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Wieder mehr Projekte in der Nahrungsmittelverarbeitung
In Westafrika fließen Investitionen verstärkt in die Verarbeitung von Zucker, Erdnüssen, Kakao, Kaffee und Fisch. (Stand: 01.08.2025)
Von Corinna Päffgen, Fausi Najjar | Accra, Abidjan
Ghana: Investitionen in Zuckerverarbeitung
Die nigerianische Dangote Gruppe hat Pläne zur Errichtung einer Zuckerraffinerie in Kwame-Danso in der ghanaischen Region Bono verkündet. Die Anlage soll tägliche 12.000 Tonnen Zuckerrohr verarbeiten können, der auf 25.000 Hektar Ackerland angebaut wird. Geplante Produkte sind raffinierter Zucker, Melasse und Ethanol. Damit wird Ghanas Importabhängigkeit bei Zucker verringert. Die jährlichen Einfuhren für Zucker belaufen sich auf rund 160 Millionen US-Dollar (US$).
Lokale Geflügelproduktion soll gesteigert werden
Fast 90 Prozent des in Ghana konsumierten Geflügelfleisches wird importiert. Nun plant die Regierung, 25 Prozent der Geflügel-Importe (etwa 100.000 Tonnen) durch lokale Produktion zu ersetzen. Die oft tiefgekühlte Ware stammt aus der EU, den USA und Brasilien und ist in der Regel billiger als das lokal produzierte Fleisch. Zur Umsetzung des Vorhabens wären neben 220.000 Tonnen Futtermittel Investitionen in die Schaffung von entsprechenden Verarbeitungsanlagen notwendig. Noch ist die Finanzierung der Pläne unklar. Ebenfalls erforderlich und derzeit diskutiert sind politische Maßnahmen wie die schrittweise Begrenzung von Geflügelimporten.
Kakaosektor erwartet Rekord-Ernte für Saison 2025/2026
Im wichtigen Kakaosektor stehen die Zeichen auf Erholung. Für die kommende Saison erwarten Kakaobauern eine Rekordernte. Mehr als 900.000 Tonnen werden erwartet, der bisherige Rekord liegt bei 1 Million Tonnen. Die Auswirkungen des Klimawandels, Baumkrankheiten und der Zerstörung von Anbaufläche durch illegale Bergbauaktivitäten haben in den vergangenen Jahren zu rückläufigen Produktionszahlen geführt.
Nigeria: Unternehmen bauen Geschäft bei Erdnüssen und Aquakultur aus
Das Unternehmen Arjena Foods stärkt die Wertschöpfungskette von Erdnüssen mit einer neuen Verarbeitungsanlage im Bundesstaat Kano in Nordnigeria. Unterstützung kommt von der britischen Entwicklungsorganisation Foreign, Commonwealth and Development Office (FCDO). Lokal produzierte Erdnüsse werden in der Fabrik gereinigt und zu beschichteten Erdnuss-Snacks verarbeitet, die unter der Marke Nutzy vertrieben werden. Zu dieser Marke gehören Nutzy Peanut Butter, Crispy Coconut Peanut Snacks, Peanut Paste, Roasted Peanuts und Caramelized Peanuts.
Im Rahmen einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft zwischen der Regierung des Bundesstaates Lagos und dem Unternehmen Dula Agro-Services wird ein neues Aquakulturzentrum, das Lagos Aquaculture Centre of Excellence (LACE), in Epe errichtet. Rund 6,2 Millionen US$ fließen in das Projekt, das eine Brüterei, Mastanlagen und Verarbeitungsanlagen sowie eine Fischfuttermühle vorsieht. Geplant ist die Produktion von 50 Millionen Fingerlingen, 2.000 Tonnen verzehrfertiger Fisch, 20.000 Tonnen verarbeiteter Fisch und 24.000 Tonnen Fischfutter. Vorgesehen ist daneben ein Forschungs- und Ausbildungszentrum, in dem bis zu 5.000 Fischzüchter geschult werden sollen. Neben der heimischen Produktion importiert Nigeria mehr als 700.000 Tonnen Fisch pro Jahr.
Digitale Agrartechnologien gewinnen in Westafrika an Bedeutung
In Ländern wie Côte d’Ivoire, Senegal und Kamerun setzen Start-ups und internationale Partner auf digitale Lösungen; etwa beim Smart Farming, Zahlungsdiensten und Beratung. In Côte d’Ivoire bietet WeFly Agri Drohnenlösungen zur Überwachung von Kakaoplantagen, die bereits von über 1.500 Betrieben genutzt werden. In Senegal versorgt SENAGRI Landwirte per App mit Wetterdaten, Saatgutberatung und Marktinfos. In Kamerun erkennt Agrix Tech Pflanzenkrankheiten per Smartphone-Kamera.
Mehr Lokales für die Getränkeindustrie
In Côte d’Ivoire, Senegal und Benin setzen Getränkehersteller auf regionale Zutaten, Nachhaltigkeit und moderne Technik. Die ivorische Firma Oléa Boissons kündigte im Juni 2025 den Bau einer solarbetriebenen Abfüllanlage in Bouaké an. Geschäftsführer Koffi Yao sagte gegenüber Fraternité Matin: „Wir wollen zeigen, dass Innovation und Umweltschutz Hand in Hand gehen.“ Auch der Fruchtsafthersteller Sunu Jus aus Senegal investiert in Produktionslinien zur Verarbeitung heimischer Früchte.
Aufschwung beim Kaffee in Guinea
Guinea erlebt eine Wiederbelebung seines Kaffeesektors. Zwischen 2020 und 2025 hat sich die Produktion mehr als verdoppelt. Besonders der Robusta-Kaffee gewinnt an Bedeutung. Guinea setzt mit internationalen Partnern auf Kooperativen, Schulungen für Kleinbauern und den Aufbau einer lokalen Verarbeitung. Trotz dieser Fortschritte bleibt der Sektor mit strukturellen Problemen konfrontiert. Wie in vielen Ländern der Region erhalten guineische Kaffeebauern oft nur 8 bis13 Prozent des Endverkaufspreises.
Côte d’Ivoire mit neuen Investitionen in den Kakaosektor
Die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Banque Nationale d’Investissement (BNI) haben im Mai 2025 über 100 Millionen Euro für Investitionen in den Sektor bereitgestellt. Die Mittel fließen an Unternehmen, die Umwelt- und Sozialstandards einhalten. Die Regierung fördert den Ausbau der Kakaoverarbeitung. Beispielhaft ist die neue Fabrik Transcao-CI in Akoupé-Zeudji mit einer Jahreskapazität von 100.000 Tonnen. Sie gehört dem staatlichen Regulierer CCC und ist Teil der Industrialisierungsstrategie. Ziel ist, mindestens 50 Prozent der Produktion im Land zu verarbeiten. Aktuell sind es rund 35 bis 40 Prozent.
Multinationale Konzerne investieren in den nachhaltigen Kakaoanbau: Barry Callebaut und Nestlé starteten im April 2025 ein sozial und ökologisch nachhaltiges Forstprojekt (11.500 Hektar), von dem über 6.000 Kakaobauern betroffen sind. Nestlé erweitert in diesem Zusammenhang das Income Accelerator Programm, das laut KIT-Institut die Einkommen der teilnehmenden Haushalte um 15 Prozent gesteigert hat. Trotz der Maßnahmen gibt es weiterhin strukturelle Ungleichheiten: Multinationale Konzerne dominieren die Wertschöpfung, während Bauern nur einen kleinen Teil des Endpreises erhalten. Ohne faire Preise und politische Reformen droht dem Sektor langfristig Instabilität.