Branchen | Indonesien | Infrastrukturbau
Bali richtet Infrastruktur auf nachhaltigen Tourismus aus
Trotz sinkender Wachstumsrate Indonesiens wächst Balis Wirtschaft, getragen vom Tourismus. Nun baut die Insel die Infrastruktur aus und setzt auf Nachhaltigkeit.
27.06.2025
Von Oliver Döhne | Jakarta
Das Wirtschaftswachstum Indonesiens sank Anfang 2025 unter die Marke von 5 Prozent. Währenddessen behauptete sich die Tourismushochburg Bali mit einem Plus von 5,5 Prozent im 1. Quartal 2025 deutlich besser. Wachstumsmotoren sind die Sektoren Unterkunft, Essen und Trinken mit einem Plus von 7,5 Prozent und Transport mit 6,8 Prozent.
Im Jahr 2024 kamen 6,3 Millionen internationale Besucher auf die Insel, die etwa doppelt so groß ist wie das Saarland. Das waren 1,1 Millionen mehr als im Vorjahr. Dazu kamen über 10 Millionen indonesische Reisende. Auch die Investitionen nahmen 2024 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zu, Arbeitslosigkeit und Armutsindikatoren liegen auf der Insel deutlich unter dem nationalen Durchschnitt.
Nachhaltigkeit fördert Infrastrukturausbau
Wirtschaftlich ist der Tourismus gut für Bali, allerdings belastet die hohe Anzahl der Besucher in den bekanntesten Tourismusregionen Kuta, Seminyak, Canggu und Ubud die Versorgungs- und Verkehrsnetze erheblich. Für die großen Abfallmengen sucht die Insel ebenfalls noch nach Lösungen.
Der in Bali oft stattfindende Partytourismus steht im Gegensatz zum dort vorherrschenden hinduistischen Glauben, der auf Besinnung, Tradition und Respekt ausgerichtet ist. In der internationalen Presse wurde daher zuletzt von Besuchen der Insel abgeraten. Der US-Reiseführer Fodor's setzte Bali auf seine "No-List".
Die Provinzregierung steuert nun dagegen. Sie will künftig den nachhaltigen Tourismus und den Erhalt des Kulturerbes stärken. Neben einer neuen Touristensteuer, dem Verbot von Plastikbechern sowie strengeren Verhaltensauflagen bei Tempelbesuchen leitet Bali Besucherströme nun zusätzlich in noch weniger erschlossene Inselteile im Nordwesten, Norden und einige vorgelagerte Inseln im Südosten. Der Weg dorthin soll in Zukunft auch über die Schiene erfolgen.
Neue Regionen werden erschlossen
Der Westen Balis fungiert bisher hauptsächlich als Durchgangsstation für den Straßentransport aus dem benachbarten Java. Die Fahrzeuge kommen per Fähre, die 24 Stunden am Tag im 15-Minuten-Takt übersetzt. Schätzungsweise 1.000 Lkw täglich gelangen über die Fähre nach Bali. Hier soll die Gilimanuk-Mengwi-Mautstraße über rund 100 Kilometer den starken Warenverkehr auf der Küstenstraßen entlasten. Zwar nahm Indonesiens Regierung die Mautstraße Ende 2024 von der Liste der Projekte von nationaler Priorität, allerdings bekräftigte Balis Gouverneur, diese trotzdem bauen zu wollen. Im äußersten Nordwesten soll noch 2025 der Ausbau eines bislang kaum genutzten Flughafens beginnen. Mautstraße und Flughafen würden den Hauptflughafen der Insel im Süden entlasten.
Industriell könnte der Westen Balis von einem Ausbau der Transportwege profitieren. In der Nähe des Flughafens, in Candikusuma, plant die Regierung die "Bali 6.0 Integrated Industrial Estate". Das Industriegebiet soll Investoren mit Anreizen locken, beispielsweise mit Steuererleichterungen, Befreiung von regionalen Abgaben und unter Umständen auch mit Zuschüssen. Der Schwerpunkt wird auf Montage von E-Fahrzeugen, Ladestationen, erneuerbarer Energieerzeugung und Logistik liegen.
Auch die noch gering frequentierte Nordküste wäre durch den Infrastrukturausbau leichter für Touristen zugänglich. In der nördlichen Bergregion um Kintamani sind mehrere Agri-Tourismus-Investitionen geplant.
Sonderwirtschaftszone für nachhaltige und kreative Wirtschaft
Ein Symbol für nachhaltigen Tourismus ist das Projekt Kura Kura auf der Insel Serangan. Dort entsteht über die nächsten Jahrzehnte ein weiträumiges Mixed-Use-Luxusressort, das in Einklang mit der Natur und der balinesischen Tradition stehen soll. Teil des Projekt sind neben Villen, Hotels und Einkaufsmöglichkeiten auch Parks, akademische und kulturelle Einrichtungen sowie ein Yacht- und Segelschiffhafen. Entwickler ist das Unternehmen PT Bali Turtle Island Development, das zur singapurischen Giti-Group gehört.
Die indonesische Regierung erklärte das Kura Kura-Gebiet offiziell zu einer Sonderwirtschaftszone für die nachhaltige und kreative Wirtschaft, was Investoren Steuervergünstigungen und erleichterte Aufenthaltsgenehmigungen ermöglicht. Bestätigte Investoren sind bisher die Anglo Chinese School, ein Luxus-Shoppingcenter von Mitsubishi Estate, ein Wellnesscenter der singapurischen Tsao Pao Chee-Group und ein Fünf-Sterne-Hotel, welches durch die US-Firma Pegasus Capital finanziert wird.
Solar- und Wasserkraftwerke liefern erneuerbare Energien
Im Mai 2025 machte ein zwölfstündiger Massen-Blackout Balis Verwundbarkeit im Energiesektor deutlich. Obwohl die Insel über ausreichend nachhaltige Quellen verfügt, kommt der Großteil des Stroms noch aus Kohlekraftwerken in Java. In Nordbali will die Provinzregierung daher das Solarkraftwerk Kubu mit neuen Wechselrichtern und Modulen ausstatten. Auf der Nachbarinsel Nusa Penida plant der Staatskonzern PLN ein Solar-Batterie-Energiespeichersystem mit einer Kapazität von 10 Megawatt, um Energieeffizienz und umweltgerechten Tourismus zu fördern.
Bali verfügt zudem über viele interne Wasserquellen. An 31 Stellen bestehen laut dem Think Tank Essential Services Reform geeignete Gegebenheiten für kleine Wasserkraftwerke, die gemeinsam ein Potenzial von 82,54 Megawatt haben. Da in den Ballungsgebieten die Wassernachfrage das Angebot immer mehr übersteigt, müssen auch die Wasserversorger in neue Quellen und Leitungen investieren.
In Denpasar soll die E-Mobility-Infrastruktur ausgebaut werden. Dazu unterschrieb die chinesische Automobilfirma Wuling Ende 2024 eine Absichtserklärung mit dem balinesischen Entwicklungsfonds BDF.
Projektname | Projektinhalt | Weitere Informationen; Kontakt |
---|---|---|
Trinkwassersystem Ayung 1 - Sarbagita | Versorger der Region Denpasar, Badung, Gianyar; Erschließung neuer Trinkwasserquellen Investition in entsprechende Leitungsinfrastruktur | Konsorsium Sarbagita |
Letkol Wisnu-Airport, Nordbali | Revitalisierung Landebahn, Passagierterminal, Air Navigation Facilities, Airport Security Systems | PT Bali Kethi Development Fund Ventura (BDF) |
Bali Urban Rail / Subway / Light Rail Transit (LRT) | Phase 1 bis 2028: Flughafen-Kuta-Seminyak-Berawa-Cemagi,; Phase 2 bis 2031: Flughafen-Nusa Dua; Phase 3 bis 2031: Kuta-Sanur; Phase 4 bis 2031: Renon-Ubud | PT Sarana Bali Dwipa Jaya (SBDJ) |
Kura Kura | Mixed-Use Luxusressort | PT Turtle Island Development |
Integrated Utility Network Badung Recency | Bau eines minimal-disruptiven Netzwerks für Stromkabel, Wasser, Gas, Öl, Abwasser | Regional Office of Investment and One-Stop-Integrated Services of Badung Regency |
Renovierung Solarkraftwerk Kubu | Ersatz von Wechselrichtern und Modulen | Regional Office of Investment and One-Stop-Integrated Services of Karagasen Regency |