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Branchen | Israel | Bahn- & Schienenverkehr

Israel baut sein Schienennetz massiv aus

Israel will in den nächsten Jahren in den Ausbau des Schienenverkehrs investieren. Unternehmen können auf umfangreiche Ausschreibungen für Schienenfahrzeuge und Bauprojekte hoffen.

Von Wladimir Struminski | Israel

Das israelische Verkehrsministerium (Ministry of Transportation and Road Safety) und die staatseigene Eisenbahngesellschaft Israel Railways wollen das Fahrgastaufkommen der Bahn bis 2030 verdreifachen und bis 2040 mehr als vervierfachen. Das Schienennetz wird verlängert und seine Streckenkapazität erhöht. Parallel dazu soll ein umfangreiches Beschaffungsprogramm mit Ausschreibungen für Schienenfahrzeuge aufgelegt werden.

In der ersten Phase will die Regierung umgerechnet 12,5 Milliarden US-Dollar (US$) für den Ausbau in die Hand nehmen; die Summe wurde 2022 im Fünfjahresprogramm beschlossen. Weitere Investitionsprogramme sollen folgen. Mit dem Ausbau verfolgt die Regierung das Ziel, das Straßennetz zu entlasten, periphere Landesteile ans Bahnnetz anzubinden und die Umweltbelastung durch den Verkehrssektor zu reduzieren.

Ausschreibungen finden ab einem Wert von umgerechnet rund 160.000 US$ statt. Das lässt erwarten, dass die Aufträge für nahezu das gesamte Entwicklungsprogramm per Ausschreibung  an Unternehmen vergeben werden. Eine Teilnahme ist dabei grundsätzlich auch für ausländische Firmen möglich. 

Fahrgastaufkommen soll bis 2040 auf 300 Millionen steigen

Das Ausbauprogramm soll eine Vervielfachung des Fahrgastaufkommens ermöglichen. Der bisherige Jahreshöchstwert lag 2019 bei 69 Millionen Fahrgastbewegungen. Bis 2040 soll ein Fahrgastaufkommen von 300 Millionen erreicht werden.

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Auch der Frachttransport soll steigen, ist jedoch nicht der Schwerpunkt des Ausbauprogramms. Die Frachtbeförderung auf der Schiene stagniert gegenwärtig und schwankt zwischen 6 Millionen und 9 Millionen Tonnen pro Jahr. Bis 2040 will Israel Railways das beförderte Frachtgewicht etwa verdreifachen. 

Pläne sehen Gleisbau und Elektrifizierung vor

Um den Entwicklungsplan pünktlich zu erfüllen, investieren die Regierung und Israel Railways massiv in den Ausbau des Streckennetzes. Im Jahr 2023 betrug seine Gesamtlänge rund 1.500 Kilometer. Diese soll bis 2030 auf 1.800 Kilometer und bis 2040 auf 2.570 Kilometer erweitert werden. Dabei sollen bestehende Strecken zusätzliche Gleise erhalten und auch neue Strecken errichtet werden. Ferner sind neue kreuzungsfreie Schnittstellen zwischen dem Schienenverkehr und dem Straßenverkehr, der Bau von Wartungsdepots und die Beschaffung moderner Signaltechnik vorgesehen. Die neuen Bahnstrecken werden von vornherein elektrifiziert.

Die 2017 begonnene Elektrifizierung des Bahnnetzes wird fortgesetzt. Bis Ende 2023 wurden rund 600 Kilometer des Streckennetzes elektrifiziert. Bis 2025 sollen weitere 400 Kilometer hinzukommen. Damit wären insgesamt zwei Drittel des bestehenden Netzes elektrifiziert. 

Rund 500 Kilometer werden auch künftig mit Diesellokomotiven betrieben. Hierzu gehören Strecken, die innerhalb von Frachtterminals verlaufen oder bei denen eine Elektrifizierung nicht wirtschaftlich ist.

Ziel ist ein landesweites Streckennetz 

Die neuen Strecken sollen vor allem den Norden und den Süden an das bestehende Bahnnetz anbinden. Nach Fertigstellung wird es eine durchgehende Zugverbindung von Kiryat Shmona im äußersten Nordosten des Landes bis Eilat am Roten Meer geben. 

In der Mitte des Landes wird die neue Direktverbindung zwischen Rischon le-Zion, einer südlichen Nachbarstadt Tel Avivs an der Küste und Modi'in im Landesinneren gebaut. Sie vereinfacht Bahnfahrten zwischen Rischon le-Zion und weiteren Städten nach Jerusalem, weil der Umweg über Tel Aviv entfällt. Die Inbetriebnahme der Strecke ist für 2027 geplant.

Die sogenannte Oststrecke für den Passagier- und Güterverkehr soll den Ballungsraum von Tel Aviv Richtung Osten entlasten. Sie soll 2027 eröffnet werden.

Ein Schwerpunktprojekt zur Steigerung der Streckenkapazität ist das vierte Gleis der Ayalon-Strecke. Diese verläuft durch Tel Aviv und ist das Nadelöhr des israelischen Schienennetzes. Gegenwärtig verfügt sie über drei Gleise. Ein viertes ist im Bau, teils durch die Eisenbahngesellschaft, teils durch die ebenfalls staatseigene Infrastrukturgesellschaft Netivei Israel. Die Inbetriebnahme dürfte 2030 erfolgen. 

Israel Railways ist für den Bau von 4,5 Streckenkilometern des vierten Gleises im Herzen von Tel Aviv zuständig. Hier fallen umfangreiche Infrastrukturarbeiten an, darunter die Überdachung eines Flussbett-Abschnitts. Auf der überdachten Fläche werden dann Gleise verlegt.

Ein separates Projekt ist der Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken. Diese sollen die vier großen Ballungsräume des Landes Haifa, Tel Aviv, Jerusalem und Beer Sheva miteinander verbinden und Geschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde ermöglichen. Das Hochgeschwindigkeitsnetz soll bis 2035 betriebsbereit sein.

Zahl der Züge soll sich verdreifachen

Der Bestand an Schienenfahrzeugen wird ebenfalls massiv ausgebaut, so der Plan. Im Jahr 2020 verfügte die israelische Bahn über 570 Personenzüge. Diese Zahl soll bis 2025 auf 740 und bis 2040 auf 2.260 steigen. Damit würde sich die Zahl der Personenzüge zwischen 2025 und 2040 mehr als verdreifachen.

Um die Beförderungskapazität schneller zu steigern, erwarben das Verkehrsministerium und die Bahngesellschaft vor kurzem elektrische Triebfahrzeuge auch zur Verlängerung bestehender Züge, so Israel Railways gegenüber Germany Trade & Invest. Dabei handele es sich um Doppelstockwagen von Alstom und elektrische Doppeldecker-Mehrfacheinheiten (DDEMU-Schienenfahrzeuge) von Siemens. Vereinbart worden sei der Kauf von 50 DDEMU-Modulen mit jeweils sechs Waggons und der Erwerb von 81 Doppelstockwagen von Alstom.

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