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Wirtschaftsausblick | Malta

Maltas Wirtschaft wächst 2026 in der EU am stärksten

Maltas Bruttoinlandsprodukt steigt 2026 laut Europäischer Kommission preisbereinigt um 3,8 Prozent. Lieferchancen eröffnen Tourismus-, Umwelt-, Energie- und Klinikprojekte.

Von Torsten Pauly | Valletta

Top-Thema: Tourismusboom führt zu neuen Investitionen

Maltas Fremdenverkehr verzeichnet stark steigende Gästezahlen. Im ersten Dreivierteljahr 2025 gab es 9,7 Prozent mehr Anreisen als im selben Vorjahreszeitraum. Bereits 2023 und 2024 hat es einen Anstieg um insgesamt 41,1 Prozent auf 2,4 Millionen Besucher im Jahr gegeben. Aller Voraussicht nach wird Malta das von der Regierung für 2030 ausgegebene Ziel von 3,2 Millionen Urlaubern schon 2028 oder 2029 erreichen.

Der Boom führt zu Investitionen, was auch deutschen Lieferanten viele Auftragschancen eröffnet. Unter anderem hat die Münchner Luxushotelkette Ruby 2025 eine Boutique-Unterkunft in der historischen Altstadt von Valletta angekündigt und die NH-Kette ein neues Hotel im nahe gelegenen Sliema. Auf der Insel Comino kommt es zur nachhaltigen Runderneuerung und zum Upgrading der Resort-Anlage Melo Hili. Ein Hotel im südmaltesischen Marsamxett plant GP Borgs Holdings.

Investitionen erfordert auch der boomende Kreuzfahrttourismus. Die MSC-Kette baut ihr Terminal in Valletta aus und ein nahegelegenes ehemaliges Kraftwerk wird zu einem Ort für Geschäfte, Gastronomie und weitere Kreuzfahrtabfertigungen.

Das stark steigende Gästeaufkommen ist jedoch insbesondere in der Saison von Frühjahr bis Herbst eine Herausforderung für die Umweltsysteme. Urlauber produzieren am Tag im Durchschnitt doppelt so viel Abfall wie die einheimische Bevölkerung, so das Statistikamt NSO. Zudem liegt der tägliche Wasserverbrauch pro Urlauber im Durchschnitt bei 110 Litern, so eine Deloitte-Studie. Daher laufen Investitionen, unter anderem in die Wasserversorgung der Insel Gozo und in eine Kompostieranlage für Biomüll.

Wirtschaftsentwicklung: Hoher Stellenaufbau geht weiter

Maltas reales Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2025 um 4 Prozent und 2026 um 3,8 Prozent wachsen. Dies prognostiziert die Europäische Kommission. Der erwartete BIP-Anstieg ist 2026 sogar der höchste in der Europäischen Union (EU). Der Konsum soll mit real 3,8 Prozent 2026 kräftig wachsen. Die Kauflaune profitiert dabei von einem erwarteten Reallohnanstieg von 2,7 Prozent.

Zum steigenden Privatverbrauch trägt auch ein Zuzug ausländischer Fachkräfte bei, denn die einheimische Bevölkerung kann den starken Stellenaufbau im Zuge der guten Konjunktur seit Jahren nicht decken. Die Europäische Kommission erwartet, dass sich die Beschäftigung 2026 um 2,9 Prozent ausweitet und das europäische Statistikamt Eurostat schätzt, dass sich Maltas Einwohnerzahl zwischen 2025 und 2030 um 9,2 Prozent erhöht, auf dann 604.700 Personen.

Die Investitionstätigkeit weitet sich 2026 laut Europäischer Kommission nur um 1 Prozent aus. In den letzten Jahren gab es große Schwankungen. Der Grund sind Flugzeug- und Schiffsanmeldungen. Diese haben für die Realwirtschaft kaum Bedeutung, zählen jedoch statistisch als Ausrüstungsinvestitionen. Aufgrund der Verzerrung geben die maltesische Zentralbank und die Europäische Kommission derzeit keine Prognose zu den künftigen Ausrüstungsbestellungen ab.

Insgesamt erhöht sich Maltas Inlandsnachfrage 2026 laut Europäischer Kommission um real 2,6 Prozent. Dies eröffnet gute Lieferchancen, denn der Import von Waren und Dienstleistungen soll um 3,1 Prozent zunehmen.

Planung von Offshore-Windparks schreitet voran

Hohe Investitionen werden in Offshore-Windparks fließen. Ende 2024 hat die Regierung zur Präqualifizierung für ein erstes Areal mit einer Leistung von 300 Megawatt eingeladen. Diese ergab drei Interessenten: das Code Zero Consortium, Atlas Med Wind und Mckedric Sole Member Ltd. Malta will 2030 ein Viertel seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken, doch 2023 lag der Anteil fossiler Brennstoffe noch bei 93,5 Prozent, so die Internationale Energieagentur.

Ein großes Projekt im Gesundheitswesen ist die Erweiterung der Mater-Dei-Klinik. Investitionen fließen auch in den Hafen von Valletta, um diesen stärker vor großen Wellen zu schützen. Die Bautätigkeit steigt in Malta 2026 um real 1,5 Prozent, so die Europäische Kommission. Der Bevölkerungsanstieg belebt den Gebäudebau und die neuen Wohnungsgenehmigungen waren im ersten Dreivierteljahr 2025 um 28,6 Prozent höher als in den ersten neun Monaten 2024.

Außenhandel: Malta muss sehr viele Waren importieren

Der Internationale Währungsfonds erwartet, dass sich Maltas Gütereinfuhr 2026 um 0,7 Prozent und die entsprechende Ausfuhr um 0,8 Prozent ausweitet. Der Inselstaat hat ein hohes strukturelles Außenhandelsdefizit, denn bei vielen Produkten besteht eine Importabhängigkeit. Aus Deutschland kamen im ersten Dreivierteljahr 2025 nur 4,8 Prozent der Warenimporte. Die wichtigsten Lieferanten waren die Mittelmeeranrainer Italien mit einem Anteil von 20,5 Prozent, Frankreich mit 12,9 Prozent und Spanien mit 7,1 Prozent.

Sehr wettbewerbsfähig ist Malta als Dienstleistungsstandort. Hierzu trägt neben dem Fremdenverkehr auch der Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologie bei. Mit dem internationalen Freihafen und vielen Flugzeugwartungen ist zudem der Logistiksektor bedeutend. Die Europäische Kommission erwartet, dass Maltas Export von Waren und Dienstleistungen 2026 um real 3,6 Prozent wächst. Dank seiner Dienstleistungsbranchen erwirtschaftet Malta hohe Überschüsse in der Leistungsbilanz. Im Jahr 2026 wird dieses Plus 5,6 Prozent des BIP entsprechen, so die Europäische Kommission.

Deutsche Perspektive: Deutschland ist wichtigster Abnehmer

Für maltesische Exporteure ist Deutschland der größte Auslandsmarkt. Im ersten Dreivierteljahr 2025 gingen 15,5 Prozent der Warenausfuhr dorthin. Malta hat im Außenhandel mit Deutschland in den letzten Jahren stets Exportüberschüsse erwirtschaftet. Dies liegt vor allem an Lieferungen von Elektrotechnik, Elektronik und Playmobilspielzeug, nicht zuletzt dank deutscher Investoren. Maltas Industrie- und Handelskammer unterhält einen Deutsch-Maltesischen Wirtschaftsausschuss.

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