Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsumfeld | Italien | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Löhne und Gehälter

Ausländische Unternehmen zahlen in Italien überdurchschnittlich hohe Löhne. Die Personalkosten variieren jedoch je nach Region stark.

Von Torsten Pauly | Mailand

Italien bewegt sich mit seiner Lohnentwicklung im EU-weiten Mittelfeld. Im Jahr 2024 stiegen die Nominallöhne bereits um 3,4 Prozent – ein Wert, der laut der aktuellen Prognose der Europäischen Kommission auch für das laufende Jahr 2025 erwartet wird. Damit rangiert Italien in der EU auf Platz 15. Für das Folgejahr 2026 rechnet die Kommission jedoch mit einem moderateren Zuwachs von nur noch 2,5 Prozent. 

Inflationsbereinigt legen die Arbeitnehmerverdienste laut Europäischer Kommission 2025 um 1,7 Prozent und 2026 um 1,3 Prozent zu. Im Jahr 2024 gab es einen Anstieg um 2 Prozent. In den Jahren 2022 und 2023 hatte die hohe Preisteuerung für Reallohnrückgänge in Höhe von 2,9 Prozent beziehungsweise 2 Prozent gesorgt.

Günstiges Verhältnis von Arbeitskosten und Produktivität

In der italienischen Privatwirtschaft kostete eine Bruttoarbeitsstunde 2024 im Mittel 30,9 Euro. Dies war laut Eurostat um 7,8 Prozent niedriger als im EU-Durchschnitt, um 40,1 Prozent geringer als in Deutschland, um 41,4 Prozent weniger als in Frankreich und um 44 Prozent günstiger als in Österreich. In der Schweiz war das durchschnittliche Lohniveau 2020 laut neuesten verfügbaren Zahlen sogar um 103,5 Prozent höher.

Die Arbeitsproduktivität ist in Italien dagegen im EU-Vergleich überdurchschnittlich. Im Jahr 2022 erbrachten italienische Beschäftigte laut neuesten verfügbaren Zahlen von Eurostat eine durchschnittliche Wertschöpfung von 52,5 Euro je geleisteter Arbeitsstunde. Dies entspricht in etwa dem französischen Niveau von 52,6 Euro. Unter den 27 Mitgliedstaaten lag Italien damit an elfter Stelle. Allerdings gibt es innerhalb der italienischen Wirtschaftszweige erhebliche Verdienstunterschiede.

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Branchen 2023In Euro
Branche

Monatslohn

Durchschnittslohn

3.204 

Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei

2.139 

Verarbeitendes Gewerbe

3.693 

Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung *)

1.724 

Wasserversorgung, Abfallwirtschaft *)

1.428 

Baugewerbe

2.841 

Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz

2.881 

Transport und Lagerhaltung

3.233 

Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie

1.930 

Informations- und Kommunikationsleistungen

4.362 

Finanz- und Versicherungswesen

5.603 

* Angabe für 2020 Quelle: ILO 2025

Entscheidend für die Verdiensthöhe ist das Ausbildungsniveau. Die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern sind in Italien relativ gering. Frauen verdienten 2023 in Italien im Durchschnitt 2,2 Prozent weniger als Männer. Diese Differenz war geringer als in Deutschland mit 17,6 Prozent. Im EU-Durchschnitt lag der Gender-Pay-Gap bei 12 Prozent.

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Positionen 2023In Euro
Position

Monatslohn

Durchschnittslohn

3.204

Führungskraft

8.592 

Personal mit akademischer Ausbildung

4.033 

Techniker:in

3.763 

Unterstützende Bürokraft

3.219 

Dienstleistungs- und Verkaufskraft

2.343 

Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft

2.362 

Handwerker:in

2.786 

Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft

3.119 

Hilfskraft

2.090 

Quelle: ILO 2025

Hohe Tarifbindung

Es gibt in Italien keinen gesetzlichen Mindestlohn. Allerdings wurden 2019 laut neuesten Zahlen der ILO 99 Prozent aller Arbeitnehmer von sektoralen, landesweit geltenden Tarifverträgen erfasst.

Diese Contratti Collettivi Nazionale di Lavoro (CCNL) genannten Abschlüsse stellen jedoch nur eine Lohnuntergrenze dar. Um qualifiziertes Personal zu gewinnen, machen viele Arbeitgeber von dem Recht Gebrauch, zusätzlich besser dotierte Tarifvereinbarungen auf Betriebsbasis oder auch höhere Jahresentgelte mit einzelnen Mitarbeitern abzuschließen.

Regionales Lohngefälle ist hoch

Tarifaufschläge sind insbesondere in den wirtschaftsstarken Gebieten gängig. Daher gibt es in Italien ein erhebliches Verdienstgefälle zwischen nördlichen und südlichen Regionen.

Ausländische Unternehmen zahlen mehr

Ausländische Investoren zahlen in Italien laut Landeskennern oftmals einen Lohnaufschlag, da vergleichbare inländische Unternehmen einen vermeintlich sichereren Arbeitsplatz bieten. Auch multinationale ausländische Unternehmen zahlen jedoch je nach Region um bis zu 60 Prozent unterschiedliche Gehälter.

Laut neuester amtlicher Statistik von Istat haben ausländische multinationale Investoren 2021 in Italien ihren Beschäftigten durchschnittlich 39,1 Euro brutto pro Stunde gezahlt. In italienischen international aufgestellten Konzernen waren es 36,7 Euro. Nur auf dem Inlandsmarkt aktive Unternehmensgruppen zahlten 27,7 Euro und sonstige Firmen im Mittel 20,3 Euro.

Hohe Nebenkosten

Die italienischen Lohnsteuer- und Abgabenvorschriften sind komplex. Viele deutsche Unternehmen lagern die Lohnbuchhaltung an eine professionelle Personalverwaltung aus, insbesondere beim Markteinstieg oder einem befristeten Engagement im Land. Einen solchen Service bietet unter anderem die Deutsch-Italienische Handelskammer in Mailand an.

Die Quote der Lohnnebenkosten betrug 2023 in Italien 27,9 Prozent. Dies war laut Eurostat mehr als im EU-Durchschnitt von 24,7 Prozent und als in Deutschland mit 23,3 Prozent. Innerhalb der EU weisen nur Frankreich, Schweden und die Slowakei noch höhere Raten als Italien auf.

Sozialbeiträge 2025 Arbeitgeberanteile, in Prozent der Bemessungsgrundlage
Rentenversicherung

23,81

Krankenversicherung

2,22 bis 3,21

Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz

0,24 bis 0,46

Arbeitslosenversicherung

1,61

Sonstige Versicherungen

variiert

Quelle: Istituto Nazionale della Previdenza Sociale (INPS) 2025

Die Zahlung eines 13. Monatsgehaltes vor Weihnachten ist üblich. Zudem fällt im Sommer in vielen Tarifverträgen auch ein 14. Urlaubsmonatsgehalt an. Viele Arbeitgeber vergeben an ihre Beschäftigen zudem Gutscheine für das Mittagessen, Zuschüsse zum öffentlichen Nahverkehr oder Zugang zu privaten Gesundheitsleistungen. Seit der Coronapandemie haben viele Unternehmen Zusatzleistungen wie Laptops und Diensthandys auf weite Mitarbeiterkreise ausgedehnt.

Führungskräfte bekommen oft Dienstwagen gestellt. Gängig sind auch Gewinnbeteiligungen und Aktienoptionen. Etwa 6 Prozent aller Arbeiter, 10 Prozent aller Angestellten und 20 Prozent aller Führungskräfte erhalten Schätzungen zufolge Erfolgsprämien, auf Italienisch Premio di Risultato genannt. Im Vertrieb ist dieser Anteil bei Angestellten und Führungskräften etwa 10 Prozent höher. Handelsvertreter erhalten Provisionen.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.