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Markets International 2/25 I Indien I Recycling

Lösung gesucht!

Eine Marktlücke zu füllen, bedeutet: als Erster die Lösung für ein ­Problem finden. Wir stellen solche Probleme vor, in denen womöglich Markt­lücken ­stecken. Diesmal: der Plastikmüll in Indien.

Von Florian Wenke | Indien

 

Worum geht es? Berge von Kunststoffmüll

8 -10 Prozent

Indien recycelt nur einen Bruchteil seines Plastikmülls. Experten gehen davon aus, dass es gerade einmal acht bis zehn Prozent sind.

Quelle: National Circular Economy Roadmap for Reducing Plastic Waste in India

Indien zählt zu den Ländern mit dem größten Kunststoffverbrauch weltweit. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schätzt, dass das Land im Jahr 2025 rund 39,3 Millionen Tonnen Plastik verbrauchen wird. Bis 2060 sollen es sogar 160,4 Millionen Tonnen sein. Dabei ist der jährliche Plastikverbrauch pro Kopf in Indien vergleichsweise niedrig: Dort nutzt jede Person etwa 15 Kilogramm Plastik im Jahr, in der Europäischen Union (EU) sind es hingegen 36 Kilogramm – allerdings leben in Indien 1,5 Milliarden Menschen, in der EU nur rund 449 Millionen. 

Das Entsorgen und Recyceln von Kunststoffmüll ist jedoch ein Problem: Allzu oft landet der Abfall auf wilden Deponien. Schätzungen zufolge kommen auf eine offizielle Deponie zehn unregulierte Mülllagerstätten. Zudem werden erhebliche Mengen Plastikmüll offen verbrannt und setzen schädliche Emissionen frei. Experten gehen davon aus, dass Indien mit jährlich 9,3 Millionen Tonnen der größte Emittent von Plastikemissionen ist – verursacht durch 5,3 Millionen Tonnen verbranntes Plastik.

 

Zwischen neun und zehn Millionen Tonnen Plastikmüll fallen jährlich in Indien an. Pro Tag sollen es rund 26.000 Tonnen sein. Zwischen neun und zehn Millionen Tonnen Plastikmüll fallen jährlich in Indien an. Pro Tag sollen es rund 26.000 Tonnen sein. | © GTAI/Florian Wenke

Warum ist es so kompliziert? Der informelle Sektor spielt eine große Rolle

Indiens Wirtschaft ist zu einem Großteil vom informellen Sektor geprägt. Rund 90 Prozent der Beschäftigten arbeiten in diesem Wirtschaftssegment – es steht für gut 45 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes. Das wirkt sich auch auf die Entsorgung und das Recycling von Plastikmüll aus: Bereits die Trennung von Müll funktioniert nur ungenügend. Auch rechtliche Vorgaben wie das 2022 eingeführte Verbot von Einwegplastik sind nur begrenzt wirksam. Ausreichende Kontrollen und die Sanktionierung von Verstößen sind in dem großen Land nur schwer umsetzbar. Den Verbrauchern ist die Schädlichkeit von Einwegplastik zudem kaum bewusst. Nicht zuletzt fehlen kostengünstige Alternativen. 

 

 

»Ein wesentlicher Grund für die geringe Recyclingquote ist die fehlende Infrastruktur, um die gesammelten Kunststoffabfälle effizient zu sortieren und aufzubereiten.«

 

»Indien bietet deutschen Unternehmen enorme Geschäftschancen im Kunststoffrecycling, sei es bei der Entwicklung effizienter Sortier- und Aufbereitungsanlagen oder bei der Umsetzung innovativer Recyclingverfahren.«
 

 

Christian Schiller,
Gründer und CEO von Cirplus

 

Wie könnte eine ­Lösung aussehen? Kunststoffmüll als wertvollen Rohstoff begreifen

Plastik ist in hohem Maße wiederverwertbar. „Wir sehen Kunststoff als wertvollen Rohstoff, der sich bei richtiger Handhabung ideal recyceln lässt. Mit unserer digitalen Beschaffungsplattform wollen wir dazu beitragen, dass Kunststoffabfälle als wichtige Ressource betrachtet werden“, so Christian Schiller, Gründer und CEO von Cirplus. Das Unternehmen ist seit 2024 in Indien im Bereich Plastikrecycling tätig und hat eine KI-basierte Beschaffungsplattform für Kunststoffrezyklate aufgebaut. Dadurch möchte Cirplus die Verfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Qualität dieser Rezyklate verbessern und Unternehmen dabei unterstützen, einfacher an recycelte Plastikprodukte zu gelangen. Schiller sieht auch Potenzial für weitere Firmen aus Deutschland

Markets International Ausgabe 2/25

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Dieser Beitrag stammt aus der Zeitschrift Markets International, Ausgabe 2/2025 mit dem Schwerpunkt China. Erfahren Sie, welche weiteren Beiträge die Ausgabe für Sie bereit hält.

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