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Branchen | Indien | Farben, Lacke

Auf dem indischen Markt für Farben geht es bunt zu

Die Nachfrage nach Farben und Lacken steigt. Die Hersteller erweitern deshalb ihre Produktionskapazitäten. Dadurch wird sich der bereits intensive Wettbewerb weiter verschärfen.

Von Florian Wenke | Mumbai

Der indische Markt für Farben und Lacke ist zwischen 8 und 9 Milliarden US-Dollar (US$) groß. Laut Zahlen des Informationsanbieters Mordor Intelligence soll er von 8,8 Milliarden US$ im Jahr 2023 auf 13,6 Milliarden US$ im Jahr 2028 anwachsen. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 9,4 Prozent. Andere Prognosen sind noch optimistischer und sagen 18,9 Milliarden US$ bis 2027 voraus.

Eine Handvoll Unternehmen dominiert den Markt

Der Markt ist durch einen – im Vergleich zu anderen indischen Branchen – hohen Formalisierungsgrad gekennzeichnet. Rund 70 Prozent des Gesamtmarktes wird durch Unternehmen aus dem formellen Sektor bedient. Die Marktstruktur ist oligopolistisch, nur wenige Unternehmen dominieren das Angebot. Zu den Giganten gehören Asian Paints, Berger Paints, Kansai Nerolac Paints und Azko Nobel Paints. Zusammen vertreiben sie rund zwei Drittel des gesamten Angebots. 

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Asian Paints und Berger Paints sind rein indische Firmen. Laut der World Paint and Coatings Industry Association lag Asian Paints 2022 mit einem Umsatz von 3,6 Milliarden US$ weltweit auf Rang 10 und verfügt damit auch international über Gewicht. Kansai Nerolac Paints und Azko Nobel Paints gehören zu Konzernen aus Japan beziehungsweise den Niederlanden.

Die Platzhirsche verfügen über ein umfassendes Netzwerk an Verkaufsstellen. Zudem binden sie die Kunden stark an die Marken, was auf die hohen Marketingausgaben der großen Unternehmen zurückzuführen ist. Aufgrund der komplizierten Branchenstruktur ist es für neue Anbieter von Farben und Lacken schwer, Marktanteile zu gewinnen.

Dennoch versuchen derzeit auch andere Marktteilnehmer, Fuß zu fassen. Dazu gehören vor allem Grasim Industries, JSW Paints und Pidilite. Die beiden erstgenannten Unternehmen sind Ableger von indischen Industriekonglomeraten und verfügen über beträchtliche finanzielle Mittel für den Kampf um Kunden.   

Neue Produktionskapazitäten entstehen

Expertenangaben zufolge hat die Brache derzeit Fertigungskapazitäten im Umfang von 12,5 Millionen Kilolitern. In den kommenden drei Jahren steht eine Zunahme um 2,5 Millionen Kiloliter im Raum. 

Analysten schätzen die Kapazitätsauslastung bei Asian Paints auf 70 bis 75 Prozent. Diese Werte liegen eigentlich unterhalb des Bereiches, in dem Unternehmen Investitionen in zusätzliche Kapazitäten tätigen. Dennoch will der indische Marktführer für Farben und Lacke seine Produktion vergrößern. Branchenbeobachter prognostizieren, dass Asian Paints seine Herstellungskapazitäten in den kommenden sechs bis sieben Jahren von derzeit 1,7 Millionen Kilolitern auf 2,7 Millionen Kiloliter ausweiten wird. Dafür investiert das Unternehmen geschätzt 648 Millionen US$ (Umrechnungskurs laut Federal Reserve Bank vom 24. November 2023: 1 US$ = 83,34 indische Rupien). 

Asian Paints setzt auch auf den Neubau von Produktionsanlagen. Investitionen in vorgelagerte Produktionseinheiten sind ebenfalls geplant, damit die Versorgung mit Grundstoffen weniger anfällig für Lieferkettenstörungen wird. Dafür stehen Mittel im Umfang von circa 306 Millionen US$ bereit. Berger Paints will ebenfalls mehr produzieren. Das Unternehmen plant, das mögliche Produktionsvolumen von 0,6 Millionen Kilolitern auf 1,1 Millionen Kiloliter zu steigern. Kansai Nerolac beabsichtigt eine Expansion der Herstellungskapazität von 0,6 Millionen Kilolitern auf 1,5 Millionen Kiloliter. 

Zusätzliche Mengen werden den Wettbewerb weiter verschärfen, weil die bereits bestehenden Gesamtkapazitäten nicht voll ausgelastet sind.

Für deutsche Zulieferer und Maschinenbauer entstehen Chancen

Wasserbasierte Farben, Emulsionsfarben und hochwertige Farben und Lacke gelten in der Branche als Wachstumsbereiche, in die vor allem investiert wird. Für deutsche Unternehmen ergeben sich hier Möglichkeiten, als Zulieferbetriebe zu profitieren. Geschäftschancen existieren darüber hinaus für Maschinen- und Anlagenbauer, die entsprechende Geräte für die Farb- und Lackproduktion herstellen. Die hohen Marketingausgaben der Unternehmen könnten zudem für Werbeagenturen von Interesse sein. 

Branche wird weiter wachsen

Laut Analyseunternehmen CareEdge Ratings werden die Produktionsmengen im Finanzjahr 2023/2024 (1. April bis 31. März) wohl um 5 bis 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Grund dafür sind positive Entwicklungen in wichtigen heimischen Abnehmerbranchen. Laut Experten entfallen 70 bis 75 Prozent der Nachfrage in Indien auf Gebäudeanstriche und der restliche Anteil auf die Industrie. 

Für Gebäudeanstriche ist insbesondere der anhaltende Bauboom in Indien von Vorteil. Die wachsende Bevölkerung wird den Bedarf an neuen Gebäuden und damit auch an Anstrichfarben ansteigen lassen. In Indien entfallen etwa 20 Prozent der Nachfrage nach Gebäudeanstrichen auf Neubauten, die verbleibenden 80 Prozent auf Farben zum Renovieren und Überstreichen. 

Experten merken an, dass sich die Zyklen für das Überstreichen verkürzen. Für lange Zeit war die Periode alle acht bis zehn Jahre, nun verkürzen sich die Zeiträume auf vier bis fünf Jahre. Für diese Entwicklung spielen die steigenden Einkommen eine wichtige Rolle. Sie sind auch ein Grund dafür, dass Konsumenten zunehmend höherwertige und damit teurere Farben kaufen.   

Aus der Industrie sorgt besonders die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bessere Lage der Automobilbranche für positive Nachfrageimpulse. Hier bleiben langfristige Wachstumstrends bestehen.

In Indien ist es wichtig, die richtigen Ansprechpartner zu kennen. Netzwerke sind essenziell. 

Kontakte
BezeichnungAnmerkung
Ministry of Chemicals and Fertilizers; Department of Chemicals and PetrochemicalsZuständiges Fachministerium und -abteilung
Indian Paint Association (IPA)Fachverband
Indian Paint and Coating Association (IPCA)Fachverband
India Small Scale Paint Association (ISSPA)Fachverband
Paints and Coatings Skill Councilgemeinnütziges Unternehmen zur Ausbildung von Fachkräften
Chemical WeeklyFachmagazin
Paint IndiaFachmesse, vom 22. bis 24. Februar 2024 in Mumbai

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