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Neue Optionen durch erneuerbare Energien

Solar- und Windstrom bieten Jordanien erstmals die Möglichkeit, die Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren. Das kann sogar zu einem Überangebot an Strom führen.

Von Detlef Gürtler | Berlin

Jordanien ist eines der wenigen arabischen Länder, die praktisch über keinerlei Lagerstätten von Öl, Gas oder Kohle verfügen. Die eigene Öl- und Gasförderung bewegt sich im Promillebereich des nationalen Energiebedarfs. Folglich müssen sämtliche fossile Brennstoffe importiert werden. Im Jahr 2021 beliefen sich die Kosten des Energieimports auf gut 3 Milliarden US-Dollar (US$), etwa 14 Prozent der gesamten Wareneinfuhr.

Gute Bedingungen für Sonnenenergie

Das Ende des Fossilzeitalters kann für Jordanien zu einem Neuanfang werden. Denn das Land verfügt über eine große Zahl an Sonnenstunden und über große Flächen, die für die Erzeugung von Solarenergie verfügbar sind. Insbesondere im Osten und im Süden des Landes sind aufgrund des dort herrschenden Wüstenklimas die Kapazitäten groß und die Bevölkerungsdichte gering.

Diese Kombination aus Ölarmut und Sonnenreichtum hat dazu geführt, dass Jordanien in den vergangenen Jahren seine Kapazitäten von Solarstrom enorm ausgebaut hat. Nach Angaben des jordanischen Energieministeriums wurden 2022 bereits mehr als 14 Prozent des gesamten Energiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt, bei der Stromproduktion waren es sogar 29 Prozent.

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Überangebot an Strom eröffnet Wachstumsperspektiven

In der Stromerzeugung sind dem Aufschwung der erneuerbaren Energien allerdings mittelfristig enge Grenzen gesetzt. Grund dafür ist ein noch bis zum Jahr 2035 laufender Liefervertrag über israelisches Erdgas, durch den der größte Teil der jordanischen Stromproduktion gedeckt wird. Nicht zuletzt dank dieses Vertrags ist Jordanien ohne große Erschütterungen durch die globalen Energieturbulenzen nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gekommen. Allerdings beschränkt diese Bindung auch die Perspektiven für erneuerbare Energien.

Dadurch wiederum bietet sich dem sonst eher auf den Umgang mit Knappheiten eingestellten Jordanien eine ganz ungewohnte Vielfalt an Optionen. Zu diesen gehören:

  • Einstieg in den Stromexport: Bislang bestehen hier lediglich sehr kleine Kapazitäten für die Belieferung der palästinensischen Gebiete westlich des Jordan. Mit Israel wurde 2021 ein "Strom-gegen-Wasser"-Abkommen unterzeichnet: Ein Solarkraftwerk aus Jordanien soll eine Entsalzungsanlage in Israel betreiben, deren Wasser wiederum nach Jordanien fließen soll. Neue Möglichkeiten eröffnen sich aber durch den Bau von Stromleitungen in die Nachbarstaaten Irak, Saudi-Arabien und eines Tages auch wieder nach Syrien.
  • Förderung der Industrieproduktion: Ein Überangebot an Elektrizität kann für die Ansiedlung von Industrien genutzt werden, für die der Standort Jordanien bislang nicht geeignet war. Voraussetzung dafür ist allerdings zusätzlich eine Lösung des Wasserproblems, da für fast jede Industrieproduktion auch größere Menge Wasser benötigt werden. Der Bau von (mit Strom betriebenen) Entsalzungsanlagen kann dazu beitragen.
  • Produktion von grünem Wasserstoff: Wenn Solarkraftwerke nicht ohne weiteres ihren Strom ins Netz einspeisen können, ist eine Speicherung dieser Energie in Form von grünem (also mit Einsatz erneuerbarer Energien erzeugtem) Wasserstoff eine sinnvolle Alternative.

Rechtlicher Rahmen für grünen Wasserstoff kommt

Umso verwunderlicher ist es, dass bislang noch keinerlei Investitionen im Bereich grüner Wasserstoff verzeichnet werden können. Lediglich ein australisches Unternehmen führt derzeit eine Machbarkeitsstudie zur Produktion von grünem Wasserstoff in Jordanien durch. Eine im Februar 2023 ausgeschriebene Studie der Weltbank-Tochter IBRD (International Bank for Reconstruction and Development) soll die jordanische Regierung bei der Erstellung eines rechtlichen und regulatorischen Rahmens zur Förderung der Erzeugung, Nutzung und des Exports von grünem Wasserstoff unterstützen.


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