Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Iran | Solarenergie

Politische Ziele

Die Regierungen wollen seit vielen Jahren die Erneuerbaren stärken. Der Privatsektor soll den Ausbau vorantreiben. 

Von Robert Espey | Dubai

Starker Ausbau des noch kleinen Solarsektors angestrebt

Seit Jahrzehnten gehört es zu den energiepolitischen Zielen aller iranischen Regierungen, erneuerbare Energien (EE) zum Schutz der Umwelt und zur Einsparung fossiler Brennstoffe zu fördern. Die Zielgrößen wurden aber in der Regel weit verfehlt. Die Aktivitäten richteten sich zunächst vor allem auf Windprojekte. In der Region Rudbar-Manjil (Provinz Gilan am Kaspischen Meer) wurden 1995 die ersten Windturbinen in Betrieb genommen. Dort entstand dann der erste und bis heute größte Windpark des Landes (92 Megawatt). Anfang 2017 gingen die ersten zwei größeren PV-Projekte (Photovoltaik; jeweils 7 Megawatt) in Betrieb.

Bild vergrößern

Der Anteil erneuerbarer Energien (ohne große Wasserkraftwerke) an der Stromerzeugung lag 2020/2021 (iranisches Jahr 1399: 21. März bis 20. März) mit 5,9 Millionen Megawattstunden bei 1,7 Prozent. Davon dürfte mehr als die Hälfte PV-Strom gewesen sein. Ende 2021 hatten erneuerbare Energien einen Anteil an den gesamten Kraftwerkskapazitäten (86 Gigawatt) von 1 Prozent, Solarenergie alleine kam auf 0,5 Prozent.

Die Regierungsplanung setzt bei erneuerbaren Energien keine technologiespezifischen Ziele. Die stark gesunkenen Investitionskosten für PV-Kraftwerke haben jedoch zu einer Dominanz dieser Technologie geführt, der Trend dürfte sich auch zukünftig fortsetzen. Zwischen 2016/2017 und 2020/2021 sind die PV-Kapazitäten von 22 auf 429 Megawatt gestiegen. Bei Windkraft kam es nur zu einer Erhöhung um 117 auf 308 Megawatt.

Der Ausbau erneuerbarer Energien soll im Wesentlichen durch den Privatsektor erfolgen. Der Staat bietet Stromabnahmeverträge an. Zunehmend soll die Stromvermarktung auch über die Energiebörse (Energy Exchange Market/IRENEX) abgewickelt werden.

Aktuelle Zielgröße: 11 Gigawatt erneuerbare Energien bis 2026

Im Rahmen des 6. Fünfjahresentwicklungsplans (2017/2018 bis 2021/2022) war für den Bereich erneuerbare Energien eine Ausweitung der Kapazitäten auf 5 Gigawatt vorgesehen. Im März 2022 endet die Planperiode, Ende 2021 waren aber nur 0,9 Gigawatt erreicht. Bis Sommer 2022 sollen es 1,2 Gigawatt werden, was aber auch nicht als gesichert gelten kann.

Das 5-Gigawatt-Ziel hätte möglicherweise erreicht werden können, wenn es nicht 2018 zu einer Reaktivierung der US-Sanktionen gekommen wäre. Mit ausländischen Partnern wurde 2016 und 2017 über große Solar- und Windprojekte diskutiert. Die Sanktionen führten aber dann dazu, dass fast alle Gespräche beendet wurden. Die nun 2022 erwartete erneute Lockerung der US-Sanktionen - nach einer Einigung zwischen den USA und Iran bei den in Wien laufenden Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Atomabkommens - könnte ausländische Investoren zurückbringen.

Bild vergrößern

Im Oktober 2021 hat die zum Energieministerium gehörende Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba) interessierte in- und ausländische Unternehmen aufgefordert, Vorschläge für Solaranlagen ab 10 Megawatt, Windkraftwerke ab 50 Megawatt und andere erneuerbare Energieprojekte (ohne Kapazitätsvorgaben) zu unterbreiten. Es sollen Vorhaben mit einer Gesamtkapazität von 10 Gigawatt vergeben werden. Satba erwartet, dass etwa 7,5 Gigawatt auf Solarprojekte entfallen.

Ende der langfristigen Stromabnahmeverträge, aber schnelle Amortisierung

Anders als bisher will Satba mit den privaten Investoren keine langfristigen Stromabnahmeverträge mehr unterzeichnen. Vielmehr soll ein Stromliefervertrag über lediglich sechs bis sieben Jahren geschlossen werden, wobei eine Amortisierung der Investitionen innerhalb von vier Jahren gesichert werden soll. Wie in der Vergangenheit könnten aber die (noch nicht bekannten) Zahlungsmodalitäten, unzureichende Zahlungsgarantien und Finanzierungsengpässe zentrale Probleme darstellen.

Unklar ist, wie zukünftig mit Solar- und Windprojekten verfahren werden soll, die aufgrund einer Unterschreitung der genannten Mindestkapazitäten nicht unter das 10-Gigawatt-Programm fallen. Bislang konnte Satba bei Solar- und Windanlagen unter 10 Megawatt mit den Betreibern gemäß dem jeweils geltenden Einspeisetarif Stromabnahmeverträge über 20 Jahre abschließen.

Im Mai 2021 wurden für Neuverträge die Vergütung pro Kilowattstunde angehoben, auf 7.644 Rial für Windkraftanlagen und 8.918 Rial für Solaranlagen. Dies entsprach nach dem damaligen freien Wechselkurs 2,6 beziehungsweise 3,0 Euro-Cent (Durchschnitt im Mai 2021). Die in Rial zu zahlenden Vergütungen werden jährlich an die Inflations- und die Euro-Wechselkursentwicklung angepasst (Adjustment Formula).

Der Haushaltsentwurf für 2022/2023 sieht Mittel zur Förderung erneuerbarer Energien in Höhe von etwa 100 Millionen US$ vor. Details zur geplanten Verwendung der Gelder liegen nicht vor. Aufgrund der Förderung erwartet die Regierung bis Ende 2022/2023 mehr als eine Verdoppelung der Kapazitäten auf 1,9 Gigawatt.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.