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Special | Italien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Investitionen: Grüne Maßnahmen im Fokus des Recovery Fonds

Insgesamt 70 Milliarden Euro will Italien bis 2026 in den grünen Wandel investieren.

Von Oliver Döhne | Mailand

Die Schwerpunkte der italienischen Investitionen gegen den Klimawandel sind die Agrar- und Kreislaufwirtschaft, die nachhaltige Mobilität sowie die Energiewende, welche Auktionen für erneuerbare Energien und effizientere Gebäude mit einschließt. Hinzu kommen der Ressourcen- und Bodenschutz.

Neuer Schwung für moderne Agrar- und Kreislaufwirtschaft

Für nachhaltige Landwirtschaft und Kreislaufwirtschaft sind im Recovery Plan rund 7 Milliarden Euro vorgesehen. Im Agrarsektor liegt der Fokus unter anderem auf den Themen umweltfreundliche Fahrzeuge, weniger Pestizide, mehr Effizienz durch Precision Farming, weniger Wasserverluste durch Monitoring und Reparaturen, Einsatz von Biogas, effizientere Logistik und Lagerung sowie Fotovoltaik. In der Kreislaufwirtschaft fließen Gelder in die Abfallsammlung und -behandlung. Auch das Recycling steht auf der Agenda. Gefördert werden auch Vorzeigeprojekte autarker Kreislaufsysteme (green communities) in abgelegeneren, ländlichen oder bergigen Regionen. Ferner sind öffentlichkeitswirksame Maßnahmen für mehr Umweltbewusstsein vorgesehen. 

Viele Investitionen in nachhaltige Mobilität und Energiewende

Für nachhaltige Mobilität und Energietransition sind im Plan rund 25 Milliarden Euro vorgesehen. Im Mobilitätssektor will Italien seine Flotte durch umweltfreundliche Busse, Züge, Feuerwehr- und Flughafenfahrzeuge ersetzen. Auch Radwege und öffentliche Verkehrsmittel wie Busse, Straßen-, U- und Seilbahnen sollen ausgebaut werden. Ferner sollen wasserstoffbetriebene Fahrzeuge auf Schienen und den Straßen fahren. Eine lokale Wasserstoffproduktion soll die hierfür notwendigen Ladestationen speisen.

Energieintensiven Branchen will die Regierung beim Übergang zur Nutzung klimafreundlicher Energie helfen. Der Recovery Fonds sieht hier vorerst 2 Milliarden Euro für zwei Pilotprojekte vor, in deren Verlauf industrielle Prototypen entwickelt werden sollen. Bei diesen werden bis zu 90 Prozent der fossilen Brennstoffe durch grünen Wasserstoff ersetzt. Auch verlassenen Industrieregionen soll Wasserstoff neues Leben einhauchen. Als Vorbildprojekte für die Umwandlung alter Raffinerien oder Stahlanlagen in umweltfreundliche Bioraffinerien beziehungsweise grüne Stahlwerke sollen ebenfalls zwei Vorhaben gesponsert werden. Ziel der Förderung ist zudem der Ausbau von Windkraft, Biomethan, Geothermie, Solarthermie und Wasserstoff. 

Auktionen für erneuerbare Energie 

Der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen läuft hauptsächlich über die Versteigerung von Kapazitäten im Rahmen des Decreto FER-Mechanismus (Fonti Energia Rinnovabile, erneuerbare Energiequellen). Bei innovativen oder noch nicht wettbewerbsfähigen Energiequellen erhalten die Stromproduzenten pro erzeugter Megawattstunde Zuschüsse. Das Förderpaket FER 1 für etablierte erneuerbare Energien wird verlängert, nicht vergebene Kapazitäten unter verbesserten Rahmenbedingungen erneut auf den Markt gebracht.

Das (bei Redaktionsschluss noch ausstehende) Förderpaket FER 2 ist eher an innovative Verfahren adressiert. Hierzu zählen schwimmende Offshore-Windkraftanlagen, die ab dem Jahr 2025 oder auch erst ab 2026 rund die Hälfte der jährlich hinzukommenden Kapazität ausmachen sollen. Die Vergabe neuer Kapazitäten erfolgt über Auktionen. Als Förderung bezuschusst die Regierung im FER 2, je nach Energiequelle, jede erzeugte Megawattstunde mit einem bestimmten Betrag. Auch Solarthermie, Geothermie, Ozeanenergie, Biogas- und Biomasse sollen Teil von FER 2 sein. 

Grüne Investitionsschwerpunkte in Italiens Recovery Plan

Einsatzfeld

Geplante Investitionen (in Milliarden Euro)

Nachhaltige Landwirtschaft und Kreislaufwirtschaft

7,0

Energiewende und nachhaltige Mobilität

25,4

Energieeffizienz und Sanierung von Gebäuden

22,2

Umwelt-, Boden- und Gewässerschutz

15,4

Quelle: Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza (PNRR) 2021

Sanierung von Gebäuden boomt

Eine umfassende energetische Gebäudesanierung hat für Italien Priorität bei der Bekämpfung des Klimawandels. Über attraktive Anreizprogramme wie den Superbonus 90 und den Ökobonus fließt ein Großteil der für diesen Bereich eingestellten Mittel des Recovery Plans an Hausbesitzer. Aber auch öffentliche Stellen, die in die Energieeffizienz von Schulen, Justizgebäuden sowie in Fernwärmesysteme investieren, profitieren davon. Schwerpunkt bildet der Einbau neuer Heizungen und Fenster. Hinzu kommen die Sanierung von Fassaden und Isolierungen, aber auch Investitionen in Fotovoltaikanlagen und Elektroladestationen. Auch Maßnahmen zum Erdbebenschutz werden gefördert. Die Programme haben zu einem Sanierungsboom geführt. Viele Bau- und Handwerksbetriebe sind auf Monate ausgelastet. Die meisten Programme laufen in den kommenden Jahren weiter − wenn auch mit tendenziell rückläufigen Förderquoten.

Hohe Investitionen in den Ressourcen- und Bodenschutz

Mit rund 15 Milliarden Euro soll eine größere Summe auch in den Bodenschutz und in die Sicherung von Wasserreserven fließen. Hier geht es unter anderem um den Schutz vor Hangrutschen und Überschwemmungen, aber auch um die Sicherung der Wasserreserven. Diese sind in Italien sehr ungleich über das Land verteilt, zudem gehen große Mengen verloren. Über ein Monitoring territorialer und klimatischer Indikatoren sollen schnell Umweltbelastungsfaktoren identifiziert werden. Weitere Mittel kommen zudem dem Naturschutz am Fluss Po, den Meeresökosystemen, der öffentlichen Beleuchtung durch erneuerbare Energien, der Sanierung kontaminierter Gemeinflächen sowie der Reinigung von Abwässern zugute. 

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