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Projektgesellschaft für CPK-Flughafen vergibt große Aufträge
Die ersten Auftragnehmer für Bauarbeiten an Polens neuem Zentralflughafen stehen fest. Weitere Ausschreibungen starten in Kürze. Auch deutsche Unternehmen kämpfen um Zuschläge.
30.06.2025
Von Christopher Fuß | Warschau
Die Projektgesellschaft hinter dem nahe der Stadt Łódź geplanten Großflughafen CPK (Centralny Port Komunikacyjny) will bis Ende 2025 mindestens vier große Ausschreibungen starten – jede mit einem Volumen von mindestens 200 Millionen Euro. Das geht aus dem Ausschreibungsplan des staatlichen Entwicklers hervor.
Passagiere pro Jahr soll der CPK nach der Eröffnung abfertigen können.
Demnach soll im 3. Quartal 2025 die Suche nach einem Bauunternehmen beginnen, das den Flughafen an die Autobahn A2 und an weitere Verkehrsknotenpunkte anschließt. Insgesamt geht es um neue Straßen mit einer Länge von 90 Kilometern. Nicht alle Firmen können an der Ausschreibung teilnehmen. Die Projektgesellschaft hat den Kreis potenzieller Bieter über ein Vorverfahren eingeschränkt.
In diesem Zusammenhang konnten sich neun Unternehmen und fünf Konsortien für die Teilnahme qualifizieren. Neben polnischen Baukonzernen wie Budimex, Mostostal Warszawa und Mirbud sind auch internationale Mitbewerber vertreten – darunter die österreichischen Anbieter Porr und Strabag sowie die türkische Kolin Inşaat.
Laut Zeitplan starten die Planungsarbeiten und anschließenden Bauarbeiten ab 2026.
Auftragnehmer für das Passagierterminal gesucht
Bereits begonnen hat ein wettbewerblicher Dialog für den Bau des CPK-Passagierterminals. Dieses Verfahren läuft in drei Schritten ab. Bis Ende August 2025 reichen Bauunternehmen ihre Unterlagen ein. Anschließend wählt die Projektgesellschaft fünf Bewerber aus und bespricht mit ihnen technische Details. Abschließend startet die eigentliche Bauausschreibung, an der nur die fünf ausgewählten Unternehmen teilnehmen dürfen. Der Spatenstich findet im Jahr 2026 statt.
Laut CPK-Team hat der Bau des Terminals einen geschätzten Auftragswert von rund 1,2 Milliarden Euro. Es gibt bereits einen Entwurf. Er stammt von den internationalen Architekturbüros Foster + Partners und Buro Happold.
Ähnlich wie beim Passagierterminal entschied sich CPK auch beim Gepäckfördersystem für einen wettbewerblichen Dialog. Drei Lieferanten sind in der engeren Auswahl. Hierzu gehören auch die deutsche Beumer Gruppe und Siemens Logistics. Wer den Auftrag erhält, stand Mitte Juni 2025 noch nicht fest.
Neue Zugverbindung ab Warschau
Für das 4. Quartal 2025 plant die Projektgesellschaft, den Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Warschau und dem CPK auszuschreiben. Die Verbindung ist Teil eines größeren Vorhabens. Ein landesweites Netz für Schnellzüge soll künftig Reisende aus allen Regionen Polens zum Zentralflughafen bringen. Die Züge werden auf diesen Trassen mit Geschwindigkeiten bis zu 350 Kilometern in der Stunde fahren.
Das Herzstück der Strecke ab Warschau ist ein knapp 10 Kilometer langer Tunnel, der vom Westbahnhof der polnischen Hauptstadt bis zur Stadtgrenze führt. Er wäre der längste Eisenbahntunnel Polens.
Alle Ausschreibungen rund um Planung und Bau des Großflughafens CPK und der ergänzenden Bahnstrecken veröffentlicht die Betreibergesellschaft auf einer Onlineplattform.
Weitere Informationen über Ausschreibungen und Projektfortschritte stellt das Unternehmen auf Englisch auf seiner Internetseite zur Verfügung.
Arbeiten an Eisenbahntunnel unter Łódź haben begonnen
Bei einem weiteren Teilprojekt rund um den CPK gibt es bereits einen Auftragnehmer. Porr wird einen Eisenbahntunnel unter der Stadt Łódź bohren. Das österreichische Unternehmen konnte sich mit einem Angebot in Höhe von rund 420 Millionen Euro netto gegen die Konkurrenz durchsetzen.
Der Tunnel ist Teil der geplanten Bahnstrecke Warschau - CPK - Łódź. Sie soll zeitgleich mit dem Flughafen im Jahr 2032 in Betrieb gehen. Ab 2035 könnten die Schnellzüge dann auch weiter nach Poznań in Westpolen und nach Wrocław in Südwestpolen fahren. Wegen der Gabelung hinter Łódź trägt die Strecke auch den Namen 'Y-Verbindung'.
Das Projekt ist auf EU-Gelder angewiesen
Die polnische Regierung sieht im CPK ein Drehkreuz für den gesamten Luftverkehr in Mittelosteuropa – vergleichbar mit Frankfurt, Amsterdam oder Paris in Westeuropa. Der bislang größte Flughafen Polens in der Hauptstadt Warschau hat kaum noch Wachstumspotenzial. Es gibt keine freien Flächen mehr. Vor diesem Hintergrund entschied bereits die Vorgängerregierung unter Leitung der Partei PiS über den Bau eines neuen Großflughafens.
Laut dem Entwicklungsplan, den das Kabinett Ende 2024 verabschiedete, kostet das gesamte CPK-Vorhaben rund 31,5 Milliarden Euro. Der Löwenanteil entfällt auf Investitionen in die Schienenwege mit einem Gegenwert von 18,3 Milliarden Euro. In den Kosten enthalten ist die Zugverbindung von Warschau nach Łódź und weiter nach Poznań und Wrocław. Bei den übrigen Streckenabschnitten, beispielsweise vom südpolnischen Katowice bis zur Staatsgrenze mit Tschechien, deckt der aktuelle Finanzrahmen nur die Planungsarbeiten ab.
Folgt man den Berechnungen der polnischen Regierung, werden EU-Gelder über 40 Prozent der Kosten für die Bahntrassen decken. Die fehlenden 60 Prozent schießt Polen aus der Staatskasse dazu. Bislang hat das Land aber nur rund 120 Millionen Euro aus EU-Programmen für die Schienenwege erhalten und weitere 230 Millionen Euro beantragt.
Außerdem will die CPK-Gesellschaft einen eigenen Fuhrpark an Zügen einkaufen. Beförderungsunternehmen könnten diese Fahrzeuge später mieten.
Kooperation mit etabliertem Flughafenbetreiber
Der Flughafen selbst wird voraussichtlich über 10 Milliarden Euro kosten. Um diese Summe zu stemmen, braucht die CPK-Gesellschaft Unterstützung. Hier kommt die staatliche Gruppe PPL ins Spiel. Sie betreibt mehrere Flughäfen in Polen und steigt als Minderheitsinvestor beim CPK ein.
Beide Unternehmen - PPL und die CPK-Projektgesellschaft - werden 40 Prozent der Baukosten übernehmen. Die Staatskasse, Banken und Investoren kommen für den Rest auf. Verträge mit privaten Geldgebern gibt es noch nicht. Eine von der PiS-Regierung geplante Minderheitsbeteiligung durch den französischen Betreiber VINCI scheint mittlerweile vom Tisch. Gleichzeitig hält die CPK-Gesellschaft an Beratungsabkommen mit Partnern aus Südkorea fest.
Auch Polens staatliche Airline LOT bereitet sich auf den neuen Flughafen vor. Das Unternehmen soll 60 Prozent der Slots am CPK übernehmen. Dafür braucht die Airline neue Maschinen. Im Juni 2025 bestellte LOT 40 Flugzeuge des Typs A220 von Airbus. Für weitere 44 Flugzeuge gibt es eine Kaufoption.