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Viel privates Engagement in Nordafrikas Nahrungsmittelsektor
Insbesondere Marokko zeigt sich dynamisch. In Ägypten gibt es Verbesserungen in der Getreidewirtschaft. (Stand: 01.08.2025)
Von Verena Matschoß, Ullrich Umann, Marcus Knupp | Tunis, Casablanca, Berlin
Algerien will neue Projekte mit chinesischen Firmen umsetzen
Am 15. April 2025 wurde ein algerisch-chinesisches Großprojekt vorgestellt. Die Unternehmen Global Agrifood aus Algerien und CRCCI aus China planen, gemeinsam Landwirtschafts- und Viehzuchtaktivitäten im Süden Algeriens aufzubauen. Im Einklang mit der nationalen Ernährungssicherheitsstrategie unterzeichnete das staatliche Unternehmen Agrolog zudem einen Vertrag mit CRCCI für ein Geflügelzuchtprojekt.
Am 5. Mai 2025 haben Sonelgaz und Cevital eine Partnerschaft geschlossen, um den Anbau von Zuckerrüben in der Wilaya Ghardaïa zu fördern. Ziel ist es, die heimische Zuckerproduktion zu stärken und die Importabhängigkeit zu verringern.
IFFCO-Gruppe aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in Tunesien
Am 4. Juli 2025 war das emiratische Unternehmen IFFCO zu Besuch in Tunesien, um eine Ausweitung der Investitionen in den Bereichen Olivenöl und Agroindustrie zu besprechen. IFFCO ist ein multinationaler Agrar- und Lebensmittelunternehmen, das bereits mit den Tochtergesellschaften Cogia SA (Olivenöl), SDA Zitouna (Olivenöl) und L'Appétissante (Keksproduktion) in Tunesien präsent ist.
In Marokkos Agrarindustrie überwiegen private Investitionen
Private Investitionen spielen weiterhin die entscheidende Rolle bei der Modernisierung und für das Wachstum der marokkanischen Agrarwirtschaft sowie der nachgeordneten Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Für 2025 zeichnen sich mehrere Projekte ab.
Erzeugung von Weißzucker wird verdoppelt
Cosumar, der einzige große Zuckerproduzent in der Agrarwirtschaft des Landes, verfolgt ehrgeizige Pläne für die Erntesaison 2025 bis 2026. Das Projekt umfasst eine massive Ausweitung der Anbauflächen um 71 Prozent auf 68.500 Hektar, mit dem Ziel, die lokale Weißzuckerproduktion auf 600.000 Tonnen zu verdoppeln. Der Investitionsschwerpunkt liegt auf Spitzentechnologien wie das Internet der Dinge (IoT) und Präzisionsbewässerung. Diese Technologien haben bereits zu einer erheblichen Reduzierung des Wasser- (bis zu 55 Prozent) und Düngemittelverbrauchs (30 Prozent) geführt und steigern so die Wettbewerbsfähigkeit.
Käsehersteller setzt auf Klimaneutralität
Auch Fromageries Bel Maroc, ein wichtiger Akteur im Milchsektor, setzt seine Investitionen in Nachhaltigkeit und Modernisierung fort. Ziel ist die Erreichung der Klimaneutralität für alle Fabriken der Gruppe bis Jahresende 2025, wobei das Werk in Tanger bereits im Februar 2024 durch die Installation eines neuen Biomassekessels zum ersten klimaneutralen Standort der globalen Bel-Gruppe wurde. Neben der Dekarbonisierung werden die Partnerschaften mit lokalen Milchproduzenten fortgesetzt, um eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Lieferkette zu sichern.
Moderne Verpackungen verbessern Rentabilität der Agrarexporte
Ein weiteres strategisches Projekt ist der Bau einer achten Produktionseinheit von Gharb Papier et Carton (GPC) im Agrarcluster (marokkanische Bezeichnung lautet Agropole) am Standort Meknès - ein Beispiel für die Integration der Wertschöpfungskette, die die Lebensmittelverarbeitung direkt unterstützt. Diese Investition von 18 Millionen Euro wurde im Oktober 2024 angekündigt und wird 2025 umgesetzt. Die neue Anlage wird mit einer hochauflösenden 7-Farben-Drucktechnologie ausgestattet, einer Premiere in Marokko. Durch die lokale Produktion von hochwertigen Verpackungen wird die Wettbewerbsfähigkeit der Lebensmittelexporte gestärkt, da Branding und der mechanische Schutz der Produkte verbessert und die Kosten für importierte Verpackungen reduziert werden.
Start-ups dynamisieren den Agrar- und Lebensmittelsektor
In der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie entwickelt sich eine lebendige Start-up-Szene. Unternehmen wie YoLa Fresh, ein B2B-Marktplatz, der 7 Millionen Euro an Finanzierung einsammeln konnte, zeigen das wachsende Vertrauen privater Investoren. Andere Start-ups wie Jodoor (Landwirtschaft in kontrollierten Umgebungen) oder Biodome (Abfallverwertung) entwickeln innovative Lösungen für die dringendsten Probleme des Sektors. Inkubator und Förderplattformen wie zum Beispiel AgriYoung Innovate, eine Partnerschaft zwischen der Regierung, der Mohammed VI Polytechnischen Universität (UM6P) und der Weltbank, fördern gezielt junge Talente und helfen ihnen, frische Ideen auf den Markt zu bringen.
Bessere Logistik für geringere Verluste in Ägypten
Die Verringerung von Verlusten in der ägyptischen Getreidewirtschaft ist das Ziel des landesweiten Food Resilience Project. Mit umfangreicher Förderung durch die Europäische Union und die Weltbank soll insbesondere die Lagerhaltung und die Logistik für Getreide verbessert werden. Im März 2025 haben sich Ägypten und die Europäische Kommission auf eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 90 Millionen Euro durch die Europäische Investitionsbank (EIB) geeinigt.
Im Rahmen des Strategic Warehouse Project errichtet das Ministry of Supply and Internal Trade (MSIT) mehrere Lagerhauskomplexe in zwei Phasen. Die erste Phase umfasst Einrichtungen in Sharkia, Suez, Fayoum und Luxor, in der zweiten Phase folgen Giza, Kafr El-Sheikh und Ismailia. Das gesamte Investitionsvolumen beträgt nach Angaben von MEED Projects 360 Millionen US$. Mehrere Anlagen sind derzeit im Bau, der Abschluss der Arbeiten ist für Dezember 2028 vorgesehen.
Unabhängig davon hat das MSIT im Mai 2025 angekündigt, die Lagerkapazitäten für Speiseöl im Hafen von Alexandria von derzeit 75.000 Tonnen auf 150.000 Tonnen zu verdoppeln. Die Verfügbarkeit importierter Pflanzenöle soll so für die ägyptische Nahrungsmittelwirtschaft verbessert werden.
Beeren im Export
Ägypten reiht sich unter die wichtigen Produzenten und Exporteure von Beeren ein. Der überwiegende Bewässerungsfeldbau bietet hierzu gute Voraussetzungen. Nach Informationen des Branchenverbandes International Blueberry Organization ist die Anbaufläche noch gering (80 Hektar), aber viele Produzenten experimentieren mit dem Anbau und Export von Blaubeeren. Wettbewerber beobachten die Entwicklung demnach aufmerksam, nachdem Ägypten seine Erdbeerkulturen sehr rasch ausgedehnt hat.
Wichtigstes Abnehmerland für beide Sorten ist das Vereinigte Königreich. Bei Erdbeeren liegt Deutschland mit einem Anteil von circa 10 Prozent auf dem dritten Rang. Ägypten genießt hier einen strategischen klimatischen Vorteil für Lieferungen von November bis März. Zwischen Juli 2024 und April 2025 wurden 3.690 Tonnen frischer Erdbeeren aus Ägypten nach Deutschland geliefert.