Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Arbeitsmarkt | Indonesien

Günstige Arbeitskraft gibt es im Überfluss, Fachkräfte sind rar

Die starke Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt garantiert Arbeitgebern niedrige Löhne. Doch die Anwerbung gut ausgebildeter Fachkräfte ist für viele Firmen eine große Herausforderung.

Von Frank Malerius | Jakarta

Wir haben die Reihe "Lohn- und Lohnnebenkosten" in "Arbeitsmarkt" umbenannt.

Produzierende Unternehmen kommen vor allem aufgrund der niedrigen Löhne nach Indonesien. Diese sind durch die hohe Konkurrenz einer wachsenden und unterbeschäftigten Erwerbsbevölkerung gesichert. Allerdings ist das Arbeitsrecht streng, insbesondere ausländische Unternehmen müssen es beachten. Die Mindestlöhne werden jährlich angehoben, oft mit einer Rate über dem Wirtschaftswachstum.

Der allgemeine Bildungs- und Ausbildungsstand ist niedrig, die Produktivität dadurch auch. Ausländische Marktteilnehmende müssen Mitarbeitende anlernen. Gut qualifizierte Arbeitnehmer gibt es wenige, sie können hohe Gehälter verlangen. Pluspunkt ist die hohe Digitalaffinität der meisten jungen Generation.

Stärken des Arbeitsmarkts

  • Junge, wissbegierge Bevölkerung
  • Politik will das Bildungssystem stärken
  • Deutsche Initiative der dualen Ausbildung
  • Große Digitalaffinität junger Menschen

Schwächen des Arbeitsmarkts

  • Allgemein niedriger Bildungsstand
  • Geringe Produktivität
  • Schwache Bindung der Mitarbeitenden an Unternehmen
  • Stark steigende Mindestlöhne

  • Fachkräfte

    Arbeitskräfte sind in Indonesien deutlich günstiger als in Malaysia oder Thailand. Das Bildungs- und Ausbildungsniveau ist aber mangelhaft.

    Ausländische Unternehmen produzieren in Indonesien meist aufgrund der niedrigen Löhne. Denn der Inselstaat bietet ein großes Potenzial an Arbeitskräften: Es gibt fast 200 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter. Gleichzeitig ist das Land ein attraktiver Absatzmarkt. Die Bevölkerung ist konsumfreudig und erlebt seit 25 Jahren mit Ausnahme der Coronakrise einen ununterbrochenen Wirtschaftsaufschwung.

    Arbeitskraft ist in Indonesien weitaus günstiger als in Singapur, Malaysia oder Thailand. Allerdings ist sie teurer als in klassischen Niedriglohnländern wie Kambodscha oder Bangladesch. Die Lohnunterschiede innerhalb des Inselreiches sind beträchtlich: In der Hauptstadt Jakarta und den östlich angrenzenden Industriegebieten in Bekasi sind die monatlichen Mindestlöhne fast dreimal so hoch wie im ländlichen Java. 

    Hohe Konkurrenz um Arbeitsplätze

    Für ausländische Unternehmen war bisher die strenge Arbeitsgesetzgebung ein Investitionshindernis. Doch die Reform des Arbeitsrechts hat das Umfeld deutlich verbessert. Unter anderem sind Kündigungen nun leichter möglich und Abfindungen günstiger. Dennoch sind Restriktionen weiterhin größer als etwa in Malaysia, Thailand oder Vietnam. 

    Indonesien verfügt in geringerem Umfang als andere Länder der Region über eine exportorientierte Leichtindustrie, die hochwertige Jobs schafft. Deshalb ist auch die Industriearbeiterschaft kleiner. Der Anteil der verarbeitenden Industrie an der Bruttowertschöpfung ist von 30 Prozent um die Jahrtausendwende mittlerweile auf unter 20 Prozent gefallen. Zwar wächst der Industriesektor, doch mit geringeren Raten als die Gesamtwirtschaft.

    Unter den Arbeitnehmern herrscht Konkurrenzdruck. Jedes Jahr kommen mehr als 2 Millionen Menschen neu auf den Arbeitsmarkt, von denen nur eine Minderheit eine adäquate Beschäftigung findet. Die offizielle Arbeitslosenquote liegt nur bei etwa 6 Prozent. Doch diese Zahl geht weit an der Realität vorbei. Denn Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind ein großes gesellschaftliches Problem. Noch immer ist mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte in Indonesien im informellen Sektor tätig. 

    Arbeitskräfte müssen umfassend angelernt werden

    Für ausländische Unternehmen ist es trotz der Fülle an vorhandenen Arbeitskräften oftmals schwierig, qualifiziertes Personal zu finden. Denn das Bildungs- und Ausbildungsniveau ist mangelhaft. Zwar können fast alle Indonesier lesen und schreiben, was angesichts der vielen abgelegenen Regionen und im Vergleich etwa zu afrikanischen und vielen arabischen Ländern eine große Errungenschaft ist. Allerdings sind laut Weltbank mehr als die Hälfte der 15-Jährigen funktionale Analphabeten. Ausländische Unternehmen berichten, dass Indonesiens komparative Lohnvorteile vielfach durch die mangelnde Produktivität verloren gehen.

    Der Inselstaat hat kein System der Berufsausbildung. Es gibt berufsvorbereitende Schulen (Sekolah Menangah Kejuruan, SMK). Doch sie fangen oft nur schwächere Schüler auf und sind daher bei Arbeitgebern nicht sehr beliebt. Unter SMK-Absolventen ist die Arbeitslosenquote höher als bei solchen mit anderen Abschlüssen. Ausländische Unternehmen müssen daher die Arbeitnehmer umfassend anlernen. Immerhin gibt es in einigen Unternehmen deutsche Initiativen der dualen Ausbildung, allerdings schafft das nur eine punktuelle Verbesserung der Lage.

    Hohe Digitalaffinität

    In internationalen Bildungsstudien belegt der indonesische Nachwuchs meist die hinteren Plätze. Im regionalen ASEAN-Vergleich sticht Vietnam als bildungsstark hervor. Dennoch ist vor allem in den urbanen Zentren ein Wandel spürbar. Junge Indonesier lernen begierig Englisch. Bildung gewinnt an Bedeutung und trotz geringer formeller Bildungschanchen kämpfen sich überall Menschen nach oben.

    Vor allem in der Digitalwirtschaft trägt das Früchte. Indonesier sind ausgesprochen digitalaffin, praktisch jeder Städter kauft mit dem Handy ein und bezahlt über Apps. In diesem Umfeld ist der Inselstaat zum führenden Start-up-Standort der ASEAN geworden. Allerdings hat das zu einem großen Mangel an indonesischen IT-Fachkräften geführt. Denn die sind auch im Ausland begehrt.

    Indonesien im weltweiten Vergleich

    Folgende Karte ermöglicht den Vergleich zwischen zahlreichen Ländern weltweit. Bitte beachten Sie, dass die Werte in der Karte aus international standardisierten Quellen stammen und somit ggf. von Angaben aus nationalen Quellen im Text abweichen können.

     

    Arbeitskräfte bringen wenig Auslandserfahrung mit

    Es gibt in Indonesien vergleichsweise wenige Menschen mit internationaler Lebens- und Arbeitserfahrung. Nur etwa 60.000 Indonesier sollen laut Medienberichten im Ausland studieren. Ein großer Teil davon in Australien und dem sprachlich und kulturell verwandten Malaysia. Zum Vergleich: Weit mehr als eine halbe Million Studenten aus China sind in ausländischen Universitäten eingeschrieben, die weitaus meisten davon in den USA.

    In Deutschland soll es etwa 5.000 indonesische Studenten geben. Schätzungsweise die Hälfte davon studiert Ingenieurswesen, Mathematik oder Naturwissenschaften. Für sie kann ein Studium an einer kostenfreien deutschen Universität inklusive Lebenshaltungskosten sogar günstiger sein als an einer teuren heimischen Hochschule.

    Religion und Verkehrsstaus drücken auf die Produktivität

    Jenseits formeller Bildung, beeinflussen kulturelle Faktoren den Arbeitsalltag. Denn für die zu fast 90 Prozent muslimischen Arbeitnehmer fallen mindestens zwei Gebetszeiten in den Bürotag. Die meisten Mitarbeitenden fasten während des Ramadan, das beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit. Auch extra Urlaubstage für Pilgerfahrten muss der Arbeitgeber gegebenenfalls gewähren.

    Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Arbeitsalltag hat vielerorts die Verkehrssituation. In den urbanen Zentren herrscht die meiste Zeit des Tages Stau – vor allem zu den Stoßzeiten morgens und abends. Dann ist die Zeitspanne für den Weg zur Arbeit unberechenbar. Von Jakartas Außenbezirken bis ins Zentrum kann eine Fahrt mehrere Stunden dauern.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Personalsuche und Personalmanagement

    In Indonesien ist der Konkurrenzkampf um gute Arbeitskräfte groß. Um geeignete Mitarbeiter zu finden, müssen ausländische Unternehmen mehrere Kanäle nutzen.

    Viele ausländische Unternehmen in Indonesien beschreiben die Suche nach geeigneten Mitarbeitern als ihre größte Herausforderung. Zwar gibt es einen großen Pool an Arbeitssuchenden, aber nur ein kleiner Anteil hat die richtige Qualifikation oder Mentalität. Denn das Bildungs- und Ausbildungsniveau kann kaum mit den steigenden Anforderungen der Wirtschaft Schritt halten.

    Und wenn Unternehmen gute Mitarbeiter gefunden haben, kann es für sie schwierig sein, diese über einen längeren Zeitraum zu halten. Denn die indonesische Wirtschaft ist deutlich dynamischer als die in entwickelten Ländern: Viele Branchen wachsen schnell, neue Unternehmen steigen in Märkte ein und konkurrieren um die besten Köpfe – entsprechend schnell steigen die Löhne.

    Soziale Medien helfen bei der Suche nach Mitarbeitenden

    Die Suche nach Mitarbeitenden in Indonesien verläuft ähnlich wie in Deutschland: Unternehmen veröffentlichen Stellenanzeigen auf der eigenen Homepage und in den gängigen Jobportalen, erhalten schriftliche Bewerbungen, laden die Bewerber ein und wählen aus. Hohe Positionen oder spezialisierte Fachkräfte werden oft über die Einschaltung von Personalagenturen besetzt. Bei niederen Positionen werden neue Mitarbeiter bisweilen über Praktika gefunden. Nur wenige ausländische Unternehmen haben ihr Personalmanagement ausgelagert. Je spezieller die Anforderungen sind, desto direkter muss der eigene Blick auf den Auswahlprozess sein.

    Durch den strukturellen Mangel an geeigneten Bewerbern müssen Arbeitgeber insbesondere im Mittelbau vielfach über den Standardweg hinausgehen. Besonders wichtig bei der Zusammenführung von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt sind Social-Media-Kanäle. Auf ihnen tummeln sich junge Indonesier buchstäblich von morgens bis abends. Das Business-Netzwerk LinkedIn spielt bei der Jobsuche eine besonders große Rolle. Aber auch über Facebook und Twitter, bisweilen auch über YouTube-Videos werden Mitarbeitende gesucht. Jenseits des digitalen Raumes können persönliche Kontakte Erfolg versprechen: ein Mitarbeiterin hat eine Freundin, die vielleicht eine geeignete Fachkraft kennt.

    Jobbörsen in Indonesien
    UnternehmenAnmerkung
    JobstreetMarktführer in Indonesien und Südostasien
    Karir.comLokales Branchenunternehmen, nur indonesische Inhalte verfügbar
    JobsDB Indonesischer Ableger des auf Asien fokussierten Jobportals
    KalibrrIndonesischer Ableger des regionalen Branchenunternehmen
    GlassdorIndonesischer Ableger des internationalen Jobportals
    Quelle: Medienberichte

    Vorsicht beim Lebenslauf

    Arbeitgeber müssen bei den Lebensläufen von Bewerbern vorsichtig sein, denn Angaben und Dokumente lassen sich oft nicht auf Wahrheit und Echtheit überprüfen. Viele Unternehmen berichten, dass die Diskrepanzen zwischen den vorgeblichen und tatsächlichen Fähigkeiten von Bewerbern oft erheblich sind. 

    Wer aus einem Unternehmen ausscheidet, erhält zwar einen Nachweis für die Sozialversicherung über die Dauer und Art seiner dortigen Tätigkeit. Er fließt oft in die Bewerbungsunterlagen ein. Dabei wird aber nicht die Arbeitsleistung bewertet. Arbeitszeugnisse sind in Indonesien weitgehend unüblich. 

    Personalagenturen in Indonesien
    UnternehmenAnmerkung
    Robert WaltersIndonesischer Ableger, 2011 gegründet
    Michael PageVeröffentlicht einen "Salary Guide"
    JAC Recruitment Zweigstellen in Singapur, Malaysia, Thailand und Vietnam
    PersolkellyVeröffentlicht einen "Salary Guide"
    Telent Search Recruit Lokales Branchenunternehmen
    Quelle: Medienberichte

    Geld ist wichtig, Work-Life Balance gewinnt an Bedeutung

    Wer gute Mitarbeitende gefunden hat, muss sich Einiges einfallen lassen, um diese über einen längeren Zeitraum zu halten. Denn die Unternehmenstreue ist traditionell gering ausgeprägt. Das mit Abstand wichtigste Instrument dafür ist Geld, etwa in Form einer Gehalterhöhung oder höheren Zuschüssen, etwa für Verpflegung und Transport. Aber zunehmend gewinnen auch andere Faktoren an Bedeutung. Der Begriff der "Work-Life-Balance" hat zumindest bei jungen Städtern Eingang in den indonesischen Sprachgebrauch gefunden. An erster Stelle stehen dabei Home-Office-Regelungen, die viele Unternehmen nach der Coronakrise teilweise beibehalten haben. Die Anzahl der sogenannten Work-From-Home-Tage ("WFH") sind zu einem wichtigen Anreiz geworden. Auch viele Behörden haben WFH-Tage eingeführt.

    Ausländische Unternehmen berichten, dass Bewerber mittlerweile umfassende Home-Office-Ansprüche äußern. Die Politik fördert diese Entwicklung. Schließlich kann Home Office die Staulast und damit die Luftverschmutzung in den Großstädten lindern. Für Mitarbeitende mit langen Pendlerwegen bieten Home-Office-Regelungen tatsächlich große Erleichterungen. Viele Menschen, die die langen Wege von den Außenbezirken großer Städte nicht mehr auf sich nehmen wollten, finden durch Home-Office-Regelungen möglicherweise zu innerstädtischen Jobs zurück. Andersherum können viele Unternehmen nun ihre Büroflächen verkleinern und Mietkosten senken. Auch deshalb ist in Städten wie Jakarta Büroraum mittlerweile zu Spottpreisen erhältlich, selbst in Toplagen.

    Um junge, gut ausgebildete Städter kämpfen Arbeitgeber auch mit moderner Büroausstattung. Angenehme Aufenthaltsräume, ein kleines Café oder ein Essensservice können ebenfalls den Ausschlag für ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis geben. Denn für die konfliktscheuen Indonesier sind ein positives Arbeitsklima und soziale Interaktion jenseits des Arbeitsprozesses ausgesprochen wichtig. 

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Löhne und Gehälter

    In Indonesien sind die Löhne niedrig. Doch im Verhältnis zur niedrigen Produktivität bewerten viele ausländische Unternehmen sie als zu hoch. Die Mindestlöhne steigen jährlich.

    Indonesien ist kein klassisches Niedriglohnland mehr. Denn die indonesische Wirtschaft ist seit der Jahrtausendwende, trotz der zwischenzeitlichen Coronakrise, durchschnittlich um real 5 Prozent pro Jahr gewachsen und hat enorme Wohlstandszuwächse geschaffen. Diese Entwicklung hat Arbeitskraft deutlich verteuert. Hinzu kommen die politisch verordneten jährlichen Mindestlohnsteigerungen, die auf lokaler Ebene von Städten und Landkreisen festgelegt werden. Sie richten sich nach einer Formel aus Wirtschaftswachstum und Inflation und lagen in der Vergangenheit oft deutlich über der allgemeinen Wachstumsrate.

    Mit der Reform des Arbeitsrechts wurden immerhin einige Automatismen der Mindestlohnsteigerung beendet. Branchenspezifische Mindestlöhne sind jetzt nicht mehr explizit geregelt. Es ist jedoch weiterhin möglich, dass ein sektoraler Mindestlohn für bestimmte Industriezweige festgelegt wird. 

    Hohe Mindestlöhne im Großraum Jakarta

    Bei den monatlichen Mindestlöhnen gibt es regional erhebliche Unterschiede: In Karawang, dem Standort der Automobilindustrie östlich von Jakarta, liegen sie 2024 bei umgerechnet etwa 340 US-Dollar (US$), in Zentraljava mancherorts bei nur etwa 130 US$. Doch diese Werte sind nur Momentaufnahmen, denn zuletzt war die Rupiah ausgesprochen volatil. Während der Coronakrise verlor sie binnen weniger Wochen gegenüber dem US-Dollar um 20 Prozent an Wert und gewann diese Verluste ebenso schnell wieder zurück. Im Jahresdurchschnitt 2023 verlor die Rupiah gegenüber dem US-Dollar 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

    Der gesetzliche Mindestlohn hat gesamtwirtschaftlich nur eine geringe Bedeutung. Nur ein kleiner Anteil der Beschäftigten kann ihn in Anspruch nehmen. De facto gilt der Mindestlohn überwiegend für Staatsunternehmen, größere Industriebetriebe und ausländische Firmen. Dabei lässt sich ein hoher städtischer Mindestlohn über Leiharbeit oder Standorte in der Peripherie umgehen. Die allermeisten Indonesier sind aber in kleinen und Kleinstunternehmen tätig, oftmals im informellen Sektor. Sie unterliegen damit keiner Regelung. 

    Große Spreizungen bei Gehältern

    Die regionalen und sektoralen Unterschiede bei Löhnen und Gehältern sind groß, verschiedene Quellen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Laut der International Labour Organisation (ILO) werden in Indonesien im Finanzsektor und in der IT-Branche die höchsten Löhne gezahlt. Die niedrigsten gibt es in der unterentwickelten Landwirtschaft, die allerdings fast ein Drittel der Erwerbstätigen beschäftigt. Sie ist kleinbäuerlich geprägt und gering technisiert und leidet unter der Landflucht junger Menschen. Überdurchschnittliche Gehälter werden nach Angaben von lokalen Quellen hingegen im Öl- und Gassektor gezahlt. 

    Akademisch ausgebildete Fachkräfte sind in Indonesien zwar vergleichsweise günstig. Aber in Bereichen, in denen die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt, wie etwa bei IT-Fachkräften, schießen die Summen schnell in die Höhe. Für Programmierer mit mehrjähriger Berufserfahrung sind Monatsgehälter von mehr als 2.000 US$ keine Seltenheit. 

    Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Branchenin US-Dollar, 2022
    Branche

    Monatslohn

    Durchschnittslohn

    136

    Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei

    72

    Verarbeitendes Gewerbe

    124

    Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung

    200

    Wasserversorgung, Abfallwirtschaft

    109

    Baugewerbe

    126

    Groß und Einzelhande, Reperatur von Kfz

    118

    Transport und Lagerhaltung

    164

    Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie

    118

    Informations- und Kommunikationsleistungen

    275

    Finanz- und Versicherungswesen

    238

    Quelle: ILO 2023

    Noch breiter ist die Streuung bei den Positionen. Die ILO gibt Durchschnittswerte an, die teils unter den Mindestlöhnen liegen. In internationalen Unternehmen liegt die Gehaltsstruktur deutlich darüber. Nach Schätzungen der Deutsch-Indonesischen Auslandshandelskammer verdient eine Geschäftsführung einer größeren Niederlassung zwischen 14.000 und 40.000 US$ im Monat. Bei einer kleineren Zweigstelle sind es immer noch 5.000 bis 10.000 US$. 

    Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Positionen in US-Dollar, 2022
    Position

    Monatslohn

    Durchschnittslohn

    181

    Führungskraft

    450

    Personal mit akademischer Ausbildung

    232

    Techniker:in

    307

    Unterstützende Bürokraft

    244

    Dienstleistungs- und Verkaufskraft

    156

    Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft

    110

    Handwerker:in

    155

    Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft

    209

    Hilfskraft

    121

    Quelle: ILO 2023

    Weitere Lohnbestandteile

    Die gesetzliche Arbeitszeit beträgt 40 Wochenstunden und ist auf fünf oder sechs Tage verteilt. Es wird ein 13. Monatsgehalt zum islamischen Zuckerfest nach dem Fastenmonat Ramadan ("Idul Fitri") gezahlt. Zusätzlich erhalten die Arbeitnehmer zu Beginn des neuen Jahres in vielen Unternehmen einen Bonus, dessen Höhe vom Unternehmenserfolg und der individuellen Leistung abhängt. Er kann bis zu drei Monatsgehälter ausmachen. Daneben bekommen viele Angestellte Zulagen (für Transport und Mittagessen) in Höhe von 50.000 bis 90.000 Rupiah (circa 3,00 bis 6,00 US$) pro Anwesenheitstag. Auch gibt es Zuschüsse für die Krankenversicherung der Familie.

    Für ausländische Entsandte höherer Positionen müssen in der Regel Miete (teilweise) und Schulgeld (vollständig) sowie Wagen mit Fahrer bezahlt werden. Die Monatsmieten für Wohnungen und Häuser mit westlichem Standard liegen zwischen 2.500 und 5.000 US$. Das Schulgeld beläuft sich pro Kind auf 1.500 bis 2.000 US$ im Monat.

    Arbeitgeber zahlt Sozialversicherungsbeiträge 

    Die Kosten für die soziale Absicherung des Arbeitnehmers werden überwiegend vom Arbeitgeber getragen. Dies gilt für die Kranken-, Unfall- und Lebensversicherung. Aufgrund der niedrigen Gesamtabzüge können viele Arbeitnehmer mehr als 90 Prozent ihres Bruttogehaltes mit nach Hause nehmen. Dabei kommt ihnen auch die geringe Steuerbelastung zugute. Laut Finanzministerium zahlen kaum mehr 10 Prozent der Bevölkerung überhaupt Einkommensteuer.

    Sozialbeiträge 2024 in Prozent der Bemessungsgrundlage
    Versicherung

    Arbeitgeberanteil

    Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil)

    3,7

    Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil)

    maximal 120.000 Rupiah

    Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz (Arbeitgeberanteil)

    Mutterschutz: 3 Monate bezahlte Freistellung, im Krankheitsfall gestaffelte Abgabenregelung (je nach Unternehmen)

    Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil)

    -

    Sonstige Versicherungen (Arbeitgeberanteil)

    0,3 (Lebensversicherung)

    Quelle: AHK Indonesien 2024

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Arbeitsrecht

    Das indonesische Arbeitsrecht ist im Vergleich zu anderen Ländern der Region streng.

    Von Julio Pereira (GTAI), Berlin / Stefan Ewers (Rödl & Partner), Jakarta

    Rechtsgrundlagen

    Das Arbeitsrecht gilt als sehr arbeitnehmerfreundlich. Die wichtigsten Rechtsgrundlagen sind derzeit:

    • Arbeitsgesetz (UU No. 13 Tahun 2003 - Gesetz Nr. 13 vom 25. März 2003), das unter anderem die Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften regelt;
    • Gesetz über die Streitschlichtung im Arbeitsverhältnis (UU No. 2 Tahun 2004 - Gesetz Nr. 2 von 14. Januar 2004);
    • Regierungsverordnung über befristete Beschäftigung, Outsourcing, Arbeits- und Ruhezeiten sowie Beendigung des Arbeitsverhältnisses (PP No. 35 Tahun 2021 - Verordnung Nr. 35 vom 2. Februar 2021);
    • Regierungsverordnung über Löhne (PP No. 36 Tahun 2021 - Verordnung Nr. 36 vom 2. Februar 2021);
    • Regierungsverordnung zur Schaffung von Arbeitsplätzen (PERPU No. 2 Tahun 2022 - Verordnung vom 30. Dezember 2022);
    • Gesetz zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Stärkung von KMUs (UU No. 4 Tahun 2023 - Gesetz vom 12. Januar 2023).
    • Regierungsverordnung über Arbeitszeit und Löhne (Permenaker No. 5 Tahun 2023 - Verordnung Nr. 5 vom 08. März 2023), die eine flexiblere Anpassung in bestimmten Sektoren ermöglicht;
    • Regierungsverordnung über Lohnberechnung (PP No. 51 Tahun 2023 - Verordnung Nr. 36 vom 10. November 2023);

    Daneben können interne Betriebsbestimmungen gelten. Diese werden beim lokalen Arbeitsamt registriert und auf ihre Gesetzmäßigkeit hin überprüft.

    Gesetzliche Regelungen auf einen Blick
    Vergütung: Beachtung der Mindestlöhne, ansonsten Ergebnis individueller Verhandlungen bzw. Betriebsvereinbarungen
    Monatlicher Mindestlohn: Spannbreite zwischen 2,0 Millionen Rupiah (ca. 130 US$) in Zentraljava und 5,3 Millionen (ca. 340 US$) in Bekasi-Stadt/Westjava
    Arbeitsstunden pro Woche: Regelarbeitszeit 40 Stunden
    Regelarbeitstage pro Woche: 5-6
    Zulässige Überstunden: 18 Stunden auf 6 Tage verteilt, darüber hinaus genehmigungspflichtig
    Bezahlte Feiertage: 10 bis 12
    Bezahlte Urlaubstage: 12 Tage
    Sonderzahlungen pro Jahr in Monatslöhnen (13. und/oder 14. Gehalt): 13. Monatsgehalt zum Ende des Fastenmonats Ramadan. Weitere Bonuszahlungen üblich
    Tage mit bezahltem Arbeitsausfall: 3 Tage bei eigener Hochzeit; 2 Tage bei Hochzeit, Taufe, Beschneidung, Tod von nahen Verwandten sowie (theoretisch) die ersten beiden Tage der Menstruation. 1 Tag bei Tod von entfernten Verwandten. Maximal 50 Tage für Hadsch (einmal im Leben)

    Tage mit Lohnfortzahlung bei Krankheit: 

    1 bis 3 Monate je nach Unternehmen, danach degressiver Staffelung:

    1.-4. Monat: 100 Prozent

    5.-8. Monat: 75 Prozent

    9.-12. Monat: 50 Prozent

    Probezeit: Maximal 12 Monate
    Quelle: AHK Indonesien 2024

    Derzeit gibt es fünf Standard-Einkommensteuersätze für natürliche Personen:

    Einkommensteuersätze in Indonesien

    Jahreseinkommen (in Mio. Rupiah)

    In US$

    Steuersatz (in Prozent)

    0 bis 60

    0 bis 3.780

    5

    über 60 bis 250

    3.780 bis 15.750

    15

    über 250 bis 500

    15.750 bis 31.500

    25

    über 500 bis 5.000

    31.500 bis 315.000

    30

    Über 5.000

    über 315.000

    35

    Umrechnung in US$ nach dem Jahresdurchschnittswechselkurs von 2024: 1 US$ = 15.872,90 Rupiah, gerundet

     

    Vertragsabschluss

    Bei Vertragsabschluss ist zwischen befristeten und unbefristeten Verträgen zu unterscheiden.

    Ein unbefristeter Vertrag (Perjanjian Kerja Waktu Tidak Tertentu - PKWTT) kann mündlich geschlossen werden, jedoch muss ein schriftlicher "Letter of Appointment" (surat pengangkatan) des Mitarbeiters vorliegen, der mindestens (i) die Identität des Mitarbeiters, (ii) das Datum des Beschäftigungsbeginns, (iii) die Arbeitsbeschreibung und (iv) die Höhe des Gehalts enthält (Art. 64 UU 13/03).

    Ein befristeter Vertrag (Perjanjian Kerja Waktu Tertentu - PKWT) bedarf der Schriftform und muss - neben den persönlichen Angaben des Arbeitnehmers - Art und Umfang der Arbeit sowie die genaue Position und den Arbeitsort ausführen. Jeder Vertrag ist auf Indonesisch zu verfassen. Zweisprachige Versionen sind gültig, wobei die indonesische Fassung als bindend anzusehen ist (Art. 57 UU 13/03).

    Nach indonesischem Arbeitsrecht ist sowohl eine Fünf- als auch Sechs-Tage-Arbeitswoche erlaubt, die in sieben Stunden pro Tag für sechs Arbeitstage pro Woche oder acht Stunden pro Tag für fünf Arbeitstage aufgeteilt sind. Der minimale Urlaubsanspruch liegt bei zwölf Tagen pro Jahr (Art. 79 UU 13/03).

    Rechte und Pflichten der Vertragsparteien

    Nach indonesischem Recht müssen die Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und Beschäftigten Gegenstand jedes schriftlichen Vertrags sein. Diesbezügliche Vertragsklauseln dürfen nicht im Widerspruch zu Gesetzen oder Kollektivverträgen stehen (Art. 54 und 55 UU13/03). Auch betriebliche Regelungen, die maximal 2 Jahre gültig sind (Art. 111 UU13/03), müssen beachtet werden.

    Der Arbeitgeber muss dem Arbeitnehmer das vertraglich zugesicherte Gehalt zahlen und Abgaben an die Sozialversicherung abführen. Das indonesische Arbeitsrecht sieht mit wenigen Ausnahmen vor, dass der Lohn nicht gezahlt wird, wenn die Beschäftigten die Arbeit nicht leisten (Art. 93 UU13/03).

    Aus religiösen oder geschlechtsspezifischen Gründen gelten besondere Rechte auf Ruhezeit. Die Arbeitgeber sind beispielsweise verpflichtet, den Arbeitnehmern "ausreichende Möglichkeiten" zur Ausübung ihrer religiösen Überzeugungen zu bieten (Art. 80 UU13/03). Was den Schutz der Rechte der Frauen betrifft, so gibt es im Wesentlichen zwei Sondernormen für die Ruhezeit: i) eineinhalb Monate Mutterschaftsurlaub vor der Entbindung und derselbe Zeitraum nach der Entbindung und ii) eineinhalb Monate Ruhezeit bei einer Fehlgeburt (Art. 81 bis 83 UU13/03). In diesen Fällen haben die Beschäftigten Anspruch auf ihr volles Gehalt.

    Vor kurzem hat das indonesische Arbeitsministerium die Ministerialverordnung Nr. 5 aus dem Jahr 2023 (MOM 5) erlassen, mit der die Vorschriften für Löhne und Arbeitszeiten in bestimmten Branchen flexibilisiert werden.

    Vertragsbeendigung

    Die möglichen Gründe und Auswirkungen einer Vertragsbeendigung sind im indonesischen Recht (Art. 150 bis 172 UU13/03) ausführlich beschrieben. Die Anforderungen für eine Kündigung aus persönlichen oder verhaltensbedingten Gründen sind hoch. In der Regel muss ein Grund für die Kündigung vorliegen und der Arbeitgeber den betroffenen Arbeitnehmer und/oder die Gewerkschaft über die Ziele und Gründe der Kündigung informieren.

    Weigert sich der gekündigte Arbeitnehmer, das Arbeitsverhältnis zu beenden, müssen die Parteien (Arbeitnehmer, Arbeitgeber und gegebenenfalls die Gewerkschaft) Verhandlungen aufnehmen, um eine gütliche Einigung zu erzielen. Einigen sich die Parteien, muss der Abschluss schriftlich vereinbart werden. Falls Arbeitnehmer und Arbeitgeber keine gütliche Einigung erreichen können, sieht das Arbeitsrecht vor, dass die Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch die Mechanismen für Streitigkeiten in den Arbeitsbeziehungen gemäß dem Gesetz Nr. 2/2004 über die Beilegung von Streitigkeiten erfolgt. Ein entsprechendes Gerichtsverfahren kann sehr kostspielig und zeitaufwendig sein. Daher sollte ein Unternehmen immer eine gütliche Einigung anstreben.

    Der Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, dem Arbeitnehmer bei Beendigung eines befristeten Arbeitsvertrags eine Entschädigung zu zahlen. Es ist jedoch zu beachten, dass ausländische Arbeitnehmer, die mit einem befristeten Vertrag einzustellen sind, keinen Anspruch auf eine solche Abfindung haben. Im Falle der Beendigung eines unbefristeten Arbeitsverhältnisses ist der Arbeitgeber verpflichtet, dem Arbeitnehmer eine Abfindung, eine Dienstaltersprämie und eine Entschädigung für erworbene Rechte aus der Anstellung zu zahlen.

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Deutsch-Indonesische Handelskammer (Ekonid)Unterstützt deutsche Unternehmen vor Ort
    Kementerian Ketenagakerjaan ("Kemnaker")Arbeitsministerium
    Kementerian Perindustrian ("Kememperin")Industrieministerium
    BPJS KesehatanStaatliche Krankenversicherung
    BRIN Behörde für Forschung in Nationale Innovation
    Badan Koordinasi Penanaman Modal (BKPM)Investitionsministerium

     

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.