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Branche kompakt | Spanien | Maschinen- und Anlagenbau

Spanischer Maschinenbau vor globalen Herausforderungen

Der Sektor profitiert noch von der gut laufenden Konjunktur im Land. Auf der anderen Seite steigt die Unsicherheit im wichtigen internationalen Geschäft.

Von Friedrich Henle | Madrid

Ausblick des Maschinenbaus in Spanien

  • Gesamtlage in der spanischen Wirtschaft ist gut, die Nachfrage nach Investitionsgütern bleibt stabil.
  • Großprojekte im Wohnungs- und Infrastrukturbau stoßen Investitionen an.
  • Nachfrage aus dem Ausland leidet unter den handelspolitischen Unsicherheiten.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: August 2025

  • Markttrends

    Die Ausrüstungsinvestitionen in Spanien sollen im Jahr 2025 um 5,5 Prozent zunehmen. Weitere Geschäftschancen für den Maschinenbau versprechen Großprojekte und EU-Fördermittel.

    Die neuen US-Zölle in Höhe von 15 Prozent dürften im spanischen Maschinenbau für Unruhe sorgen. Die Vereinigten Staaten sind nach Frankreich und Deutschland der drittwichtigste Exportmarkt und machen rund 8 Prozent der gesamten Ausfuhren des Sektors aus. Im Jahr 2024 haben Unternehmen der Branche Maschinen und Ausrüstungen im Wert von 4 Milliarden Euro in die USA exportiert. Kein anderer Sektor erzielt höhere Exportzahlen in die USA.

    Der Fachverband SERCOBE (Asociación Nacional de Fabricantes de Bienes de Equipo) hat im Juni 2025 gemeinsam mit dem spanischen Industrieministerium verkündet, einen Entwicklungsplan für den Zeitraum 2026 bis 2030 zu erarbeiten. Damit soll die Branche gegen die negativen Auswirkungen der neuen US-Zölle geschützt werden. Der Plan soll beispielsweise Maßnahmen erhalten, damit der gesamte Industriesektor mehr in neue Investitionsgüter investiert und die Automatisierung und Robotisierung voranbringt. Im August 2025 waren Details des zukünftigen Plans noch nicht bekannt.

    Internationales Umfeld des Maschinenbaus wird schwieriger

    Die Aktivität im spanischen Maschinenbausektor lässt aktuell leicht nach. Das spanische Statistikamt INE ermittelte für das erste Halbjahr 2025 einen saison- und kalenderbereinigten Produktionsrückgang um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. SERCOBE führt an, dass die internationalen Risiken dieses exportorientierten Sektors zunehmen.

    Gerade im Bereich der Werkzeugmaschinen, deren Exportquote bei rund 75 Prozent liegt, scheint sich diese Entwicklung deutlich bemerkbar zu machen. Laut Fachverband AFM brachen die Bestellungen im Jahr 2024 um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. In den vergangenen fünf Jahren hatten die Absatz- und Exportwerte noch kontinuierlich zugenommen. 

    Binnenmarkt fragt mehr Investitionsgüter nach

    Was die Nachfrage im Binnenmarkt nach Investitionsgütern insgesamt angeht, bleiben die kurzfristigen Aussichten positiv. Grund ist der gute Wirtschaftsausblick für Spanien: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2025 laut EU-Kommission um 2,6 Prozent zulegen. Das ist deutlich mehr als für die gesamte EU vorhergesagt (1,1 Prozent) und lässt auch die Nachfrage insgesamt nach Investitionsgütern steigen. Deren Absatz soll um 5,5 Prozent zulegen. In den vergangenen beiden Jahren fiel der Anstieg bei den Ausrüstungsinvestitionen mit jeweils 1,1 Prozent noch schwach aus.

    Nun investieren die Unternehmen, um die wachsende Nachfrage bedienen zu können. Die dafür verfügbaren Mittel sind gestiegen, viele spanische Unternehmen haben zuletzt positive Jahresabschlüsse für 2024 vermeldet, mit höheren Umsätzen und Gewinnen. Zudem steigt die Kreditvergabe durch die Banken. Im ersten Halbjahr 2025 nahm das Volumen der Neukredite an Unternehmen um 13 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 zu.

    Für die Maschinenbauer in Spanien stehen die Digitalisierung und Vernetzung von Prozessen im Vordergrund. Technologischer Vorreiter ist die Automobilindustrie. Spanien ist nach Deutschland der zweitwichtigste Produktionsstandort in Europa. Weitere relevante Abnehmer bilden die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, Metallverarbeiter und die Baustoffindustrie. 

    Mehr Industrieroboter installiert

    Der Robotik-Sektor bleibt auf einem Wachstumskurs. Nach ersten Daten für 2024 des Dachverbands International Federation of Robotics (IFR) steht Spanien auf Platz 3 in Europa bei den jährlichen Neuinstallationen von Industrierobotern. 5.160 Einheiten bedeuten ein Plus von 2,1 Prozent gegenüber 2023. Der Automobilsektor und die Metallverarbeitung sind mit Anteilen von 44 beziehungsweise 17 Prozent die wichtigsten Abnehmerbranchen für Industrieroboter. In beiden Branchen ging die Anzahl der Neuinstallationen jedoch zurück. Mehr Roboter als im Vorjahr wurden hingegen im Nahrungsmittel- und im Elektroniksektor eingesetzt.

    Platz 3

    nimmt Spanien in Europa bei der Neuinstallation von Industrierobotern ein.

    Im europäischen Vergleich hat die spanische Industrie aber noch Ausbaupotenzial beim Automatisierungsgrad. So waren laut IFR im Jahr 2023 je 10.000 Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe 174 Roboter installiert. Die Werte in den drei anderen großen Volkswirtschaften der EU - Frankreich, Italien und Deutschland - betrugen 186, 282 beziehungsweise 429.   

    Großprojekte im Baubereich setzen weitere Impulse

    Auf der Nachfrageseite kommen für den spanischen Maschinenbau auch positive Signale aus dem Baubereich. Die Anzahl der Baugenehmigungen für Wohnungen ist 2024 gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent gestiegen. Öffentliche Ausschreibungen im Wohnungsbau haben um 45 Prozent zugenommen. Landesweit sorgen zudem mehrere große Städtebauprojekte wie Madrid Nuevo Norte für Impulse. Immer wieder kündigen Unternehmen zudem Investitionen in Logistikimmobilien und Rechenzentren an. Im Infrastrukturbereich sticht der Bahnsektor mit dem weiteren Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes hervor.

    Fördermittel sind Treiber für Investitionen

    Spanien gehört zu den großen Profiteuren des Corona-Hilfsfonds NextGenerationEU. Für Investitionen im Rahmen des nationalen Aufbau- und Resilienzplans stehen insgesamt 160 Milliarden Euro zur Verfügung. Darunter befinden sich 84 Milliarden Euro, die in Form von Krediten abgerufen werden können. Die Mittel stehen noch bis 2026 zur Verfügung.

    Die spanische Regierung hat mehrere Initiativen aus dem Aufbauplan in bislang zwölf strategischen Projekten gebündelt. Ihr Fokus auf klimafreundliche Modernisierungen und Digitalisierung in verschiedenen Branchen verspricht eine Fülle von potenziellen Geschäftschancen für den Maschinenbausektor. 

    Deutsches Qualitätsimage weckt anspruchsvolle Erwartungen

    Deutschland gilt in Spanien als Referenzland für zuverlässige und effiziente Industrieausrüstungen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen in puncto Qualität und Service. Für Anbieter von Maschinen und Komponenten kann die starke Präsenz deutscher Unternehmen am Wirtschaftsstandort Spanien ein Vorteil sein. Die zahlreichen Niederlassungen in der Industrie, dem Handel und dem Dienstleistungssektor bilden einen wichtigen Anknüpfungspunkt.

    Von Friedrich Henle | Madrid

  • Branchenstruktur

    Der spanische Maschinenbau besteht laut neuesten Zahlen aus circa 5.350 Unternehmen. Der Sektor spürt die zunehmenden internationalen Risiken.

    Die Maschinenbaubranche Spaniens trägt rund 5 Prozent zur Bruttowertschöpfung der verarbeitenden Industrie bei. Die lokalen und internationalen Maschinenbauunternehmen in Spanien sind jedoch in bestimmten Segmenten weltweit gut positioniert. Dazu gehören beispielsweise Aufzüge und Fördertechnik, Windkraftanlagenbau sowie der Wasserbehandlungs- und Entsalzungsanlagenbau. Zu den in Europa führenden Spezialisten des Werkzeugmaschinenbaus zählen viele Unternehmen aus dem Baskenland.

    Produktionswert des Maschinenbaus mit gemischten Zahlen

    Nach Definition des europäischen Statistikamts Eurostat (NACE-Code 28) ist die Produktion im spanischen Maschinenbau im Jahr 2024 um 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Besonders zugelegt haben die Herstellung kälte- und lufttechnischer Erzeugnisse und Nahrungsmittelmaschinen. Starke Rückgänge verzeichneten die Produktgruppen Lager, Getriebe, Zahnräder und Antriebselemente sowie Pumpen und Kompressoren.

     

    Produktion in den wichtigsten Maschinenbausparten in Spanien In Millionen Euro; Veränderungen und Marktanteil in Prozent
    Sparte (NACE-Code)

     Jahr 2024

    Veränderung 2024/2023

    Marktanteil 2024

    Insgesamt (28)

    17.737

    1

    100

    Hebezeuge und Fördermittel (2822)

    3.832

    -1,8

    21,6

    Verbrennungsmotoren und Turbinen, nicht für Luft- und Straßenfahrzeuge (2811)

    2.500

    2

    14,1

    Kälte- und lufttechnische Erzeugnisse, nicht für den Haushalt (2825)

    2.359

    20,9

    13,3

    Sonstige, nicht wirtschaftszweigspezifische Maschinen (2829)

    2.041

    -2,5

    11,5

    Nahrungsmittelmaschinen (2893)

    981

    11,3

    5,5

    Lager, Getriebe, Zahnräder und Antriebselemente (2815)

    870

    -10,4

    4,9

    Pumpen und Kompressoren (2813)

    748

    -17,4

    4,2

    Quelle: Eurostat 2025; Berechnungen von Germany Trade & Invest

    Laut Fachverband SERCOBE (Asociación Nacional de Fabricantes de Bienes de Equipo) hat der Produktionswert der spanischen Maschinen- und Anlagenbauer im Jahr 2024 um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr abgenommen und erreichte 71,3 Milliarden Euro.

    Im Unterschied zu Eurostat fasst die spanische Statistik den Maschinenbausektor sehr weit. Darunter fallen sechs zweistellige Codes der nationalen Wirtschaftsklassifizierung. Fünf davon beziehen sich auf die Produktion, zum Beispiel von Maschinen, Ausrüstungen und elektrischem Material. Darüber hinaus wird die Herstellung von Metallprodukten mitgezählt, ebenso wie die Fertigung von anderem Transportmaterial. Auch die Produktion von elektronischen, optischen und Informatikprodukten gilt als Teil des Maschinenbaus. Die Reparatur und Installation von Maschinen und Anlagen wird als Dienstleistungskategorie ebenfalls mitgezählt.

    Hohe Bedeutung des Außenhandels für den Maschinenbau 

    Spaniens Maschinenbaubranche ist stark internationalisiert. Besonders hoch ist die Exportquote mit circa 75 Prozent im Werkzeugmaschinenbau. 2024 erreichten die Exporte laut UN Comtrade einen Wert von 28 Milliarden Euro. Damit nahmen die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahr um 3,3 Prozent zu. Zudem wurden für 34,5 Milliarden Euro Maschinen und Anlagen importiert, ein ähnlich hoher Wert wie 2023.

    Im bilateralen Handel mit Deutschland gingen die Zahlen zurück. Die spanischen Lieferungen nach Deutschland sanken 2024 um 7,2 Prozent auf einen Wert von 2,2 Milliarden Euro. In die umgekehrte Richtung wurden Maschinen und Anlagen im Wert von 7,6 Milliarden Euro verkauft - ein Minus von 2,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2023. Deutschland bleibt damit dennoch das wichtigste Bezugsland für die spanischen Maschinenimporteure. Auf den Plätzen 2 bis 5 folgen China, Italien, Frankreich und die USA als wichtigste Lieferländer.  

    Ausländische Unternehmen in der Spitzengruppe bei den Umsätzen

    Unternehmen mit ausländischen Wurzeln fallen zahlenmäßig gegenüber den spanischen Konkurrenten kaum ins Gewicht. Nur circa drei Prozent der Unternehmen stammen ursprünglich aus anderen Ländern. Ihre Rolle bei den Umsätzen und der Beschäftigung ist aber umso wichtiger. Vor allem US-amerikanische, deutsche und schweizerische Maschinenbauunternehmen haben sich in Spanien niedergelassen. Diese drei bilden mit weitem Abstand die wichtigsten Ursprungsländer.

    Wichtige Branchenunternehmen in SpanienUmsatz in Millionen Euro
    UnternehmenSparte

    Umsatz 2023

    OronaAufzüge, Rolltreppen, Rollbänder

    1.009

    Otis MobilityAufzüge, Rolltreppen, Rollbänder

    740

    John Deere IbéricaLand- und forstwirtschaftliche Maschinen

    564

    Johnson Controls - Hitachi Air Conditioning SpainKühlungs- und Heizungssysteme

    492

    Ulma PackagingVerpackungsmaschinen (Nahrungsmittel, Pharma)

    253

    Fagor ArrasateMetallverarbeitungsmaschinen

    205

    Knorr-Bremse EspañaBremssysteme

    189

    Mitsubishi Logisnext EuropeGabelstapler und Lagertechnik

    179

    Comexi Group IndustriesVerpackungsmaschinen

    150

    TK Elevator Manufacturing SpainAufzüge, Rolltreppen, Rollbänder

    148

    Quelle: Wirtschaftszeitung Actualidad Económica (Las mayores empresas de España, Dezember 2024)

    In Spanien waren 2024 laut spanischem Statistikamt INE circa 5.350 Unternehmen dem Maschinenbau zuzurechnen. Die meisten von ihnen hatten ihren Sitz in den Autonomen Gemeinschaften Katalonien, Valencia und Madrid. Das Baskenland ist der Schwerpunkt des Werkzeugmaschinenbaus. Dort haben zudem der Aufzughersteller Orona seinen Hauptsitz sowie das Aufzugsunternehmen Otis seine Hauptproduktion in Spanien. Orona meldete zuletzt weiter steigende Umsatzzahlen. 2024 betrug der Umsatz 1,1 Milliarden Euro - 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

    Von Friedrich Henle | Madrid

  • Rahmenbedingungen

    Deutschland und Spanien sind Teil des EU-Binnenmarktes. Entsprechend gelten grundsätzlich die gleichen Rahmenbedingungen.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V. oder die spanische Vereinigung AENOR). 

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung. 

    Von Friedrich Henle | Madrid

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen
    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
    AHK SpanienAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
    Ministerio de Industria y TurismoMinisterium für Industrie und Tourismus
    SERCOBE (Asociación Nacional de Fabricantes de Bienes de Equipo)Verband der Investitionsgüterhersteller
    AFM Advanced Manufactoring TechnologiesVerband des Werkzeugmaschinenbaus
    AIMHEVerband der Importeure von Werkzeugmaschinen
    ADDIMATVerband für additive Technologien und 3D
    Asociación Española de Robótica y AutomatizaciónVerband für Robotik und Automatisierung der Produktion
    Bienal Española de Máquina Herramienta BIEHMWerkzeugmaschinenmesse BIEHM; nächster Termin: 2. bis 6. März 2026 in Bilbao 

    Von Friedrich Henle | Madrid

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