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Israel entwickelt moderne Fahrzeug- und Mobilitätstechnologie

Mobilitätstechnologie aus Israel kommt weltweit zum Einsatz. Auch deutsche Unternehmen nutzen den Standort zur Entwicklung von Innovationen.

Von Wladimir Struminski | Israel

Zwar verfügt Israel über keine eigene Kfz-Fertigung, ist jedoch ein wichtiger internationaler Standort für Fahrzeug- und Mobilitätstechnologie. Fahrzeughersteller und Zulieferer weltweit nutzen israelische Technik. Volkswagen kooperiert beispielsweise mit Mobileye im Bereich autonomes Fahren und Fahrassistenzsysteme. Valens liefert Chipsätze zur internen Datenübertragung für Infotainment-, Kamera- und Fahrassistenzsysteme. Der Trend zu E-Mobilität, Automatisierung und Vernetzung dürfte die Stellung Israels noch verbessern.

Israel zieht mehr Investitionen als Deutschland an

Bereits heute gehört Israel zu den führenden Standorten für Mobilitätstechnologie. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von McKinsey. Danach war Israel in den Jahren 2010 bis 2023 der weltweit viertgrößte Investitionsstandort der Sparte. In dieser Zeitspanne belief sich der kumulierte Kapitalaufwand für Mobilitätstechnologie auf 30 Milliarden US-Dollar (US$).

Damit blieb Israel zwar mit großem Abstand hinter den USA mit einem Investitionsvolumen von 327 Milliarden US-Dollar (U$) und China mit 230 Milliarden US$, und wurde auch vom Vereinigten Königreich (60 Milliarden US$) überrundet. Allerdings lag Israel laut der Studie vor Deutschland. Hierzulande wurden in diesem Zeitraum einschlägige Investitionen in Höhe von 20 Milliarden US$ verzeichnet.

Künstliche Intelligenz ist führende Kerntechnologie

Nach Angaben der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation "Start-up Nation Central" waren im Oktober 2025 insgesamt 418 Unternehmen auf dem Gebiet der Fahrzeug- und Mobilitätstechnologien tätig. Den wichtigsten Anwendungsbereich bildet urbane Mobilität, gefolgt von Technologien für autonome und vernetzte Mobilität. Weitere wichtige Themen sind das Logistik- und Transportmanagement, Elektromobilität und alternative Kraftstoffe.

Die Technologieschwerpunkte liegen bei künstlicher Intelligenz, Plattformen und Schnittstellen, Sensorik und Kommunikation. Neben den israelischen Firmen unterhalten inzwischen 50 ausländische Unternehmen in Israel Forschungs- und Entwicklungs- oder Innovationszentren für Mobilitätstechnologie.

Kaum industrielle Fertigung im Inland

Trotz der hohen internationalen Aufmerksamkeit für den Standort und der offensichtlichen Wettbewerbsfähigkeit gehören israelische Anbieter nicht zu den großen Namen der Branche. Viele spezialisieren sich auf Nischen, in denen sie auf dem Weltmarkt tätig sind. Zudem dominieren kleine Unternehmen: Mehr als 80 Prozent von ihnen beschäftigen weniger als 50 Mitarbeiter. 

Die relativ geringe Durchschnittsgröße der Unternehmen ist nicht zuletzt auf die ausbleibende industrielle Fertigung zurückzuführen. Zum einen sind die meisten israelischen Firmen rein softwareorientiert. Zum anderen lagern Unternehmen, die physische Produkte anbieten, die Herstellung zumeist ins Ausland aus. Dazu gehören unter anderem Kamera- und Fahrerassistenzsysteme oder optoelektronische Geräte.

Ein Beispiel ist Innoviz Technologies, ein Anbieter von lasergestützten Abstands- und Entfernungsmessgeräten (Light Detection and Ranging, LiDAR). Der Hauptsitz liegt westlich von Tel Aviv in Rosch haʿAjin. Gefertigt werden die Geräte vom Auftragsfertiger Fabrinet in den USA und Asien. Wie Innoviz sind auch viele andere Anbieter etabliert: laut Start-up Nation Central verfügen 61 Prozent aller israelischen Mobilitätstechnologieunternehmen über marktgängige Produkte.

Deutsche Firmen mit dabei

Auch deutsche Autobauer und Zulieferer nutzen israelische Technologie. So unterhalten BMW, Bosch, Continental, Mercedes-Benz und Siemens Forschungs- und Entwicklungszentren in Israel. Im Jahr 2024 hat Volkswagen die Zusammenarbeit mit der israelischen Firma Mobileye vertieft, um automatisierte Fahrfunktionen in die Serienproduktion zu integrieren. Im Jahr 2021 haben dSPACE, ein Anbieter von Simulations- und Validierungslösungen aus Paderborn, und Foretellix aus Ramat Gan, Plattformanbieter für die Produktentwicklung, Verifikation und Validierung von automatisierten Fahrsystemen, engere Kooperation vereinbart.

Ein weiteres Beispiel für die Nutzung israelischer Mobilitätstechnologie in Deutschland ist ein Pilotprojekt zum kabellosen Laden. Die israelische Firma Electreon lieferte für eine einen Kilometer langen Strecke auf der Autobahn A6 im Rahmen des E|MPOWER-Projektes ein kabelloses elektrisches Straßensystem. Electreon spezialisiert sich auf diese Technologie. Eine Reihe weiterer deutscher Firmen arbeitet mit israelischen Partnern zusammen oder erwirbt bei ihnen technologische Lösungen.

Führende israelische Unternehmen der Mobilitätstechnologie
UnternehmenSpezialisierung
MobileyeAlgorithmen der Computer-Vision; Fahrerassistenzsysteme, Technologie für autonomes Fahren
Innoviz TechnologiesLiDAR-Fernerkennungslösungen, 3D-Umfelderfassung
ViaPlattform zur Optimierung öffentlicher Verkehrssysteme; Anpassung von Fahrgemeinschaftsrouten an die Anforderungen der Fahrgäste.
ValensLösungen für die fahrzeuginterne Daten- und Systemvernetzung
otonomoDatenplattform für Fahrzeug- und Mobilitätsdaten zur Entwicklung datengetriebener Dienste
GettPlattform für das Management von Unternehmensflotten und professionellen Fahrdiensten
Quelle: Start-up Nation Central, Recherchen von Germany Trade & Invest

Dabei geht es um Systeme, Komponenten und Module für Bereiche wie  Sensorik- und Wahrnehmungssoftware, Validierungs- und Testtechnologie, Kommunikationslösungen (V2X), Wartung- und Datenplattformen, Cybersicherheit im Fahrzeug sowie Lade- und Energietechnologien. Das ermöglicht deutschen Unternehmen, darunter auch Mittelständlern, direkte Integration israelischer Technologie und beschleunigte Produktentwicklung.

Branchenstudien deuten darauf hin, das diese Thematik an Bedeutung gewinnt und gerade für die deutsche Automobilindustrie eine Herausforderung darstellt. Autos werden mehr und mehr "um die Software herumgebaut" (software-defined vehicles), was laut einer Studie des US-IT-Unternehmens IBM die Wertschöpfungskette von Automobilen komplett verändert. Während derzeit nur etwa 20 Prozent der Forschungs- und Entwicklungsbudgets für Software und digitale Entwicklungen aufgewendet werden, dürfte sich der Anteil bis 2035 auf knapp 60 Prozent verdreifachen. Die Unternehmensberater von Roland Berger fanden in einer Studie heraus, dass die Branche diesen Effekt abbremsen und die Kosten für Software senken könnte, wenn sie weniger selbst entwickeln, sondern stärker extern zukaufen würde. 

Importe nur in begrenztem Umfang

Angesichts dieser Trends dürfte die israelische Mobilitätsbranche aus deutscher Sicht ein interessanter Beschaffungsmarkt bzw. Forschungs- und Entwicklungsstandort werden, viel eher als ein Absatzmarkt. Dennoch sind israelische Unternehmen auf bestimmte Importprodukte angewiesen. Das gilt nicht zuletzt für Hardware für die Produktentwicklung. Dazu gehören insbesondere Mess- und Kontrolltechnik, Materialien und Bauteile für die Herstellung von Prototypen.

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