Wirtschaftsumfeld | Italien | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Die Personalkosten variieren in Italien je nach Region stark. Ausländische Arbeitgeber zahlen überdurchschnittliche Löhne.
28.06.2024
Von Torsten Pauly | Mailand
Inflation zieht Lohnerhöhungen nach sich
Die Europäische Kommission erwartet, dass die Nominallöhne in Italien 2024 um 3,8 Prozent und 2025 um 2,9 Prozent steigen. Bereits 2023 war es zu einer Erhöhung von 2,4 Prozent gekommen. Doch 2022 und 2023 war der italienische Reallohn wegen der hohen Preisanstiege um jeweils 2,7 Prozent gesunken. Im Jahr 2024 soll es einen realen Zuwachs von 2,3 Prozent geben.
Die Arbeitsproduktivität einer beschäftigten Person lag in Italien 2023 laut Eurostat um 5,7 Prozent über dem EU-Mittel. Damit kam Italien EU-weit auf Rang 9. Die Bruttowertschöpfung je geleisteter Arbeitsstunde betrug 2021 in Italien 51,5 Euro. Das war 10,4 Prozent mehr als der EU-Schnitt.
Lohnkosten liegen unter dem EU-Durchschnitt
Eine Bruttoarbeitsstunde kostete in der italienischen Privatwirtschaft 2023 im Schnitt 29,80 Euro. Dies war laut Eurostat um 6,7 Prozent günstiger als im EU-Mittel und 38,6 Prozent weniger als in Deutschland, 41,6 Prozent weniger als in Frankreich und 37,2 Prozent weniger als in Österreich. Im Nachbarland Schweiz war das Niveau 2020 laut neuesten verfügbaren Zahlen um 103,5 Prozent höher. Innerhalb der italienischen Wirtschaftszweige gibt es jedoch erhebliche Verdienstunterschiede.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 3.116 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 1.996 |
Verarbeitendes Gewerbe | 3.621 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 2.774 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 2.341 |
Baugewerbe | 2.644 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 2.721 |
Transport und Lagerhaltung | 3.344 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 1.595 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 4.462 |
Finanz- und Versicherungswesen | 4.970 |
Das Ausbildungsniveau ist entscheidend für die Verdiensthöhe. Relativ gering sind die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen verdienten 2022 in Italien im Schnitt 4,3 Prozent weniger als Männer. Diese Differenz war geringer als in Deutschland (17,7 Prozent) und auch niedriger als der EU-Durchschnitt (12,7 Prozent).
Position | Monatslohn |
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Durchschnittslohn | 3.116 |
Führungskraft | 7.516 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 3.765 |
Techniker:in | 3.480 |
Unterstützende Bürokraft | 3.218 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 2.285 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 2.219 |
Handwerker:in | 2.716 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 3.054 |
Hilfskraft | 2.060 |
Flächendeckende Tarifverträge
Es gibt in Italien keinen gesetzlichen Mindestlohn. Doch wurden 2019 laut neuesten Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 99 Prozent aller Arbeitnehmer von sektoralen, landesweit geltenden Tarifverträgen erfasst.
Diese "Contratto Collettivo Nazionale di Lavoro" (CCNL) genannten Abschlüsse stellen jedoch nur eine Lohnuntergrenze dar. Um qualifiziertes Personal zu gewinnen, machen viele Arbeitgeber von dem Recht Gebrauch, zusätzlich besser dotierte Tarifvereinbarungen auf Betriebsbasis oder auch höhere Jahresentgelte mit einzelnen Mitarbeitern abzuschließen.
Es gibt große regionale Lohnunterschiede
Tarifaufschläge sind insbesondere in den wirtschaftsstarken Gebieten gängig. Daher gibt es in Italien ein erhebliches Verdienstgefälle zwischen den nördlichen und südlichen Landesteilen.
Ausländische Arbeitgeber zahlen mehr
Ausländische multinationale Investoren zahlten in Italien 2021 im Durchschnitt 39,10 Euro brutto pro Stunde. In italienischen multinationalen Konzernen waren es 36,70 Euro. Nur auf dem Inlandsmarkt tätige Unternehmensgruppen zahlten 27,70 Euro und sonstige Firmen im Mittel 20,30 Euro.
Laut Landeskennern zahlen ausländische Investoren oftmals einen Aufschlag, da vergleichbare inländische Unternehmen einen vermeintlich sichereren Arbeitsplatz bieten. Doch variieren die Gehälter in multinationalen ausländischen Unternehmen in Italien je nach Region um bis zu 60 Prozent.
Nebenkosten sind hoch
Die Quote der Lohnnebenkosten lag 2023 in Italien bei 27,9 Prozent. Dies war laut Eurostat mehr als in Deutschland (23,4 Prozent) und als im EU-Durchschnitt (24,7 Prozent). Unter allen Mitgliedsstaaten weisen nur Schweden und Frankreich eine noch höhere Quote als Italien auf.
Rentenversicherung | 23,81 |
Krankenversicherung | 2,22 bis 3,21 |
Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz | 0,24 bis 0,46 |
Arbeitslosenversicherung | 1,61 |
Sonstige Versicherungen | variiert |
Üblich ist die Zahlung eines 13. Monatsgehaltes vor Weihnachten. Im Sommer fällt in vielen Tarifverträgen auch ein 14. Monatsgehalt an. Zudem vergeben viele Arbeitgeber Gutscheine für das Mittagessen, Zuschüsse zum öffentlichen Nahverkehr oder Zugang zu privaten Gesundheitsleistungen.
In der Coronapandemie haben viele Unternehmen Zusatzleistungen wie Laptops und Diensthandys auf weite Mitarbeiterkreise ausgedehnt. Führungskräfte bekommen oft Dienstwagen gestellt. Gängig sind auch Gewinnbeteiligungen und Aktienoptionen. Handelsvertreter erhalten Provisionen. Etwa 6 Prozent aller Arbeiter, 10 Prozent aller Angestellten und 20 Prozent aller Führungskräfte erhalten Schätzungen zufolge Erfolgsprämien, auf Italienisch "Premio di Risultato" genannt. Im Vertrieb ist dieser Anteil bei Angestellten und Führungskräften etwa 10 Prozent höher.