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Geschäftspraxis | Kambodscha

Kambodscha – handeln zwischen Tradition und Moderne

Das Land bietet gute Investitionsanreize und die Registrierung von Firmen und Projekten ist digital möglich. Kulturelle Aspekte sollten nicht vernachlässigt werden.

Von Christoph Janensch (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH) | Phnom Penh | Kambodscha

Die Regularien für den Zugang ausländischer Unternehmen zum kambodschanischen Markt sind sehr liberal. Die Registrierung von ausländischen Unternehmen, aber auch von Investitionsprojekten als sogenannte Qualified Investment Projects (QIP), wurde im Jahr 2020 mittels eines überbehördlichen Online-Portals vereinfacht. Früher notwendige Dienstwege zum Handels- (MOC) und Arbeitsministerium (MLVT) sowie zur Allgemeinen Steuerbehörde (GDT) können nun über die Plattform abgewickelt werden. Bis Mitte 2023 hatten sich knapp 26.000 Unternehmen über das System registriert.

Mögliche Unternehmensformen sind:

  • limited liability company or subsidiary  in Kambodscha gegründete Gesellschaft oder Tochtergesellschaft
  • foreign branch office  Zweigstelle eines außerhalb Kambodschas gegründeten Unternehmens
  • commercial representative office  Handelsvertretung eines außerhalb von Kambodscha gegründeten Unternehmens
  • sole proprietorship  Einzelinhaberschaft
  • partnership  durch zwei oder mehr Personen gegründete Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung

Für Investoren mit bewilligten QIP – auch aus dem Ausland – wurden großzügige Anreizsysteme geschaffen, zu denen mehrjährige Steuervergünstigungen und Zollbefreiungen bei der Ein- und Ausfuhr zählen. Landerwerb ist für Ausländer nicht möglich, davon abgesehen bestehen aber kaum Restriktionen. So können etwa Kapitalerträge frei außer Landes gebracht werden. Grundsätzlich sind lokale Partner nicht zwingend erforderlich. Falls dies doch der Fall sein sollte – beispielsweise bei Landerwerb – sollte deren Auswahl und die Prüfung ihrer Vertrauenswürdigkeit gründlich vorbereitet und recherchiert werden.

Standbein in der Region erleichtert Markteintritt

Für die Geschäftstätigkeit empfiehlt sich generell ein Mindestmaß an Regionalerfahrung. Als Produktionsstandort ist Kambodscha am ehesten über eine Expansion aus den Nachbarländern Vietnam und Thailand erschließbar. Ausländische Produktionsfirmen realisieren ihren Markteintritt jedoch oftmals mit vergleichsweise niedrigen Initialinvestitionen über lokale Vertriebspartner, ohne eine Fertigung vor Ort. Auch dafür ist eine gründliche Vorbereitung wichtig. 

Die französische Business Community stellt die größte europäische Gruppe im Land und ihre Unternehmen vertreiben zahlreiche Produkte an Konsumenten (B2C) und Firmenkunden (B2B). Deutsche Firmen können von ihr lernen.

Der Zugang zu relevanten Entscheidungsträgern ist für alle Geschäfte wichtig, da viele Entscheidungen lokal nur auf höchster Ebene getroffen werden. Die enge Verflechtung zwischen Wirtschaft und Politik stellt allerdings in Bezug auf Compliancestandards eine Herausforderung für deutsche Unternehmen dar. Besonders die engen privatwirtschaftlichen Verflechtungen von Familienangehörigen hoher Amtsträger sind hier zu berücksichtigen.

Internationale Unternehmen profitieren von US-Dollar als Geschäftswährung

Über Ausschreibungen können auch deutsche Firmen an Aufträge gelangen. Die Mittel für größere Projekte – zum Beispiel im Bereich Infrastruktur – stammen zumeist von internationalen Gebern wie der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB). Da Kambodscha nach wie vor nicht darlehensfähig ist, konzentriert sich die deutsche Entwicklungsbank KfW auf reine Zuschussvorhaben. Für die Identifikation von Ausschreibungen kann sich neben der Suche über Germany Trade & Invest oder ADB auch ein Blick auf Portale wie DailyBids und das lokale Bongthom lohnen. 

Die kambodschanische Zentralbank ist bestrebt, die sich im Umlauf befindlichen US-Dollar zu reduzieren und die Lokalwährung Riel zu stärken. Die Dollarisierungsrate im Land beträgt aber nach wie vor circa 83 Prozent, was Geschäfte und Finanzplanungen für ausländische Akteure erleichtert.

Traditionelle Gepflogenheiten treffen auf westliche Normen

Trotz einer insgesamt relativ westlichen Ausrichtung sind die Arbeitsbeziehungen im Land häufig von traditionellen Hierarchien geprägt. Das trifft besonders auf staatliche Stellen wie Ministerien zu. Hier sind Respektsbekundungen durch angemessene Begrüßungen und korrekte Anreden zumindest für Kambodschaner unerlässlich. Zur korrekten Anrede zählt etwa "His/Her Excellency" für hohe Amtsträger. 

Die Erwartungen gegenüber Ausländern, kulturelle Verhaltensweisen zu befolgen, sind dagegen geringer und internationale Standards sind mittlerweile üblich. Der westliche Handschlag ist zwar zumindest in der Geschäftswelt verbreitet, dennoch ist der traditionelle Gruß mit vor der Brust beziehungsweise vor dem Kinn zusammengeführten Handflächen ein gern gesehenes Zeichen der Wertschätzung.

Englisch ist als Geschäftssprache weit verbreitet. Für den Austausch mit älteren Geschäftspartnern sind gegebenenfalls Dolmetscher notwendig. Das Kommunikationsmedium E-Mail ist in Kambodscha auf dem Rückzug. Die meisten Unternehmen nutzen parallel den Kurznachrichtendienst Telegram und teilweise auch WhatsApp. Nichtsdestotrotz empfiehlt es sich, wichtige Kommunikation zu dokumentieren. 

Der zeitliche Planungshorizont im Vorfeld von Terminen und Veranstaltungen ist deutlich kürzer als in Deutschland. Zudem spielen Statussymbole in Kambodscha eine wichtige Rolle und zeigen Einkommen und soziale Stellung nach außen.

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