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Branchen | Georgien | Land- und Ernährungswirtschaft

Beschaffungsmarkt Georgien – Tee, Wein und Heidelbeeren im Fokus

Georgien entwickelt sich zum Herkunftsland hochwertiger Nischenprodukte wie Wein, Heidelbeeren und Tee. EU-Zollfreiheit und Bio-Zertifizierung fördern den Marktzugang.

Von Katrin Kossorz | Bonn

Nach Bio-Grundsätzen erzeugte Agrarprodukte wie Tee, Wein und Heidelbeeren treffen in Deutschland auf eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Konsumgütern. Gleichzeitig öffnet sich Georgien als dynamischer Beschaffungsmarkt für deutsche Importeure und Produzenten – nicht zuletzt begünstigt auch durch die in der EU geltende Zollfreiheit im Rahmen der vertieften und umfassenden Freihandelszone (DCFTA) sowie durch eine wachsende Zahl von Bio-Zertifikaten.

Die Kombination aus traditionellen Anbau- und Verarbeitungsmethoden und günstigen klimatischen Bedingungen macht das südkaukasische Land attraktiv für den Export hochwertiger Spezialitäten. Dies bietet deutschen Unternehmen neue Perspektiven für Einkauf, Partnerschaften und Investitionen entlang nachhaltiger Lieferketten.

  • Weine aus Georgien werden im deutschen Premiumsegment sichtbarer. Zollfreiheit, stabile Exporte und naturbelassene Sorten bieten Importchancen.

    Mit wachsendem Interesse der deutschen Kundschaft an Herkunft, Nachhaltigkeit und handwerklicher Produktion rücken Weine aus Georgien stärker in den Fokus. Die Kombination aus Zollfreiheit und traditioneller Weinherstellung schafft neue Marktchancen – besonders im Segment naturbelassener und autochthoner Weine.

    Stetiges Wachstum mit traditionellen Rebsorten

    Im Jahr 2024 verzeichnete die Weinproduktion in Georgien einen deutlichen Zuwachs um 26,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (International Organization of Vine and Wine, OIV) erzeugte das kleine Südkaukasusland in den Jahren 2022 und 2023 jeweils rund 1,9 Millionen Hektoliter Wein, während die Produktion 2024 auf etwa 2,4 Millionen Hektoliter zunahm. Damit belegt Georgien Rang 26 unter den weltweit führenden Weinproduzenten.

    Die wichtigsten Rebsorten Rkatsiteli (weiß) und Saperavi (rot) machen gemeinsam den Großteil der Anbaufläche für Wein aus. Diese Sorten wurden bereits in der ehemaligen Sowjetunion aufgrund ihrer Robustheit und Ertragssicherheit bevorzugt angebaut. Von den über 500 einheimischen Rebsorten des Landes werden bislang nur wenige in nennenswertem Umfang kultiviert.

    Deutschland unter den Top-10 der Absatzländer

    Der Exportwert georgischen Weins erreichte 2024 laut UN Comtrade rund 277 Millionen US-Dollar (US$) – ein Zuwachs von 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach Angaben der Nationalen Weinagentur Georgiens entsprach dies einem Volumen von etwa 95 Millionen Litern, die in insgesamt 72 Länder geliefert wurden. Die Ausfuhren von Wein und Spirituosen machten damit rund 8,7 Prozent der gesamten georgischen Exporte aus.

    Russland als Abnehmerland dominiert

    Dabei entfielen 65,9 Prozent der Weinexporte auf Russland. Dies verdeutlicht die wirtschaftliche Bedeutung des russischen Marktes für die georgischen Winzer, aber auch deren bestehende Abhängigkeit. Um geopolitische Risiken zu minimieren, setzt Georgien verstärkt auf Diversifizierung und erschließt verstärkt weitere Märkte wie Deutschland, Polen, China und die USA.

    Deutschland zählt zu den Top-10 der Exportmärkte für georgische Weine *)Ausfuhrwert in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent
    RangLand

    2024

    Veränderung 2024 gegenüber 2023

     Insgesamt

    277,0

    6,4

    1Russland

    182,6

    8,5

    2Polen

    16,6

    10,7

    3Ukraine

    12,5

    -13,8

    4Kasachstan

    10,7

    18,9

    5China

    9,2

    21,4

    6Belarus

    7,0

    14,2

    7Deutschland

    5,9

    28,3

    8USA

    7,1

    26,8

    * SITC 1121 (Wein aus frischen Trauben).Quelle: UN Comtrade 2025

    Einfuhr nach Deutschland seit 2020 fast verdreifacht

    Deutschland rangiert unter den TOP-10 wichtigsten Absatzmärkten für georgischen Wein. Insgesamt exportieren derzeit 138 georgische Betriebe nach Deutschland.  Zu den bekanntesten deutschen Importeuren zählen GeoVino (Hamburg), Weinhaus Tsinapari (Berlin) und Georgian Food (Bielefeld). Die Einfuhren haben sich zwischen 2020 und 2024 mengenmäßig nahezu verdreifacht und erreichten 2024 ein Volumen von rund 1.285 Tonnen. Der Anteil von Rotwein an den deutschen Importen beträgt 74 Prozent, während Weiß- und bernsteinfarbene Weine (Qvevri-Methode) eine untergeordnete Rolle spielen (4 Prozent).

    Die Qveri-Methode der Weinherstellung 

    In Georgien werden mit der Qvevri-Methode gepresste Trauben samt Schalen, Stielen und Kernen in große, mit Bienenwachs versiegelte Tonamphoren (Qvevri) gefüllt und unter der Erde vergoren. Diese uralte Praktik erzeugt naturbelassene, kräftige Weine wie den "Orange Wine" aus weißen Trauben – ein immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe seit 2013.

    Weinwende im Osten: Georgien wächst, Moldau stagniert

    Zwar erreichen Georgiens Weinexporte immer noch nur ein Bruchteil der Ausfuhren von französischen Weinen (2024: 12,8 Milliarden US$) oder italienischen Weinen (9,1 Milliarden US$). Allerdings zeigt das Südkaukasusland im Vergleich zu anderen osteuropäischen Exportländern wie Moldau, das seit 2021 Marktanteile verliert, eine stabile Wachstumsdynamik. Beide osteuropäische Länder profitieren von der zollfreien Einfuhr in die EU im Rahmen des Freihandels mit der EU im Rahmen des Deep and Comprehensive Free Trade Area (DCFA). Moldau hingegen, lange führend im Segment preisgünstiger Massenweine, verliert seit 2021 spürbar an Boden. Ursachen sind wetterbedingte Ernteausfälle und strukturelle Probleme.

     

     Georgien profiliert sich mit Premiumwein

    Georgien gewinnt mit Premiumweinen zunehmend Marktanteile. Zwischen 2020 und 2024 stieg der durchschnittliche Verkaufspreis je Liter georgischen Weins im deutschen Markt von 3,10 auf über 4,40 Euro, so die ff.k.-Agentur. Letztere koordiniert im Auftrag der georgischen National Wine Agency das Marketing georgischer Weine im deutschsprachigen Raum. Diese Preisentwicklung deutet auf eine zunehmende Positionierung im Premiumsegment hin.

    Georgiens Weinindustrie setzt auf Diversifizierung

    In den letzten Jahren ist die georgische Weinwirtschaft deutlich gewachsen. Während  laut Infoportal 8Wines im Jahr 2006 lediglich rund 80 Weingüter registriert waren, stieg deren Zahl bis 2023 auf etwa 2.400 Betriebe. Dieser Zuwachs ist Ausdruck einer gezielten Diversifizierung und Professionalisierung des Sektors, insbesondere im Hinblick auf die internationale Vermarktung. Georgische Produzenten nutzen zunehmend deutsche Logistikzentren zur Lagerung und Distribution. Dies erleichtert die Anbindung an bestehende Handelsstrukturen.

    Investitionen in Exportförderung und Markenbildung

    Parallel zum Ausbau der Produktionskapazitäten investiert die georgische Regierung verstärkt in Exportförderung und Markenbildung. Für das Jahr 2025 sind Werbemaßnahmen im Umfang von rund 6 Millionen US-Dollar vorgesehen, koordiniert durch die Nationale Weinagentur. Zielmärkte sind unter anderem die EU, die USA, Japan und Südkorea. Die Maßnahmen umfassen Messeauftritte, Fachveranstaltungen, PR-Kampagnen sowie die Unterstützung von Exportbetrieben bei der Markteinführung.

    Ausbau der technische Infrastruktur

    Darüber hinaus wird der Aufbau technischer Infrastruktur vorangetrieben. Dazu zählen die Einrichtung von Weinlaboren, die Digitalisierung des Weinkatasters und die Förderung von Qualitätskontrollen. Diese Schritte sollen nicht nur die Exportfähigkeit georgischer Weine verbessern, sondern auch die Positionierung im Premiumsegment stärken.

    Georgien betrachtet den Weinsektor als strategischen Wirtschaftszweig und setzt gezielt auf nachhaltiges Wachstum und internationale Sichtbarkeit. Für Importeure und Händler ergeben sich daraus neue Bezugsmöglichkeiten, insbesondere im Bereich hochwertiger und traditionell hergestellter Weine.

    SWOT-Analyse

    Der georgische Weinsektor verbindet jahrtausendealte Tradition mit wachsendem wirtschaftlichen Potenzial. In den letzten Jahren hat sich das Land zunehmend als Herkunftsregion charakterstarker Weine etabliert, insbesondere auf internationalen Märkten. Doch neben den Chancen durch steigende Exportzahlen und touristisches Interesse stehen auch strukturelle Schwächen und externe Risiken im Raum. Ein genauer Blick auf die aktuellen Einflussfaktoren zeigt, wo die Branche heute steht – und wohin sie sich entwickeln könnte.

    S

    Stärken Strengths

    • Jahrtausendealte Weintradition: Georgien gilt als "Wiege des Weins" mit über 8.000 Jahren Geschichte.
    • Einzigartige Herstellungsmethoden: Qvevri-Weine (Tonamphoren) sind UNESCO-geschützt und weltweit gefragt.
    • Vielfalt autochthoner Rebsorten: Über 400 einheimische Sorten, darunter Saperavi und Rkatsiteli.
    • Wachsender Exportmarkt: 2024 wurden 95 Millionen Liter Wein exportiert, 24 Prozent Wachstum.
    • Staatliche Förderung: rund 6 Millionen US$ für internationale Weinwerbung 2025.
    W

    Schwächen Weaknesses

    • Abhängigkeit von Russland: Russland bleibt größter Absatzmarkt, aber mit politischem Risiko.
    • Fragmentierte Produktionsstruktur: Viele kleine Betriebe mit begrenzten Ressourcen.
    • Mangelnde Markenbekanntheit: Georgischer Wein ist außerhalb Osteuropas noch wenig etabliert.
    • Qualitätsunterschiede: Nicht alle Produzenten erfüllen EU-Standards ohne externe Hilfe.
    O

    Chancen Opportunities

    • Wachsende Nachfrage in Westeuropa: Deutschland, USA und UK zeigen starkes Wachstum.
    • Weintourismus: Kombination aus Kultur, Geschichte und Wein zieht internationale Besucher an.
    • Bio- und Naturweintrend: traditionelle Verfahren, wie bei den orangenen Amber-Weinen, passen zum globalen Nachhaltigkeitstrend.
    • Technologische Modernisierung: Aufbau von Weinlaboren und Weinkatastern mit deutscher Unterstützung.
    T

    Risiken Threats

    • Klimawandel: Bedrohung für traditionelle Anbaugebiete und Rebsorten.
    • Marktdruck durch große Weinländer: Konkurrenz aus Italien, Frankreich, Spanien.
    • Politische Instabilität: Regionale Spannungen könnten Exportmärkte beeinträchtigen.
    • Fachkräftemangel: Bedarf an qualifizierten Önologen (Weinexperten) und Vermarktungsexperten.

    Von Katrin Kossorz | Bonn

  • Georgien rückt als Beschaffungsmarkt für Heidelbeeren in den Fokus: Frühreife, Qualität und Bio-Angebot machen das Land für deutsche Importeure zunehmend interessant.

    Georgische Heidelbeeren gewinnen in Deutschland zunehmend an Beliebtheit – besonders im Gesundheits- und Snacksegment. Das frühe Erntefenster von Mai bis Juli fällt genau in die europäische Nachfragelücke zwischen Spanien und Polen und macht Georgien zu einem strategisch interessanten Beschaffungsmarkt.

    Deutschland als wichtigster Abnehmer in der EU

    Georgiens Heidelbeerexporte wachsen rasant. Moderne Anbautechniken, internationale Zertifizierungen wie GLOBALG.A.P. für die Qualitätssicherung und staatliche Förderprogramme treiben die Entwicklung voran. Deutschland hat sich dabei zum wichtigsten Abnehmerland innerhalb der EU entwickelt.

    Im Jahr 2024 exportierte Georgien laut dem Informationsportal EastFruit fast 5.000 Tonnen Heidelbeeren weltweit, darunter:

    • 358 Tonnen nach Deutschland,
    • 83 Tonnen nach Polen und
    • 50 Tonnen in die Niederlande.

    Georgien ist mehr als ein Nischenanbieter

    Zum Vergleich: 2019 erreichten laut UN Comtrade nur 169 Kilogramm georgische Heidelbeeren den deutschen Markt. Georgien hat sich in der internationalen Heidelbeerbranche längst über den Status eines Nischenanbieters hinausentwickelt.

    Russland dominiert weiterhin, EU als Diversifizierungsziel

    Zwischen 2020 und 2024 gingen rund 86 Prozent der georgischen Heidelbeerexporte nach Russland. Dennoch gewinnt die EU als Absatzmarkt im Zuge von Georgiens Exportdiversifizierung an Bedeutung. Die transparenten Konditionen und stabilen Verträge machen sie für georgische Produzenten attraktiv.

    Rasantes Wachstum der Anbauflächen

    Die westgeorgischen Regionen Gurien und Imeretien mit ihren eher sauren Böden bieten ideale klimatische Bedingungen für den Heidelbeeranbau. Hier ist die Anbaufläche für Blaubeeren in den letzten Jahren besonders stark gewachsen.

    Georgien überholt westeuropäische Anbauländer

    Heidelbeeren werden landesweit inzwischen auf über 3.000 Hektar angebaut. Damit überholte das kleine Kaukasusland laut der UN-Datenbank für Landwirtschaft FAOSTAT Länder wie Deutschland (2.850 Hektar), Italien (2.000 Hektar) und Frankreich (1.200 Hektar). Im Vergleich zu den führenden europäischen Produzenten Polen (12.400 Hektar) und Spanien (4.890 Hektar) liegt Georgien jedoch noch zurück.

    Volle Kapazität der Anbaufläche wird erst 2028 erreicht

    Etwa 70 Prozent der Plantagen befinden sich 2025 noch im dritten oder vierten Jahr und sind daher nicht voll ertragsfähig.

    "In etwa drei Jahren wird die Heidelbeerproduktion in Georgien ihre volle Kapazität erreichen und auf jährlich mehr als 25.000 Tonnen ansteigen",

    prognostiziert Tornike Panjavidze, Vorsitzender des Georgischen Heidelbeerverbandes.

    Immer mehr georgische Landwirte erkennen das wirtschaftliche Potenzial von Heidelbeeren, insbesondere der Sorten Bluecrop, Duke und Legacy. Laut Panjavidze lag der Großhandelspreis im Jahr 2024 bei etwa 4 bis 5 US-Dollar (US$) pro Kilogramm. Diese attraktiven Erlöse fördern Investitionen in neue Anbauflächen.

    Chancen und Herausforderungen für deutsche Unternehmen im georgischen Heidelbeeranbau

    Deutsche Unternehmen können vom georgischen Heidelbeeranbau profitieren, etwa durch das Anlegen von Plantagen, die Bereitstellung von Know-how, Infrastruktur und Zertifizierungen sowie durch Exportpartnerschaften. Die wachsende Dynamik des Sektors und die strategische Exportlücke während der EU-Saison eröffnen ein ideales Zeitfenster für den Markteintritt.

    Georgische Heidelbeeren im deutschen Einzelhandel

    Bereits heute greifen alle großen deutschen Handelsketten auf georgische Ware zurück. Einige Produzenten setzen gezielt auf Bio-Heidelbeeren und beliefern kleinere deutsche Märkte. Ein Branchenvertreter aus Rheinland Pfalz, der kürzlich eine erste Probelieferung aus Georgien erhalten hat, zeigte sich gegenüber Germany Trade & Invest beeindruckt von der hohen Qualität der Früchte sowie der professionellen Abwicklung der Exportformalitäten durch die georgischen Partner.

    Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette

    Trotz des Potenzials bestehen strukturelle Defizite, die gezielt adressiert werden müssen:

    • Mangel an Kühlhäusern, Luftfrachtkapazitäten und qualifizierten Arbeitskräften,
    • Fehlerhafte Anlage vieler Plantagen,
    • Kurze Erntezeit und hohe Niederschläge erschweren die Logistik und
    • Minengefahr im Schwarzen Meer verlängert Transportwege und Lieferzeiten.

    Geopolitische und rechtliche Risiken

    Die starke Abhängigkeit vom russischen Markt birgt geopolitische Unsicherheiten. Zudem sind für ausländische Investoren hohe Anfangsinvestitionen in Schutzmaßnahmen und Infrastruktur erforderlich. Rechtliche Risiken ergeben sich vor allem aus unsicheren Eigentumsverhältnissen und möglichen Nutzungskonflikten. Auch unklare Umwelt- und Wassergesetze können den Betrieb beeinträchtigen.

    Strategische Hebel für deutsche Unternehmen

    Mit gezielter Kooperation, technischer Unterstützung und langfristiger Strategie können deutsche Akteure maßgeblich zur Professionalisierung des Sektors beitragen – etwa durch:

    • Schulung lokaler Arbeitskräfte,
    • Aufbau zertifizierter Baumschulen und
    • Entwicklung effizienter Logistiklösungen.

    Investitionskosten und staatliche Förderung 

    Die Investitionskosten sind hoch, jedoch durch staatliche Co-Finanzierung wirtschaftlich attraktiv. Im Rahmen des Programms Plant the Future übernimmt der georgische Staat einen Teil der Kosten nach erfolgreicher Pflanzung und Installation der Bewässerung. Einige Geschäftsbanken bieten Landwirten, die in den Blaubeeranbau einsteigen wollen, gezielte Finanzierungsinstrumente an.

    Investitionskosten sind hoch aber langfristig lukrativDurchschnittliche Investitionskosten pro Hektar in Euro
    Anbaumethode

    Kosten

    Freiland

    30.000 bis 34.000 

    Tunnelgeschützt

    ca. 85.000 

    Topfproduktion (Osten)

    145.000 bis 170.000

    Quelle: Georgian Farmers' Association 2024

    Die Preise für landwirtschaftlich nutzbare Flächen in Westgeorgien haben sich seit 2018 verdoppelt und liegen derzeit bei etwa 8.000 bis 10.000 Euro pro Hektar. Besonders bei mehrjährigen Kulturen wie Heidelbeeren – die über viele Jahre hinweg Erträge bringen – zeigt sich, dass sich die Investitionen langfristig auszahlen.

    Von Katrin Kossorz | Bonn

  • Georgien bietet deutschen Firmen Chancen als Teelieferant und als Bezieher von Verpackungs- und Techniklösungen. Der Trend zu Bio macht den Markt besonders attraktiv.

    Einst durch die postsowjetische Krise stark geschwächt, arbeitet sich Georgiens Teeproduktion mit Qualität, Nachhaltigkeit und internationaler Nachfrage zurück ins Rampenlicht. Für deutsche kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) eröffnen sich neue Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

    Tee-Ernte: Qualität statt Masse

    2024 wurden in dem kleinen Südkaukasusland rund 3.000 Tonnen verschiedener Teesorten geerntet – kein Massenprodukt, sondern handverlesene Qualität. Besonders gefragt sind Bio- und Spezialtees aus Höhenlagen, die sich für das Premiumsegment eignen.

    Georgiens Tee: Hohe Qualität und wachsende Exportnachfrage
    Jahr 

    Produktion in t

    Anbaufläche in ha

    Ertrag in kg pro ha

    2025 2)

    3.050

    2.800

    1.089

    2024 1)

    3.000

    2.750

    1.091

    2023 1)

    2.950 

    2.700

    1.093

    2022

    2.900

    2.674

    1.085

    2021

    2.850

    2.650

    1.075

    2020

    2.800

    2.600

    1.077

    1 Schätzung; 2 Prognose.Quelle: at.atlasbig.com 2025

    Absatzmärkte im Wandel 

    Im Gegensatz zu Nachbarländern wie Aserbaidschan wird in Georgien selbst wenig Tee getrunken. Die wichtigsten Abnehmer sind die Türkei, Turkmenistan, Armenien und Russland. Doch die Richtung ist klar: Diversifizierung in Richtung EU und Nordamerika. Dank eines Freihandelsabkommen ist der Zugang zum EU-Binnenmarkt zollfrei. Im Jahr 2024 exportierte Georgien 1.690 Tonnen Tee und erlöste damit 2,8 Millionen US-Dollar (US$). Meist handelt es sich um biologisch angebaute Tees aus kleinen Manufakturen.

    Mit Ländern wie Kenia oder Sri Lanka kann Georgien preislich nicht konkurrieren. Dafür punktet es mit Charakter: Der Exportpreis liegt bei 6 bis 14  Euro pro Kilogramm für lose Ware, bei 20 bis 35  Euro für hochwertig verpackte Tees.

    Anbaufläche mit Potenzial

    Aktuell wird Tee auf rund 2.800 Hektar angebaut – mit moderatem, aber stabilem Wachstum. Über 10.000 Hektar stillgelegter Plantagen könnten reaktiviert werden. Die besten Blätter kommen aus Westgeorgien: Gurien, Samegrelo und Adscharien bieten ideale Bedingungen.

    Region Gurien ist Anbauzentrum für Tee in Georgien
    Region

    Anteil am aktiven Teeanbau in Georgien in %

    Anmerkungen
    Gurien

    40 

    Zentrum der Bio- und handwerklichen Teeproduktion
    Samegrelo

    25

    Historische Plantagen, teilweise reaktiviert
    Adscharien

    20

    Bergregion, ideal für Wildkräuter und Spezialitäten
    Imeretien

    10 

    Kleinere Betriebe, oft in Mischkultur
    Abchasien

    5

    Begrenzte Nutzung aufgrund politischer Lage
    Quelle: Georgia Insight 2025; Georgien.de 2025; ARTE 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Führende georgische Teeproduzenten

    Renegade Tea Estate

    • Standort: Region Gurien, Westgeorgien
    • Besonderheit: Von europäischen Unternehmern gegründet, Fokus handgepflückter Bio-Tee
    • Produkte: Schwarzer Tee, Grüner Tee, Oolong, experimentelle Sorten
    • Export: Direktversand nach Deutschland möglich, transparente Preisgestaltung

    Georgian Tea Company

    • Standort: Region Samegrelo
    • Besonderheit: Wiederbelebung von Alt-Plantagen, moderne Verarbeitung
    • Produkte: Schwarzer Tee, Grüner Tee, Wildkräutertees
    • Export: Zusammenarbeit mit internationalen Händlern, auch Private Label möglich

    Bio Guria

    • Standort: Region Gurien
    • Besonderheit: zertifizierter Bioanbau, Fokus auf Nachhaltigkeit
    • Produkte: Grüner Tee, Kräutermischungen, Teepulver
    • Export: EU-konforme Zertifikate, Direktkontakt mit deutschen Importeuren

    Bio-Zertifizierung und Nachhaltigkeit

    Mittlerweile verfügen etwa 20 georgische Teefarmen über eine Zertifizierung nach EU-Bio-Standards. Viele Felder wurden jahrzehntelang nicht mit Pestiziden behandelt – ein natürlicher Vorteil. Die Zertifizierung erfolgt meist über internationale Stellen wie Ecocert oder Control Union. HACCP und ISO 22000 sind im Aufbau, FairTrade wird in Pilotprojekten getestet. Für deutsche KMU im Biohandel oder mit Nachhaltigkeitsfokus bietet Georgien interessante Partnerschaften.

    Verschiedene Zertifikate in Georgien im Umlauf
    ZertifikatStatus in GeorgienBedeutung für Export
    EU-BioTeilweise vorhanden bei ExportbetriebenZugang zum Bio-Markt in der EU
    HACCPSelten, aber im AufbauLebensmittelsicherheit, wichtig für Großhandel
    ISO 22000Einzelne Betriebe zertifiziertInternationale Standards für Verarbeitung
    Fair TradeNoch kaum verbreitetPotenzial für soziale Markenpositionierung
    Quelle: Afnor Group 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Kleine Betriebe können sich die teuren Zertifizierungsverfahren oft nicht leisten. Kooperationen mit erfahrenen europäischen Partnern wie TeeGschwendner erleichtern den Zugang zu Siegeln und teilen die Kosten. Gleichzeitig ermöglichen Crowdfunding und Community-Modelle eine transparente Finanzierung und stärken das Vertrauen in zertifizierte Produkte. Wer sich vernetzt und digital denkt, schafft Marktzugang trotz begrenzter Mittel.

    Teepreise 2025: Herkunft hat ihren Preis

    Georgischer Tee ist kein Massenprodukt, was sich im Preis widerspiegelt. Hochwertige Sorten erzielen 8 bis 25  Euro pro 100 Gramm. Direktvermarkter wie TeeGschwendner oder oder Renegade Tea Estate zeigen: Wer Qualität bietet, kann auch mit fairen Preise rechnen. Die Preisbildung hängt ab von:

    • Handarbeit statt maschineller Produktion,
    • geringen Erntemengen,
    • Bio-Anbau ohne Pestizide,
    • Transportkosten aus abgelegenen Regionen und
    • Markenbildung und Storytelling ("Adoptiere deinen Teestrauch").

    Georgischer Tee – Perspektiven für deutsche KMU

    Im Teesektor bietet Georgien Beschaffungspotenzial für spezialisierte Anbiete, insbesondere im Bereich Bio, Premium und Direktvermarktung. Darüber hinaus können sich deutsche Unternehmen in Georgien entlang der Wertschöpfungskette einbringen, etwa durch Investitionen in Verarbeitungstechnik, Kooperationen mit Produzenten oder Beratung zu Bio-Zertifizierung und EU-konformer Produktion.

    Die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit oder das EU-Programm EU4Business unterstützen Schulungen und Zertifizierungen. Ansprechpartner für Investitionen ist die staatliche Agentur Invest in Georgia.

    Lieferchancen für deutsche Unternehmen bieten sich bei:

    • Maschinen für Trocknung, Sortierung, Verpackung,
    • Labortechnik für Qualitätskontrolle und Rückstandsanalyse,
    • Beratung zu Standards und Vermarktung sowie
    • Design und Markenentwicklung für Exportmärkte.

    Strategische Trends: Tee mit Zukunft

    Georgien denkt Tee neu. In den Regionen Gurien und Adscharien entstehen Teerouten für den Ökotourismus – ein Nebenzweig für KMU im Tourismus oder Eventbereich. Parallel wächst der Direktvertrieb über Shopify, Etsy und Amazon, was gute Ansätze für deutsche Händler mit digitalem Fokus eröffnet. Staatliche Förderprogramme wie das Georgian Tea Plantation Rehabilitation Program unterstützen die Rekultivierung alter Plantagen und verbessern die Exportlogistik. 

    SWOT-Analyse

    Georgien steht an einem Wendepunkt seiner agrarischen Entwicklung: Der traditionsreiche Teeanbau, einst ein bedeutender Wirtschaftszweig, erlebt eine stille Renaissance. Angesichts des wachsenden globalen Interesses an nachhaltigen, handverlesenen Teesorten bietet das Land ideale Voraussetzungen für eine Positionierung im Premiumsegment.

    S

    Stärken Strengths

    • Ideales Klima: Feucht-subtropisches Wetter in Westgeorgien (Gurien, Samegrelo, Adscharien) begünstigt pestizidfreien Anbau.
    • Historische Expertise: Teeanbau seit dem 19. Jahrhundert, Wiederbelebung alter Plantagen und Know-how.
    • Natürliche Qualität: Langsame Reifung der Blätter durch kühle Nächte sorgt für weniger Bitterstoffe und intensives Aroma.
    • Bio-Potenzial: Viele Flächen sind bereits pestizidfrei und eignen sich für Bio-Zertifizierung.
    • Kulturelle Identität: Tee ist tief in der georgischen Kultur verwurzelt – gute Storytelling-Möglichkeiten für Exportmarken.
    W

    Schwächen Weaknesses

    • Fragmentierte Produktion: Viele kleine Betriebe, wenig Skalierbarkeit und begrenzte Mechanisierung.
    • Fehlende Infrastruktur: Verarbeitungsanlagen und Logistik oft veraltet oder nicht EU-konform.
    • Markenbekanntheit: Georgischer Tee ist international wenig bekannt, trotz hoher Qualität.
    • Fachkräftemangel: Junge Generation wandert ab, Know-how droht verloren zu gehen.
    O

    Chancen Opportunities

    • Wachsender Bio-Markt in Europa: Nachfrage nach nachhaltigem, pestizidfreiem Tee steigt.
    • Tourismus & Teekultur: Teerouten und Verkostungen als Teil des Ökotourismus.
    • Private Label & Direktvertrieb: Kooperationen mit deutschen Händlern oder Online-Verkauf.
    • EU-Freihandelsabkommen (DCFTA): Zollfreier Export in die EU erleichtert Markteintritt.
    T

    Risiken Threats

    • Klimawandel: Wetterextreme verschlechtern Anbaubedingungen.
    • Wettbewerb aus Asien und Afrika: Billigproduzenten dominieren den Massenmarkt.
    • Politische Instabilität: Regionale Spannungen beeinträchtigen Export und Investitionen.
    • Fehlende Zertifizierungen: Ohne Bio- oder HACCP-Zertifikate erschwerter Zugang zum Premiumsegment.

    Von Katrin Kossorz | Bonn

  • Beratungsstellen, Branchenverbände und  Fachmessen in den Sparten Wein, Heidelbeeren und Tee

    ProduktKontaktmöglichkeitErläuterung
    Wein, Blaubeeren, TeeDeutsche Wirtschaftsvereinigung (DWV) Georgienunterstützt deutsche Unternehmen beim Markteinstieg in Georgien; bietet Netzwerkveranstaltungen, Marktanalysen, Beratung und Messevertretung
     Invest in Georgiainformiert Investoren über steuerliche Vorteile, zollfreien Zugang zum EU-Markt und konkrete Agrarprojekte; erleichtert den Einstieg mit Standortanalysen, Projektvorschlägen und Kontakten zu lokalen Partnern.
     BIOFACHFachmesse für Bio-Lebensmittel in Nürnberg; nächster Termin: 10. bis 13. Februar 2026
    WeinProWeinFachmesse für Wein und Spirituosen in Düsseldorf; nächster Termin: 15. bis 17. März 2026
     WinExpo GeorgiaFachmesse für Wein und Spirituosen in Tiflis; Anfang Juni 2026 - genauer Termin steht noch nicht fest
     Georgian Wine Association (GWA)zentraler Fachverband für Winzer; fördert Qualität, Export und internationale Sichtbarkeit; vermittelt Kontakte zu etablierten Winzern, bietet umfangreiche Produzentenprofile und Exportinfos
     National Wine Agency ist dem Landwirtschaftsministerium zugeordnet; bietet umfangreiche Produzentenprofile und Exportinfos; vermittelt Kontakte zu kleineren Weinbetrieben; zuständig für die Zertifizierung und Qualitätskontrolle von Wein, den Schutz geografischer Herkunftsangaben sowie die Exportförderung; unterstützt traditionelle Herstellungsverfahren und die Zusammenarbeit zwischen Winzern und Exportpartnern weltweit
     International Organization of Vine and Wine  (OIV)internationale Organisation, die Standards für Weinbau und Önologie entwickelt, weltweit Daten zur Weinproduktion sammelt und Mitgliedsstaaten in weinpolitischen Fragen berät; Veröffentlichung jährlicher Berichte zu Konsum, Export und Rebsorten
    BlaubeerenGeorgischer Heidelbeerverband (Georgia Blueberry Growers Association)vernetzt Produzenten, Exporteure und Investoren; fördert Qualitätsstandards wie GlobalG.A.P. sowie Schulungen im Anbau; unterstützt Export durch Marktinformationen, Messeauftritte; ist Interessenvertretung gegenüber Staat und Handel
     FRUIT LOGISTICA Weltleitmesse der Frischfruchtbranche in Berlin; nächster Termin: 4. bis 6. Februar 2026
    Tee bisher keine zentrale Branchenvertretung für Tee, DWV kann unterstützenunterstützt bei Kontaktaufnahme zu Teeproduzenten
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