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Wirtschaftsumfeld | Frankreich | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Lohnkosten

Die Lohn- und Lohnnebenkosten Frankreichs liegen im europäischen Vergleich in der Spitzengruppe. Die Einkommen klaffen je nach Region weit auseinander. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Die Gehälter entwickeln sich im Jahr 2023 dynamisch, zumindest nominal. Für das Gesamtjahr erwartet die Banque de France eine Steigerung des Durchschnittsgehalts (Salaire Moyen par Tête (SMPT)) in Höhe von 5,1 Prozent. Real aber sinkt das Arbeitseinkommen 2023 angesichts einer für das Gesamtjahr prognostizierten Inflation von 5,8 Prozent. Für 2024 erwartet die Banque de France durchschnittliche nominale Gehaltssteigerungen von 4,2 Prozent, im Jahr 2025 von 3,4 Prozent. Angesichts des erwarteten Abflauens der Inflation werden diese Lohnsteigerungen entstandene Kaufkraftverluste ausgleichen. 

Arbeitskosten

Bei den Gesamtarbeitskosten liegen Frankreich und Deutschland im europäischen Spitzenfeld. Eine Arbeitsstunde in der Industrie kostete in Deutschland 2022 laut Eurostat 44,3 Euro, in Frankreich mit 43,5 Euro geringfügig weniger. In Bezug auf die Lohnnebenkosten hingegen zählt Frankreich zu den Spitzenreitern Europas. Der Anteil der Lohnnebenkosten liegt in Frankreich laut Eurostat bei 32 Prozent an den Gesamtarbeitskosten, gegenüber 23,3 Prozent in Deutschland. 

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In Frankreich gilt ein allgemeiner Mindestlohn (Salaire Minimum Interprofessionel de Croissance, SMIC ), der in der Regel jährlich zum 1. Januar,  je nach Inflationsgeschehen auch häufiger angepasst wird. Seit dem 1. Mai 2023 beträgt der SMIC monatlich 1.747,20 Euro brutto (11,52 Euro pro Stunde). Der SMIC wird insbesondere in kleineren Unternehmen bis zu zehn Beschäftigten gezahlt - vor allem im Hotel- und Gastronomiesektor, im Einzelhandel und bei sozialen Dienstleistungen.

 

Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne
 

2018

2019

2020

2021

2022 

nominal (in Euro)

2.643

2.683

2.566

2.740

2899

reale Veränd. (in %) *)

1,9

1,5

-4,4

6,8

5,8

* gegenüber dem Vorjahr bezogen auf Landeswährung.Quelle: Urssaf, Berechnungen GTAI

 

Regional liegen die Löhne im Großraum Paris am höchsten. Paris ist nicht nur das politische, sondern unangefochten auch das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Die Region Ile de France erwirtschaftete im Jahr 2022 knapp 31 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts Frankreichs. Ein Großteil der in Frankreich tätigen nationalen und internationalen Großunternehmen, Banken und Versicherungen haben hier ihren Hauptsitz. Im nationalen Vergleich liegt der Durchschnittslohn in Paris 42,5 Prozent über landesweiten Durchschnittsgehalt. Allerdings sind nicht nur die Löhne und Gehälter in Paris am höchsten, auch bei den Lebenshaltungskosten ist die Region in und um Paris unangefochtener französischer Spitzenreiter. 

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Region
 

2022 

Veränderung 2022/21 (in %) *)

Landesdurchschnitt

2.899

5,7

Paris / Île de France

3.618

6,1

Hochlohnregion (Auvergne Rhone Alpes)

2.679

4,9

Niedriglohnregion (Bourgogne Franche Comté

2.410

4,6

* nominalQuelle: Urssaf

 

Unabhängig vom Wohnort bleibt die Höhe des Gehalts aber im Wesentlichen abhängig von Branche und Ausbildungsniveau. Dabei entsprechen die Löhne und Gehälter in ausländischen Unternehmen denen französischer Unternehmen in der gleichen Branche. Im IT- und Telekommunikationsbereich, der Pharma- und der Chemieindustrie sowie bei Banken und Versicherungen werden die höchsten Löhne gezahlt, die Sektoren Bau, Nahrungsmittel und Medien bieten im Vergleich geringere Verdienstmöglichkeiten.  

Die Höhe des Lohns ist auch abhängig davon, welche Größe das Unternehmen hat. So zahlen große, durch Tarifverträge gebundene Industrieunternehmen deutlich besser als kleinere Unternehmen. Zudem sind Großunternehmen eher in der Lage, nichtmonetäre Anreize zu bieten, wie bessere Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Fortbildungsmöglichkeiten.   

 

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen
 

2022 (in Euro)

Veränderung 2022/21 (in %) 

Insgesamt

2899

5,7

Bauwirtschaft

2360

3,2

Bergbau

3261

1,8

Verarbeitendes Gewerbe, darunter

3256

3,6

  Nahrungsmittel-/Getränkeindustrie

2419

3,4

  Textilindustrie

2661

5,7

  Holz- und Papierindustrie

2836

3,7

  Chemische Industrie

4.099

3,7

  Gummi- und Kunststoffindustrie

3.129

3,1

  Maschinenbau

3.475

3,1

  Metallurgie

2.978

3,8

  Elektrotechnik/Elektronik

4.239

3,9

  Fahrzeugbau

3.925

5,3

Handel, Reparaturen

2.568

4,8

Hotel und Gastronomie

1.906

29,3

Transport

2.721

5,6

Telekommunikation

3.953

3,2

Finanzwesen, Banken, Versicherungen

4.618

4,9

Immobilienbranche

2.918

3,2

Nicht einberechnet: Prämie Covid-19, Kaufkraftausgleich (prime exceptionnelle de pouvoir d'achat), Prime de partage de valeurQuelle: Urssaf 2023

Grundsätzlich liegt das reine Lohnniveau gerade für Berufseinsteiger unter dem Deutschlands. Ein ausgebildeter Ingenieur kann in Frankreich laut Talent.com mit einem Einstiegsgehalt von 35.000 Euro brutto pro Jahr rechnen, sein deutscher Kollege hingegen kann ein Jahresgehalt von knapp 45.000 Euro erwarten. 

 

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne 1) nach ausgewählten Positionen
 

2022

Geschäftsführerin einer größeren Niederlassung 2)

13.547

Geschäftsführerin eines kleinen bis mittleren Unternehmens

10.259

Vertriebsleiterin 

9.478

Ingenieurin (Projektleiterin)

4.826

Programmiererin 

3.861

Sekretärin mit Fremdsprachenkenntnissen /Chefsekretärin

3.426

Buchhalterin

3.412

Kraftfahrerin

2.838

1 nominal; 2 zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Tabelle bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendetQuelle: Lefebvre Dalloz 2023

 

Bruttolöhne (Produktion) 1)
 

2023 (in Euro)

Angelernte Arbeiterin (Tätigkeiten, die in wenigen Tagen zu erlernen sind und für die keine spezielle Berufsausbildung notwendig ist) 2)

1.799

Mitarbeiterin, die unter Aufsicht Tätigkeiten ausführt, für die eine mehrjährige Berufsausbildung erforderlich ist

2.663

Ausgebildete Mitarbeiterin mit mehrjähriger, praktischer Berufserfahrung, die Aufgaben zuverlässig ohne Aufsicht durchführen und Fertigungsprozesse einrichten kann

3.121

Mitarbeiterin mit mehrjähriger Erfahrung und Leitungsbefugnis, die als Vorarbeiterin die Arbeit von Produktionsbereichen verantwortet

3.099

1 nominal; 2 zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Tabelle bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendetQuelle: Lefebvre Dalloz 2023; Talent.com

 

Weitere Lohnbestandteile

Wie in Deutschland besteht auch in Frankreich die Möglichkeit, Mitarbeiter mit Prämien und anderweitigen, teilweise verpflichtenden Lohnanreizen zu vergüten. Einige Zusatzleistungen, wie die Beteiligung an den Unternehmensgewinnen, unterliegen einem eigenen regulativen und sozialversicherungsrechtlichen Sonderregime, andere stehen im Belieben des Arbeitgebers.

Prämien und Zusatzleistungen
LeistungStatusAbgaben
Krankenzusatzversicherung (Mutuelle) Pflichtleistung: Übernahme von mindestens 50 % der Beiträge 
Prime de participation (Gewinnbeteiligung)Pflichtleistung in Unternehmen größer als 50 Mitarbeiter, freiwillig für Unternehmen bis 50 MitarbeiterSozialabgabenfrei; für Unternehmen größer als 50 Miitarbeiter Pauschalzahlung von 20% auf die Ausschüttung (Forfait Social)
Fahrtkostenbeteiligung für ÖPNV-Abonnements Pflichtleistungsozialversicherungsfrei in Höhe von bis zu 75 % der Kosten des Abonnements
Intéressement (Beteiligung am Unternehmensergebnis)Freiwillige LeistungSozialabgabenfrei
Prime de partage de la valeur (Kaufkraftausgleich)Freiwillige LeistungSozialabgabenfrei in Höhe von bis zu 3.000 Euro, von bis zu 6.000 Euro bei Anlage in betrieblichen Sparplan
Titre / chèque restaurantFreiwillige (aber übliche Leistung)Sozialabgabenfrei in Höhe von bis zu 6,50 pro Tag (ab 2024)
Chèques VacancesFreiwillige LeistungSozialabgabenfrei in Höhe von bis zu 30 Prozent des Bruttomindestgehalts (SMIC)
Quelle: Recherchen GTAI

Das 13. Monatsgehalt ist üblicher Bestandteil des Lohns von Mitarbeitenden. Auch leistungsbezogene Prämien und betriebliche Sparpläne sind üblich und je nach Position und Branche von unterschiedlichem Gewicht. So machten nach letzten verfügbaren Zahlen der Dares, des Statistikamts des Arbeitsministeriums, Prämien und Sparpläne 2020 bei leitenden Angestellten und Führungskräften zwischen 19 und 25 Prozent des Gesamtgehaltes aus. 

Dem Arbeitgeber steht es frei, weitere Zuschläge oder Sachzuwendungen anzubieten. Bei Mitarbeitern im Außen- und technischen Dienst oder Angestellten mit Leitungsfunktionen ist es üblich, einen Dienstwagen zur Verfügung zu stellen. Angesichts steigender Wohnkosten gerade in Metropolregionen wie Paris, Lyon oder Marseille können Zuschläge zur Miete oder sonstige wohnbezogene Unterstützungsleistungen ein Mittel sein, potenzielle Bewerber anzuziehen. Gerade Großunternehmen wie Orange oder SNCF hoffen, hierdurch Talente an sich binden zu können. 

Sozialversicherungsbeiträge 

Die Lohnnebenkosten in Frankreich erreichten 2022 einen Anteil von 32 Prozent an den Gesamtlohnkosten. Damit lag Frankreich weit vor Deutschland (23,3 Prozent) sowie ebenfalls deutlich über dem europäischen Durchschnittssatz von knapp 25 Prozent. Der Arbeitgeber trägt den Großteil der Sozialversicherungsbeiträge. Die zusätzlich zum Bruttogehalt zu zahlenden Lohnnebenkosten beliefen sich laut INSEE im Jahr 2022 für den Arbeitgeber je nach Gehaltshöhe auf 23 bis 42 Prozent des Bruttogehalts.  

Sozialbeiträge 2023 (in Prozent der Bemessungsgrundlage)
 

Arbeitgeberbeitrag auf das Gesamtgehalt (in %)

Arbeitgeberbeitrag bis zur Bemessungsgrenze (in %) 1)

Kranken-, Mutterschafts-, Invaliditäts-, Todesfallversicherung und Solidaritätsbeitrag für Selbstständige (CSA)

7,3

 

Arbeitsunfall und Berufskrankheitenversicherung

Beitragssatz für Arbeitsunfälle wird von der Carsat (caisse d'assurance retraite et de la santé au travail) festgelegt

 

Krankenzusatzversicherung (Mutuelle)

Mindestens 50 Prozent des Versicherungsbeitrags

 

Rentenversicherung

1,9 

8,55

Familienzulagen

3,45

 

Beitrag zum sozialen Dialog

0,016

 

Fnal (Fonds national d’aide au logement) 2)

0,5 

 

Mobilitätsbeitrag

Festlegung durch die zuständige Gebietskörperschaft

 

Arbeitslosenversicherung

4,05 (bis zum 4-fachen der Beitragsbemessungsgrenze)

 

AGS (Garantie des Salaires/Gehaltsabsicherung)

0,15 (bis zum 4-fachen der Beitragsbemessungsgrenze)

 

Fortfait Social

20 (Anwendung nur im gesetzlich geregelten Einzelfall)

 

Berufsbildungsbeitrag (weniger als 11 Arbeitnehmer)

0,55

 

Berufsbildungsbeitrag (weniger als 11 Arbeitnehmer)

1,0

 

Beitrag zur Finanzierung des persönlichen Ausbildungskontos für Arbeitnehmer mit befristeten Arbeitsverträgen

1,0

 

Lehrlingsabgabe

0,59

 

Lehrlingsabgabe - Zuschlag (Unternehmen größer als 250 Angestellte)

0,09

 

1 Bemessungsgrenze ab 1.1.2024: 3.864 Euro pro Monat; 2 Für Unternehmen größer als 50 AngestellteQuelle: Urssaf

 

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