Die Ausrüstungsinvestitionen in Spanien sollen im Jahr 2025 um 5,5 Prozent zunehmen. Weitere Geschäftschancen für den Maschinenbau versprechen Großprojekte und EU-Fördermittel.
Die neuen US-Zölle in Höhe von 15 Prozent dürften im spanischen Maschinenbau für Unruhe sorgen. Die Vereinigten Staaten sind nach Frankreich und Deutschland der drittwichtigste Exportmarkt und machen rund 8 Prozent der gesamten Ausfuhren des Sektors aus. Im Jahr 2024 haben Unternehmen der Branche Maschinen und Ausrüstungen im Wert von 4 Milliarden Euro in die USA exportiert. Kein anderer Sektor erzielt höhere Exportzahlen in die USA.
Der Fachverband SERCOBE (Asociación Nacional de Fabricantes de Bienes de Equipo) hat im Juni 2025 gemeinsam mit dem spanischen Industrieministerium verkündet, einen Entwicklungsplan für den Zeitraum 2026 bis 2030 zu erarbeiten. Damit soll die Branche gegen die negativen Auswirkungen der neuen US-Zölle geschützt werden. Der Plan soll beispielsweise Maßnahmen erhalten, damit der gesamte Industriesektor mehr in neue Investitionsgüter investiert und die Automatisierung und Robotisierung voranbringt. Im August 2025 waren Details des zukünftigen Plans noch nicht bekannt.
Internationales Umfeld des Maschinenbaus wird schwieriger
Die Aktivität im spanischen Maschinenbausektor lässt aktuell leicht nach. Das spanische Statistikamt INE ermittelte für das erste Halbjahr 2025 einen saison- und kalenderbereinigten Produktionsrückgang um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. SERCOBE führt an, dass die internationalen Risiken dieses exportorientierten Sektors zunehmen.
Gerade im Bereich der Werkzeugmaschinen, deren Exportquote bei rund 75 Prozent liegt, scheint sich diese Entwicklung deutlich bemerkbar zu machen. Laut Fachverband AFM brachen die Bestellungen im Jahr 2024 um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. In den vergangenen fünf Jahren hatten die Absatz- und Exportwerte noch kontinuierlich zugenommen.
Binnenmarkt fragt mehr Investitionsgüter nach
Was die Nachfrage im Binnenmarkt nach Investitionsgütern insgesamt angeht, bleiben die kurzfristigen Aussichten positiv. Grund ist der gute Wirtschaftsausblick für Spanien: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2025 laut EU-Kommission um 2,6 Prozent zulegen. Das ist deutlich mehr als für die gesamte EU vorhergesagt (1,1 Prozent) und lässt auch die Nachfrage insgesamt nach Investitionsgütern steigen. Deren Absatz soll um 5,5 Prozent zulegen. In den vergangenen beiden Jahren fiel der Anstieg bei den Ausrüstungsinvestitionen mit jeweils 1,1 Prozent noch schwach aus.
Nun investieren die Unternehmen, um die wachsende Nachfrage bedienen zu können. Die dafür verfügbaren Mittel sind gestiegen, viele spanische Unternehmen haben zuletzt positive Jahresabschlüsse für 2024 vermeldet, mit höheren Umsätzen und Gewinnen. Zudem steigt die Kreditvergabe durch die Banken. Im ersten Halbjahr 2025 nahm das Volumen der Neukredite an Unternehmen um 13 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 zu.
Für die Maschinenbauer in Spanien stehen die Digitalisierung und Vernetzung von Prozessen im Vordergrund. Technologischer Vorreiter ist die Automobilindustrie. Spanien ist nach Deutschland der zweitwichtigste Produktionsstandort in Europa. Weitere relevante Abnehmer bilden die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, Metallverarbeiter und die Baustoffindustrie.
Mehr Industrieroboter installiert
Der Robotik-Sektor bleibt auf einem Wachstumskurs. Nach ersten Daten für 2024 des Dachverbands International Federation of Robotics (IFR) steht Spanien auf Platz 3 in Europa bei den jährlichen Neuinstallationen von Industrierobotern. 5.160 Einheiten bedeuten ein Plus von 2,1 Prozent gegenüber 2023. Der Automobilsektor und die Metallverarbeitung sind mit Anteilen von 44 beziehungsweise 17 Prozent die wichtigsten Abnehmerbranchen für Industrieroboter. In beiden Branchen ging die Anzahl der Neuinstallationen jedoch zurück. Mehr Roboter als im Vorjahr wurden hingegen im Nahrungsmittel- und im Elektroniksektor eingesetzt.
Platz 3
nimmt Spanien in Europa bei der Neuinstallation von Industrierobotern ein.
Im europäischen Vergleich hat die spanische Industrie aber noch Ausbaupotenzial beim Automatisierungsgrad. So waren laut IFR im Jahr 2023 je 10.000 Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe 174 Roboter installiert. Die Werte in den drei anderen großen Volkswirtschaften der EU - Frankreich, Italien und Deutschland - betrugen 186, 282 beziehungsweise 429.
Großprojekte im Baubereich setzen weitere Impulse
Auf der Nachfrageseite kommen für den spanischen Maschinenbau auch positive Signale aus dem Baubereich. Die Anzahl der Baugenehmigungen für Wohnungen ist 2024 gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent gestiegen. Öffentliche Ausschreibungen im Wohnungsbau haben um 45 Prozent zugenommen. Landesweit sorgen zudem mehrere große Städtebauprojekte wie Madrid Nuevo Norte für Impulse. Immer wieder kündigen Unternehmen zudem Investitionen in Logistikimmobilien und Rechenzentren an. Im Infrastrukturbereich sticht der Bahnsektor mit dem weiteren Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes hervor.
Fördermittel sind Treiber für Investitionen
Spanien gehört zu den großen Profiteuren des Corona-Hilfsfonds NextGenerationEU. Für Investitionen im Rahmen des nationalen Aufbau- und Resilienzplans stehen insgesamt 160 Milliarden Euro zur Verfügung. Darunter befinden sich 84 Milliarden Euro, die in Form von Krediten abgerufen werden können. Die Mittel stehen noch bis 2026 zur Verfügung.
Die spanische Regierung hat mehrere Initiativen aus dem Aufbauplan in bislang zwölf strategischen Projekten gebündelt. Ihr Fokus auf klimafreundliche Modernisierungen und Digitalisierung in verschiedenen Branchen verspricht eine Fülle von potenziellen Geschäftschancen für den Maschinenbausektor.
Deutsches Qualitätsimage weckt anspruchsvolle Erwartungen
Deutschland gilt in Spanien als Referenzland für zuverlässige und effiziente Industrieausrüstungen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen in puncto Qualität und Service. Für Anbieter von Maschinen und Komponenten kann die starke Präsenz deutscher Unternehmen am Wirtschaftsstandort Spanien ein Vorteil sein. Die zahlreichen Niederlassungen in der Industrie, dem Handel und dem Dienstleistungssektor bilden einen wichtigen Anknüpfungspunkt.
Von Friedrich Henle
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Madrid