Wirtschaftsumfeld | Italien | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Ausländische Unternehmen zahlen in Italien überdurchschnittlich hohe Löhne. Die Personalkosten variieren jedoch je nach Region stark.
05.08.2025
Von Torsten Pauly | Mailand
Italien bewegt sich mit seiner Lohnentwicklung im EU-weiten Mittelfeld. Im Jahr 2024 stiegen die Nominallöhne bereits um 3,4 Prozent – ein Wert, der laut der aktuellen Prognose der Europäischen Kommission auch für das laufende Jahr 2025 erwartet wird. Damit rangiert Italien in der EU auf Platz 15. Für das Folgejahr 2026 rechnet die Kommission jedoch mit einem moderateren Zuwachs von nur noch 2,5 Prozent.
Inflationsbereinigt legen die Arbeitnehmerverdienste laut Europäischer Kommission 2025 um 1,7 Prozent und 2026 um 1,3 Prozent zu. Im Jahr 2024 gab es einen Anstieg um 2 Prozent. In den Jahren 2022 und 2023 hatte die hohe Preisteuerung für Reallohnrückgänge in Höhe von 2,9 Prozent beziehungsweise 2 Prozent gesorgt.
Günstiges Verhältnis von Arbeitskosten und Produktivität
In der italienischen Privatwirtschaft kostete eine Bruttoarbeitsstunde 2024 im Mittel 30,9 Euro. Dies war laut Eurostat um 7,8 Prozent niedriger als im EU-Durchschnitt, um 40,1 Prozent geringer als in Deutschland, um 41,4 Prozent weniger als in Frankreich und um 44 Prozent günstiger als in Österreich. In der Schweiz war das durchschnittliche Lohniveau 2020 laut neuesten verfügbaren Zahlen sogar um 103,5 Prozent höher.
Die Arbeitsproduktivität ist in Italien dagegen im EU-Vergleich überdurchschnittlich. Im Jahr 2022 erbrachten italienische Beschäftigte laut neuesten verfügbaren Zahlen von Eurostat eine durchschnittliche Wertschöpfung von 52,5 Euro je geleisteter Arbeitsstunde. Dies entspricht in etwa dem französischen Niveau von 52,6 Euro. Unter den 27 Mitgliedstaaten lag Italien damit an elfter Stelle. Allerdings gibt es innerhalb der italienischen Wirtschaftszweige erhebliche Verdienstunterschiede.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 3.204 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 2.139 |
Verarbeitendes Gewerbe | 3.693 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung *) | 1.724 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft *) | 1.428 |
Baugewerbe | 2.841 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 2.881 |
Transport und Lagerhaltung | 3.233 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 1.930 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 4.362 |
Finanz- und Versicherungswesen | 5.603 |
Entscheidend für die Verdiensthöhe ist das Ausbildungsniveau. Die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern sind in Italien relativ gering. Frauen verdienten 2023 in Italien im Durchschnitt 2,2 Prozent weniger als Männer. Diese Differenz war geringer als in Deutschland mit 17,6 Prozent. Im EU-Durchschnitt lag der Gender-Pay-Gap bei 12 Prozent.
Position | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 3.204 |
Führungskraft | 8.592 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 4.033 |
Techniker:in | 3.763 |
Unterstützende Bürokraft | 3.219 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 2.343 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 2.362 |
Handwerker:in | 2.786 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 3.119 |
Hilfskraft | 2.090 |
Hohe Tarifbindung
Es gibt in Italien keinen gesetzlichen Mindestlohn. Allerdings wurden 2019 laut neuesten Zahlen der ILO 99 Prozent aller Arbeitnehmer von sektoralen, landesweit geltenden Tarifverträgen erfasst.
Diese Contratti Collettivi Nazionale di Lavoro (CCNL) genannten Abschlüsse stellen jedoch nur eine Lohnuntergrenze dar. Um qualifiziertes Personal zu gewinnen, machen viele Arbeitgeber von dem Recht Gebrauch, zusätzlich besser dotierte Tarifvereinbarungen auf Betriebsbasis oder auch höhere Jahresentgelte mit einzelnen Mitarbeitern abzuschließen.
Regionales Lohngefälle ist hoch
Tarifaufschläge sind insbesondere in den wirtschaftsstarken Gebieten gängig. Daher gibt es in Italien ein erhebliches Verdienstgefälle zwischen nördlichen und südlichen Regionen.
Ausländische Unternehmen zahlen mehr
Ausländische Investoren zahlen in Italien laut Landeskennern oftmals einen Lohnaufschlag, da vergleichbare inländische Unternehmen einen vermeintlich sichereren Arbeitsplatz bieten. Auch multinationale ausländische Unternehmen zahlen jedoch je nach Region um bis zu 60 Prozent unterschiedliche Gehälter.
Laut neuester amtlicher Statistik von Istat haben ausländische multinationale Investoren 2021 in Italien ihren Beschäftigten durchschnittlich 39,1 Euro brutto pro Stunde gezahlt. In italienischen international aufgestellten Konzernen waren es 36,7 Euro. Nur auf dem Inlandsmarkt aktive Unternehmensgruppen zahlten 27,7 Euro und sonstige Firmen im Mittel 20,3 Euro.
Hohe Nebenkosten
Die italienischen Lohnsteuer- und Abgabenvorschriften sind komplex. Viele deutsche Unternehmen lagern die Lohnbuchhaltung an eine professionelle Personalverwaltung aus, insbesondere beim Markteinstieg oder einem befristeten Engagement im Land. Einen solchen Service bietet unter anderem die Deutsch-Italienische Handelskammer in Mailand an.
Die Quote der Lohnnebenkosten betrug 2023 in Italien 27,9 Prozent. Dies war laut Eurostat mehr als im EU-Durchschnitt von 24,7 Prozent und als in Deutschland mit 23,3 Prozent. Innerhalb der EU weisen nur Frankreich, Schweden und die Slowakei noch höhere Raten als Italien auf.
Rentenversicherung | 23,81 |
Krankenversicherung | 2,22 bis 3,21 |
Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz | 0,24 bis 0,46 |
Arbeitslosenversicherung | 1,61 |
Sonstige Versicherungen | variiert |
Die Zahlung eines 13. Monatsgehaltes vor Weihnachten ist üblich. Zudem fällt im Sommer in vielen Tarifverträgen auch ein 14. Urlaubsmonatsgehalt an. Viele Arbeitgeber vergeben an ihre Beschäftigen zudem Gutscheine für das Mittagessen, Zuschüsse zum öffentlichen Nahverkehr oder Zugang zu privaten Gesundheitsleistungen. Seit der Coronapandemie haben viele Unternehmen Zusatzleistungen wie Laptops und Diensthandys auf weite Mitarbeiterkreise ausgedehnt.
Führungskräfte bekommen oft Dienstwagen gestellt. Gängig sind auch Gewinnbeteiligungen und Aktienoptionen. Etwa 6 Prozent aller Arbeiter, 10 Prozent aller Angestellten und 20 Prozent aller Führungskräfte erhalten Schätzungen zufolge Erfolgsprämien, auf Italienisch Premio di Risultato genannt. Im Vertrieb ist dieser Anteil bei Angestellten und Führungskräften etwa 10 Prozent höher. Handelsvertreter erhalten Provisionen.