Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Indien | KI-Strategie

Künstliche Intelligenz in Indien: Jetzt geht es um Entwicklung

Trotz Spitzenplatz bei Nutzerzahlen steht Indien beim Aufbau eigener Künstliche-Intelligenz-Modelle am Anfang. Staatliche Investitionen in Rechnerkapazitäten sollen das ändern.

Von Florian Wenke | Mumbai

Indien steht laut dem 2025 vorgestellten Report von der Wertpapieranalystin und Fonds-Managerin Mary Meeker "Trends – Artificial Intelligence" auf Platz eins der weltweiten Nutzer der App ChatGPT. Mit einem Anteil an den monatlichen Nutzern von 14 Prozent liegt das Land vor den USA (9 Prozent). Auch bei den Nutzerzahlen der App DeepSeek spielt Indien in der Spitzengruppe. Hier liegt das Land auf Platz drei und stellt 7 Prozent der monatlichen Nutzer. 

Während Indien bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) ganz vorne mitspielt, gibt es beim Auf- und Ausbau eigener KI-Modelle Luft nach oben. Die Unternehmensberatung Deloitte geht von einer Marktgröße bei KI-Anwendungen von derzeit zwischen 7 und 8 Milliarden US-Dollar (US$) aus und prognostiziert bis 2027 ein Wachstum auf 20 bis 22 Milliarden US$.   

Öffentliche Mittel für den Aufbau von Rechenleistung

Generative KI, zu der Anwendungen wie ChatGPT gehören, ist ein weltweit stark wachsender Teilbereich der Künstlichen Intelligenz. Bisher beschränken sich die Geschäftsmodelle indischer Firmen auf die Anwendung von extern entwickelten KI-Modellen. 

Die "AI Mission" der indischen Regierung soll das Land zu einem globalen Zentrum für Künstliche Intelligenz machen, insbesondere im Bereich der generativen KI. Dafür werden rund 1,2 Milliarden US$ über 5 Jahre bereitgestellt. Mit dem Geld sollen hauptsächlich KI-Recheninfrastrukturen aufgebaut werden. 

Die Regierung verkündete im Mai 2025, dass mittlerweile etwas mehr als 34.000 Grafikprozessoren (Graphics Processing Unit; GPU) angeschafft wurden, deren Rechenleistung Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Mit der Rechnerkapazität soll insbesondere die Entwicklung eigener Large Language Models vorangetrieben werden. Diese sind die Basis für texterstellende generative KI.

Zwar ist die bereitgestellte Menge an GPU beachtlich, sie liegt aber deutlich unter der Rechenleistung von Branchengrößen. Allein der Konzern Meta soll laut Branchemeldungen Ende 2024 über 350.000 GPU vom Typ NVIDIA H100 verfügt haben. Zudem verfügt Indien zwar über viele Daten, allerdings sind diese oft nicht für das Training von KI-Modellen zugänglich. Das beginnt sich erst allmählich zu ändern.    

SWOT-Analyse zu künstlicher Intelligenz in Indien

S

Stärken Strengths

  • Hohe Zahl an IT-Fachkräften
  • Offenheit für digitale Anwendungen
  • Starkes Start-up-Ökosystem
W

Schwächen Weaknesses

  • Wenig leistungsfähige Rechenkapazität lokal verfügbar
  • Geringe Eigenentwicklung von KI-Modellen
  • Daten nur begrenzt für KI-Training zugänglich
O

Chancen Opportunities

  • Sektorspezifische KI-Anwendungen, vor allem im Bereich Landwirtschaft, Gesundheit und Finanzen 
  • Regierungsprogramme zur Stärkung digitaler Technologien und KI
  • Entwicklung von KI-Modellen basierend auf verschiedenen Lokalsprachen stark im Kommen


     

 

T

Risiken Threats

  • KI gefährdet Jobs in wichtigen Teilen des indischen Dienstleistungssektors
  • Abwanderung von Fachkräften, vor allem in die USA
  • Langsame Umsetzung der Integration von KI-Infrastruktur und Datenzugang

Unternehmen investieren Milliarden

Der AI Index Report 2025 der Universität Stanford analysiert unter anderem private Investitionen im Bereich KI für das Jahr 2024. Für Indien kommen die Experten auf rund 1,2 Milliarden US$ an Investitionen durch Unternehmen. Damit liegt Indien vor Japan (0,9 Milliarden US$), aber hinter Deutschland (2 Milliarden US$) und sehr weit entfernt vom Spitzenreiter USA mit 109 Milliarden US$. Von 2013 bis einschließlich 2024 belaufen sich die privaten KI-Investitionen in Indien auf 11,3 Milliarden US$ und liegen damit auf einem ähnlichen Niveau wie Frankreich (11,1 Milliarden US$) und etwas unter dem Wert für Deutschland (13,3 Milliarden US$). 

Lokale Start-ups wie beispielsweise Sarvam AI entwickeln eigene KI-Modelle, die auf verschiedene indische Sprachen zugeschnitten sind. Die Initiativen zielen darauf ab, KI-Anwendungen für Nutzer in ihrer Muttersprache zugänglich zu machen. Angesichts der auf dem Subkontinent 22 Amtssprachen (neben Englisch) und der tausenden regionalen Sprachen und Dialekte ist das eine große Herausforderung. Die meisten indischen Sprachen sind im Internet kaum vertreten. Das erschwert die Entwicklung leistungsfähiger, lokal relevanter KI-Modelle

Geld fließt außerdem in den Aufbau von Rechenzentren. Der Branchendienst Data Center Map gibt deren Zahl mit 265 (Stand: Juni 2025) an. Für leistungsfähige KI-Anwendungen müssten es aber deutlich mehr sein. Deloitte weist darauf hin, dass Indien zwar für 20 Prozent des weltweiten Datenhostings verantwortlich ist, aber nur über 3 Prozent der globalen Kapazität von Rechenzentren verfügt. Daher dürften in den kommenden Jahren mehr dieser Einrichtungen entstehen. Anfang 2025 kündigte beispielsweise Microsoft Investitionen in Höhe von 3 Milliarden US$ an, über zwei Jahre verteilt. Das Geld soll vor allem in Rechenleistung im Bereich Cloud Computing und KI in Indien fließen. Das eröffnet Chancen für Ausrüster von Rechenzentren.

Unternehmen geben aber auch Geld für die Anwendung von KI aus. So schulen beispielsweise große Firmen wie Infosys, TCS oder Wipro ihre Angestellten. Die IT- und Unternehmensdienstleistungen Indiens sind wichtige Abnehmer von KI-Lösungen. Neben der IT-gestützten Dienstleistungsbranche sehen Experten derzeit in den Bereichen Finanzen, Landwirtschaft und im Gesundheitswesen die erfolgversprechendsten Anwendungsfälle für KI in Indien.  

Indiens Vorteil ist ein großer Talentpool

Indiens Talentpool im KI-Bereich ist enorm. Schätzungen gehen davon aus, dass das Land 2024 über rund 17 Millionen Softwareentwickler verfügte. Die USA beheimaten derzeit etwa 21 Millionen Softwareentwickler. 

Die Experten der Plattform GitHub gehen davon aus, dass Indien bis 2028 zum größten Reservoir für Softwareentwickler aufsteigen wird. Deloitte schätzt, dass bis 2027 zwischen 1,25 Millionen und 1,35 Millionen reine KI-Fachkräfte zur Verfügung stehen werden. Diese sind nicht nur auf dem lokalen Markt, sondern global gesuchte und umworbene Spezialisten.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.