soll der Anstieg der Investitionsausgaben auch für eine verbesserte Auftragslage auf dem heimischen Markt sorgen. Nachdem die letzten Jahre ein Rückgang der Investitionen der finnischen Unternehmen für Maschinen und Anlagen verzeichnet wurde, wird für 2021 wieder ein jährlicher Zuwachs prognostiziert. Die sich stetig verbessernde Stimmung in der finnischen Industrie könnte die Investitionsbereitschaft weiter stimulieren. 

Produktion in den wichtigsten Maschinenbausparten in Finnland (in Millionen Euro, Veränderung und Marktanteil in Prozent)

Sparte

Jahr 2019

Veränderung 2019/2018

Marktanteil

Land- und Forstwirtschaftsmaschinen

2.227

2,9

30,1

Hebezeuge und Fördermittel

1.777

7,7

24,1

Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen

1.574

0,0

21,3

Papiermaschinen

921

18,1

12,5

Hydraulik, Pneumatik, Pumpen, Kompressoren

455

0,9

6,2

Werkzeugmaschinen

390

16,0

5,3

Quelle: Eurostat

Finnlands Maschinenbausektor beheimatet zahlreiche weltweit erfolgreiche Branchenunternehmen wie den Aufzughersteller Kone, den durch den finnischen Markt bedeutenden Forstmaschinenhersteller Ponsse sowie die Papier- und Zellstoffmaschinenbauer Valmet und Metso. Die finnischen Unternehmen zeichnen sich durch ihre forschungsintensive Produktentwicklung aus. Große Konkurrenz entsteht für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer zusätzlich durch andere ausländische Unternehmen, die in Finnland zum Teil auch über Produktionsstandorte oder Entwicklungszentren verfügen, etwa die AGCO-Gruppe, John Deere oder ABB.

Breite Forschungsaktivitäten auch im finnischen Maschinenbau

Finnische Maschinenbauer entwickeln Industrie 4.0-Lösungen mit einem breiten Verständnis des industriellen Internets. Viele arbeiten an Kommunikationstechnologien sowie IT-Hard- und Softwarelösungen, in den Feldern Internet-of-Things-Software (IoT), Datensicherheit, Cloud-Lösungen, Predictive Maintenance und Netzwerktechnik. Außerdem existieren einige Hersteller von Automatisierungstechnik wie Etteplan, Fastems oder die Niederlassung der deutschen Firma Beckoff Automation.

Finnische IoT-Unternehmen sind grundsätzlich ausgesprochen offen und am Austausch interessiert. Zentrale Anlaufstelle für die Bildung von Forschungskonsortien ist Finnlands staatliches Forschungsinstitut VTT, das in nahezu allen Initiativen zur Industrie 4.0 aktiv ist. Dazu gehört auch das Finnish Industrial Internet Forum, die zentrale Netzwerkorganisation zum industriellen Internet. Nationale Leistungsschau zur Industrie 4.0 sind die Manufacturing Performance Days. Coronabedingt fanden diese zuletzt 2019 statt. Über zukünftige Termine ist bisher nichts bekannt.

Dort können sich interessierte Firmen auch mit dem Cluster Intelligent Industry vernetzen, das vom industriellen Forschungskonglomerat DIMECC, finnischen Firmen wie Nokia, Tieto, Fastems, Cargotec, SSAB und Konecranes sowie zahlreichen finnischen Hochschulen gegründet wurde. Im Netzwerkprogramm Industrial Data Excellence (InDEx) liegt der Fokus auf dem Data Sharing zwischen den teilnehmenden Unternehmen.

So sollen zum Beispiel Produktionsdaten über die gesamten Wertschöpfungsketten erhoben, gesammelt und analysiert werden, um die Ergebnisse zur Prozessoptimierung, zum Aufbau neuer Analysekapazitäten und Daten-intensiver Geschäftsmodelle zu nutzen. Insgesamt sollen sechs Anwendungsfälle bearbeitet werden, zum Beispiel die Materialflüsse oder ein von künstlicher Intelligenz unterstütztes Bestellmanagement.

Öffentliche Gelder unterstützen Entwicklungsarbeiten

Unterstützung bei der Forschungsarbeit erhalten finnische Maschinenbauer auch von der Europäischen Investitionsbank. Das Institut vergab Anfang des Jahres 2021 einen Kredit in Höhe von 100 Millionen Euro an Valmet. Damit sollen die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des nordischen Unternehmens in den kommenden Jahren unterstützt werden. Die Mittel will der Maschinenbauer in den Bereichen Papierindustrie, Energieerzeugung, Biokraftstoffe und im Dienstleistungsbereich an Standorten in Finnland und Schweden einsetzen.

Finnlands staatliche Fördergesellschaft Business Finnland unterstützt den Maschinenbauer Wärtsilä mit einer Förderung in Höhe von 1 Million Euro. Mit den Fördergeldern will das Unternehmen Fachwissen über die technischen Möglichkeiten sowie Geschäftspotenziale von Power-to-X-Technologien entwickeln. Sie sollen zur Förderung einer kohlenstoffneutralen finnischen Wirtschaft genutzt werden.

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