Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsumfeld | Italien | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Löhne und Gehälter

Die Personalkosten variieren in Italien je nach Region stark. Ausländische Arbeitgeber zahlen überdurchschnittliche Löhne.

Von Torsten Pauly | Mailand

Inflation zieht Lohnerhöhungen nach sich

Die Europäische Kommission erwartet, dass die Nominallöhne in Italien 2024 um 3,8 Prozent und 2025 um 2,9 Prozent steigen. Bereits 2023 war es zu einer Erhöhung von 2,4 Prozent gekommen. Doch 2022 und 2023 war der italienische Reallohn wegen der hohen Preisanstiege um jeweils 2,7 Prozent gesunken. Im Jahr 2024 soll es einen realen Zuwachs von 2,3 Prozent geben.

Die Arbeitsproduktivität einer beschäftigten Person lag in Italien 2023 laut Eurostat um 5,7 Prozent über dem EU-Mittel. Damit kam Italien EU-weit auf Rang 9. Die Bruttowertschöpfung je geleisteter Arbeitsstunde betrug 2021 in Italien 51,5 Euro. Das war 10,4 Prozent mehr als der EU-Schnitt.

Lohnkosten liegen unter dem EU-Durchschnitt

Eine Bruttoarbeitsstunde kostete in der italienischen Privatwirtschaft 2023 im Schnitt 29,80 Euro. Dies war laut Eurostat um 6,7 Prozent günstiger als im EU-Mittel und 38,6 Prozent weniger als in Deutschland, 41,6 Prozent weniger als in Frankreich und 37,2 Prozent weniger als in Österreich. Im Nachbarland Schweiz war das Niveau 2020 laut neuesten verfügbaren Zahlen um 103,5 Prozent höher. Innerhalb der italienischen Wirtschaftszweige gibt es jedoch erhebliche Verdienstunterschiede. 

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Branchen 2022In Euro
Branche

Monatslohn

Durchschnittslohn

3.116

Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei

1.996

Verarbeitendes Gewerbe

3.621

Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung

2.774

Wasserversorgung, Abfallwirtschaft

2.341

Baugewerbe

2.644

Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz

2.721

Transport und Lagerhaltung

3.344

Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie

1.595

Informations- und Kommunikationsleistungen

4.462

Finanz- und Versicherungswesen

4.970

Quelle: ILO 2024

Das Ausbildungsniveau ist entscheidend für die Verdiensthöhe. Relativ gering sind die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen verdienten 2022 in Italien im Schnitt 4,3 Prozent weniger als Männer. Diese Differenz war geringer als in Deutschland (17,7 Prozent) und auch niedriger als der EU-Durchschnitt (12,7 Prozent).

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Positionen 2022In Euro
Position

Monatslohn

Durchschnittslohn

3.116

Führungskraft

7.516

Personal mit akademischer Ausbildung

3.765

Techniker:in

3.480

Unterstützende Bürokraft

3.218

Dienstleistungs- und Verkaufskraft

2.285

Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft

2.219

Handwerker:in

2.716

Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft

3.054

Hilfskraft

2.060

Quelle: ILO 2024

Flächendeckende Tarifverträge

Es gibt in Italien keinen gesetzlichen Mindestlohn. Doch wurden 2019 laut neuesten Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 99 Prozent aller Arbeitnehmer von sektoralen, landesweit geltenden Tarifverträgen erfasst.

Diese "Contratto Collettivo Nazionale di Lavoro" (CCNL) genannten Abschlüsse stellen jedoch nur eine Lohnuntergrenze dar. Um qualifiziertes Personal zu gewinnen, machen viele Arbeitgeber von dem Recht Gebrauch, zusätzlich besser dotierte Tarifvereinbarungen auf Betriebsbasis oder auch höhere Jahresentgelte mit einzelnen Mitarbeitern abzuschließen.

Es gibt große regionale Lohnunterschiede

Tarifaufschläge sind insbesondere in den wirtschaftsstarken Gebieten gängig. Daher gibt es in Italien ein erhebliches Verdienstgefälle zwischen den nördlichen und südlichen Landesteilen.

Ausländische Arbeitgeber zahlen mehr

Ausländische multinationale Investoren zahlten in Italien 2021 im Durchschnitt 39,10 Euro brutto pro Stunde. In italienischen multinationalen Konzernen waren es 36,70 Euro. Nur auf dem Inlandsmarkt tätige Unternehmensgruppen zahlten 27,70 Euro und sonstige Firmen im Mittel 20,30 Euro.

Laut Landeskennern zahlen ausländische Investoren oftmals einen Aufschlag, da vergleichbare inländische Unternehmen einen vermeintlich sichereren Arbeitsplatz bieten. Doch variieren die Gehälter in multinationalen ausländischen Unternehmen in Italien je nach Region um bis zu 60 Prozent.

Nebenkosten sind hoch

Die Quote der Lohnnebenkosten lag 2023 in Italien bei 27,9 Prozent. Dies war laut Eurostat mehr als in Deutschland (23,4 Prozent) und als im EU-Durchschnitt (24,7 Prozent). Unter allen Mitgliedsstaaten weisen nur Schweden und Frankreich eine noch höhere Quote als Italien auf.

Sozialbeiträge 2024Arbeitgeberanteile, in Prozent der Bemessungsgrundlage
Rentenversicherung

23,81

Krankenversicherung

2,22 bis 3,21

Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz

0,24 bis 0,46

Arbeitslosenversicherung

1,61

Sonstige Versicherungen

variiert

Quelle: Istituto Nazionale della Previdenza Sociale (INPS) 2024

Üblich ist die Zahlung eines 13. Monatsgehaltes vor Weihnachten. Im Sommer fällt in vielen Tarifverträgen auch ein 14. Monatsgehalt an. Zudem vergeben viele Arbeitgeber Gutscheine für das Mittagessen, Zuschüsse zum öffentlichen Nahverkehr oder Zugang zu privaten Gesundheitsleistungen.

In der Coronapandemie haben viele Unternehmen Zusatzleistungen wie Laptops und Diensthandys auf weite Mitarbeiterkreise ausgedehnt. Führungskräfte bekommen oft Dienstwagen gestellt. Gängig sind auch Gewinnbeteiligungen und Aktienoptionen. Handelsvertreter erhalten Provisionen. Etwa 6 Prozent aller Arbeiter, 10 Prozent aller Angestellten und 20 Prozent aller Führungskräfte erhalten Schätzungen zufolge Erfolgsprämien, auf Italienisch "Premio di Risultato" genannt. Im Vertrieb ist dieser Anteil bei Angestellten und Führungskräften etwa 10 Prozent höher.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.