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Branchen | Israel | Energiegewinnung aus Abfällen

Israel setzt auf Strom und Wärme aus Abfällen

Energie aus Abfällen spielt in Israel kaum eine Rolle. Jetzt fördert die Regierung aber den Bau von Anlagen zur Energiegewinnung durch Müllverbrennung und anaerobische Vergärung.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

In Israel läuft ein Ausbauprogramm für die Energiegewinnung aus Abfällen an. Wie das Umweltschutzministerium (Ministry of Environment Protection)  gegenüber Germany Trade and Invest erklärte, ist dabei der Bau von Anlagen zur anaerobischen Vergärung ebenso wie Energierückgewinnung durch Müllverbrennung vorgesehen. 

Mischfinanzierung ist angesagt

Für das Programm zur anaerobischen Vergärung stellt das Umweltschutzministerium Fördermittel von umgerechnet rund 260 Millionen US-Dollar (US$) zur Verfügung. Zudem wird das Programm aus Gebühren gefördert, die der Staat für die Deponieentsorgung von Abfällen erhebt.

Eine weitere Finanzierungsquelle für Energiegewinnungsanlagen generell sind Einspeisetarife. Grundsätzlich bevorzugt die Regierung die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen, die gegenüber den fossil betriebenen Kraftwerken wettbewerbsfähig sind. Diese Wettbewerbsfähigkeit wird auch von großen Fotovoltaik-Anlagen auch erreicht. Bei kleineren Fotovoltaik-Anlagen und Anlagen, die andere erneuerbare Energien nutzen, sind aber Einspeisetarife mit Subventionsanteil erforderlich. 

Auch privates Kapital soll eine wichtige Rolle spielen. Der Direktor der Abteilung für Finanzmanagement im Finanzministerium (Accountant General), Yahli Rothenberg, gab bekannt, die Energiegewinnungsprojekte würden im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften realisiert. Die privaten Partner werden über Ausschreiben bestimmt. Sie erhalten eine Genehmigung für den Bau und Betrieb der Anlagen. 

Für gewöhnlich beträgt die Laufzeit der Lizenzen 25 Jahre. Die Ausschreibungen werden vom Accountant General veröffentlicht. 

Hohe Investitionen notwendig 

Der Ausbau der Energiegewinnung aus Abfällen wird beträchtliche Investitionen erfordern. Im Bereich der anaeroben Vergärung ist im August 2023 der Bau einer Anlage, genannt Dia, im Nordwesten der Negev-Wüste angelaufen. Sie soll jährlich organische Siedlungsabfälle und pflanzliche Agrarabfälle im Gesamtgewicht von circa 200 Tonnen verarbeiten.

Dank der in einer geschlossenen Anlage stattfindenden Vergärung soll sie keine Geruchsbelästigung verursachen. Das dabei entstehende Biogas wird für Stromerzeugung genutzt. Dia soll Eigentum des Eschkol-Landkreises bleiben, aber für 25 Jahre von gewerblichen Lizenznehmern betrieben werden. Weitere Anlagen dieser Art sind geplant, teilt das Umweltschutzministerium mit.

Auf dem Gebiet der Energierückgewinnung durch Müllverbrennung kündigten das Umweltschutzministerium und das Finanzministerium den Bau einer Energierückgewinnungsanlage am südisraelischen Standort Naot Hovav an. 

Diese Anlage soll 350 Tonnen Abfälle pro Jahr aufnehmen. Die Energie wird durch Müllverbrennung erzeugt. Umweltschutzministerin Idit Silman erklärte, bei Naot Hovav handele es sich um die erste von mehreren Anlagen dieser Art. 

Allerdings beschränken sich die Investitionen nicht auf Energiegewinnung. Vielmehr müssen auch Abfallsortieranlagen gebaut werden, um verwertbare Materialien für die Energiegewinnung bereitzustellen.

Am nordisraelischen Standort Evron ist der Bau einer Sortieranlage bereits angelaufen. Das gilt auch für den Shafdan-Komplex im Landeszentrum, in dem parallel zu der Sortieranlage eine Energiegewinnungsanlage entstehen soll. Eine Sortieranlage ist auch für die Müllverbrennungsanlage in Naot Hovav vorgesehen.

Mit dem Bau von Sortier- und Verwertungsanlagen will Israel nicht nur zur Entwicklung erneuerbarer Energien beitragen. Vielmehr soll auch die Deponieentsorgung reduziert werden. Wie die Regierung im Februar 2023 erklärte, würden in Israel 80 Prozent der Siedlungsabfälle auf Deponien abgeladen. Das sei das Doppelte des Durchschnitts aller OECD-Länder.

Chancen für deutsche Unternehmen

Gegenwärtig spielt Energiegewinnung aus Abfällen in Israel keine nennenswerte Rolle. In ihrer Statistik erneuerbarer Stromerzeugungskapazitäten für 2022 wies die Strombehörde (Electricity Authority) sie nicht einmal separat aus. 

Demgegenüber sollen 2030 laut einer Vorgabe des Umweltschutzministeriums  1,7 Prozent der Stromerzeugung auf Energiegewinnung aus Abfällen entfallen. Das wären, je nach der zugrunde gelegten Gesamtstromerzeugungsprognose, 1,6 bis 1,8 Terawattstunden.

Daraus können sich Lieferchancen für ausländische Unternehmen ergeben. Deutsche Umwelttechnologie genießt in Israel einen hervorragenden Ruf. Auch ausländische Investitionen in die israelische Recyclingwirtschaft sind möglich. 

Zudem ist der Einsatz von Wissen und Technologie aus dem Ausland bei vielen Infrastrukturprojekten, inklusive des Programms zum Bau Energiegewinnungsanlagen oft Pflicht. Das ist der Fall, wenn solches Knowhow in Israel fehlt. Die ausländischen Anbieter müssen einschlägige Fähigkeiten und aktuelle Erfahrung im Bau relevanter komplexer Infrastruktureinrichtungen nachweisen.

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