Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Israel | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Investitionen: Geschäftschancen auch für deutsche Unternehmen

Zur Erreichung der klimapolitischen Ziele werden massive Investitionen benötigt. Die dafür erforderlichen Anlagen und Ausrüstungen stammen größtenteils aus dem Ausland.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Nach Angaben der Strombehörde (Israel Electricity Authority) waren Ende 2021 mit erneuerbaren Energien betriebene Stromerzeugungskapazitäten von 3.700 Megawatt installiert. Hiervon entfielen 3.300 Megawatt beziehungsweise 92 Prozent auf Fotovoltaik (PV).

Solarkapazitäten müssen vervierfacht werden

Wie aus Schätzungen des Energieministeriums hervorgeht, werden bis Ende 2030 erneuerbare Kapazitäten von 15.770 Megawatt benötigt, damit die für 2030 geltende Regierungsvorgabe, 30 Prozent der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien zu bestreiten, erfüllt wird. Hiervon werden voraussichtlich 14.400 Megawatt beziehungsweise 89 Prozent auf Fotovoltaikanlagen entfallen.

Somit ist vorgesehen, in der Zeitspanne 2022 bis 2030 Fotovoltaikkapazitäten von rund 10.700 Megawatt zu errichten. Das bedeutet einen Ausbau der fotovoltaischen Gesamtkapazität auf das 3,9-Fache des Standes von 2021.

Speicherkapazitäten werden aufgebaut

Damit diese Erzeugungskapazität auch außerhalb der Sonnenscheinstunden genutzt werden kann, müssen zudem bis 2030 Speicherkapazitäten von schätzungsweise 5.000 Megawatt für Solarstrom aufgebaut werden. Bei neuen Großanlagen sind Speicherkapazitäten jetzt schon Pflicht. Im Mai 2023 haben die Planungsbehörden einen Plan für den Bau von Israels erster Großspeicheranlage genehmigt. Der Plan umfasst vier Speicher mit einer Gesamtkapazität von 800 Megawatt beziehungsweise 3.200 Megawattstunden.  

PV-Ausbau braucht Doppelnutzungsflächen

Der Ausbau von Solarkapazitäten verläuft bisher zu langsam. Das für 2020 vorgegebene Zwischenziel, 10 Prozent der Stromerzeugung mithilfe erneuerbarer Energien zu erzeugen, wird erst 2023 erreicht. Zur Erreichung des für 2030 festgelegten Ziels, 30 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen zu bestreiten, ist deshalb eine erhebliche Beschleunigung des PV-Ausbaus erforderlich.

Allerdings stehen in Israel nicht genug Flächen für bodengebundene Solaranlagen zur Verfügung. Nach Schätzung des Energieministeriums lassen sich deshalb nur 20 Prozent der bis 2030 geplanten neuen Fotovoltaikkapazitäten auf leerem Boden errichten. Die restlichen 80 Prozent müssen auf sogenannten Doppelnutzungsflächen installiert werden. Letztere sind hauptsächlich Dächer, Wasserreservoirs und Agrarböden.

Anpassung des Stromnetzes erforderlich

Die Errichtung vieler kleinerer fotovoltaischer Kapazitäten auf Doppelnutzungsflächen ist aufwendiger, als es bei bodengebundenen PV-Anlagen der Fall ist. Zudem muss jede Anlage separat ans Stromnetz angeschlossen werden.  

Hinzu kommt, dass vor allem größere PV-Anlagen im einstrahlungsintensiven Landessüden errichtet werden. Demgegenüber konzentriert sich der Elektrizitätsverbrauch auf das Landeszentrum und die Mittelmeerküste. Das bedeutet, dass hohe Investitionen in das Stromtransportnetz erforderlich sein werden, um PV-Strom in die Hochbedarfsregionen zu leiten.

Infrastrukturinvestitionen für E-Mobilität unerlässlich

Der Erwerb von Elektro-Pkw nimmt rapide zu. Diese Entwicklung treibt die Errichtung von Ladestationen voran. Im öffentlichen Raum nimmt die Zahl von Ladestationen sowohl an Tankstellen als auch auf öffentlichen Parkplätzen und in Parkhäusern sowie an Arbeitsplätzen zu.

Das trifft auch auf Heimladestationen für Elektrofahrzeuge zu. In neuen Häusern werden Ladestationen in großem Umfang bereits im Baustadium angelegt.

Der wegen der rapiden Zunahme von Elektrofahrzeugen steigende Strombedarf erfordert indessen eine Beschleunigung des Ausbaus der Stromerzeugungskapazitäten. In den kommenden Jahren werden dafür neue Erdgaskraftwerke benötigt.

Schiene statt Pkw

Hohe Investitionen sind auch beim geplanten massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu erwarten. Herzstück der geplanten Entwicklung ist der Bau eines U-Bahn-Netzes im Großraum Tel Aviv mit einer Gesamtstreckenlänge von 150 Kilometern. Die Kosten des Großvorhabens werden gegenwärtig auf rund 40 Milliarden US$ geschätzt, doch könnten sie letztendlich deutlich höher ausfallen.

Wie viele Infrastrukturvorhaben schreitet auch dieses Projekt langsamer als ursprünglich erhofft voran. Dennoch werden Fortschritte verzeichnet. Im Februar 2023 haben sich sieben Konsortien im Rahmen einer Ausschreibung um Planung und Kontrolle der Bauarbeiten am Metro-Projekt beworben.

Ein weiteres Großprojekt ist der Bau von drei zum Teil unterirdisch verlaufenden Straßenbahnstrecken in Tel Aviv und dessen Nachbargemeinden. Trotz erheblicher Verzögerungen soll die erste Strecke 2023 und die dritte 2028 in Betrieb genommen werden. In Jerusalem wird das bereits bestehende Straßenbahnnetz ausgebaut. Auch die Eisenbahngesellschaft (Israel Railways) arbeitet am Ausbau bestehender Strecken und verlegt eine neue Trasse östlich des Tel Aviver Ballungsraums.

Ausbaubedürftig ist auch der öffentliche Busverkehr. Allerdings stößt diese Entwicklung angesichts des völlig überbelasteten Straßennetzes auf erhebliche Hindernisse.

Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen

Deutschen Unternehmen eröffnen sich durch Israels klimapolitische Investitionen zahlreiche Geschäftschancen. Die großen Investitionsprogramme im Verkehrssektor bieten Zulieferchancen ebenso wie die Möglichkeit der Teilnahme an Bieterkonsortien. Letzteres gilt aber nicht für die staatseigene Israel Railways. Die Expansion der Fotovoltaik ermöglicht ausländischen Unternehmen ebenfalls die Möglichkeit zu Zulieferungen und Investitionen.

Häufig wird beim Ausbau der Energie- und Verkehrsinfrastruktur auf Beratungs- und Planungsdienste aus dem Ausland zurückgegriffen. Der Einsatz eigener Arbeitskräfte bei der Realisierung der Projekte ist ausländischen Firmen indessen wegen restriktiver Erteilung von Arbeitsvisa kaum möglich.

Zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen ergeben sich auch aus den Investitionen in Energieeffizienz.


Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.