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Branchenanalyse | Indien | Bauwirtschaft

Indiens Bausektor setzt vor allem auf Infrastruktur

Indiens Regierung kennt die Bedeutung des Infrastruktursektors für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Entsprechend hoch fallen die jährlichen staatlichen Investitionen aus. (Stand: September 2025)

Von Werner Kemper | New Delhi

Ausblick der Bauwirtschaft in Indien

Bewertung:

 

  • Die indische Bauwirtschaft soll in den kommenden zwölf Monaten um knapp 9 Prozent wachsen.
  • Getragen wird sie vor allem durch staatliche Investitionen im Infrastruktursektor, aber auch der Wohnungs- und Gewerbebau boomt.
  • Nachhaltigkeit im Bausektor ist ein Faktor, der immer wichtiger wird. Die Regierung fördert Energieeffizienz.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: September 2025

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Indiens Bauvolumen wächst stark. Im Immobiliensektor werden immer mehr hochpreisige Wohnungen nachgefragt.

    Indiens Bausektor ist der drittgrößte weltweit. Bis 2046 wird die Hälfte der Bevölkerung in urbanen Zentren leben, was dem Sektor einen weiteren Schub geben wird. Die Bauindustrie zählt bereits jetzt zu den Schlüsselsektoren der indischen Wirtschaft. Im Jahr 2023 lag ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt bei 8,6 Prozent. Direkt sind etwa 50 Millionen Menschen beschäftigt. 

    Bauvolumen soll bis 2030 Billionen-Marke erreichen

    Das Bauvolumen dürfte im Finanzjahr 2024/2025 (1. April bis 31. März) um 7,1 Prozent gestiegen sein. Bis 2029 soll es jährlich um 8,8 Prozent zulegen. Bis 2030 wird das Volumen auf bis zu 1 Billion US-Dollar (US$) steigen, so die Prognose von Invest India.

    Das Wachstum der Branche wird auch durch Investitionen im Rahmen des Budgets für 2025/2026 unterstützt. Der Haushalt sieht Gesamtausgaben in Höhe von umgerechnet etwa 603 Milliarden US$ vor.

    Das Wachstum wird auch durch das Ministerium für ländliche Entwicklung vorangetrieben. In dessen Rahmen sollen bis März 2029 fast 50 Millionen Wohnungen im Land gebaut werden. Mitte März 2025 sicherte sich das indische Bauunternehmen Larsen & Toubro seinen bisher größten Wohnungsbauauftrag von der indischen Brigade Group. Der Auftrag hat einen prognostizierten Wert zwischen 297,3 Millionen und 594,6 Millionen US$. Das Projekt umfasst den Bau von hochwertigen Wohn- und Geschäftstürmen in Hyderabad und Chennai. 

    Der Gewerbebau wird 2025 schätzungsweise einen Umsatz von 66,6 Milliarden US$ erreichen. Angefeuert vom Bau von Büroflächen in Ballungsräumen soll er zwischen 2025 bis 2030 jährlich um 6 Prozent wachsen.

    Die Stimmung in der Baubranche ist dennoch gemischt: Zwar sorgen die höheren Investitionen vor allem im Infrastruktursektor für eine gute Auftragslage. Allerdings haben die Unternehmen mit steigenden Preisen für Energie und Baustoffe wie Zement und Stahl zu kämpfen. Auch die Anschaffungskosten für Baumaschinen sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Trotzdem konnten die führenden Bau- und Infrastrukturkonzerne ihre Umsätze im Geschäftsjahr 2024/2025 erneut steigern.

    Neubau von Wohnimmobilien erreicht Rekordhoch

    Das anhaltende Nachfragewachstum beschleunigt die Entwicklungsaktivitäten auf dem Wohnungsmarkt. Laut dem Immobilienberater Knight Frank wurden allein im 2. Halbjahr 2024 in den acht wichtigsten Städten Indiens 189.535 Wohneinheiten auf den Markt gebracht – ein Wachstum von 6,9 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Auf Jahresbasis erreichte die Gesamteinführung von Wohnimmobilien 2024 einen Zuwachs von 6,3 Prozent im Vergleich zu 2023 mit 372.936 Einheiten. Das entspricht dem höchsten Jahresvolumen seit elf Jahren.

    Dieser Trend setzt sich 2025 fort. Laut dem Immobilienberater Anarock planen die elf größten börsennotierten indischen Entwickler in den kommenden Jahren die Einführung eines neuen Angebots von 23,5 Millionen Quadratmetern Wohnfläche in mehreren Städten. 

    Der Bundesstaat Maharashtra baut vor allem in Pune und Mumbai WohnungenAnzahl der neu hinzugekommenen Wohneinheiten für ausgewählte Städte; Veränderung in Prozent
    Stadt

    Neue Wohneinheiten 2024

    Veränderung 2024/2023

    Mumbai

    96.470

    4

    Nationale Hauptstadtregion (Delhi NCR)

    60.699

    -3

    Pune

    59.548

    40

    Bangalore

    56.014

    10

    Hyderabad

    44.013

    -6

    Ahmedabad

    22.043

    -2

    Chennai

    17.431

    7

    Kalkutta

    16.718

    6

    Quelle: Knight Frank 2025

    Seit 2022 übersteigt das Angebot an neuen Wohneinheiten durchweg die Verkäufe. Das führt zu einer Anhäufung unverkaufter Bestände, die laut Knight Frank im 1. Halbjahr 2024 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 5 Prozent gestiegen ist. Die Verkaufsgeschwindigkeit ist ein kritischer Faktor bei der Beurteilung der Marktgesundheit. Die Kennzahl Quarters to Sell (QTS) misst die Zeit, die erforderlich ist, um vorhandene Bestände auf der Grundlage der Verkäufe der letzten acht Quartale abzubauen. 

    Obwohl die steigenden Bestände Anlass zur Sorge geben können, deuten die QTS in Indien auf eine Marktverbesserung hin. Trotz höherer Lagerbestände ist die Kennzahl in den acht wichtigsten Städten von 9,5 Quartalen im 1. Halbjahr 2021 auf 5,8 Quartale im 2. Halbjahr 2024 gesunken. Das spiegelt eine Stärkung der Fundamentaldaten wider.

    Verschiebung der Präferenzen

    Bauherren priorisieren weiterhin das Luxussegment – die am schnellsten wachsende Kategorie. Wohneinheiten mit einem Preis von über circa 118.000 US$ machten 46 Prozent des Gesamtumsatzes im Jahr 2024 aus. Das entsprach einem Anstieg von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr und stellte sich in der 2. Jahreshälfte 2024 als Haupttreiber des Gesamtmarktwachstums heraus. 

    Im Gegensatz dazu ging die Nachfrage bei Wohnungen zwischen 59.200 und 118.000 US$ sowie unter 59.200 US$ zurück, da die Käufer zunehmend höherwertigen Immobilien Vorrang einräumten. Das verschärft den anhaltenden Mangel an erschwinglichem Wohnraum und ist eine kritische Herausforderung, insbesondere für Erstkäufer im mittleren und unteren Einkommenssegment. Das geschätzte Defizit von bezahlbaren Wohneinheiten beträgt in Indien mehr als 10 Millionen.

    Mit Blick auf die Zukunft erwarten Branchenexperten, dass die Nachfrage nach Wohnraum robust bleiben wird. Insbesondere das Luxussegment wird angetrieben von steigenden Einkommen und wachsendem Verbrauchervertrauen. "Indien erlebt einen Anstieg der vermögenden Privatpersonen, unterstützt durch eine schnell wachsende Wirtschaft und steigende Einkommen. Darüber hinaus betrachten nicht-ansässige Inder indische Immobilien zunehmend als attraktive Investitionsmöglichkeit", heißt es im Outlook-Bericht 2025 des Immobilienberaters Cushman & Wakefield.

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Hochbau: Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Damit Indien seine ehrgeizigen Klimaschutzziele erreichen kann, muss der Spagat zwischen zunehmender Nachfrage nach Wohnraum und der Reduktion des Energieverbrauchs gelingen.

    Bis 2070 will Indien klimaneutral sein. Um das Netto-Null-Ziel zu erreichen will Indien in den kommenden Jahren unter anderem auch Maßnahmen ergreifen, um den Energieverbrauch von Gebäuden von der wachsenden Anzahl an neuen Wohnungen zu entkoppeln. Derzeit entfallen etwa 40 Prozent des städtischen Energieverbrauchs auf den Sektor. Die Internationale Energieagentur IEA schätzt, dass sich der Stromverbrauch von Wohngebäuden in den Städten bis 2050 verdreifachen dürfte.

    Gebäudesektor bietet Einsparungspotenzial

    Der Anteil von Gebäuden an den gesamten CO2-Emissionen in Indien liegt bei 32 Prozent. Bis 2050 soll sich der CO2-Ausstoß von Gebäuden im Vergleich zu 2005 versiebenfachen. Vor allem Klimaanlagen treiben den Energieverbrauch im Gebäudesektor in die Höhe. So soll sich bis 2038 der Anteil der klimatisierten Wohnfläche auf 40 Prozent vervierfachen.

    Sich nur auf den CO2-Ausstoß bestehender Gebäude zu konzentrieren, wird aber nicht ausreichen. Schätzungen zufolge entfallen zwischen 50 und 70 Prozent der Emissionen auf die Zeit, bevor das Gebäude fertig ist. Etwa 85 bis 90 Prozent davon gehen auf das Konto der Herstellung der benötigten Materialien, 7 bis 10 Prozent auf Transport der Materialien und weitere 3 bis 5 Prozent auf die Errichtung des Gebäudes.

    Das wahre Einsparpotenzial Indiens beim CO2-Ausstoß liegt in der noch nicht existenten Infrastruktur: Schätzungen zufolge müssen etwa 70 Prozent der urbanen Versorgungseinrichtungen bis 2030 erst noch errichtet werden. Dazu zählen Trinkwasserversorgungs- und Sanitäranlagen, Abwassersysteme, Strom- und Gasverteilung, urbaner Transport und primäre Gesundheitsdienste. 

    Gesetzgeber fordert und fördert nachhaltiges Bauen

    Mit dem 2017 verabschiedeten Energy Conservation Building Code (ECBC) will Indien den Energieverbrauch von gewerblichen und öffentlichen Neubauten bis 2030 um bis zu 50 Prozent gegenüber 2017 reduzieren. Dadurch ließen sich bis zu 250 Millionen Tonnen CO2 einsparen, so die Berechnung des Bureau of Energy Efficiency (BEE). 

    Für Wohngebäude ab einer angeschlossenen Leistung von 100 Kilowatt gilt seit 2018 der ECBC-Residential-Kodex. Laut BEE verbrauchen die nach ECBC-Vorschriften errichteten Bauten zwischen 17 und 42 Prozent weniger Energie. Über ihr National Building Energy Efficiency Programme fördert die Regierung die energetische Sanierung öffentlicher Bestandsbauten.

    Mit dem Green Rating for Integrated Habitat Assessment (GRIHA) gibt es seit 2007 ein staatlich anerkanntes Effizienzlabel für Gebäude. GRIHA ist ein Bewertungssystem für umweltfreundliche Gebäude, das vom The Energy and Resources Institute entwickelt und vom Ministerium für Neue und Erneuerbare Energien unterstützt wird. GRIHA verwendet ein sternenbasiertes Bewertungssystem. Fünf Sterne zeigen die höchste Zertifizierungsstufe an. Basierend auf der Anzahl der Punkte, die ein Projekt erreicht, indem es verschiedene Kriterien in Bezug auf Energie- und Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und andere Nachhaltigkeitsaspekte erfüllt, werden verschiedene Zertifizierungsstufen vergeben. Die Zahl der tatsächlich bewerteten Gebäude ist im Vergleich zu den registrierten Gebäuden noch gering. Allmählich wird eine Zunahme deutlich.

    Bei der Anzahl der Zertifizierungen von Gebäuden nach LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) des US Green Building Council lag Indien 2024 auf Rang drei hinter China und Kanada. Inzwischen sind indienweit über 2.200 Gebäude mit einer Gesamtfläche von über 212 Millionen Quadratmetern nach LEED zertifiziert. 

    Das Indian Green Building Council zertifizierte Stand 2024 bereits 3.080 Gebäude nach ihrem eigenen Standard. Insgesamt gibt es in Indien eine beträchtliche Anzahl von grünen Gebäuden, was die wachsende Bedeutung nachhaltiger Baupraktiken widerspiegelt.

    Indische Baubranche ist sehr preissensibel

    Um die Klimaschutzziele zu erreichen, muss Indien das Einsparpotenzial im Gebäudesektor viel stärker aktivieren als bisher. Mit jeder Verschärfung der energetischen Bauvorschriften eröffnen sich wachsende Geschäftschancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Bausektor. Zwar sind sich Branchenunternehmen und zum Teil auch die Kunden – vor allem bei gewerblichen und öffentlichen Bauten – der Thematik bewusst. Die Preissensibilität ist im Bausektor allerdings auch sehr ausgeprägt und Bauherren werden eher selten über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen.

    Bei Gewerbebauten kann die Aussicht auf einen potenziellen Imagegewinn für das Unternehmen durch eine grüne Fabrik oder Bürohaus die Preissensibilität aushebeln. Bei Wohngebäuden hingegen ist die Priorität in der Regel nicht Energieeffizienz, sondern Kostensenkung. Im Hochpreissegment liegt der Fokus zudem auf Annehmlichkeiten wie einem Swimmingpool, was eher konträr zu den Klimazielen steht. Mit dem Argument einer langfristigen Energiekosteneinsparung durch den Einsatz effizienter Baumaterialien kann ein Hersteller oft nicht punkten, da die meisten indischen Bauherren eher kurzfristige Finanzierungshorizonte anpeilen.

    Bewusstsein für grünes Bauen wächst auf niedrigem Niveau

    Langsam findet ein Umdenken statt. Waren beispielsweise doppelt oder dreifach verglaste Kunststofffenster in Indien vor zehn Jahren noch Exoten, kommen sie zumindest im Hochpreissegment inzwischen verstärkt zum Einsatz. Auch werden immer öfter zentrale Klimaanlagen eingebaut, statt wie bislang Einzelgeräte in jedem Zimmer. 

    Der Absatz von Smart-Home-Technik, mit denen sich der Energieverbrauch senken lässt, wächst auch in Indien. Bis 2029 könnte sich dieser von derzeit knapp über 7 Milliarden US-Dollar (US$) auf fast 10 Milliarden US$ erhöhen, so eine Prognose von Statista.

    Von Werner Kemper | New Delhi

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  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Die indische Bauwirtschaft bietet deutschen Unternehmen vor allem im Luxussegment und als Zulieferer Chancen. Es gibt erhebliches Potenzial zur Verbesserung.

    Für deutsche Bauunternehmen ist Indien ein sehr schwerer Markt. Einige Nischen können aber noch besetzt werden: Vor allem bei spezialisierter Ingenieurs- und Beratungsexpertise bietet die indische Baubranche auch für deutsche Unternehmen Geschäftschancen. 

    Für Zulieferer eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten. Zahlreiche der geplanten Apartments und Büros zählen zum gehobenen Marktsegment und werden mit hochwertiger Ausstattung versehen. Dadurch entsteht ein breites Spektrum an benötigter Gebäudetechnik – von Sicherheits- und Brandschutzsystemen über Aufzüge, Rolltreppen und Klimaanlagen bis hin zu Sanitärinstallationen und Armaturen.

    Beim Wohnungsbau bleibt das schnell wachsende Premium- und Luxussegment beispielsweise für Anbieter von hochwertiger Küchenausstattung interessant. Einige wohlhabende indische Haushalte verfügen sogar über eine sogenannte "Show Kitchen" zu reinen Repräsentationszwecken.

    Deutsche Unternehmen stehen vor Herausforderungen

    Deutsche Unternehmen sind optimistisch, was die Aussichten Indiens im Baubereich angeht. Der weitere Ausbau grüner Infrastruktur wie von erneuerbaren Energien, Smart Cities und energieeffizientem Bauen kommt den Stärken Deutschlands zugute.

    Der Optimismus deutscher Unternehmen zeigt sich an ambitionierten Investitionsplänen und Technologiekooperationen. Allerdings schränken Herausforderungen wie regulatorische Ineffizienzen, Umweltbedenken und die Komplexität der Umsetzung die deutschen Unternehmen weiterhin ein.

    In einer Umfrage im Jahr 2025 von KPMG und der Deutsch-Indischen Handelskammer bei in Indien niedergelassenen deutschen Unternehmen traten hauptsächlich folgende Problemfelder zutage:

    • Für 64 Prozent der Befragten war Bürokratie das größte Problem. Das regulatorische Umfeld in Indien wird nach wie vor als erhebliche Hürde für ausländische Investoren angesehen.
    • Für 39 Prozent der Unternehmen ist die Korruption besorgniserregend, obwohl sich diese Zahl im Vergleich zu 47 Prozent in den Vorjahren verbessert hat.
    • 27 Prozent der Befragten nannten das steuerliche Umfeld als Wachstumshemmnis.

    Positive Faktoren überzeugen

    Für ein weiteres Engagement in Indien ist für deutsche Firmen entscheidend:

    • Die relativ niedrigen Arbeitskosten wurden von 54 Prozent der befragten Unternehmen genannt. Trotz der erwarteten Lohnsteigerungen in den kommenden Jahren bietet Indien im Vergleich zu anderen Regionen immer noch einen Kostenvorteil.
    • Die politische Stabilität Indiens ist für 53 Prozent der Unternehmen ein entscheidender Faktor für ihre Investitionsentscheidungen.
    • 47 Prozent der befragten Unternehmen nannte Indiens Pool an qualifizierten Fachkräften als wesentlichen Vorteil.

    Um in Zukunft noch bessere Chancen für deutsche Unternehmen im indischen Bausektor zu schaffen, wäre ein zeitnaher Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen Indien und der EU hilfreich. Über ein solches wird seit 2022 nach einer zehnjährigen Unterbrechung wieder verhandelt. Beobachter hoffen, dass zumindest Teile des Freihandelsabkommens noch 2025 finalisiert werden können.

  • Hochbau: Projekte

    Indiens Hochbau wächst stark. Verschiedene Regierungsprogramme zur Sanierung von Slumgebieten, vor allem in Mumbai, geben dem Sektor zusätzlichen Schub.

    Einige der ehrgeizigsten Projekte im indischen Hochbau finden derzeit in Mumbai statt, wo versucht wird, riesige Slumviertel zu modernisieren. Dies bedeutet erhebliche Anstrengungen auf Seiten der beauftragten Firmen, aber auch der lokalen Regierungen. Neben dem Bau muss auch die Umsiedelung tausender Menschen bewerkstelligt werden.

    Slum-Viertel im Mumbai werden saniert

    Von den über 600 Hektar des Slum-Viertels Dharavi in Mumbai, dem größten Slum Asiens, stehen fast 300 Hektar vor einer Sanierung. Der Masterplan des Projekts sieht vor, die vorhandene Infrastruktur zu modernisieren und gleichzeitig das sozioökonomische Gefüge von Dharavi zu erhalten. Die Kosten des Vorhabens werden auf über 11 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt. In einem ersten Teilprojekt sollen 2,8 Milliarden US$ investiert werden.

    Adani übernimmt die Sanierung von Motilal Nagar

    Die Sanierung des Stadtviertels Motilal Nagar in Mumbai durch den indischen Mischkonzern Adani im Wert von knapp über 4 Milliarden US$ wird 3.372 Wohneinheiten, 328 Gewerbeeinheiten und 1.600 Slum-Mietkasernen sanieren. Das Projekt ist eine umfassende Stadterneuerungsinitiative mit dem Ziel, einen der am dichtest besiedelten Slums der Welt in eine moderne Siedlung umzuwandeln. Den Bewohnern werden Wohnungen zur Verfügung gestellt und Gewerbeflächen werden geschaffen, sowohl für den informellen als auch für den formellen Sektor.

    Slumsanierungsprojekt Ramabai Nagar

    Die Mumbai Metropolitan Region Development Authority (MMRDA) hat im Rahmen der Phase I des Slumsanierungsprojekts Ramabai Ambedkar Nagar and Kamraj Nagar Bauangebote für 5.623 Mietwohnungen ausgeschrieben und damit ihr erstes Programm der Slum Rehabilitation Authority auf Kurs gebracht. Der Schritt folgt auf den jüngsten finanziellen Durchbruch der MMRDA – die Sicherung eines institutionellen Darlehens der Bank of Maharashtra. Das Projekt im Wert von rund 1 Milliarde US$ zielt darauf ab, eine 31,8 Hektar große Fläche in Ghatkopars Ramabai Ambedkar Nagar und Kamraj Nagar in ein geplantes Wohncluster mit über 17.000 Wohnungen, öffentlichen Einrichtungen und einer Autobahnverbindung nach Thane umzuwandeln. 

    Phase I erstreckt sich über eine Fläche von etwa 7 Hektar und umfasst elf Wohntürme mit einer Höhe von bis zu 70 Metern, die über einen Zeitraum von 36 Monaten errichtet werden sollen. Diese Stadterneuerung ist der erste unabhängige Vorstoß der MMRDA in der Sanierung von Slums.

    Zwei neue Trump-Projekte geplant

    In Indien gibt es bereits vier Wohnprojekte der Marke Trump. Damit ist das Land der größte Markt der Trump Organization außerhalb der Vereinigten Staaten. Mit zwei weiteren Projekten in der Pipeline wächst die Präsenz in Indien weiter. Das Trump World Centre in Pune wird das erste kommerzielle Büroprojekt der Trump Organization in Indien sein. Außerdem plant das Unternehmen in Gurugram (Gurgaon) ein weiteres Wohnprojekt.

    Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und WirtschaftsbauInvestitionssumme in Milliarden US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger
    Bau einer Anlage für grünen Wasserstoff und Ammoniak durch Ocior Energy im Distrikt Kachchh

    4,9

    Absichtserklärung unterzeichnet, Produktionsstart geplant für 2030Ocior Energy
    Motilal Nagar Redevelopment Project (Stadtentwicklungsprojekt in Mumbai)

    4,2

    Ausschreibung abgeschlossen; Fertigstellung 2032    Adani Group und Maharashtra Housing and Area Development Authority
    Dharavi Development Project (Stadtentwicklungsprojekt in Mumbai)

    2,8

    Ausschreibung abgeschlossen; Laufzeit des Projekts bis 2039Adani Group
    Ramabai Ambedkar Nagar & Kamraj Nagar Redevelopment (Stadtentwicklungsprojekt in Mumbai)   

    1,0

    Ausschreibung läuft; Fertigstellung für 2028 geplant   Mumbai Metropolitan Region Development Authority
    Trump Residences Gurugram    

    0,3

    Bekanntgabe erfolgt   Tribeca Developers
    Trump World Centre   

    0,2

    Baubeginn 2025 bereits erfolgtTribeca Developers
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank Entwicklungsprojekte.

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Indiens Regierung fördert den Infrastrukturausbau des Landes im großen Stil. Dieser soll beim urbanen Wandel und der wirtschaftlichen Expansion eine zentrale Rolle einnehmen.

    Indiens Infrastrukturbauindustrie erlebt ein rasantes Wachstum, das durch hohe staatliche Investitionen in Verkehrs-, Energie- und Stadtentwicklungsprojekte angetrieben wird. Großinitiativen wie die Hochgeschwindigkeitszugstrecke Mumbai-Ahmedabad, dem Autobahnausbau unter dem Bharatmala-Projekt und dem PM Gati-Shakti National Master Plan (Schaffung einer digitalen Plattform zur Förderung der Infrastruktur) verbessern die Konnektivität und die Logistikeffizienz.

    Public-private-Partnerships und ausländische Direktinvestitionen nehmen stark zu

    Der Sektor verzeichnet eine Zunahme öffentlich-privater Partnerschaften (Public-private-Partnerships; PPP) und ausländischer Direktinvestitionen in intelligente Infrastruktur, erneuerbare Energien und Verkehrsknotenpunkte, die Indiens nachhaltige Stadtentwicklung unterstützen. Regulatorische Hürden und Finanzierungsbeschränkungen sind nach wie vor die größten Herausforderungen. Staatlich unterstützte Anreize, beschleunigte Genehmigungen und grüne Finanzierungsmechanismen tragen aber dazu bei, die Risiken zu mindern. Mit einem starken Fokus auf digitale Infrastruktur, Smart-City-Entwicklung und energieeffiziente öffentliche Projekte wird die Branche in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle bei der wirtschaftlichen Expansion und dem urbanen Wandel Indiens spielen.

    Im Unionshaushalt 2025/2026 (Finanzjahr: 1. April bis 31. März) wurden die Kapitalinvestitionen für die Infrastruktur auf 128,6 Milliarden US-Dollar (US$) erhöht. Dies entspricht 3,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Davon entfällt eine Rekordsumme von 31,4 Milliarden US$ auf den Ausbau des Schienennetzes. Außerdem werden 32,9 Milliarden US$ für das Straßenbauministerium bereitgestellt mit dem Ziel, gleichzeitig 4 Milliarden US$ an Investitionen des Privatsektors zu erhalten.

    Logistikmarkt wächst rasant

    Der indische Logistikmarkt generierte 2024 einen Umsatz von 317,3 Milliarden US$. Bis 2029 soll dieser voraussichtlich 484,4 Milliarden US$ erreichen, was durchschnittlich einer jährlichen Wachstumsrate von 8,8 Prozent entspräche. Wichtige Regierungsinitiativen wie der PM Gati-Shakti National Master Plan, die Smart Cities Mission (Stadterneuerungs- und -umbauprogramm) und die National Infrastructure Pipeline (Fünfjahresplan für Infrastrukturprojekte) zielen darauf ab, Indiens Logistik, Stadtplanung und Energieinfrastruktur zu verbessern. Steuerliche Anreize und beschleunigte Genehmigungen für strategische Infrastrukturprojekte wurden eingeführt, um die Beteiligung des Privatsektors zu fördern und bürokratische Verzögerungen zu verringern. Darüber hinaus werden grüne Finanzierungsmechanismen gefördert, um eine nachhaltige Infrastrukturentwicklung zu unterstützen.

    Alle Regierungsebenen sind im Infrastrukturausbau involviert

    Auf verschiedenen Regierungsebenen leitet die Zentralregierung groß angelegte Autobahn-, Eisenbahn- und Energieprojekte. Die Regierungen der Bundesstaaten konzentrieren sich auf U-Bahn- und Regionalverkehrsnetze. Kommunen spielen eine Schlüsselrolle bei Investitionen in Smart-City-Projekte, Straßenausbau und Lösungen für die kommunale Abfallwirtschaft. 

    Während der öffentliche Sektor nach wie vor der Haupttreiber für Infrastrukturinvestitionen ist, nehmen PPP bei Mautstraßen, U-Bahn-Systemen und Smart-City-Entwicklungen zu. Institutionelle Investoren finanzieren auch aktiv grüne Infrastrukturprojekte, insbesondere bei erneuerbaren Energien und Abfallwirtschaft.

    Im Dezember 2022 verkündete die Airports Authority of India und andere Flughafenentwickler Investitionen in Höhe von rund 11,8 Milliarden US$ im Flughafensektor. Davon sollen bestehende und neue Terminals erweitert und modifiziert sowie Start- und Landebahnen verstärkt werden. Die Arbeiten sollen 2027 abgeschlossen werden.

    Indien verfügt derzeit über das fünftgrößte U-Bahn-Netz der Welt. Das Land könnte bald fortgeschrittene Volkswirtschaften wie Japan und Südkorea überholen und zum drittgrößten Netz aufsteigen. Im Jahr 2024 waren rund 945 Kilometer U-Bahn-Linien in 21 Städten in Betrieb sowie 919 Kilometer in 26 verschiedenen Städten im Bau.

    Energieversorgung bleibt ein zentrales Thema

    Die Regierung stellt 2,8 Milliarden US$ für Solarenergie bereit, darunter 172,1 Millionen US$ für den Netzausbau. Etwa 298 Millionen US$ gehen an ein Projekt zur Versorgung von Landwirten mit Solarenergie in abgelegenen Gebieten (Pradhan Mantri Kisan Urja Suraksha Evam Utthaan Mahabhiyan). Damit sollen unter anderem Wasserpumpen betrieben werden, so dass die Landwirte auf Dieselgeneratoren verzichten können. Rund 2,3 Milliarden US$ sind für ein Programm zur Förderung von Solaranlagen auf Dächern vorgesehen (PM Surya Ghar Muft Bijli Yojana).

    Außerdem hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, den Anteil von Erdgas am indischen Energiemix bis 2030 von derzeit 6,7 auf 15 Prozent zu erhöhen. Die Kernkraftkapazität soll von 8,9 Gigawatt im Jahr 2024 auf 100 Gigawatt bis 2047 erhöht werden, wobei sich nach Angaben des Energieministeriums im April 2025 acht Kernreaktoren im Bau befinden.

    Fachkräftemangel ist große Herausforderung

    Steigende Materialkosten sowie Unterbrechungen der Lieferketten stellen weiterhin Herausforderungen dar, die sich auf die Projektzeitpläne und die gesamten Baubudgets auswirken. Die Beseitigung dieser Engpässe durch politische Reformen, Programme zur Kompetenzentwicklung und Technologieeinführung wird entscheidend sein, um das langfristige Infrastrukturwachstum aufrechtzuerhalten. 

    Auch der Fachkräftemangel im Tiefbau, im Handwerk und im Baumanagement ist ein großes Problem. Regierungsinitiativen wie Skill India und Ausbildungsprogramme sollen dabei helfen, Facharbeiter in erneuerbaren Energien und intelligenten Infrastrukturtechnologien auszubilden, um die Qualifikationslücke zu schließen.

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Die indische Bauwirtschaft bietet deutschen Unternehmen in nur wenigen Bereichen Chancen, beispielsweise als Zulieferer.

    Für deutsche Firmen ergeben sich hauptsächlich Möglichkeiten, als Subunternehmer oder Zulieferer tätig zu werden. Zwar sind die Auftragsvolumen dabei meist geringer, jedoch fällt auch das Risiko deutlich niedriger aus. Unternehmen, die in Indien die Hauptverantwortung für ein Projekt übernehmen, sehen sich häufig mit Hindernissen konfrontiert, die das Projekt oft über mehrere Jahre verzögern können.

    Des Weiteren bietet die indische Baubranche bei spezialisierter Ingenieurs- und Beratungsexpertise auch für deutsche Unternehmen Geschäftschancen, unter anderem bei Brücken- und Tunnelbauprojekten oder im Flughafenbau.

    Beratende Ingenieure im Ausland

    Bei großen Infrastrukturprojekten sind vielfältige Beratungsleistungen gefragt. Deutsche Ingenieurbüros führen weltweit unter anderem Machbarkeitsstudien durch, prüfen Designs und überwachen den Bau. Branchenvertreter berichteten GTAI von ihren Projekten in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika. Dabei wird deutlich: Deutsche Ingenieure sind vor allem in aufstrebenden Märkten aktiv. Dort sind sie oft auf Partner angewiesen. Wir beleuchten, wie sich die Deutschen gegen die Konkurrenz durchsetzen und an Aufträge kommen. Außerdem geben wir rechtliche Tipps. Erfahren Sie im GTAI-Online-Special mehr über Erfolgsfaktoren, Hürden und Besonderheiten der Branche.

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Tiefbau: Projekte

    Indiens rasante Wirtschaftsentwicklung lässt sich nirgendwo besser erkennen als in der Infrastruktur. Nahezu täglich werden neue Straßen, Bahnlinien oder Flughäfen eingeweiht.

    Zum wirtschaftlichen Erfolg Indiens trägt die Bauindustrie maßgeblich bei. Sie umfasst 250 Teilsektoren. Der Infrastrukturbau spielt seit der Unabhängigkeit Indiens eine wichtige Rolle beim Streben nach einer umfassenden Entwicklung. So ist beispielsweise die Gesamtlänge des Straßennetzes von 0,4 Millionen Kilometern im Jahr 1951 auf über 6,3 Millionen Kilometer angewachsen. Auf indischen Straßen werden mehr als 60 Prozent der Güter und 85 Prozent der Passagiere im ganzen Land befördert.

    Indien hat heute eine Stromerzeugungskapazität von über 440 Gigawatt und ist drittgrößter Stromerzeuger Asiens. Auch der Ausbau von Eisenbahnstrecken, Bewässerungsprojekten, Gas- und Ölpipelines, Flughäfen, Häfen, Kommunikationsnetzen, Wohnungen, Krankenhäusern, Hotels, Wasserversorgungs-, Abfall- und Wasseraufbereitungsanlagen wird mit Nachdruck vorangetrieben.

    Indiens U-Bahn-Netz wird bald das von den fortgeschrittenen Volkswirtschaften Japan und Südkorea überholen und so zum drittgrößten Netz weltweit aufsteigen. Das U-Bahn-Netz hat in 20 Städten eine Länge von 810 Kilometern erreicht. Im Bau befindet sich in 27 Städten derzeit ein Netz von 980 Kilometern U-Bahn sowie das sogenannte Regional Rapid Transit System.

    Regierungsprogramme treiben auch Tiefbau an

    Die von der Regierung angekündigten Projekte wie die 100 Smart Cities Mission, der Bau von 35 multimodalen Logistikparks, zwölf Industriekorridoren und 190 bis 200 Flughäfen bis 2040 werden dem Tiefbau Dynamik verleihen. So umfasst die Nationale Infrastrukturpipeline 9.142 Projekte in 34 Teilsektoren mit einem Wert von über 1,3 Billionen US-Dollar, die sich in unterschiedlichen Stadien der Umsetzung befinden.

    Ausgewählte Großprojekte im Tiefbau/InfrastrukturbauInvestitionssumme in Milliarden US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Chennai Metro Phase II

    7,3

    Bau begonnenZentrale und lokale Regierung
    Varanasi-Kolkata Expressway

    3,7

    610 Kilometer lange Autobahn; Baubeginn: 2023; Fertigstellung: 2027National Highways Authority of India
    New Chennai International Airport / Parandur (Tamil Nadu)

    2,5

    Fertigstellung: 2028Tamil Nadu Industrial Development Corporation
    Bengaluru Twin-Tunnel Road

    2,0

    Projekt genehmigtBengaluru Smart Infrastructure Limited
    Erschließung der Grenzregionen in Jammu und Kaschmir

    1,2

    Projekt genehmigt, besteht aus 19 Einzelprojekten

    Border Roads Organisation;

    Ministry of Road Transport and Highways

    Lucknow Metro Rail Project (East-West-Corridor)

    0,7

    Im August 2025 genehmigtUttar Pradesh Metro Rail Corporation
    Modernisierung Bahnhof New-Delhi

    0,5

    Projekt genehmigt

    Amrit;

    Bharat Station Scheme

    NFR's Aluabari Road – New Jalpaiguri 3rd and 4th railway lines

    0,2

    Im Juli 2025 genehmigtNortheast Frontier Railway
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank Entwicklungsprojekte.

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Der indische Bausektor wird von lokalen Konzernen dominiert. Ausländische Unternehmen punkten bei Großprojekten meist nur in Konsortien.

    Wettbewerbssituation

    Der indische Tiefbau ist fest in der Hand großer lokaler Infrastrukturkonzerne wie Larsen & Toubro oder Reliance Infrastructure. Ausländische Unternehmen kommen vor allem dann zum Zuge, wenn sie sich im Rahmen eines Konsortiums an einer Ausschreibung beteiligen. Bei Großvorhaben im Hafen- und Flughafenbau oder im Transport- und Energiesektor sind Finanzierungsmodelle wie öffentlich-private Partnerschaften und Zweckgesellschaften (Special Purpose Vehicle) weit verbreitet.

    Große Hochbauprojekte im Privatsektor werden von lokalen Immobilienentwicklern wie DLF, Prestige Group, Lodha Group oder Godrej Properties umgesetzt. Die Entwickler konzentrieren sich dabei meist auf ihre regionalen Stammmärkte und arbeiten dort als Generalunternehmen mit lokalen Baufirmen zusammen. Der Staatskonzern NBCC India spielt bei öffentlichen Bauvorhaben eine wichtige Rolle.

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Indien

    Kennziffer

    2024

    2025*

    Veränderung 2025/2024 (in Prozent)

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt (in Milliarden US$)

    1.000

    1.200

    20

    Tiefbau/Infrastrukturbau (in Milliarden US$)

    475

    512

    7,8

    Wert der erbrachten Ingenieur-, Architektur- und Consultingleistungen

    (in Milliarden US$)

    18,3

    19,6

    7,1

    Wohnbau:

     

     

     

       Fertigstellungen (Anzahl Einheiten)

    350.835

    372.936

    6,3

       Hausverkäufe (Anzahl Einheiten)

    271.818

    302.867

    11,4

    *PrognoseQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Geschäftspraxis

    Indiens Bausektor steht ausländischen Investoren zwar grundsätzlich offen. Direktinvestitionen in Projekte im Wohnungs-, Gewerbe sowie im öffentlichen Bau sind unter Auflagen bis 100 Prozent erlaubt und werden im beschleunigten Genehmigungsverfahren (Automatic Route) bewilligt. Das Geschäft läuft aber meist über persönliche Beziehungen, was den Markteintritt erschwert.

    Vorhaben der öffentlichen Hand werden auf der zentralen Ausschreibungsplattform der indischen Regierung veröffentlicht. Zwar ist der Prozess weitgehend digitalisiert und damit transparenter. Deutsche Unternehmen bemängeln jedoch, dass die Tender oft auf indische Firmen zugeschnitten sind und Ausschreibungen nicht selten wieder zurückgezogen werden, wenn nicht das gewünschte Ergebnis eintrifft. 

    Bei Straßen- und Schienenverkehrsprojekten ist es üblich, dass das Vorhaben nicht als Ganzes, sondern in mehreren Teilabschnitten oder Tranchen ausgeschrieben wird.

    Viele Infrastrukturprojekte überschreiten Kosten- und Zeitrahmen

    In Indien sind finanzielle und zeitliche Überschreitungen bei Infrastrukturprojekten keine Seltenheit. Die Infrastructure and Project Monitoring Division veröffentlicht regelmäßig Statusberichte zu Vorhaben der Zentralregierung mit einem Investitionsvolumen von mehr als 18 Millionen US-Dollar (US$). Im langjährigen Mittel liegen rund 50 Prozent der Vorhaben über dem geplanten Zeitrahmen, bei einer durchschnittlichen Kostenüberschreitung von etwa 20 Prozent des gesamten Projektvolumens.

    Im Privatsektor laden die Projektentwickler die Unternehmen zur Angebotsabgabe (Request for Quotation/Request for Proposal) ein. Um an Projektfrühinformationen zu gelangen, ist der Aufbau eines Netzwerks zu den privaten Infrastrukturkonzernen wichtig. Die zahlreichen Messen und Konferenzen zu verschiedenen Aspekten des Tiefbaus bieten hierfür eine gute Plattform. 

    Rechtliche Absicherung wichtig

    Während die Projektplanung inzwischen oft auf internationalem Niveau ist, gibt es bei der Bauausführung hinsichtlich Qualität und Termintreue zum Teil noch Defizite. Vor allem bei öffentlichen Bauaufträgen sind Verzögerungen und Kostenüberschreitungen eher die Regel. Die Zahlungsmoral im indischen Baugewerbe gilt als äußerst schwach. Daher sollten Unternehmen bei der Vertragsgestaltung Punkte wie Zahlungsmodalitäten und Streitschlichtung frühzeitig klären, um sich rechtlich abzusichern.

    Neue Trends in der indischen Bauindustrie

    Der Markt für die Vermietung von Baumaschinen verzeichnet in Indien ein erhebliches Wachstum. Es gibt sogar auf die Vermietung von Baumaschinen spezialisierte Anbieter. 

    Die Anmietung von Geräten bietet kostengünstige Lösungen für Bauunternehmer, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Außerdem ermöglicht die Anmietung den Zugang zu fortschrittlichen Maschinen ohne erhebliche Kapitalinvestitionen.

    Nachhaltigkeitsinitiativen

    Die Verwendung von recycelten Materialien, energieeffizienten Designs und umweltfreundlichen Produktionsprozessen werden in der Branche immer wichtiger. Im Einklang mit den globalen Klimazielen werden Elektro- und Hybridmaschinen wie beispielsweise Elektrobagger und -lader an Dynamik gewinnen und die Emissionen und Betriebskosten senken. Biokraftstoffe und wasserstoffbetriebene Geräte entwickeln sich ebenfalls zu vielversprechenden Alternativen. 

    Digitale Lösungen, darunter Building Information Modeling und Flottenmanagement-Software, revolutionieren das Projektmanagement. Echtzeitüberwachung und vorausschauende Wartung verbessern die Betriebszeit der Anlagen und senken die Betriebskosten.

    Baumaschinenhersteller investieren stark in Forschung und Entwicklung, um innovative Produkte einzuführen, die den vielfältigen Bedürfnissen des indischen Marktes gerecht werden. Autonome Geräte, Hybridmotoren und Telematik gestalten die Branche neu. Die Automatisierung wird die Baustelle weiter revolutionieren. Autonome Baufahrzeuge wie selbstfahrender Lader und Bagger werden die Produktivität und Sicherheit erhöhen. 

    Die Robotik wird eine entscheidende Rolle bei sich wiederholenden oder gefährlichen Aufgaben spielen. Mit dem zunehmenden Umfang von Infrastrukturprojekten ist die Sicherheit zu einem vorrangigen Anliegen geworden. Die Integration von durch künstliche Intelligenz gestützten Sicherheitssystemen wie Kollisionsvermeidung und Ermüdungserkennung des Bedieners wird die Sicherheit auf Baustellen erhöhen. Körpernahe Technologien wie intelligente Helme und Westen stellen Echtzeitwarnungen bereit und überwachen wichtige Statistiken.

    Intelligente Technologieintegration

    Intelligente Baumaschinen ermöglichen eine Echtzeitüberwachung und vorausschauende Wartung. Diese Technologien tragen dazu bei, die Maschinenleistung zu optimieren, Ausfallzeiten zu reduzieren und die Lebensdauer der Anlagen zu verlängern, um eine höhere Betriebseffizienz zu gewährleisten. Die Technologie des digitalen Zwillings wird die Projektplanung und -ausführung durch die Erstellung virtueller Nachbildungen von Geräten und Baustellen verändern. Dies ermöglicht eine Simulation und Optimierung in Echtzeit und hilft den Beteiligten, potenzielle Herausforderungen zu bewältigen, bevor sie auftreten.

    Innovationen bei Materialien wie leichten Verbundwerkstoffen und selbstheilendem Beton werden die Haltbarkeit und Leistung von Baumaschinen verbessern. In der Zwischenzeit wird die 3D-Drucktechnologie die schnelle Herstellung kundenspezifischer Teile ermöglichen, die Vorlaufzeiten verkürzen und schnellere Wartungslösungen gewährleisten. Modulare Baumaschinen mit austauschbaren Komponenten werden den unterschiedlichen Projektanforderungen gerecht, bieten Flexibilität und reduzieren den Bedarf an mehreren Maschinen. Diese anpassungsfähigen Designs werden auch dem wachsenden Trend zur Urbanisierung und zu kompakten Bauräumen entsprechen.

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Zulieferprodukte: Marktlage

    Zunehmende Urbanisierung, wachsende Industrialisierung und hohe Investitionen der indischen Regierung in die Infrastruktur sorgen für eine starke Nachfrage nach Baustoffen.

    Die Nachfrage nach Baumaterialien wird durch die Betonung der Infrastrukturentwicklung durch die Regierung – wie beispielsweisen den Initiativen Smart Cities Mission und Housing for All – angekurbelt. Darüber hinaus wird zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, was zur Verwendung von recycelten und umweltfreundlichen Materialien in Bauprozessen führt. Innovative Technologien im Bauwesen, wie Vorfertigungsmethoden und Building Information Modeling sind ebenfalls auf dem Vormarsch.

    Der Wert der in Indien verarbeiteten Baumaterialien steigt fast durchgehend Wert des Baumaterialien-Inputs in Indiens Bauwirtschaft in Milliarden US-Dollar, Veränderung in Prozent
    Baumaterial

    2022/2023

    2023/2024

    Veränderung 2023/2024 zur Vorjahresperiode

    Zement

    28,2

    30,8

    9,2

    Eisen und Stahl

    126,9

    136,9

    7,9

    Steine und Fliesen

    11,8

    12,8

    8,5

    Holz

    8,1

    8,6

    6,2

    Bitumen

    6,1

    5,7

    -6,4

    Glas

    2,2

    2,4

    9,1

    Armaturen und Scharniere

    15,3

    16,7

    9,2

    Sonstiges

    68,2

    74,4

    9,1

    Gesamt

    266,8

    288,4

    8,1

    Finanzjahre: jeweils 1. April bis 31. März.Quelle: Indisches Amt für Statistik 2025

    Trends bestimmen den Baustoffmarkt

    Experten erwarten, dass sich der Baustoffmarkt verändern wird, da indische Städte weiterhin in rasantem Tempo expandieren. Technologie und Nachhaltigkeit sind die Hauptsäulen für die zukünftige Entwicklung. In den letzten Jahren ist ein Trend zum Einsatz intelligenter Materialien in der Bauindustrie erkennbar, die das Potenzial haben, die Energieeffizienz zu verbessern oder Abfall zu minimieren. Der indische Bausektor passt sich auch schnell an neue Praktiken an, um die Umweltvorschriften einzuhalten. 

    Aufgrund des Anstiegs der verfügbaren Einkommen und Immobilieninvestitionen steigt die Nachfrage nach hochwertigen Baumaterialien, die den aktuellen Designtrends entsprechen. Die Expansion des E-Commerce-Sektors vereinfacht die Beschaffung von Baumaterialien und erleichtert den Verbrauchern den Zugang zu einer vielfältigen Auswahl an Produkten. 

    Wachstumstreiber des indischen Baustoffmarktes sind vielfältig

    Der indische Baustoffmarkt verzeichnet aufgrund einer Vielzahl wichtiger Markttreiber ein erhebliches Wachstum. Zum einen urbanisiert sich das Land schnell: Prognosen deuten darauf hin, dass bis 2031 etwa 600 Millionen Menschen in städtischen Gebieten leben werden. Nach Angaben des Ministeriums für Wohnungsbau und städtische Angelegenheiten wird Indien bis 2030 voraussichtlich rund 1,2 Billionen US-Dollar (US$) in die städtische Infrastruktur investieren, was zu einem erhöhten Bedarf an Zement, Stahl und Ziegeln führt. Große Unternehmen wie Ambuja Cements und Tata Steel erhöhen bereits ihre Produktionskapazitäten, um den erwarteten Nachfrageschub zu bewältigen. 

    Staatliche Initiativen und Richtlinien

    Die indische Regierung hat verschiedene Initiativen zur Förderung des Bausektors umgesetzt, was sich direkt auf die indische Baustoffmarktindustrie auswirkt. Ein Bericht des Ministeriums für Wohnungsbau und städtische Angelegenheiten skizziert beispielsweise ein Ziel von 20 Millionen Häusern, die im Rahmen des Pradhan Mantri Awas Yojana-Programms gebaut werden sollen. Allein das wird die Nachfrage nach Baumaterialien erheblich erhöhen.

    Zunehmende Industrialisierung

    Es wird erwartet, dass der indische Industriesektor erheblich zum allgemeinen Wirtschaftswachstum beitragen wird, was zu einer verstärkten Bautätigkeit von Fabriken und Industriekomplexen führen wird. Dieser Industrialisierungsschub wird die Nachfrage nach Baumaterialien, vor allem nach Beton und Stahl, verstärken. Große Akteure wie Larsen & Toubro kurbeln bereits die indische Baustoffmarktindustrie an, da das Unternehmen wesentliche Anforderungen an fortschrittliche Baumaterialien und langlebige Baulösungen stellt.

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Zulieferprodukte: Zement

    Indiens Zementproduktion und -verbrauch haben stetig zugenommen. Angefeuert wird dies durch die vielfältigen Bauprojekte. Auch die Regierungsprogramme tragen ihren Teil dazu bei.

    Indien ist weltweit der zweitgrößte Zementerzeuger nach China. Der Subkontinent hat einen Anteil von 8 Prozent an der global installierten Kapazität und reiche Vorkommen an Kalkstein. Im Süden des Landes, etwa in Kerala und Tamil Nadu, werden 33 Prozent des Zements hergestellt, im Norden (unter anderem in Rajasthan) 22 Prozent. Im Jahr 2024 betrug der Wert des in Indien produzierten Zements 22 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2028 soll der Wert auf 24,5 Milliarden US$ steigen. 

    Zementproduktion und -verbrauch übersteigen Vor-Corona-NiveauIn Millionen Tonnen
    Finanzjahr*

    Produktion

    Verbrauch

    2018/2019

    327,7

    324,9

    2019/2020

    327,3

    327,9

    2020/2021

    284,9

    285,3

    2021/2022

    350,6

    351,1

    2022/2023

    374,6

    375,2

    Finanzjahr: 1. April bis 31. MärzQuelle: Centre for Monitoring Indian Economy 2025

    Infrastrukturprojekte lassen Zementnachfrage steigen

    In den jüngsten Entwicklungen auf dem indischen Baustoffmarkt haben Zementhersteller wie UltraTech Cement und ACC erhöhte Produktionskapazitäten gemeldet, um die aufkeimende Nachfrage nach Infrastrukturprojekten zu befriedigen. Diese werden durch Regierungsinitiativen vorangetrieben.

    Dalmia Bharat kündigte Pläne an, seine Produktionskapazitäten in Ostindien zu erhöhen. Nuvoco Vistas Corp erwarb im Juni 2023 die Vermögenswerte eines lokalen Zementunternehmens und erweiterte damit seine Präsenz auf dem Markt. Der Wachstumskurs der großen Akteure, darunter Ambuja Cements und Shree Cement, deutet auf einen insgesamt gestiegenen Markt für Zement hin. 

    Angesichts der anhaltenden Bedeutung umweltfreundlicher Baumaterialien erwarten Bauherren von den Herstellern, dass sie umweltfreundliche Alternativen produzieren.

    Indien importiert mehr Zement

    Im Jahr 2024 importierte der Subkontinent UN Comtrade zufolge Zement im Wert von 150 Millionen US$, was einen Zuwachs von rund 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Hauptlieferländer waren die Vereinigten Arabischen Emirate, gefolgt von Nepal, Bhutan, Bangladesch und dem Iran. Fast 47 Prozent der Einfuhren entfielen auf Zementklinker, gefolgt von Portlandzement (30 Prozent) und Weißzement (19 Prozent). 

    Die indischen Zementausfuhren lagen 2024 bei 52,6 Millionen US$, was ein Plus von 15,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Hauptabnehmerländer waren Sri Lanka mit einem Anteil von 69 Prozent, gefolgt von den Malediven, Bhutan, Nepal und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Etwa 50 Prozent der Ausfuhren entfielen auf Portlandzement, gefolgt von hydraulischen Zementarten (38 Prozent).

    Von Werner Kemper | New Delhi

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen

    Ministry of Road Transport and Highways

    Ministerium für Straßenbau
    Indian RailwaysEisenbahnministerium
    Ministry of Civil AviationLuftfahrtministerium
    Ministry of Housing and Urban AffairsMinisterium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung
    Construction Federation of IndiaBaufachverband
    Builders Association of IndiaBaufachverband
    Confederation of Real Estate Developers' Associations of IndiaVerband der Immobilienentwickler
    Indian InfrastructureFachzeitschrift für den Tiefbau mit Projektfrühinformationen
    Construction WorldFachzeitschrift für die Bauwirtschaft
    Excon IndiaMesse für Baumaschinen, 9. bis 13. Dezember 2025, Bengaluru
    bauma CONEXPO INDIAMesse für Baumaschinen und Baustoffe, 28. September bis 1. Oktober 2026, Noida
    India Investment GridProjektdatenbank der indischen Regierung
    Central Public Procurement PortalZentrale Veröffentlichungsstelle für öffentliche Ausschreibungen
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